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30.09.2002 Interview

Schwenker und Meier im Handball-Magazin-Interview

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In der September-Ausgabe des Handball-Magazins fand sich neben einer kompletten Vorschau auf die Bundesliga-Saison ein interessantes Doppel-Interview mit BVB-Manager Michael Meier und seinem THW-Pendant Uwe Schwenker. Hier nun der Artikel mit freundlicher Genehmigung des Handball-Magazins.
Michael Meier steuert die Geschäfte des Fußball-Bundesligisten Borussia Dortmund, sein Kollege Uwe Schwenker die des THW Kiel. Das hm brachte die Manager der deutschen Meister an einen Tisch und erlebte ein erstaunliches Gipfeltreffen
Handball-Magazin:
Herr Schwenker, möchten Sie gern mit Ihrem Kollegen tauschen?
Uwe Schwenker:
Jein. Ich bin von Herzen Handballer, aber wenn man von einem Fahrrad auf eine Luxuslimousine umsteigen kann, muss man schon mal neidisch zum Fußball schauen.
Handball-Magazin:
Herr Meier, kann die traditionelle Sportart Handball irgendwann am Thron von König Fußball kratzen?
Michael Meier:
Das widerspräche allen Statistiken. In Deutschland kommt außer Fußball doch keine andere Sportart im Schnitt auf mehr als 15000 Zuschauer. Außerdem sind die Umfragen eindeutig: Fußball ist absolut Volkssport Nummer eins. Es macht allerdings Spaß zu erfahren, dass der VfL Gummersbach die Kölnarena füllt und die Sportart Handball so wieder ins Rampenlicht kommt.
Uwe Schwenker:
Für den Fußball werden wir niemals eine Konkurrenz. Wir müssen uns an Basketball und Eishockey orientieren. Aus unserer Sicht haben wir ein gutes Produkt. Die besten Spieler der Welt sind in Deutschland. Die Bundesliga ist die NBA des Handballs - im Vergleich besser als die Konkurrenz in Basketball und Eishockey. Aber uns fehlt die große Öffentlichkeit.
Handball-Magazin:
Wie stellen Sie es an, mehr in den Fokus der Medien zu kommen?
Uwe Schwenker:
Früher ist das ganze Geld in die Schokolade gegangen, also Spieler und Trainer, aber der Anteil dieser Personalkosten in den Etats wird langsam zugunsten des Umfelds zurückgefahren. Trotzdem habe ich als Verantwortlicher eines Bundesligisten noch immer eine Menge zu tun. Hier in Dortmund ist es schön: Es gibt Geld, es ist alles gut organisiert und strukturiert. In vielen Bundesligavereinen sind die Manager gleichzeitig der eigene Pressesprecher und manchmal sogar die Schreibdame. Die machen letzlich alles - nur die Eintrittskarten müssen sie nicht abreißen. Der THW ist da ein Verein, der weit vor vielen anderen liegt. Wir brauchen Profis, die sich für die Liga engagieren. Nebenbei geht das nicht.
Handball-Magazin:
Im Streben nach mehr Professionalität orientiert sich der Handball immer wieder am großen Bruder Fußball, zum Beispiel mit dem Aufbau eines eigenen Ligaverbandes...
Uwe Schwenker:
Man muss das Rad doch nicht neu erfinden. Warum sollen wir gute Ideen nicht übernehmen? Wir sind nicht so visionär, dass wir uns völlig neu aufstellen müssen.
Handball-Magazin:
Sie haben seit einem Jahr die Deutsche Fußball-Liga - können Sie den Handballern etwas Ähnliches empfehlen?
Michael Meier:
So ein Schritt ist folgerichtig. Die Interessen des Profisports sind andere als die eines stark von Amateuren geprägten Verbandes. Eine eigene Vereinigung ist wichtig für das Selbstverständnis einer Liga. Wenn ich höre, dass die Handballer mit der Bundesliga eine Weltmarke geschaffen haben, dann muss man die auch entsprechend behandeln. Aber da gibt es beim Deutschen Handball-Bund einige Probleme im Umgang mit den professionellen Ligen, die auch uns nicht verborgen geblieben sind. Gemeinsam könnte sich die Handball-Bundesliga auch erfolgreicher auf den umkämpften Märkten der Sponsoren- und TV-Gelder bewegen...
