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06.-08.02.2003 - Letzte Aktualisierung: 08.02.2003 Bundesliga

HSV lädt ein zum Nordduell - Hanning: "Es wird Zeit, dass Kiel mal wieder verliert"

THW erstmals mit Pavlovic - Comeback von Lozano und Jacobsen unwahrscheinlich

Update #3 Aktualisierung vom 8.2., vom 7.2. (#2, Interview mit Bob Hanning) vom 7.2. (#1)...

Seit Saisonbeginn hat sich das Gesicht des HSV Hamburg verändert.
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Am Samstag ist es endlich so weit: Nach der WM-Pause geht's für den THW endlich wieder los. Die Zebras müssen ab 15.45 Uhr in der ausverkauften 12759 Zuschauer fassenden Color Line Area beim HSV Hamburg antreten (live im NDR-TV und im NDR-Live-Ticker).
Schon zweimal trat der THW in dieser Saison gegen die Neu-Hamburger an. Das erste Aufeinandertreffen endete im September 28:28 unentschieden in der Ostseehalle (siehe Bericht). Das zweite Mal trafen die beiden Nordvereine Anfang November in der 3. Runde des DHB-Pokals aufeinander. Diesmal war der THW erfolgreich: Mit 26:24 gewann der deutsche Meister in der Alsterdorfer Sporthalle (siehe Bericht).

Trotz dieser beiden Spiele findet am Samstag Nachmittag eine Premiere statt: Erstmals läuft der THW in der neu gebauten, fast 13000 Zuschauer fassenden Color Line Arena auf. Kein Wunder, dass das Medieninteresse enorm ist. Über 80 Journalisten sind akkreditiert, das NDR-Fernsehen berichtet mit 60 Mitarbeitern ab 15.45 Uhr live. Ferner berichten SAT1., HH1, der MDR und die Radiosender NDR2, NDR Welle Nord, NDR 90.3 und RSH. Nicht nur das Medieninteresse sondern auch der Zuschauerzuspruch ist enorm. Seit Wochen ist die Partie ausverkauft, der HSV hätte auch 15000 oder mehr Karten absetzen können. Ob es ein richtiges Heimspiel für den HSV wird, ist dennoch ungewiß. Experten erwarten unter den fast 13000 Zuschauern mehrere tausend THW-Anhänger.

Unter Bob Hanning ist der HSV bisher ungeschlagen.
Unter Bob Hanning ist der HSV bisher ungeschlagen.
Auch wenn sich die Tabellen-Verhältnisse im Norden für die THW-Fans normalisiert haben - der THW ist Fünfter mit 21:13 Punkten, Hamburg Elfter mit 14:22 Zählern - werden die Zebras sicherlich auf der Hut sein, denn in der Color Line Arena musste sich nicht nur die SG Flensburg-Handewitt geschlagen geben. Mitte Dezember gabs einen überraschenden Trainerwechsel beim HSV. Der Schwede Anders Fältnäs musste gehen, für ihn kam Bob Hanning, der wenige Tage zuvor seinen Hut in Willstätt genommen hatte. Unter Hannings Regie hat der HSV bisher kein Spiel verloren, 5:1 Punkte lautet die Erfolgsbilanz des ehemaligen Co-Trainers der Nationalmannschaft, der als "Workaholic" gilt. Furioser Auftakt war ein 32:31-Heimsieg über Magdeburg. Kjell Landsberg schrie nach dem Schlußpfiff ins Hallenmikro: "Wir haben das geilste Publikum der Liga! Wahnsinn!" Danach folgten ein Unentschieden in Göppingen und ein Auswärtssieg in Minden (siehe Kurve Hamburg). Hannings Erfolgsrezept: "Ich habe viel mit den Spielern gesprochen, Leidenschaft eingefordert." Die Mannschaft habe daher wieder mehr Selbstvertrauen.

HSV-Blitz-Neuzugang Jon Belaustegui schlug mit 32/2 Toren in fünf Spielen gut ein.
HSV-Blitz-Neuzugang Jon Belaustegui schlug mit 32/2 Toren in fünf Spielen gut ein.
Nicht nur der Trainer wechselte seit Saisonbeginn, auch das Team, das wir in den Vorberichten zum Bundesliga-Hinspiel und Pokalspiel bereits vorstellten, hat sich verändert. Nach dem verletzungsbedingten Ausfall von Guillaume Gille (Achillessehnenriß) wurde der HSV noch einmal auf dem Transfermarkt aktiv: Vom TuS N-Lübbecke wechselte Andrej Siniak (RM) an die Alster, vom spanischen Spitzenklub Ademar Leon kam wenig später Jon Belaustegui (RR). Zudem wurde der ehemalige Schwartauer Thilo Strauch zur Abwehrverstärkung reaktiviert und das junge Talent Matthias Karbowski stieß von Ellerbek zum HSV. Wieder mit dabei sein wird der schwedische Kreisläufer Peter Möller, der nach seinem Bänderriß im September sein Comeback gegen den THW feiern soll. Fehlen werden neben Giullaume Gille weiter die Langzeitverletzten Simen Muffetangen Roman Judycki. Mattias Karbowski fällt ebenso aus. Personelle Fixpunkte des Hamburger Kaders sind die starken Torhüter Tomas Svensson und Goran Stojanovic, der starke Kreisläufer Bertrand Gille, der Allrounder Tomas Knorr und die Außen Jonas Ernelind, Adrian Wagner und Moustapha Taj.

Natürlich laufen beim HSV derzeit auch die personellen Planungen für die kommende Spielzeit auf vollen Touren. In der Medienstadt Hamburg berichtet die Presse laufend über die neuesten Transfergerüchte. So soll der HSV einen heissen Flirt mit dem spanischen Nationalspieler Iker Romero gehabt haben. Fast unter der Dach und Fach scheint laut dem Hamburger Abendblatt der Wechsel des schwedischen Nationalspielers Martin Boquist nach Hamburg zu sein. Jonas Ernelind soll bei seinem Freund ein gutes Wort für den HSV eingelegt haben. Definitiv ist der Transfer von Torsten Jansen von der HSG Nordhorn, der Ex-Nationallinksaußen wird ab Sommer 2003 für den HSV auf Torejagd gehen. Er soll Adrian Wagner ersetzen, der im Sommer zum THW wechselt. Vom THW zum HSV wechselt dagegen Morten Bjerre.

Thomas Knorr glaubt in einem Interview mit Handball-World.de an einen Sieg seines Teams über den THW, "weil wir jetzt eine schöne neue Halle haben. Dazu kommt das tolle Publikum im Rücken. Das reicht hoffentlich um das Spiel zu gewinnen." Die 5:1-Serie von Bob Hanning erklärt "Knorre" so: "Er macht zum Beispiel gutes Training. Wir hatten aber zuletzt auch zwei bis drei Verletzte weniger, so dass mehr Substanz vorhanden war."

Trieb Betrand Gille bei der WM zur Verzweiflung:  Henning Fritz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Trieb Betrand Gille bei der WM zur Verzweiflung: Henning Fritz.
Beste Werfer beim HSV ist momentan der Bertrand Gille (78/6), der mit Frankreich WM-Dritter wurde. Ihm folgen Jonas Ernelind (64/27), Thomas Knorr (61/2) und Adrian Wagner (45/7). Interessant wird für die Handball-Experten sicherlich das Fortsetzung des WM-Duells zwischen Henning Fritz und Bertrand Gille sein. Der Franzose scheiterte im WM-Halbfinale ein ums andere Mal an dem bis in die Haarspitzen motivierten deutschen Nationalkeeper. Bild-Hamburg sieht zwischen Fritz und Gille reichlich Zündstoff und zitiert HSV-Coach Bob Hanning: "Henning hat herausragend gehalten, ist absolute Weltklasse. Aber die Art und Weise, wie er mit Bertrand umgegangen ist, verletzt sportliche Regeln. Das hat er nicht nötig."

THW-Trainer Noka Serdarusic erwartet vor der "Riesenkulisse" ein enges Match. "Magdeburg hat verloren, Flensburg hat verloren", erklärt der Coach, warum der THW sicherlich nicht als Favorit in die Partie geht. Großen Respekt hat Serdarusic vor dem Spanier Jon Belaustegui, das sei ein Mann für die "leichten Tore", er sei "eine richtige Verstärkung". In nur fünf Spielen war Belaustegui seit Mitte November bereits 32/2 Mal erfolgreich. Mit dem Spanier, Siniak und Gille am Kreis sei der HSV eine richtig gefährliche Mannschaft.

Wird Demetrio Lozano in Hamburg zu seinem Comeback kommen?
Klicken Sie für weitere Infos! Wird Demetrio Lozano in Hamburg zu seinem Comeback kommen?
Verzichten muß der THW-Coach weiter auf Piotr Przybecki, der noch zur Behandlung in Düsseldorf weilt. Nikolaj Jacobsen und Demetrio Lozano sind im reduzierten Training, mehr als ein Kurzeinsatz dürfte am Sonnabend nicht möglich sein. Auflaufen wird dagegen sicherlich erstmals Ljubomir Pavlovic, durch den jugoslawischen Rückraumspieler erhofft sich Noka Serdarusic Entlastung für Davor Dominikovic im Angriff. Neben Weltmeister Dominikovic werden auch alle anderen WM-Teilnehmer auflaufen. Keiner der Spieler hat sich im Turnier größere Blessuren geholt.

Bob Hanning machte vor dem Spiel in der Hamburger Morgenpost eine Kampfansage an den THW: "Es wird Zeit, dass Kiel mal wieder verliert. Die Bude muss brennen. Aus Kiel werden sicher auch viele Fans da sein, aber ich baue darauf, dass die Hamburger lauter sein werden und uns genauso gut unterstützen wie gegen Magdeburg. Dann gewinnen wir auch." Sorgen macht sich der HSV-Trainer nur um Bertrand Gille: "Er wurde bei der WM zu oft eingesetzt. Sein Akku ist im roten Bereich. Vielleicht spielt er in jeder Halbzeit nur 15 Minuten."

Schiedsrichter der Partie sind Geipel (Steuden) / Helbig (Halle).

Aktualisierung vom 7.2.

Vor dem Derby des THW gegen den HSV aus der Medienstadt Hamburg ist die Presse besonders aktiv. "Die Welt" berichtet in einem Doppel-Interview mit HSV-Geschäftsführer Olaf Knüppel und THW-Manager Uwe Schwenker vom "Wortgefecht der Manager", für die "Hamburger Morgenpost" steht Henning Fritz in einem Interview Rede und Antwort und im "Hamburger Abendblatt" wird über Adrian Wagner berichtet, der "Hamburg im Herzen, Kiel im Sinn" hat.

"Die Welt" beleuchtet in ihrem Interview Gemeinsamkeiten und Gegensätze der beiden Nordklubs. Während Schwenker im Gespräch mit der Welt sich auf die Partie als "weitere Werbung für den Handball" freut, weist Knüppel darauf hin, dass es "ein ganz brisantes Duell" wird, weil man mit dem THW noch eine Rechnung offen habe. Der HSV-Geschäftsführer glaubt, dass sein Team aus dem Verhalten von Henning Fritz gegenüber Bertrand Gille bei der WM zusätzliche Motivation ziehe und sieht Kiel nicht mehr als Nummer eins im Norden: "Es ist nichts vergänglicher, als der Ruhm von gestern." Knüppel hofft auf sein Publikum und ist sich sicher, dass die Hamburger gegen die mitgereisten THW-Fans (Schwenker: "Ich erwarte rund 3500 echte Kieler Fans") gegenhalten werden.

Henning Fritz erklärt in der "Mopo" noch einmal den Grund für seine Aggressivität auf dem Spielfeld: "Ich brauche das, um mich voll konzentrieren zu können." Und um Thema Gille sagt Fritz laut Morgenpost: "Er weiß selbst, was er mit mir und einigen Kollegen gemacht hat. Deshalb habe ich ihm gedroht und mich hochgepusht. Aber das ist abgehakt. Sonnabend gebe ich ihm die Hand, fertig." Der deutsche Nationaltorhüter weiß, daß es schwer wird, in der Color Line Arena zu gewinnen, sagt aber: "Ich freue mich auf das Spiel und die volle Arena."

Derweil freut sich der Noch-HSVer Adrian Wagner im Hamburger Abendblatt schon auf den THW: "In Kiel wird ein neues Team aufgebaut, das ist sehr reizvoll."


Aktualisierung vom 8.2.

Das Thema "Gille vs. Fritz wird in den Hamburger Medien weiter hochgekocht. Ganz so ernst mochte Klaus-Dieter Petersen das Thema nicht nehmen wie die Kieler Nachrichten berichten. Bei der Rückkehr aus Portugal erklärte er den Zebra-Fans schon auf dem Flughafen in Holtenau ironisch: "Über das Spiel in Hamburg macht Euch mal keine Sorgen. Henning und Bertrand Gille sind ja schon bei der WM gute Freunde geworden."

Nach Berichten der Kieler Nachrichten hätte der HSV mehr als 25000 Karten verkaufe können. Nach Aufstockung der Hallenkapazität passen nun 13159 Zuschauern in die Arena, darunter wohl mehrere tausend Kieler. Die Hamburger Polizei rechnet mit 5000 THW-Fans, THW-Manager Uwe Schwenker geht von 3500 bis 4000 aus. Jeweils 250 fahren organisiert im Zebrasprotten-Tross bzw. mit dem THW-Reisebüro. Schwenker in den Kieler Nachrichten: "Die Fans sind auf den unterschiedlichsten Vertriebwegen an die Karten gelangt. Das Interesse und die Unterstützung freuen uns riesig. Das hat natürlich auch mit der geografischen Nähe zu Hamburg und der Neugier auf die neue große Halle zu tun. Aber es zeigt auch, wie viel Rückhalt wir in der Region genießen."

"Eine Serie wird reißen, entweder meine mit 5:1 Punkten seitdem ich beim HSV bin oder Nokas mit 19:1 Zählern aus den letzten zehn Bundesliga-Spielen. Ich freue mich, das wird auf jeden Fall ein riesiges Spiel mit Derbycharakter", blickt Hanning in den KN voraus.

THW-Trainer Noka Serdarusic muss nominell zwar nur auf einen Spieler - Piotr Przybecki - verzichten. Das bedeutet jedoch nicht, dass er aus dem Vollen schöpfen kann. Ljubomir Pavlovic, der 22-jährige Neuzugang aus Sintelon, gibt sein Debüt mit der Rückennummer 20. Demetrio Lozano wagt neun Monate nach seiner Knorpeloperation die ersten Schritte, auch Nikolaj Jacobsen sucht nach Ellbogen-Operation und Knieproblemen den Anschluss.

Serdarusic dämpft in den Kieler Nachrichten verständlicherweise die Erwartungen: "Das sind ja nicht Demetrio oder Nikolaj wie wir sie kennen. Die brauchen Zeit, das kann Wochen und Monate dauern. Und keiner kann vorhersagen, wie sich das bei den beiden entwickeln wird", sollen die ehemaligen Leistungsträger in kleinen Schritten Spielpraxis sammeln. Auch davon, dass es beim 2,09m großen Jugoslawen Pavlovic nicht von null auf hundert gehen wird, geht der Kieler Trainer aus: "Das ist doch ein junger Mann, der zum Beispiel noch nie in seinem Leben richtiges Krafttraining gemacht hat. Der hat noch einen langen Weg vor sich."

Die Misstöne der vergangenen Tage ("Hassduell") wollte HSV-Coach Bob Hanning laut Hamburger Abendblatt nicht überbewertet wissen. "Hass ist nicht im Spiel. Aber es ist klar, dass gegen Kiel jede zusätzliche Motivation überflüssig ist."

In einem NDR-Online-Interview sagt Henning Fritz vor der Partie: "Hamburg gehört absolut nicht dahin, wo sie momentan stehen. Sie hatten das Problem, dass sie zu Anfang ihre Halle noch nicht zur Verfügung hatten und viele Spiele erst auswärts gespielt haben - deswegen kommt vielleicht dieser schlechte Tabellenstand zustande. Außerdem hatten sie einige Verletzungsprobleme. Aber ich bin der festen Überzeugung, dass Hamburg sich da unten rausarbeiten wird und von daher dieses Spiel fifty-fifty steht. Ich denke, dass Hamburg genauso gute Chancen hat, dieses Spiel zu gewinnen wie wir." Um Hamburg Paroli zu bieten, sei es wichtig, sich auf die Stärken zu konzentrieren, "dass wir sehr diszipliniert spielen, dass wir in der Abwehr gut stehen und dass wir aus der Abwehr vielleicht relativ leichte Tore machen können im Gegenstoß." Wichtig sei auch die Chancenverwertung im Angriff, denn Hamburg habe zwei sehr gute Torhüter. "Ich glaube, wenn wir das schaffen, haben wir gute Chancen, in Hamburg zu gewinnen."

