THW-Logo
20.04.2003 Bundesliga

THW muss ohne Trainer Serdarusic bei Wallau antreten

Vom eigenen Coach scharf kritisiert: Das Team der SG Wallau-Massenheim.
Klicken Sie für weitere Infos! Vom eigenen Coach scharf kritisiert: Das Team der SG Wallau-Massenheim.
Am Ostermontag hat die Feiertagsruhe für die Zebras ein Ende - sie müssen in Frankfurt bei der SG Wallau-Massenheim antreten, Anpfiff ist um 17 Uhr. Nicht nur der THW Kiel ist - besonders nach dem Spiel gegen Wetzlar - in schwerem Fahrwasser. Auch die Gastgeber aus Hessen sind stark unter Druck. Sie mussten den Kampf um die Europapokalplätze längst aufgeben und schieden mit einer von Coach Martin Schwalb heftig kritisierten Leistung im Halbfinale des Final-Fours aus.
"Die Panther" aus Wallau konnten ihren eigenem Anspruch in dieser Saison nicht gerecht werden. Nach schlechtem Start (4:6 Punkte und einer 22:36-Heimpleite gegen Flensburg) rangierte man zwar eine Zeitlang auf Platz fünf, fiel dann aber nach einer 30:34-Niederlage beim THW (siehe Hinspielbericht) und 4:8 Punkten in Folge Mitte Dezember auf Rang 8 ab. Zuletzt gelangen in acht Spielen nur zwei Siege (zu Hause gegen Wetzlar und Göppingen, siehe Kurve). Mit einem nun sogar negativen Punktekonto von 26:28 und Platz acht hat die Mannschaft von Martin Schwalb damit keine reelle Chance mehr auf einen Europapokalplatz (siehe Tabelle).

Besonders schmerzte da natürlich das Ausscheiden im Halbfinale des Final-Fours am vergangenen Wochenende. Beim 20:25 (9:13) gegen TUSEM Essen zeigten die Panther eine schwache Leistung. Besonders die Nationalspieler im Rückraum, Jan-Olaf Immel, Christian Rose und Steffen Weber, standen bei Schwalb in der Kritik: "Meine Nationalspieler haben mich entäuscht! Ihre Leistung war durchweg schlecht. Anspruch und Leistung klaffen bei ihnen auseinander." Eine Ursache für das Ausscheiden sah Schwalb auch in der Verletzung vom jungen Rückraum-Star Pascal Hens, der nach einem Bänderriss im linken Ellenbogen für den Rest der Saison ausfällt. "Sein Ausfall kam zu spät um Alternativen aufzubauen. Auch er hat ab und an mal einige Bälle vergeben. Seine variablen Anspiele an den Kreis und die Aussen haben aber definitiv gefehlt."

Schwalb liess verärgert sein Team am Final-Four-Samstag noch um 22 Uhr zur Rückreise nach Frankfurt antreten. In der vergangenen Woche nordete der SG-Coach mit einer Predigt sein Team ein. "Die Spieler haben von mir einen modifizierten Trainigsplan erhalten. Wir trainieren 10 Einheiten in 5 Tagen und ich möchte das die Spieler an nichts anderes denken als an Handball", so Schwalb in einer Pressekonferenz am vergangenen Mittwoch. Gleichzeitig setzte er seine Mannschaft unter Druck: "Die Spieler wissen, was sie den Fans schuldig sind und sie wissen auch, dass sie eine unterirdische Leistung geboten haben." Am kommenden Montag stehe das schwere Spiel gegen den amtierenden Deutschen Meister auf dem Programm. Man werde eine Mannschaft sehen, die sich auf dem Spielfeld zerreißt.

Stark in der Kritik: Top-Scorer Christian Rose.
Stark in der Kritik: Top-Scorer Christian Rose.
Die Mannschaft der SG W/M stellten wir bereits im Vorbericht zum Hinspiel ausführlich vor. Bester Schütze der Hessen ist der gescholtene Christian Rose (183/56 Tore) vor dem verletzten Pascal Hens (112).

Seit der Saison 1993/94 verlor der THW in der Bundesliga nur zweimal bei der SG Wallau-Massenheim, vier Mal gab's ein Unentschieden, drei Mal gelang ein Sieg. In der vergangenen Saison gelang ein knapper 24:23 (11:11)-Sieg (siehe Bericht).

Die Personalsituation beim THW ist unverändert. Nikolaj Jacobsen ist weiter nicht beschwerdefrei, ebensowenig wie das Torhüter-Duo Henning Fritz und Mattias Andersson, Piotr Przybecki und Morten Bjerre sind nach ihren Verletzungen noch nicht wieder in der alten Form.

