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26.10.2002 Interview

Endlich wieder "richtig dabei" - Interview mit Nikolaj Jacobsen

Er war die "Zaubermaus" in den Reihen des THW Kiel und als einer der besten Linksaußen der Welt nicht mehr aus der Zebraherde wegzudenken. Nikolaj Jacobsen begeisterte die Fans und verblüffte die Gegner gleichermaßen. Doch dann Ende letzten Jahres die niederschmetternde Diagnose: Knorpelschaden im Knie. Am 12. Dezember 2001 wurde der dänische Nationalspieler operiert, es folgten zwei weitere Eingriffe. Seitdem kämpft Nikolaj Jacobsen für seine Rückkehr. Gegen Flensburg war es dann soweit: Der 30-Jährige feierte sein Comeback. Und gegen Wetzlar warf Jacobsen endlich wieder Tore für den THW Kiel.
Nikolaj Jacobsen.
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Zebra:
Nikolaj, ist Deine lange Leidenszeit endlich vorbei?
Nikolaj Jacobsen:
Das weiß ic leider nicht mit Sicherheit. Denn noch kann ich nicht behaupten, ganz ohne Beschwerden zu spielen. Ich kann nur hoffen, daß diese Zeit endlich vorbei ist.
Zebra:
Zuletzt hast Du noch einmal acht Kilogramm Gewicht verloren, um in Form zu kommen. War das besonders schwer?
Nikolaj Jacobsen:
Ja, das war es, denn ich hatte schon immer ein wenig zu viel.... Doch da mußte ich jetzt durch. Diese zusätzliche Entlastung ist sehr wichtig für mein Knie - nicht für mein Spiel. Und das ist wichtig, weil ich schließlich noch etwas länger als die nächsten ein oder zwei Jahre Profi-Handball spielen möchte.
Zebra:
Wie lange willst Du noch weiterspielen?
Nikolaj Jacobsen:
Das ist sehr schwer zu sagen. Vielleicht noch vier, fünf oder sechs Jahre. In Kiel habe ich noch einen Vertrag für die nächsten anderthalb Jahre. Danach muß man schauen, was noch kommt.
Zebra:
Inzwischen spielst Du wieder mit und hast jetzt Deine ersten Tore nicht nur vom Siebenmeterpunkt, sondern auch aus dem Spiel heraus geworfen. Was war das für ein Gefühl?
Nikolaj Jacobsen:
Es ist ein gutes Gefühl, endlich wieder richtig zur Mannschaft zu gehören - die Konzentration auf das Spiel, das ganze Drumherum. Es ist toll, wieder mithelfen zu können. Und natürlich ist es schön, wieder Tore zu erzielen. Aber mir fehlt noch vieles, noch bin ich weit von meiner alten Form entfernt.
Zebra:
Wie lange brauchst Du noch, um an Deine alte Form anzuknüpfen?
Nikolaj Jacobsen:
Das kann ich nicht sagen. Es kommt auch darauf an, ob und wann die kleinen Beschwerden ganz verschwinden. Denn dann fällt es sicherlich leichter, frei aufzuspielen. Aber wenn ich in den nächsten Wochen Spielpraxis sammeln kann, dann kommt auch die Sicherheit und Lockerheit zurück.
Zebra:
Hat sich Deine Einstellung zum Spiel oder auch zu Deinem Körper durch die lange Verletzungszeit geändert?
Nikolaj Jacobsen:
Nein, das glaube ich nicht. Ich achte jetzt allerdings mehr darauf, meine Übungen ordentlich zu machen und mich viel zu dehnen, damit die Muskeln und Sehnen besser geschützt sind. Das muß ich machen, das ist notwendig.
Zebra:
Ausgrechnet jetzt, wo Du wieder spielen kannst, steht der THW Kiel ganz unten. Das ist für Dich allerdings keine ganz neue Erfahrung...
Nikolaj Jacobsen:
Diese Erfahrung habe ich bereits ein Jahr lang ausprobieren müssen, als wir mit Dormagen abgestiegen sind. Doch das wird mir kein zweites Mal passieren. Wir müssen da jetzt gemeinsam durch und die Sache zusammen klären. Wir müssen einfach darum kämpfen, wieder ein paar Spiele zu gewinnen, um neues Selbstbewußtsein zu bekommen. Wir müssen jetzt den Glauben daran wiederfinden, daß wir Handball spielen können. Wir müssen für die Mannschaft, den THW Kiel und die Fans kämpfen. Und wir werden das auch schaffen!
Zebra:
Diese Saison wird also nicht zum Kampf gegen den Abstieg.
Nikolaj Jacobsen:
Man weiß nie. Wenn Du unten im Keller stehst, ist alles ein bißchen anders. Und es ist schwierig, wieder aus dem Loch herauszukommen. Ein Spiel gewinnen allein reicht nicht, es müssen weitere Siege folgen. Aber ich glaube an die Fähigkeit, an die Moral und an die Klasse unserer Mannschaft. Und ich bin mir sicher, daß wir weiter nach oben klettern werden. Ich glaube zwar nicht, daß wir es noch ganz nach oben schaffen - dafür sind die anderen Mannschaften zu gut - aber werden auch nicht im Keller bleiben.
Zebra:
War der Pokalerfolg in Wilhelmshaven, Euer erster Saisonsieg, der Auftakt zu solch einer Serie?
Nikolaj Jacobsen:
Das wäre natürlich schön, aber ich glaube nicht unbedingt, daß wir im nächsten Spiel in Magdeburg mit einem Sieg rechnen können. Die Hauptsache ist in diesem Fall, daß wir gut spielen, eine ordentliche kämpferische Leistung bieten und hoffentlich die gute Abwehr aus dem Pokalspiel mitnehmen. Anschließend jedoch hoffe ich auf zwei Heimsiege gegen Pfullingen und Göppingen. Danach geht es auswärts weiter in Minden, und auch da kann man gewinnen - auch wenn es schwierig ist.
Zebra:
Die Meisterschaft scheint vorzeitig gelaufen, doch in beiden Pokalwettbewerben geht es für Euch wieder bei Null los. Was ist in dieser Saison noch realistisch?
Nikolaj Jacobsen:
Es kommt sicher darauf an, wie wir den nächsten Monat absolvieren. Wenn sich die Mannschaft neues Selbstvertrauen erspielt und alle Spieler gesund sind, dann haben wir ein gutes Team. Dann können wir auch den Pokal gewinnen und müßten in der Champions League mindestens ins Halbfinale kommen. Unser Ziel muß es sein, so weit wie möglich zu kommen. Wenn wir in der Meisterschaft wieder guten Handball spielen und den Glauben an uns zurückgewinnen, dann ist ein neuer Anfang gemacht.


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