Uwe Schwenker:
Wir haben zu wenig Lobbyisten und bekommen unser Produkt gar nicht ins Fernsehen. Nehmen wir doch mal den Regionalliga-Fußball, der in fast allen Dritten Programmen eine halbstündige Sendung hat. Drittklassiger Fußball bekommt acht Mal so viel Fernsehgelder wie Weltklasse-Handball. Da stimmt die Verhältnismäßigkeit nicht. Uns würde schon ein fester Platz in den Dritten Programmen reichen, aber Handball findet nicht statt, bekommt deshalb keine höheren Marktanteile und keine besseren Einschaltquoten.
Handball-Magazin:
Wie groß ist Ihr Frust, wenn Ihnen die Fernsehanstalten nur die kalte Schulter zeigen?
Uwe Schwenker:
Damit kämpfen wir schon seit Jahren und versuchen, die Tür einen Spalt zu öffnen. Vier Vereine sind richtig interessant, aber um die Sportart insgesamt nach vorn zu bekommen, müssen wir den ganzen Rattenschwanz mitziehen. Um etwas auf den Weg zu bringen, muss man allerdings alte Strukturen aufbrechen, aber da gibt es etliche, die an ihren Pöstchen hängen und gar nicht gewillt sind, etwas Neues zu schaffen, obwohl sie sich den Anschein geben.
Handball-Magazin:
Zuletzt gab es allerdings bemerkenswerte sportliche Erfolge.
Uwe Schwenker:
Richtig. Die Silbermedaille bei der Europameisterschaft, der Champions-League-Sieg des SC Magdeburg und der EHF-Cup für den THW Kiel. Wir haben jedoch niemand, der sich um die Liga und deren Potenzial kümmert. Personal kostet, und deshalb ist die Zentralvermarktung ein riesiges Thema, um frisches Geld für eine ordentliche Infrastruktur mit guten Leuten zu generieren.
Handball-Magazin:
Die Fußball-Bundesligisten bekommen bei den TV-Geldern einen Sockelbetrag von zehn Millionen Euro, ein Handball-Bundesligist dagegen 50000 Euro per anno. Ist das Wehklagen der Kicker nicht übertrieben?
Michael Meier:
Man muss immer die Relationen sehen. Hinter Borussia Dortmund steht ein ganz anderer Kostenapparat. Wenn man mit fünf Millionen Euro plant und die plötzlich fehlen, müssen Sie sehen, wie Sie das Geld wieder reinkriegen. Auch wir sind aufgerufen, etwas zu tun. Aber mich wundert etwas anderes: Da spielt im Handball eine Weltliga, die, unabhängig von den begrenzten Hallenkapazitäten, von den Zuschauerzahlen nie an Größenordnungen herankommt, dass man sagt, die werden ernst genommen. So etwas gäbe es in den USA nicht.
Handball-Magazin:
Was ist das Problem?
Michael Meier:
Der Handball hat riesiges Geld investiert und die Stars nach Deutschland geholt, aber diese Sportart hat eine Eigenart: In Großstädten findet man sie nicht. Es war geschickt von Gummersbach, mal nach Köln in die große Stadt zu gehen.
Handball-Magazin:
Dortmund war übrigens mal eine Hochburg...
Michael Meier:
Es gibt hier unsere Bundesliga- Handballerinnen. Zurzeit haben wir in Dortmund zwei Bundesligisten, die beide unter schwarz-gelber Flagge segeln. Wir kennen auch die Problematik: Wenn man vor Ort einen erfolgreichen Fußballverein hat, ist es immer schwer, sich zu positionieren - bei den Frauen ist das alles noch extremer.
Handball-Magazin:
Der BVB könnte sich für relativ kleines Geld locker einen Männer-Bundesligisten leisten und damit die Westfalenhalle füllen, die immerhin als Kultstätte des deutschen Handballs gilt.
Michael Meier:
Das haben wir alles schon hinter uns. Wir sind mit unserer Frauen-Mannschaft der größte Sponsor in Sachen Handball, den es gibt. Aber noch mal so einen Klotz am Bein?
Uwe Schwenker:
Dafür müssten Sie doch nur einen Spieler verkaufen!