Trotz seiner Sperre stellt Noka Serdarusic sein Team natürlich selbst auf die schwere Partie in Frankfurt ein. "Wallau spielt von der ersten bis zur letzten Sekunde einen taktischen Angriff", erklärt der THW-Coach, warum gerade eine ausführliche Vorbereitung der Abwehr so wichtig gegen die Panther ist. Auf der Bank wird in der Ballsporthalle Frankfurt-Höchst dann aber THW-Manager Uwe Schwenker das Team während des Spiels führen. Beide Offizielle zeigten sich zuletzt mehr als unzufrieden mit den Leistungen der Unparteiischen, doch Coach Serdarusic hat seiner Mannschaft eingeimpft: "Wir werden jegliche Entscheidung der Schiedsrichter ab sofort mit Freundlichkeit hinnehmen", alles andere habe keinen Sinn.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2003:

Schwenker weigert sich zu rechnen

THW-Manager vertritt Rot gesperrten Serdarusic auf der Bank
Eine Rote Karte gegen Trainer Noka Serdarusic, ein Kapitän Stefan Lövgren und ein Torwart Mattias Andersson, die sich fast 90 Sekunden lang gegen sieben Gegner behaupten mussten und zwei Tore Vorsprung, aus denen in nicht einmal 30 Sekunden ein Unentschieden wurde. Der THW Kiel schrieb beim 24:24 (13:11) gegen die HSG Wetzlar am Mittwoch (siehe Spielbericht) ein kurioses Kapitel in der 26 Jahren alten Geschichte der Handball-Bundesliga.

Folgen für die Partie bei der SG Wallau-Massenheim am Ostermontag um 17 Uhr in der Ballsporthalle Frankfurt-Höchst blieben nicht aus. Gestern sagte Manager Uwe Schwenker: "Wir haben noch nichts Offizielles vorliegen, gehen aber von einer Sperre von zwei Spielen für Noka aus." (Inzwischen liegt dem THW die Bestätigung vor, dass der DHB eine Sperre von zwei Spielen verhängt hat, Anm. d. Internet-Red.) Schwenker, der bei Auswärtsspielen ohnehin immer mit auf der Bank sitzt, wird wohl das Coaching übernehmen - auch in der dann folgenden Heimpartie (27. April/18 Uhr) gegen Nordhorn. Wege, den Kontakt zum Trainer auf der Tribüne zu halten, werden sich wohl finden lassen. Serdarusic hatte gegen Wetzlar nach gut 20 Minuten wegen "unsportlichen Verhaltens" (er blieb im Ärger über eine Reihe von Fehlentscheidungen in der Kette der Ersatzpfeife von Schiedsrichter Heiko Schnare hängen) und Schiedsrichterbeleidigung ("Ihr pfeift Scheiße") die Rote Karte gesehen.

Das Thema Europacup ruht derweil - in Kiel wie übrigens auch in Wallau. "Ich weigere mich zu rechnen", erklärte Schwenker, "das macht in der jetzigen Situation doch keinen Sinn. Wir haben bisher nur zwei von zwölf Auswärtsspielen gewonnen und müssen noch fünfmal reisen."

Auch bei der SG Wallau-Massenheim herrscht nach der Pokal-Abfuhr (20:25) im Halbfinale des Final Four alles andere als eitel Sonnenschein. Wallau-Trainer Martin Schwalb, der bis zum Saisonende verletzungsbedingt auf seinen vom SC Magdeburg umworbenen Jungstar Pascal Hens" verzichten muss, hüpfte schon während der Partie gegen TuSEM Essen an der Seitenlinie wie Rumpelstilzchen auf und ab. Seinen Regisseur Steffen Weber schrie er nach misslungener Aktion an und schüttelte ihn durch wie es zu Kaisers Zeiten einst die Pauker mit schläfrigen Schuljungen taten.

Ausgerechnet seine drei Nationalspieler hätten das Team im Stich gelassen, schimpfte Wallaus Coach vor versammelter Presse: "Die jungen Wilden sollten erwachsen werden. Drucksituationen wie die in Hamburg müssen sie endlich standhalten können." Ganz hart ins Gericht ging er mit Rückraumspieler Jan-Olaf Immel. Im kleinen Journalistenkreis sprach er dem 27-jährigen Nationalspieler gar das notwendige Talent ab. "Immel kennt nur einen Weg vorwärts, und das ist nur mit Dampf und drauf auf die Kiste. Der versucht ständig etwas, was er gar nicht kann." Linkshänder Christian Rose, Nationalmannschaftskollege von Weber und Immel bekam nach einer Flut von Fahrkarten ebenfalls sein Fett weg. Zu dem müsste er nun gar nichts mehr sagen, schnaubte Schwalb. "Auch auf den bin ich echt stinkig."

(Von Jens Kunkel und Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 19.04.2001)

Radio-Tip:


(20.04.2003) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite