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19./21.05.2002 - Letzte Aktualisierung: 21.05.2002 Bundesliga

Letztes THW-Aufgebot stößt Nordhorn von der Spitze

THW kann nun durch Sieg in Flensburg Titel aus eigener Kraft holen

Bundesliga, 33. Spieltag: 19.05.2002, So., 15.30: THW Kiel - HSG Nordhorn: 27:22 (13:12)
Update #3

Schwarz-weißer Jubel nach dem Schlußpfiff: Der THW kann nun aus eigener Kraft Meister werden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Schwarz-weißer Jubel nach dem Schlußpfiff: Der THW kann nun aus eigener Kraft Meister werden.
Wahnsinn: Das Drehbuch zur Bundesliga-Saison 2001/2002 hätte kein Krimi-Autor spannender schreiben können. Mit einer einer unglaublichen Energieleistung beim 27:22 (13:12)-Sieg über den bisherigen Spitzenreiter HSG Nordhorn sind die Zebras nun in der Lage, durch einen Sieg beim Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt am letzten Spieltag aus eigener Kraft den Titel zu holen. Holt der THW beim Showdown in der Flensburger Campushalle (Samstag, 15.00 Uhr, live im NDR) die Meisterschale?
Das Match gegen Nordhorn war die erwartet spannende, knappe Partie vor einer fantastischen Kulisse von fast 10000 begeisterten Zuschauern. Im letzten Pflichtspiel-Auftritt von Magnus Wislander in der immer ausverkauften Ostseehalle ging der THW nach Gegenstoßtor Pettersson und Rückraumtreffer von Fis mit 2:1 in Führung (5.).

Doch die HSG Nordhorn, die mit einem Sieg in Kiel als Meister festgestanden hätte, hielt gegen und lag zwei Minuten später mit 3:2 vorn. Staffan Olsson markierte mit einem unglaublichen Rückraumkracher zwar den 3:3-Ausgleich und wenig später auch das 4:4 (10.) vom Kreis nach schnellem Anwurf, aber Nordhorn ließ sich nicht beeindrucken. Solberg und Hagen brachten die Niedersachsen mit 6:4 (11.) in Führung.

Bis zum 7:5 (13.) konnte Nordhorn die Zwei-Tore-Führung halten, doch dank einer über die gesamten Partie starken THW-Abwehrleistung glichen die Zebras innerhalb von vier Minuten zum 7:7 aus (17.). Nach zwei Paraden von Henning Fritz (darunter ein gehaltener Strafwurf gegen Filip) gelang den Zebras nach Treffern von Lövgren und Olsson sogar die 9:7-Führung (19.).

Julio Fis war zweimal erfolgreich.
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Nachdem der THW jedoch mehrmals den Ball verlor und an HSG-Torhüter Peter Gentzel scheiterte schaffte HSG-Shooter Frode Hagen, den die THW-Deckung sonst souverän im Griff hatte, mit einem Doppelschlag zum 9:9 (23.) das erneute Remis. Nach dem 10:10 (25.) häuften sich die Ballverluste und Fehlwürfe auf beiden Seiten und die Zebras gingen durch zwei Kontertore von Pettersson und Preiß, der ab der 12. Minute auf Linksaußen für Scheffler spielte, erneut in Führung: 12:10 (28.). Nach dem 13:11 (29.) durch Fis hätten die Hausherren sogar erstmalig einen Drei-Tore-Vorsprung herausholen können, doch Pettersson scheiterte per zweiter Welle an Gentzel und SG-Linksaußen Jensen verkürzte kurz vor der Pausensirene auf 12:13.

Dragan Skbric setzte zu Beginn des zweiten Durchgangs einen Siebenmeter an die Latte, doch der THW konnte daraus kein Kapital schlagen. Viermal in Folge scheiterten die Gastgeber an Peter Gentzel, die HSG ging mit 15:13 (34.) in Führung. Auch vom Siebenmeterstrich konnte THW-Kapitän Lövgren den schwedischen Weltklassekeeper nicht bezwingen (35.). Erst Pettersson beendete mit einem Tor von Rechtsaußen zum 14:15-Anschluß (36.) die Zebra-Torflaute und Magnus Wislander glich mit seinem ersten Treffer für den THW aus (15:15, 37.).