Michael Meier:
Aber dauerhaft. Und der Transfermarkt floriert zurzeit nicht. Wir waren ja mit unseren Handballerinnen in der Westfalenhalle. Das hatten wir denen 1997 zum EHF-Cup-Finale versprochen. Das Risiko sind wir eingegangen, aber da kamen auch 9000 Zuschauer.
Handball-Magazin:
Haben Sie überlegt, die Weltmarke Handball nach den legendären Zeiten des OSC wieder in Dortmund zu etablieren?
Michael Meier:
Nein. Wir haben unsere eigene Abteilung, wo auch Männer spielen. Allerdings auf ganz niedrigem Niveau. Das reicht uns. Die Frauen spielen in der Bundesliga und international, das jedoch teilweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Und wie will man das finanzieren? Das ist auch ein wirtschaftlicher Geschäftsbetrieb und muss jedem im Verein erklärt werden.
Handball-Magazin:
Wie erklären Sie sich das Nischendasein des Handballs?
Michael Meier:
Es gibt einfach Grenzen, die man erkennen muss. Beim Volleyball haben wir nach den Olympischen Spielen 1972 in München an einen Boom geglaubt, aber der war nur kurz. Danach hat sich wieder alles auf die traditionellen Sportarten kapriziert. Und dazu gehört eindeutig Handball. Ich habe übrigens noch Feldhandball gesehen.
Uwe Schwenker:
Das ist ja schon ganz lange her.
Michael Meier:
Da passierte nichts. Ein langweiliges Spiel. Das änderte sich erst, als einer auf die Idee kam: Wir machen das in der Halle. Da ist gut an dem Produkt Handball gearbeitet worden.
Uwe Schwenker:
Unsere Sportart hat auch ihre Berechtigung. Limits für die Etats sind natürlich vorgegeben durch die Kapazitäten der Hallen. Die Grenzen, die ich uns setze, haben wir allerdings noch nicht erreicht. Das hängt von unserem öffentlichen Auftritt ab und wie wir wahrgenommen werden.
Handball-Magazin:
Dazu erhalten Sie im Vergleich zum Fußball selten Gelegenheit...
Uwe Schwenker:
Sie kommen samstags aus dem Stadion und sehen dann ran, Sportstudio, DSF und am Sonntagabend im Dritten noch einmal die gleichen Tore. Da muss es eine Möglichkeit geben, auch andere Sportarten zu ihrem Recht kommen zu lassen.
Handball-Magazin:
Wie wollen Sie das denn anstellen?
Uwe Schwenker:
Die Quoten sind bei Öffentlich-Rechtlichen und Privaten der entscheidende Gradmesser. Ich hätte gern die Chance, ein Jahr lang ein ganzheitliches Konzept mit festen Sendeplätzen und passenden Printangeboten zu präsentieren. Dann könnten wir unsere Marktanteile erhöhen und hätten auch fürs Fernsehen eine Daseinsberechtigung.
Handball-Magazin:
Woran fehlt es?
Uwe Schwenker:
An elementaren Dingen. Viele Hallen werden kommerziell betrieben und sind langfristig belegt. Zu guten Sendezeiten können wir oft nicht spielen, weil gerade Joe Cocker oder Britney Spears auftreten. Da haben wir von vornherein Schwierigkeiten, einen einheitlichen Spielplan zu gestalten, sodass der Hörfunk wie in der Bundesliga-Konferenz der Fußballer parallel von mehreren Spielen berichten könnte. Daran scheitert der Handball momentan.
Handball-Magazin:
Wie realistisch ist die Umsetzung solcher Pläne?
Uwe Schwenker:
Man kann auf dem Papier schnell etwas entwerfen. Herr Meier für den Fußball, ich für den Handball. Man muss es jedoch umsetzen können.
Michael Meier:
Man muss eine gemeinsame Vermarktungsform finden und sagen, um 20 Uhr ist Anwurf. Das ist eine Grundvoraussetzung, sonst kann ich den Kunden gar nicht ansprechen. Eine ähnliche Diskussion hatten wir auch im Fußball mit Spielen am Freitag, Samstag und Sonntag. Der Fan plant weit im Voraus. Die Entscheidung, zu einem Spiel zu gehen, fällt zwölf Wochen vorher. Und mit lediglich fünf Wochen Vorlauf haben auch wir unsere Probleme.
Handball-Magazin:
Im Fußball gab es in diesem Sommer eine geringe Transferaktivität. Zieht eine neue Bescheidenheit ein?
Michael Meier:
Wir haben uns immer nach den Gegebenheiten gerichtet. Wenn wir ein Signal bekommen, dass der Fernsehvertrag, der für die Liga sehr bedeutsam ist, reduziert wird, muss man sich darauf einstellen. Bescheidenheit ist eine Tugend, die man permanent pflegen muss. Auch wir spüren, dass die werbetreibende Industrie ihre Etats gekürzt hat. Das geht am großen Sport nicht vorbei.
Handball-Magazin:
Ist auch der Handball an einer Wachstumsgrenze angekommen?
Uwe Schwenker:
Ich glaube nicht, so bescheiden bin ich nun doch nicht. Der ganze Weltklassemarkt findet nach wie vor in Deutschland statt. Sehr wenige interessante Spieler sind noch nicht in der Bundesliga, aber es gibt noch Potenzial im Handball. Man muss mal gucken, wohin wir wollen. Mit einer Zentralvermarktung von Bundesliga und Nationalmannschaft werden wir uns in der Größenordnung eines Trikot-Sponsorings eines mittleren Fußball-Bundesligisten bewegen.
Handball-Magazin:
Was heißt Zentralvermarktung?
Uwe Schwenker:
Wir wollen unsere Sportart komplett vermarkten: mit Namensrechten an der Bundesliga, entsprechenden Werbemitteln und gleichzeitig als Presenter der Nationalmannschaft. Damit könnte ein Sponsor ganzjährig präsent sein. Unsere Bundesliga spielt acht Monate, während der Saison tritt die Nationalmannschaft mittlerweile im Wechsel bei Europa- und Weltmeisterschaften an. Diese Ballung von Großereignissen können wir nicht ändern, weil der Deutsche Handball-Bund in den Gremien der internationalen Verbände EHF und IHF wie jede andere Nation nur eine Stimme hat.
Handball-Magazin:
Das Paket soll jährlich 3,5 Millionen Euro kosten.
Uwe Schwenker:
Wir erreichen Regionen, die in Konkurrenz zum Fußball stehen. Selbst einige Vereine wie Werder Bremen haben Probleme, die Trikotbrust für ähnliche Summen zu verkaufen. Potenzielle Interessenten fragen sich allerdings, wo sie besser aufgehoben sind. Beim Fußball oder beim Handball? Es geht also wieder um Einschaltquoten. Wir versuchen, das Konzept zur Saison 2003/04 umzusetzen. Wir hängen noch in der Warteschleife, weil im November die WM 2005 vergeben wird. Davon erhofft man sich einigen Schub. In St. Petersburg wird zwischen Russland und Deutschland entschieden.
Handball-Magazin:
Der Fußball hat sich diesen Antrieb mit der WM 2006 in Deutschlandlängst verschafft...
Michael Meier:
Das ist schon richtig, aber was mich nachdenklich stimmt, ist die Situation der Vereine, die mit ihren Interessen bei den internationalen Verbänden unterrepräsentiert sind. Das hat der Fußball auch mitgemacht. Wenn sich da nicht eine Vertretung der Klubs gebildet hätte, wäre nichts passiert; und wir hätten weder einen einheitlichen Kalender noch einheitliche Spielzeiten. Es kann nicht sein, dass eine Liga wochenlang pausiert, weil eine Nationalmannschaft irgendwo spielen muss. So kann man keinen Vermarkter locken. Man ist ja abhängig von äußeren Einflüssen, von einem Verband, der nur die Interessen seiner Auswahl im Sinn hat. Die Vereine müssen sich stärker positionieren und international ihre Stimme erheben.
Uwe Schwenker:
Von den anderen Nationen sind höchstens die Spanier noch so weit wie wir. Der Rest fällt hinten rüber. Man hat mal versucht, international etwas zu bewegen, aber vielleicht fehlte da die Energie.
Handball-Magazin:
Erreichen Sie denn einen nationalen Konsens?
