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03.02.2003 WM 2003 / Nationalmannschaften

Nachbarn aus Hassee im Finale

Dominikovic und Petersen war das vorher klar

Aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2003:

Der Ball hatte sich im Hintertornetz verfangen, die Hallenuhr zeigte eine Restspielzeit von zehn Sekunden, doch die Kroaten feierten schon: Ballbesitz und zwei Tore Vorsprung. Nichts konnte mehr schief gehen. Nach atemberaubendem Spiel mit doppelter Verlängerung hatte der Olympiasieger von Atlanta 1996 das zweite WM-Halbfinale am Sonnabend gegen Spanien mit großer Moral zum 39:37-Triumph umgebogen. Davor Dominikovic wählte den kürzesten Weg zu seiner Fankurve, hüpfte über die Werbebanden und riss jubelnd beide Arme empor: Finale! Der Traum vom Wiedersehen mit seinen THW-Mitspielern Klaus-Dieter Petersen und Henning Fritz im Pavilhao Atlantico war wahr geworden. Fast eine kleine Sensation. Denn wer die Kroaten nach total verpatztem WM-Start als Finalteilnehmer getippt hätte, wäre müde belächelt worden.
Es begann mit einer peinlichen 29:30-Auftaktschlappe gegen den krassen Turnier-Außenseiter Argentinien. Die Blamage gegen die Südamerikaner erwies sich als heilender Schuß vor den Bug. In der Folge gab es ausschließlich Siege, darunter so große wie gegen Olympiasieger Rußland und Titelverteidiger Frankreich, außerdem schickten die Kroaten Geheimfavorit Dänemark auf die Heimreise.

Und so erfüllte sich, was Petersen und Dominikovic im Stillen erhofft und bei Telefonaten während der WM-Tage hatten herbei reden wollen: Gestern standen sich die beiden im Finale gegenüber. Zwei Einwohner aus Hassee, die auch noch in der selben Straße zu Hause sind. Sie sind Nachbarn im Herzen des Turnvereins Hassee-Winterbek. "Wir wohnen gut 100 Meter auseinander", erklärt der THW-Kroate. Als er im Sommer nach Kiel gekommen sei, wäre es vor allem "Pitti" gewesen, der ihm erste Orientierungshilfen in der neuen Heimat gegeben habe.

Nachbarn im WM-Finale - der Sport schreibt bemerkenswerte Geschichten. Das Zebra-Duo verbindet indes nicht allein die häusliche Nähe. Beim THW bilden sie den bärenstarken Mittelblock, in ihren Nationalteams sind sie ebenfalls unverzichtbare Abwehr-Spezies, die bei Angriffen meist auf die Bank zurück gepfiffen werden. Die Defensiv-Künste Dominikovic' hatte dessen Trainer zwar erst ab dem vierten WM-Spiel richtig schätzen gelernt, sitdem zählte der Rechtshänder aber zum Stammaufgebot. Petersen gehört seit je zum deutschen Handball - wie Bäume zum Wald. Das Finale war Petersens 307. Länderspiel und nicht sein letztes.

Noka Serdarusic hätte nach dem schlechten WM-Start der Kroaten nachgefragt, ob er ihn Ende Januar in Kiel zum Training zurück erwarten könne, erzählte Dominikovic nach dem Handball-Thriller gegen Spanien. Und er freute sich. "Ich durfte bleiben. Mein Trainer muss mit den Schweden vorlieb nehmen. Die sind schon zu Hause." Davor Dominikovic trifft seinen Nachbarn erst am 4. Februar wieder. Nach dem Finale ging es erst einmal nach Zagreb. Feiern mit den Fans.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 03.02.2003)


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