Starker Rückhalt: Henning Fritz.
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Nordhorn gelang zwar einmal eine Führung (16:15, 37.), doch mit einem jetzt sehr stark stehenden Henning Fritz im Kieler Tor und einer weiter sehr guten Deckungsleistung - Nordhorn geriet mehrfach in Zeitspielgefahr - gelang dem THW die Wende zur 19:16-Führung (43.). Nach 17:19-Anschluß konnte der Ende der ersten Halbzeit eingewechselte Morten Bjerre mit dem 20:17 (45.) seinen ersten Torerfolg verbuchen. Bjerre war es auch, der zum 21:17 (48., erste Vier-Tore-Führung für den THW) und zum 22:18 (50.) traf. Die Zebras spielten da schon zehn Minuten mit der Rückraumformation Lövgren, Wisotzki und Bjerre, die das Spiel schnell machte. Nordhorns Trainer Kent-Harry Andersson zog die Notbremse und nahm eine Auszeit.

Der HSG-Coach brachte nun Lubomir Vranjes für Glenn Solberg, doch der Tausch der Spielmacher machte sich nicht wirklich bezahlt, dem THW gelang in der 54. Minute sogar die 24:19-Führung. Doch als kurz nacheinander Morten Bjerre und Stefan Lövgren Zeitstrafen erhielten, war der so wichtige Sieg noch einmal in Gefahr. Die Gäste verkürzten auf 21:24 (55.) und hatten kurz darauf mit mehreren "Hundertprozentigen" die Chance, das Spiel noch einmal zu kippen.

Doch die Nerven bei der HSG schienen blank zu liegen. Skrbic scheiterte beim Gegenstoß an Fritz, Hagen warf zweimal vorbei, ebenso wie Filip. Auch eine Manndeckung gegen Lövgren rettete die HSG nicht mehr. Stattdessen zog der THW nach Toren von Bjerre und Preiß und mehreren Paraden von Fritz unter stehenden Ovationen auf 26:21 (59.) davon. Der sichtlich gefrustete Andreas Larsson handelte sich kurz vor Schluß noch eine Zeitstrafe ein, THW-Kapitän Stefan Lövgren setzte mit seinem Tor zum 27:22 den Schlußpunkt.

Beste Schützen beim THW waren Lövgren (5/1) und Pettersson (5/1). Bei einem insgesamt starken Mannschaftsleistung war Henning Fritz mit 15 Paraden und einem gehaltenen Siebenmeter ein großer Rückhalt. Bei Nordhorn waren Andersson (4), Filip (4/1) und Hagen (4) die erfolgreichsten Torschützen.

Stimmen zum Spiel:

Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Moderator Pipke, HSG-Trainer Andersson, HSG-Marketing-Chef Voik
Pressekonferenz. Von links: THW-Manager Schwenker, THW-Trainer Serdarusic, Moderator Pipke, HSG-Trainer Andersson, HSG-Marketing-Chef Voik
HSG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Andersson: "Kiel hat verdient gewonnen."
Andersson: "Kiel hat verdient gewonnen."
Glückwunsch an den THW, Kiel hat verdient gewonnen. Sie haben ein tolles Spiel gemacht, von Anfang an mit Tempo gespielt. Dadurch hatten wir große Probleme beim Wechsel von Angriff auf Abwehr, konnte unsere Deckung nicht organisieren. Trotzdem hatten wir beim Stand von 24:21 noch Möglichkeiten, haben da drei Hundertprozentige verworfen.

Noka möchte ja sicher nicht nicht zur Deutschen Meisterschaft gratuliert werden.

[Zum Grund der Niederlage:]
Wir haben nicht so viele einfache Tore durch Hagen und so viele Gegenstoß-Tore erzielt, dann ist es schwer zu gewinnen. Kiel hat aber auch gut gespielt in der Abwehr und einen guten Torhüter gehabt.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Serdarusic: "Die Mannschaft war hochmotiviert."
Serdarusic: "Die Mannschaft war hochmotiviert."
Wir haben heute ein sehr gutes, temporeiches Spiel gesehen. Wir haben sehr konzentriert gespielt, standen in der Abwehr sehr gut, haben bei Nordhorn Hagen und die beiden Außen aus dem Spiel genommen. Meine Mannschaft war hochmotiviert, ist mit viel Tempo in die Partie gegangen. Dennoch hätten wir vorne sicherlich ein besseres Ergebis erzielen können. Gentzel hat einige Hundertprozentige in der ersten Halbzeit gehalten, hat toll gehalten, sonst hätten wir das Spiel schon in der ersten Halbzeit entschieden. Aber mit einem Fünf-Tore-Sieg gegen solch eine Mannschaft muß man zufrieden sein.

[Grinst:] Ich lobe ja nicht oft, aber ich habe der Mannschaft versprochen: Wenn wir in Flensburg gewinnen, dann werde ich sie loben.

Nachdem wir nun heute den Tabellenführer gestürzt haben, könnte ich ja eigentlich die kommende Woche genießen, aber ich denke, die Gedanken an Flensburg werden mir das verderben. Wir müssen jetzt noch eine Woche alles geben, uns gut vorbereiten, dann, so hoffe ich, kann Kent-Harry uns zur Meisterschaft gratulieren.

[Zu guten Leistung von Morten Bjerre in den letzten Spielen:]
Morten hat im letzten Heimspiel sehr ordentlich, in Essen gut und heute gegen Nordhorn sehr gut gespielt. In letzter Zeit trainiert er wie noch nie. Der Lohn für das gute Training ist dann auch mehr Selbstvertrauen, man wird besser.

[Frage: Warum haben sie an Henning Fritz nach sechs gehaltenen Bällen in der ersten Halbzeit festgehalten?]
Sechs Bälle, das ist Durchschnitt in der Liga. Ich habe an Henning festgehalten, weil er in den letzten Spielen oft bester Mann war.

[Zur Taktik:]
Wislander und Petersen haben in der Deckung genau das gemacht, was wir die ganze Woche vorbereitet hatten. Da hat es hundertprozentig gestimmt.

THW-Manager Uwe Schwenker:
[Frage: Größere Spannung ist nicht mehr möglich, oder?]
Für jeden Sportler ist es natürlich ein ganz besondere Situation, wenn man am Ende der Saison die Chance auf die Meisterschaft hat. Wenn uns jemand nach dem Spiel in Schwerin und in Blick auf die ganzen Verletzten gesagt hätte, daß wir noch Meister werden können, hätte ich ihn für verrückt erklärt.

Kompliment an das Team, das sich zusammengerauft hat, seitdem über dem Limit spielt und mit Selbstbewußtsein in jede Partie geht.

Es ist jetzt natürlich eine schone Konstellation, daß wir aus eigener Kraft Meister werden können, aber die Punkte in Flensburg hängen natürlich sehr hoch - das wird ganz ganz schwer.

Am nächsten Samstag wird der NDR in einer Konferenzschaltung die Spiele Flensburg gegen den THW und Nordhorn gegen Gummersbach live übertragen, darüber freuen wir uns sehr.

[Zur Abschiedsgala von Magnus Wislander:] Bisher sind über 9000 Karten abgesetzt, die Party im MAX ist bereits ausverkauft. Das ist eine tiefe Verbeugung vor Magnus Wislander.

HSG-Marketing-Chef Klaus Voik:

[Erwarten Sie Schützenhilfe von Flensburg?]
Ich glaube, daß Flensburg gegen den THW alles geben wird, um zu gewinnen, aber das ist umgekehrt auch der Fall. Wir werden unser Bestes geben gegen Gummersbach und dann auf einen Telefonanruf warten und uns über den zweiten oder ersten Platz freuen.

THW-Urgestein Magnus Wislander:
Magnus Wislander: "In Flensburg den Titel zu holen wäre das Größte."
Klicken Sie zum Vergrößern! Magnus Wislander: "In Flensburg den Titel zu holen wäre das Größte."
Das war ein großartiger Abschied. Nun konzentrieren wir uns ganz auf Flensburg. Es wäre das Größte, den Titel in Flensburg zu holen.

[Zu den Kieler Nachrichten:]
Die Stimmung war unglaublich, das Beste, was ich je in der Ostseehalle erleben durfte. Als ich vor dem Spiel mit stehenden Ovationen empfangen wurde, musste ich mir eine Ablenkung suchen, die Augen wurden schon ein bisschen feucht.


THW-Rechtsaußen Johan Pettersson:
Die Atmosphäre war berauschend. Wir sind froh, dass wir vor dem letzten Spiel noch die Chance auf den Titel haben. Das schwerste Spiel steht uns noch bevor. Wir werden in Flensburg volle Pulle gehen.

[Zu den Kieler Nachrichten:]
Sieben Siege in Folge gegen Spitzenmannschaften, das ist schier unglaublich. Was wir bisher geschafft haben, ist nicht normal.

HSG-Abwehrchef Ola Lindgren:
Das war's wohl. Wir haben heute wohl den Titel verspielt.
HSG-Manager Bernd Rigterink:
Nach Schlußpfiff vielleicht der einsamste Mann in der Halle: HSG-Manager Bernd Rigterink.
Nach Schlußpfiff vielleicht der einsamste Mann in der Halle: HSG-Manager Bernd Rigterink.
Vor diesem Spiel standen unsere Chancen auf die Meisterschaft 50:50, jetzt stehen sie 40:60.

HSG-Kreisläufer Dragan Skrbic:
Wir sind mit dem Druck der Ostseehalle nicht zurechtgekommen.
THW-Rechtsaußen Johan Pettersson gegenüber den Kieler Nachrichten:
Daß wir die Schale in Flensburg gewinnen können, ist das Größte in meinen neun Jahren THW. Ich hoffe, Norbert [Oberbürgermeister Gansel, die Red.] vergisst nicht, den Empfang zu organisieren. Das wird eine Riesenparty - ob mit oder ohne Schale. Wir haben auch noch den EHF-Pokal zu feiern.

33. Spieltag: 19.05.02, So., 15.30: THW Kiel - HSG Nordhorn: 27:22 (13:12)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60.), Andersson (ein 7m); Wislander (4), Preiß (2), Pettersson (5/1), Bjerre (4), Petersen (1), Lövgren (5/1), Scheffler, Wisotzki, Fis (2), Olsson (4); Trainer Serdarusic
Logo Gegner:
Gentzel (1.-60.), J. Larsson (ein 7m); Solberg (2), R. Andersson (4), Lindgren, Jansen (2), Filip (4/3), Hagen (4), A. Larsson (3), Kohlhaas (n.e.), Vranjes (2), Skrbic (1); Trainer: K.-H. Andersson
Schiedsrichter:
Fleisch (Ostfildern) / Rieber (Denkendorf)
Zeitstrafen:
THW: 5 (Lövgren, Olsson, zweimal Bjerre, Petersen);
Nordhorn: 3 (Solberg, A. Larsson, Skbric)
Siebenmeter:
THW: 3/2 (Lövgren scheitert an Gentzel);
Nordhorn: 5/3 (Filip scheitert an Fritz, Skbric an die Latte)
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3, 3:3, 3:4, 4:4, 4:6, 5:6, 5:7, 9:7, 9:9, 10:9, 10:10, 12:10, 12:11, 13:11, 13:12;
2. Hz.: 13:15, 15:15, 15:16, 19:16, 19:17, 21:17, 21:18, 22:18, 23:18, 23:19, 24:19, 24:21, 26:21, 26:22, 27:22
Zuschauer:
9730 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
Spielgraphik:
Spielgraphik


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