Uwe Schwenker:
Sie kennen das bestimmt auch aus dem Fußball, Herr Meier. Man sitzt zusammen, redet über neue Ideen, alle nicken, vier, fünf Vertreter der Spitzenvereine haben sich konkrete Gedanken gemacht, und der Rest geht nach Hause und fragt sich, worüber haben wir eigentlich gesprochen? Wenn es nach mir ginge, wären wir deutlich weiter. Aber wir in Kiel leben auch nicht auf einer Insel und müssen die ganze Liga mitziehen.
Handball-Magazin:
In beiden Ligen tut sich ein immer größerer Graben zwischen Spitzenklubs und Mitläufern auf. Eine Gefahr?
Michael Meier:
Das ist schon ernst zu nehmen, aber darüber diskutieren wir seit 25 Jahren. Man hat beklagt, dass einige Vereine aus der WM 1974 mit einem großen Stadion Honig gesaugt hätten, aber wo ist zum Beispiel Fortuna Düsseldorf? Wenn das alles so zementiert wäre, wäre das langweilig. Das würde unser eigenes Produkt konterkarieren. Vor zehn Jahren hätte Borussia Dortmund niemand auf der Liste gehabt. In dem Verein waren aber entsprechende Voraussetzungen, so wie in Schalke. Es gibt jedoch natürliche Grenzen. Mit Cottbus könnte man das nicht machen.
Uwe Schwenker:
Man weiß bei uns von vornherein, dass sich fünf bis sieben Mannschaften aufgrund der finanziellen Möglichkeiten und der Klasse der Spieler durchsetzen werden. Trotzdem können die jederzeit gegen einen potenziellen Abstiegskandidaten verlieren. Das hat sich in den vergangenen Jahren zum Wohl des Handballs entwickelt.
Michael Meier:
Jeder muss im Rahmen seiner Möglichkeiten spielen können. Es geht ja auch. Elf Spieler, die weniger verdienen als ihre Kollegen in Dortmund, München, Leverkusen oder Schalke, spielen manchmal nicht schlechter und schlagen ihre besser bezahlten Kollegen. Gerade der Mannschaftssport bietet so viele Möglichkeiten der Kompensation. Letztlich setzt sich immer Klasse durch, aber es ist doch nicht in einer Satzung verankert, dass die mit den größten Etats vorn landen müssen.
Uwe Schwenker:
Das liegt an der Struktur des Fußballs. Da hat auch Borussia Dortmund in den vergangenen Jahren leidvolle Erfahrungen gemacht und scheiterte trotz eines großen Etats im Pokal an Regionalligisten. Das könnte im Handball nicht passieren. Unsere Erstligisten haben alle eine kleine Weltauswahl, aber wir haben Probleme mit dem Unterbau. Die 2. Liga ist völlig zerfleddert, zwischen dem Ersten und dem Letzten liegt ein Riesenschritt. Da bräuchten wir endlich eine eingleisige Staffel.
Handball-Magazin:
Es gibt also viel zu tun. Warum packt das keiner an?
Uwe Schwenker:
Mein Trainer Noka Serdarusic hat mal zu mir gesagt, kauf dir eine Angelausrüstung, und wenn du wieder so einen Anflug hast, lass uns Angeln gehen. Nach drei Stunden ist das Thema vorbei. Wenn man es nicht versucht, wird man auch nichts erreichen. Ich habe immer noch Hoffnung, obwohl das manchmal wie ein Kampf gegen Windmühlen ist. Es tut sich schon etwas. Gummersbach in Köln, Schwartau als HSV Handball nach Hamburg. Das kann für unsere Sportart gut sein.
Handball-Magazin:
Allerdings muss die Handball-Bundesliga immer mit der Sorge leben, dass nicht alle Vereine bis zum Saisonende finanziell überleben...
Uwe Schwenker:
Das ist ein riesiges Problem, wenn man Sponsoren für die Liga begeistern möchte. Die sagen oft, bringt erstmal euren Stall in Ordnung. Diese negativen Schlagzeilen sind unheimlich kontraproduktiv. Jede einzelne Person im Fußball und Handball hat eine riesige Verantwortung für sich und die Sportart und darf da nicht nur ihre persönlichen Eitelkeiten sehen.
(Interview: Tim Oliver Kalle, Handball-Magazin)


(30.09.2002) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite