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03.02.2002 EM 2002

Deutschland besiegt Dänemark - Nun Traumfinale gegen Schweden

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft steht nach dem Gewinn der Weltmeisterschaft 1978 unmittelbar vor ihrem größten Erfolg. Die DHB-Auswahl um Bundestrainer Hainer Brand besiegte Dänemark mit 28:23 (13:12) und steht damit am Sonntag im Endspiel der Europameisterschaft (ab 17.30 Uhr live im DSF und im Sport1-Live-Ticker). Finalgegner wird Gastgeber und Titelfavorit Schweden sein. Die "Bengan-Boys" setzten sich überaus deutlich mit 33:22 gegen das Überraschungsteam Island durch (siehe Bericht). In einer wahren "Handballshow" spielte Schweden nach einer ausgeglichenen Halbzeit in der zweiten Hälfte mit seinem Gegner regelrecht "Katz und Maus".
Der deutsche Angriff war im Vergleich zu den letzten Auftritten nicht wiederzuerkennen. Sehr konzentriert spielte die Brand-Truppe ihre Möglichkeiten in der Offensive aus. Und auch mit der Chancenauwertung seiner Spieler konnte der Bundestrainer bis dato zufrieden sein - sie führten nach acht Minuten mit 6:3. Doch dann entwickelte sich die Partie zunehmend zerfahren. Beide Teams erhöhten ihre Risikobereitschaft, was zu einer steigenden Fehlerquote führte. Es entstand ein offener Schlagabtausch, den die Dänen für sich besser nutzen konnten.

Während bei der deutschen Mannschaft auf einmal im Angriff der Faden riss und nichts mehr zusammen lief, kamen die Dänen Tor um Tor heran und gingen sogar in der 20. Minute durch Michael Knudsen mit 10:9 in Führung. Brand reagierte und brachte für Torhüter Henning Fritz den Lemgoer Christian Ramota. Ganz im Gegensatz zum ersten Halbfinalspiel, als die Zuschauer Handball vom allerfeinsten geboten bekamen, war diese Partie spielerisch eher "Magerkost". Dennoch konnten sich die Fans über mangelnde Spannung nicht beschweren - es war halt ein "Kampfspiel".

Die DHB-Auswahl erholte sich schnell von einem 9:11-Rückstand. Mit einem 4:0-Zwischenspurt drehten die Deutschen wieder das Blatt und gingen ihrerseits in Führung. In einer niveauarmen ersten Halbzeit konnte lediglich die Rückraum-Kreis-Achse und Christian Ramota einige Akzente setzen. Ansonsten war es alles andere als berauschend. Die Brand-Truppe ließ ihre spielerischen Qualitäten weitestgehend vermissen - insbesondere das Überzahlspiel konnte nur unzureichend ausgenutzt werden.

Nach dem Wechsel blieb die Partie zunächst weiter eng - 16:16 nach 40 Minuten. Doch dann gewann die deutsche Abwehr zunehmend an Sicherheit. Die Dänen fanden nun kein Mittel mehr zum Torerfolg zu kommen. Immer wieder blieben die Bälle in der deutschen Deckung hängen - kamen sie einmal durch, war da ja noch Christian Ramota. Durch einen "Doppelschlag" von Volker Zerbe konnte sich die Deutsche Nationalmannschaft nach 46 Minuten zum ersten Mal in diesem Spiel auf fünf Tore absetzen (22:17). Die Brand-Truppe hatte sich einen kleinen Vorteil herausgespielt. Besonders Zerbe und Ramota tauten nun förmlich auf und drückten dem Spiel ihren Stempel auf.

Aber Dänemark blieb dran. Vor allem der Flensburger Sören Stryger traf nun nach Belieben und bereitete der deutschen Deckung einige Probleme. Doch ausgerechnet Stryger leitete mit einem verworfenen Siebenmeter den deutschen Erfolg ein. Über ein 23:21 (50.) setzte sich die Brand-Truppe auf 28:23 ab. Nach dem Gewinn des WM-Titels 1978 und der Silbermedaille in Los Angeles, wobei allerdings die osteuropäischen Länder nicht am Start waren, ist dieser Finaleinzug sicherlich der größte Erfolg des deutschen Handballs.