HSV-Kapitän Thomas Knorr glaubt dagegen in der Hamburger Morgenpost an einen Sieg seines Teams: "Das wird ein geiles Ding. Derbys machen immer besonders Spaß. Wir werden gewinnen und uns und den Fans einen schönen Abend bereiten."

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Sport1-Interview mit Bob Hanning: "Die Solidarität hört an der eigenen Türschwelle auf"

München - Deutschlands Handball-Fans sind zu beneiden. Nicht einmal eine Woche nach dem Endspiel der Weltmeisterschaft zwischen Deutschland und Kroatien (31:34) setzt die Bundesliga ihre 26. Saison fort. Der Blick am Samstag ist nach Hamburg gerichtet. Dort trifft der abstiegsgefährdete HSV im Nord-Derby in der seit Monaten ausverkauften Color-Line-Arena auf den Deutschen Meister THW Kiel.

Für beide geht es nicht nur um einen guten Start in den zweiten Teil der Serie. Während der THW seine Aufholjagd Richtung Europapokal-Platz fortsetzen will, müssen die Hamburger weitere Zähler im Kampf um den Klassenverbleib einfahren. Seit sechs Wochen schwingt Bob Hanning als Trainer beim HSV das Zepter. Sport1 sprach mit dem 34-Jährigen über den Wechsel in die Hansestadt, die bösen Gerüchte um den HSV, die Einkaufspolitik und den Angriff auf die deutsche Spitze.

