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16.10.2002 Karlchen

Karlchen: Die Sache mit Hiob

Die Sache mit Hiob ist einfach nicht fair. Die biblische Gestalt wurde das Opfer einer Wette zwischen Gott und dem Teufel. Wird Hiob gottesfürchtig bleiben, obwohl ihm Gott alles nimmt? Der arme Kerl weiß gar nicht wie ihm geschieht, verliert Familie, Vieh, alles Hab und Gut. Nun ist Noka sicher noch meilenweit davon entfernt ein "Handball - Hiob" zu sein, aber es kommt zur Zeit knüppelhageldick für den THW und unser Trainer denkt sicherlich öfters: "Ach, jetzt hatten wir kein Glück und nun kommt auch noch Pech dazu."
Tja, Fortuna, die italienische Göttin des Glücks ... typisch Frau ('tschuldigung) - ist etwas launenhaft und läßt im Augenblick uns Zebras ein bißchen links liegen. Wie heißt es doch so schön im mittelalterlichen Gesangswerk "Carmina Burana" - "O Fortuna, Du bist wechselhaft wie der Mond, nimmst mal ab und dann wieder zu." Das "wieder zu nehmen" sollte uns trösten - es kann doch nicht immer nur bergab gehen.

Aber es ist ja auch wie verhext, so viele wichtige Spieler wie zum Anfang dieser Saison waren wohl selten verletzt. Da heißt es für die Mannschaft, und für uns Zuschauer, sich in Geduld zu üben. Wie sagte schon der Schriftsteller Otto Flake: "Geduld ist die halbe Liebe, und manchmal denke ich, sie ist die Ganze." Ein anderer Denker allerdings meinte, es bedarf großer Geduld, um Geduld zu lernen. Nun gut, versuchen wir zu lernen, einfach ein bißchen Gelassenheit zu zeigen, auch am Ende der letzten Saison gab es eine Phase, da lief gar nichts bei den Zebras, schien vergossener Schweiß und Kraft umsonst gewesen zu sein ... die Niederlage damals in Schwerin ... grausig ... und dann, wie Phoenix aus der Asche, waren die Zebras wieder da - mit dem wohlbekannten und glänzenden Ende, dem Meistertitel.

Aber man macht sich natürlich so seine sorgenvollen Gedanken. Und wenn nicht alles zu erklären ist, dann flüchtet das verwirrte Zebra in das Dickicht mythischer Geschichten. So erzählten die alten Wikinger, wenn die Welt wieder verrückt spielte, von den Nornen, Schicksalsgottheiten, die über die Menschen entschieden. Auch die alten Griechen kannten das, nur hießen sie dort Parzen, Töchter der Nacht. Man stellte sie sich als drei alte gramgebeugte Frauen vor, die fleißig arbeitend an einem Spinnrad saßen. Die Eine flocht das Menschenschicksal, die Zweite maß es und die Dritte schließlich schnitt den Faden durch. Kein Wunder, daß eine von ihnen Atropos hieß, was so viel heißt wie die "Unabwendbare".

Aber kein "Herumgeunke", der schwarz-weiße Faden ist noch sehr stabil und wenn es auch zur Zeit gilt, ein paar Kröten zu schlucken, keiner zweifelt daran, daß die Zebras bald wieder zum Gipfelsturm antreten. Im Grunde, so sagt eine Dichterin, ist jedes Unglück gerade nur so schwer, wie man es nimmt. Und da will ich es nicht zu schwer nehmen und hoffe darauf, daß sich die Zebras selbst ein Zukunft schaffen, die sie an die Sonnenseite der Tabelle bringt.

Ach ja - und Hiob? Nun, der überstand alle Schicksalsschläge, Niederlagen und Prüfungen ungebrochen. Gott gewann die Wette und Hiob hatte bald wieder eine neue Familie, wieder Vieh und einen großen Landbesitz. Und es stand besser um ihn als zuvor.


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