"Wir waren das ganze Turnier schon kämpferisch sehr gut eingestellt, aber heute war diese Leistung sich ein "I-Tüpfelchen - dieser Sieg war überragend", so "Matchwinner" Volker Zerbe

(Spielbericht © 2002 Sport1, von Christian Schürholz)

Stimme zum Spiel:

Henning Fritz gegenüber Sport1:
Ich bin überglücklich. Wir haben im Finale nichts zu verlieren. Der Druck, den wir heute hatten, ist im Finale weg. In der Globen-Arena zu spielen, ist ein echter Wahnsinn. Das war viel beeindruckender als in der Kölnarena. Ich weiß nicht, ob ich morgen spiele, aber das spielt keine Rolle. Es hat sich hier gezeigt, dass ich zusammen mit Christian Ramota und Chrischa Hannawald ein Team im Team bin. Von den Schweden fürchte ich am meisten Stefan Lövgren und Magnus Andersson. Lövgren gibt 60 Minuten Vollgas, und Andersson wird unbequem. Wir fürchten nicht den Druck in dieser Halle. Wenn wir die Ruhe behalten, haben wir eine Chance.
Johan Pettersson gegenüber Sport1:
Ich habe den Deutschen die Daumen gedrückt. Das wird nun ein tolles Finale.

Die Sport1-Einzelkritiken der THW-Spieler:

  • Henning Fritz: Hatte zunächst in seinem 100. Länderspiel wenige Möglichkeiten, sich auszuzeichnen. Nach acht Würfen mit nur einem gehaltenen Ball musste er in der 16. Minute Christian Ramota Platz machen.
  • Klaus-Dieter Petersen: In der Abwehr gewohnt solide. Hielt die Deckung immer wieder zusammen. Vorn allerdings unglücklich nach einem abgefangenen Ball, als er übertrat.

Halbfinale, 02.02.02, Sa., 18.30: Dänemark - Deutschland: 23:28 (12:13)

Dänemark:
Hvidt, Pedersen; Jeppesen (2), Klaus Bruun Jörgensen (2), Laen, Lars Jörgensen (5), Boesen (1), Christiansen (2), Boldsen (3), Spellerberg, Knudsen (1), Jakobsen, Stryger (6/2), Flensborg (1)
Deutschland:
Fritz (1.-16.), Ramota (16.-31.); Hens (3), von Behren, Dragunski (n.e.), Kretzschmar (1/1), Rose (n.e.), Schwarzer (4), Petersen, Zerbe (7), Baur (7/4), Zeitz (n.e.), Jansen, Stephan (3), Kehrmann (3) ; Trainer: Brand
Siebenmeter:
Dänemark: 4/2 (Christiansen und Stryger scheitern an Ramota);
Deutschland: 7/5 (Kretzschmar und Stephan scheitern an Pedersen)
Zeitstrafen:
Dänemark: 7 (zweimal Jeppesen, K.B. Jörgensen, zweimal Christiansen, Spellerberg, Jakobsen, Stryger);
Deutschland: 5 (Petersen, zweimal Zerbe, zweimal Stephan)
Schiedsrichter:
Josic / Rudic (Kroatien)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:3, 1:3, 1:4, 2:4, 2:5, 3:5, 3:6, 6:6, 6:7, 7:7, 7:8, 8:8, 8:9, 11:9, 11:13, 12:13;
2. Hz.: 13:13, 13:14, 15:14, 15:16, 16:16, 16:17, 17:17, 17:22, 20:22, 20:23, 21:23, 21:24, 22:24, 22:27, 23:27, 23:28
Zuschauer:
14067 (ausverkauft) (Globen, Stockholm)


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