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23.03.2002 Bundesliga / Interview

Andreas Rastner im Interview: "Kein Öl ins Feuer gießen!"

Andreas Rastner: "Kein Öl ins Feuer gießen!"
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In der Saison 1998/99 trug Andreas Rastner selbst das Trikot des THW Kiel, doch nach nur einem Jahr trennte sich der Kreisläufer "aus sportlichen und privaten Gründen" vom THW. Seitdem läuft Rastner im Trikot der SG Wallau-Massenheim auf. Im anstehenden Europapokal-Halbfinale kehrt er ein weiteres Mal zurück in die Ostseehalle und kann bestätigen, dass die Ungereimtheiten von einst längst aus dem Weg geräumt sind. Im ZEBRA Gespräch schätzt Andreas Rastner die Chancenverteilung in den anstehenden beiden Partien ein und spricht zudem offen über seinen anstehenden Wechsel zum VfL Gummersbach.
Zebra:
Andreas, schon vor einigen Tagen war davon zu lesen, dass Du und die SG Wallau-Massenheim noch eine Rechnung mit dem THW Kiel offen hätten. Was genau war gemeint?
Andreas Rastner:
Diese angeblich von mir getätigte Aussage in der Frankfurter Rundschau war absoluter Schwachsinn und zudem frei erfunden. Der verantwortliche Redakteur sagte mir hinterher, es hätte halt so gut gepasst - Ich fand diese Vorgehensweise jedenfalls unter aller Kanone und distanziere mich eindeutig davon. Wir sind schon zuvor in so vielen Spielen auf den THW Kiel getroffen, dass alle Ungereimtheiten längst aus dem Weg geräumt sind. Ich will kein Öl ins Feuer gießen.
Zebra:
Mit welcher Einstellung gehst Du also stattdessen in das Spiel?
Andreas Rastner:
Wir wollen uns in der Ostseehalle gut verkaufen und nach Möglichkeit auf Sieg spielen. Schließlich haben wir mit dieser Mannschaft schon einmal glücklich in Kiel gewonnen - auch wenn wir das letzte Aufeinandertreffen im Dezember verloren haben. Doch da haben wir schlecht gespielt und uns mit Sicherheit unter Wert verkauft. Jetzt haben wir einiges besser zu machen. Der Respekt vor der sportlichen Leistung des THW Kiel ist dabei ungebrochen.
Zebra:
Welche Bedeutung hat dieses Halbfinale für Euch?
Andreas Rastner:
Dieses Halbfinale hat für die SG Wallau- Massenheim eine sehr große, wahrscheinlich größere Bedeutung als für den THW Kiel. Während der THW Kiel noch um die Deutsche Meisterschaft kämpft und im DHB-Pokal im Halbfinale steht, ist der EHF- Pokal unsere einzige Chance. Wenn wir jetzt nicht richtig aufpassen, laufen wir Gefahr, womöglich im Niemandsland zu verschwinden, was dieser Mannschaft nun wirklich nicht gerechnet werden würde. Dennoch: Das Halbfinale ist ein Riesenerfolg für uns. Aber: wenn wir schon mal da sind, wollen wir auch ins Finale. Eine der beiden spanischen Mannschaften, Barcelona oder Galdar, wäre sicherlich attraktiver gewesen, ohne dem THW Kiel die Weltklasse absprechen zu wollen, aber gegen ihn haben wir schon so oft gespielt. Und Europapokal heißt für mich eigentlich internationale Begegnungen und Spiele gegen Klubs aus verschiedenen Ländern. Trotzdem freuen wir uns natürlich drauf. Die Partien werden sicher spannend und die Hallen voll werden.
Zebra:
Habt Ihr vorher mit dem Erreichen des Halbfinales gerechnet oder darauf spekuliert?
Andreas Rastner:
Man kann mit dieser Mannschaft wohl nichts kalkulieren. Uns fehlt einfach die Konstanz und dadurch sind wir sehr unberechenbar - in unseren Höhen ebenso wie in unseren Tiefen. Aber darin liegt vielleicht unsere große Stärke: Wir sind nicht auszumachen. So könnte es natürlich sein, dass wir den THW Kiel in eigener Halle schlagen, das Rück- spiel in Frankfurt jedoch wieder "vergeigen" oder umgekehrt. In jedem Fall haben wir unsere große Chance und sicher auch das nötige Potential, ins Finale einzuziehen. Wir hoffen in Kiel auf einen guten Tag, um den Ausgang des Halbfinales wenigstens spannend zu gestalten und nicht wie zuletzt der TBV Lemgo schon im Hinspiel sang- und klanglos unterzugehen.
Zebra:
Wie siehst Du die Chancen verteilt?
Andreas Rastner:
Das kann man nicht genau beziffern. Der THW Kiel tritt zur Zeit als eine sehr kompakte Einheit auf und ist deutlich stärker als noch zu Saisonbeginn. Wir sind daher nur Außenseiter, fühlen uns in dieser Rolle aber sehr wohl. Es können zwei ausgeglichene, in jedem Fall aber zwei packende und sicher schöne Spiele werden. Ich möchte jedenfalls keine solchen Hauereien und Stechereien mehr wie in der letzten Runde gegen RK Sintelon.
Zebra:
Die Zukunftsaussichten bei der SG Wallau- Massenheim stehen gut, das Potential für große Erfolge ist da - warum Dein Wechsel zum VfL Gummersbach nach dieser Saison?
Andreas Rastner:
Weil ich schon ein alter Sack bin (lacht). Ich hatte tatsächlich noch für zwei weitere Jahre einen Vertrag in Frankfurt, den wir allerdings auf meinen eigenen Wunsch hin aufgelöst haben. Ich bin mittlerweile schon 33 Jahre alt und muss mich so langsam umschauen, wo ich nach dem aktiven Handball meine Brötchen verdienen kann. Und ich hoffe einfach, dass ich das als TV- und Zeitungsredakteur in Köln gut machen kann. Zudem - darüber braucht man nicht zu diskutieren - hat mir der VfL Gummersbach ein überaus attraktives und lukratives Angebot unterbreitet. Zwar stand der VfL auch zu dem Zeitpunkt schon mitten im Abstiegskampf, doch das Angebot war finanziell so verlockend, dass ich mir gesagt habe: Spielen wir mal ein bisschen. Das Risiko gehe ich ein!
(Das Gespräch führte Sascha Klahn)


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