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23.-26.10.2000 - Letzte Aktualisierung: 26.10.2000 Bundesliga

Zebras aufgepaßt: Wallaus "junge Wilde" kommen!

Wallau-Massenheim reist mit 14:2 Punkten an

Update #2

Hier geht's zur Aktualisierung vom 25.10. und vom 26.10...

Nächster Bundesliga-Gegner:  Die SG Wallau-Massenheim.
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Daß es am 28.10. gegen Flensburg zu einem Spitzenspiel kommen würde, war zu erwarten. Doch wer hätte gedacht, daß am Donnerstag, den 26.10. (20.00 Uhr), mit der SG Wallau-Massenheim der Tabellenzweite in der Ostseehalle auflaufen würde?
Die "jungen Wilden" von SG-Trainer Martin Schwalb haben die Liga geschockt. Vor der Saison glaubten einige Experten sogar, daß die Hessen gegen den Absiteg kämpfen würden, die meisten Fachleute wähnten die SG im Mittelfeld. Doch daß der deutsche Meister von 1992 und 1993 nach acht Spieltagen 14:2 Punkte vorweisen kann und damit punktgleich mit dem Spitzenreiter Magdeburg auf Platz zwei liegt - wer hätte das gedacht?

Wallau startete mit 6:0 Punkten, siegte klar in Hildesheim, gegen Wuppertal und in Dormagen. Schon eher unerwartet war der knappe Heimerfolg gegen Lemgo. Den einzigen Punktverlust in dieser Saison setzte es im Regionalderby bei der 24:26-Niederlage in Großwallstadt. Doch die junge Mannschaft ließ sich nicht beirren und setzte mit Erfolgen in Wetzlar, gegen Hameln und Minden ihren Siegeszug fort (siehe Kurve Wallau).

Trumpften gegen Minden groß auf: Die Wallauer Nationalspieler Jan-Olaf Immel (links) und Christian Rose (rechts).
Trumpften gegen Minden groß auf: Die Wallauer Nationalspieler Jan-Olaf Immel (links) und Christian Rose (rechts).
Gerade der 35:33-Heimerfolg gegen GWD beeindruckte die Konkurrenz, Minden fühlte sich von der Torflut der Hessen geradezu überrollt, mußte in der ersten Halbzeit schon 20 Gegentreffer(!) hinnehmen. Nur in den letzten 20 Minuten brachen die Gastgeber etwas ein. Gerade die Jung-Nationalspieler im Rückraum konnten bei der SG überzeugen. Der 24-jährige Jan-Olaf-Immel (RL/RM), der seinen Vertrag gerade bis 2003 verlängert hat, traf alleine neunmal. Sein variabler 23-jähriger Mitspieler Christian Rose, der sowohl Rückraum Rechts als auch Rechtsaußen spielen kann, war achtmal erfolgreich. Zwei Männer, denen nach Meinung vieler Handball-Experten die Zukunft gehört. Die 2000 Zuschauer in der Frankfurter Ballsporthalle waren restlos begeistert.

"Es gibt Spiele, in denen Schützen über sich hinauswachsen, Tore erzielen, die ans Unglaubliche grenzen", kommentierte Wallaus Martin Schwalb das furiose Auftreten seiner Mannschaft gegen Minden. Christian Rose dachte nach dem Sieg über Minden aber schon an das Spiel beim THW, versuchte die eigene Leistung zu relativieren: "Bei mehreren Spielen hatten wir einen größeren Vorsprung, der dann geschmolzen ist. Wir sind noch nicht ganz so abgeklärt. Kiel mit seinen alten Hasen wäre das nicht passiert." "Wegen des Einbruchs in den letzten 20 Minuten und der wenig berauschenden Abwehrleistung" (Frankfurter Neue Presse) schätzt Rose, daß seine Mannschaft am Freitag erst 80 Prozent ihrer Leistungsfähigkeit erreicht hat. Schöpft die SG die letzten 20 Prozent am Donnerstag aus, könnte sie sogar THW in deren "berüchtigten Ostseehalle" ärgern. "Ein Punkt in Kiel wäre nicht normal", weiß Rose aber...

Rose und Immel sind zwei Beispiele für das "Wallauer Modell", bei dem wegen finanzieller Mittel hauptsächlich auf junge, deutsche Spieler gesetzt wird. Ein Modell, daß sich in den letzten Wochen bezahlt gemacht hat, eine Woge der Begeisterung schwappt durch die Region. "Die Sache ist sehr positiv für die Bundesliga. Es zeigt, wie sich deutsche Talente entwickeln können, wenn sie Spielanteile bekommen", lobt Bundestrainer Heiner Brand. Nur drei Ausländer hat Trainer Martin Schwalb im Kader: Der jugoslawischen Torhüter Zoran Djordjic, der mit 34 Jahren älteste SG-Spieler und in der Liga als "Siebenmeterkiller" bekannt, seinen jugoslawischen Landsmann Dusko Bilanovic auf RR (29 Jahre) und den 23-jährigen Niederländer Mark Schmetz auf Rechtsaußen. Der Top-Torjäger der Wallauer ist mit 47/26 Treffern in acht Spielen in den Top-Ten der Bundesliga-Torschützenliste. Ihm folgen in der Teamwertung Immel (46 Tore) und Rose (34).

Wallaus Trainer Schwalb spielt die Leistung der SG herunter: "Wir sind noch nicht so weit."
Wallaus Trainer Schwalb spielt die Leistung der SG herunter: "Wir sind noch nicht so weit."
Im Rückraum vertraut Schwalb neben Immel und Bilanovic auf die jungen Pascal Hens (RL) und Steffen Weber (RM), komplettiert wird die Riege durch den Abwehrspezialisten Häusler, der aus Wuppertal kam. Den Kasten sauber hält weiter das bekannte Duo aus Djordjic und Marcus Rominger, das durch den 22-jährigen Matthias Beer aus der 2. Mannschaft ergänzt wird. Der rechte Flügel wird - wie erwähnt - durch Schmetz und Rose besetzt, links wechseln sich Carsten Bengs und Ingo Meyer ab.

Am Kreis hat Trainer Martin Schwalb momentan Probleme. Sein etatmäßiger Kreisläufer Andreas Rastner ist verletzt, Mike Fuhrig, der wohl seine letzte Saison in Wallau spielt, wird meist nur in der Abwehr eingesetzt. So kam gegen Minden 23-jährige Gregor Werum zum Einsatz. Abgänge vor der Saison waren Heiko Karrer (TUSEM Essen), Stefan Steinke (SG Hameln) und Frank Cordes (SG Altjührden).

Das Saisonziel der SG "Platz zwölf, nicht absteigen" scheint schon fast erreicht, doch Martin Schwalb warnt: "Wir werden jeden Tag an der Spitze genießen, aber wir sind noch nicht so weit, wie es vielleicht den Anschein hat." Beim THW werden seine jungen "Panther" die Feuertaufe bestehen müssen. Nur die Meistermannschaften von 92 und 93 konnten in den letzten Jahren in der Ostseehalle punkten, danach gab es nur noch Niederlagen (siehe Gegnerdaten).

Aktualisierung vom 25.10.

Gegenüber sport1.de gibt sich SG-Trainer Martin Schwalb vor dem Spiel selbstbewußt: "Meine Mannschaft fühlt sich natürlich wohl da oben in der Tabelle. In Kiel zu bestehen ist schon sehr schwer. Aber wir fahren nicht dahin, um zu verlieren."

Zwar erzielte seine Mannschaft gegen Minden mit einem beeindruckenden Angriffswirbel 35 Tore, doch bei 33 Gegentreffer stellt sich die Frage nach der Abwehr. Schwalb relativiert: "Das war ein Spiel, da war jeder Wurf ein Treffer, das passiert halt schon mal. Unsere Abwehr hat uns bereits so manchen Punkt gesichert in der Saison, da habe ich keine Bedenken."

Ob der angeschlagene Ex-Kieler Andreas Rastner am Kreis zum Einsatz kommt, wird sich erst in den letzten Trainingseinheiten entscheiden. Doch sein Ersatz, der 23-jährige Nachwuchspieler Gregor Werum, "macht sich sehr gut", meint Schwalb. "Allerdings kann man nicht erwarten, dass ein so junger Spieler auf Anhieb einen Mann wie Andreas Rastner gleichwertig ersetzen kann."

Auf Kieler Seite blickt man zuversichtlich auf die kommenden schweren Aufgaben gegen Wallau und zwei Tage später gegen Flensburg: "Angst kennen wir nicht, die Mannschaft ist so routiniert, daß wir keine Bedenken haben müssen. Klar wollen uns alle straucheln sehen, aber das ist doch eine Ausgangslage, die man sich erst einmal erarbeiten muß", so THW-Manager Uwe Schwenker. "Wer oben mitspielen will, muß zu Hause ohnehin gewinnen, da braucht man gar nicht drüber zu diskutieren", gibt Schwenker die Marschroute vor.

Aktualisierung vom 26.10.

Serdarusic ist voller Respekt vor dem Spiel gegen die Hessen: "Wallau hat schon 14:2 Punkte, die wollen wir erst haben." Und Schwenker meint: "Die spielen unbeschwert auf und schweben auf Wolke sieben. Aber wir brauchen die Punkte vor dem schweren Spiel am Sonnabend in Flensburg."

Noka Serdarusic hat sich die Truppe mehrmals auf Video angesehen und war besonders von Immel und Rose beeindruckt: "Immel und Rose haben keine Angst, auch mal aus zehn Metern abzuziehen. Und sie treffen. Die Wallauer spielen einen sehr guten, lockeren Handball. Die haben in Wetzlar souveräner gespielt als wir zu Hause gegen die Wetzlarer."

SG-Trainer Martin Schwalb hat sich derweil das Video von Großwallstadts Sieg in Kiel besorgt und eingehend studiert: "Großwallstadt hat vorne sehr konsequent gespielt und seine Chancen genutzt", analysiert Schwalb. Wenn sein Team den Fehlerquotient ähnlich niedrig halten kann, damit die Kieler nicht über den Torjäger Nummer eins der Liga, Nikolaj Jacobsen, ihre gefährlichen Gegenstöße anbringen können, und die Abwehr einschließlich Torhüter sehr kompakt steht, kann sich Schwalb eine Überraschung vorstellen. "Das muß aber über 60 Minuten funktionieren", fordert er.

Neben den bewährten 6:0- und 5:1-Deckungsvarianten hat Schwalb noch eine dritte einstudiert, mit der er die Kreise der THW-Schweden einengen möchte. Und vielleicht kann er dabei doch auf Andreas Rastner zurückgreifen. Der will nach seiner Knieverletzung unbedingt im "Hammerspiel" (so Rastner) auflaufen. Doch die Chancen dafür stehen nicht mehr als 50:50, so Schwalb.

TV- und Radio-Tips:

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    Do., 22.00: Berichterstattung
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  • Radio: RSH, Do., ab 20.00: Live-Einblendungen
     
  • TV: DSF, Mi., ab 21.00: Zeitversetzte Aufzeichnung des Spiels GWD Minden - SG Flensburg-Handewitt DSF-Logo


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