Sport1:
Herr Hanning, seit sechs Wochen sind Sie nun Trainer des HSV Handball. Ihr Rücktritt bei der SG Willstätt/Schutterwald war noch nicht publik, da stand der Wechsel nach Hamburg in einer Nacht- und Nebel-Aktion schon fest. Haben Sie mittlerweile Zeit gehabt, wahrzunehmen, was überhaupt passiert ist?
Bob Hanning:
Nein. Es ging alles viel zu schnell. Noch immer lebe ich im Hotel, und zuletzt war ich auch bei der WM in Portugal. Deswegen habe ich bislang noch viel zu wenig von der Stadt genießen können. Aber das kommt noch. Ganz sicher.
Sport1:
Sie haben den HSV als Schlusslicht übernommen, und auf Anhieb 5:1 Punkte in Folge geholt. Ein Traumstart. Wie haben Sie nun die WM-Pause mit dem Team genutzt?
Bob Hanning:
Zunächst einmal muss man sagen, dass ich auf einem Fundament aufbauen konnte. Mein Vorgänger Anders Fältnäs hat viel bewegt in Hamburg. Ich habe mir jetzt ein sehr intensives Bild von der Mannschaft gemacht. Es ist gut, das Team in drei Partien unter Stress erlebt zu haben. Auf Grund dieser Erfahrungen haben wir auch schon auf dem Transfermarkt reagiert. Mit Torsten Jansen können wir den Abgang von Adrian Wagner sehr gut kompensieren. Und Morten Bjerre ist der erfahrene Mann für den Rückraum, den wir gesucht haben. Nun wollen wir noch einen Rückraumspieler haben. Natürlich haben wir aber auch intensiv trainiert. Wir haben die Zeit sehr gut genutzt.
Sport1:
Ihr letzter Verein SG Willstätt/Schutterwald und der HSV standen zurzeit Ihres Wechsels auf Abstiegsplätzen. Kann man beide Klubs vergleichen?
Bob Hanning:
Hanning: Willstätt und HSV: "zwei verschiedene Welten in einer Liga".
Hanning: Willstätt und HSV: "zwei verschiedene Welten in einer Liga".
Nein, natürlich nicht. Ich habe mich in Baden sehr wohl gefühlt. Aber Hamburg ist eine Weltstadt, mit einem ganz anderen Medieninteresse als das es die SG jemals bekommen wird. Es sind zwei verschiedene Welten in einer Liga.
Sport1:
Um den HSV gab und gibt es böse Gerüchte, was die finanzielle Situation angeht. Haben sich diese bestätigt?
Bob Hanning:
Nun, die Bundesliga-Klubs haben immer gesagt, sie wollten dem HSV helfen, aber in der Liga hört die Solidarität an der eigenen Türschwelle auf. Mich haben die Gerüchte auch beschäftigt. Aber wer solch eine Möglichkeit bekommt, etwas zu bewegen, sollte sich mit den positiven Dingen beschäftigen.
Sport1:
Hat sich denn das Image des HSV geändert?
Bob Hanning:
In jedem Fall. Wir könnten mittlerweile drei bis vier Bundesliga-Mannschaften auf verschiedenen Niveau-Stufen zusammenstellen. So viele Spieler haben sich selbst oder sind uns über Vermittler angeboten worden. Wir haben die schönste Halle und eine Traum- Stadt. Zudem gibt es ein angenehmes Gehalts-Gefüge, welches aber nicht, wie von vielen behauptet, übertrieben ist. Wir wachsen zu einer guten Adresse heran.
Sport1:
Auch die Mannschaft befindet sich im Umbruch. Vielfach wird salopp davon gesprochen, der HSV wolle die Liga leer kaufen.
Bob Hanning:
Es ist schon amüsant, so etwas zu hören. Wenn in der Kieler Presse von ruinösen Vertragsgesprächen die Rede ist, kann ich das nur belächeln. Früher hat man genau das dem THW vorgeworfen, nun uns. Darüber kann ich nur lachen. Wir haben eine gute Mannschaft, die wir noch punktuell verstärken werden. Einen Spieler werden wir zur neuen Saison noch holen. In dieser Serie hat jeder Spieler noch die Chance, sich zu präsentieren für die Zukunft. So, wie sich die Spieler derzeit bewegen, ist auch mit ihnen plus Verstärkungen einiges machbar.
Sport1:
Spürt man die Bewegung im Umfeld?
Bob Hanning:
Überall. Es ist eine Begeisterung entstanden. Alle sind heiß und alle sind hungrig in dieser Stadt, dass sich etwas bewegt.
Sport1:
Nun heißt der erste Gegner nach der WM-Pause Kiel. Kein angenehmer Konkurrent, wenn man nicht weiß, wo man steht.
Bob Hanning:
Ähnlich war die Situation für mich vor dem Spiel gegen Magdeburg. Kiel hat 19:1 Punkte geholt, und jetzt wird es Zeit, dass der THW wieder verliert.
Sport1:
Von Respekt keine Spur also.
Bob Hanning:
Wir haben eine breite Brust, und wir sind selbstbewusst. Sicher wissen wir, dass wir noch nicht so weit sind wie der THW Kiel. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir mal letzter waren. Dafür gibt es Gründe. Aber wir arbeiten daran, dass es nicht mehr so weit kommt. Angst vor großen Namen haben wir in keinem Fall. Die Color-Line-Arena soll unsere Festung werden. Das muss auch Kiel zu spüren bekommen.
Sport1:
Welche Ziele haben Sie sich für die Rückserie gesteckt?
Bob Hanning:
Wir wollen noch einen einstelligen Tabellenplatz erreichen. Zudem wollen wir in den Abwehr-Statistiken unter die besten Drei kommen, und wir wollen uns im Angriff weiterentwickeln und die Mannschaft auf die neue Saison vorbereiten.
Sport1:
Mittelfristig will der HSV oben angreifen. Wie sehen die Pläne aus?
Bob Hanning:
Nun, im nächsten Jahr wollen wir zwischen fünf und acht mitspielen. Das traue ich der Mannschaft dann auch zu. Im zweiten Jahr dann wollen wir uns Richtung Europapokal orientieren. Von der Zielsetzung im dritten Jahr träume ich bereits, aber Träume soll man nicht unbedingt sofort Preis geben.
(© 2003 Sport1, das Gespräch führte Michael Schwartz)

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Sieg HSV:2,15
Unentschieden:6,70
Sieg THW:1,60
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