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06.-08.12.2003 - Letzte Aktualisierung: 08.12.2003 Bundesliga

Sieg! THW trotzt dem SCM, der Bördelandhalle und den Schiris

Zebras gelingt trotz zehn Zeitstrafen und zweier roten Karten Sieg in Magdeburg

Bundesliga, 15. Spieltag: 06.12.2003, Sa., 15.00: SC Magdeburg - THW Kiel: 30:31 (16:15)
Update #6 Spielbericht der KN und Stimmen ergänzt...

Jubel um Mattias Andersson (Mitte), der in der Schlusssekunde den entscheidenden Siebenmeter parierte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Jubel um Mattias Andersson (Mitte), der in der Schlusssekunde den entscheidenden Siebenmeter parierte.
Es gibt noch Gerechtigkeit in der Handball-Welt. Obwohl der THW in einer hart umkämpften Partie von den Schiedsrichtern Dang / Zacharias mit zehn Zeitstrafen und zwei roten Karten belegt wurde, holten sich die Zebras mit einem 31:30 (15:16)-Sieg zwei Punkte vom SC Magdeburg. Nachdem der THW am Ende mit drei Toren führte, sah es in den letzten Minuten mal wieder nach einer typischen Partie in der Bördelandhalle aus. Die Unparteiischen knickten ein und Magdeburg erhielt in der Schlusssekunde - Spielstand 31:30 für den THW - einen Strafwurf. Doch Mattias Andersson, ab der 45. Minute mit einer starken Leistung für Rotsünder Fritz im Tor, hielt den Sieg gegen Stefan Kretzschmar fest.
Mit diesem tollen Sieg hat der THW die Bundesliga-Heimserie des SC Magdeburg - ungeschlagen in der Bördelandhalle seit Mai 2002 - beendet und sich in der Spitzengruppe eindrucksvoll zurück gemeldet.

Nach dem 1:1 (4.) zogen die Hausherren schnell auf 4:1 (7.) und 7:4 (12.) davon. Als Boquist eine Minute später durchbrach, die Schiedsrichter jedoch kein Foul sondern Ballbesitz Magdeburg pfiffen, regte sich Johan Pettersson so über diese Entscheidung auf, dass der Schwede zweimal Zwei-Minuten erhielt (14.). Verständnislosigkeit machte sich beim THW breit, Trainer Noka Serdarusic und Manager Uwe Schwenker waren sauer - Serdarusic sah den gelben Karton. In Überzahl brachte Gregorz Tkaczyk den SCM mit 8:4 in Führung (14.).

Johan Pettersson war mit 5/1 Toren bester THW-Schütze der zweiten Halbzeit.
Klicken Sie zum Vergrößern! Johan Pettersson war mit 5/1 Toren bester THW-Schütze der zweiten Halbzeit.
Die Hausherren schienen nun die Partie zu beherrschen und bauten den Vorsprung nach zwei vergebenen Siebenmetern des THW sogar auf fünf Tore aus: 14:9 (23.) und 15:10 (24.). Noka Serdarusic nahm eine Auszeit. In der Folge brachten Jacobsen (Strafwurf), Lozano und Boquist den THW auf 13:15 (28.) heran. Nach dem 16:13 durch Joel Abati war es ein weiterer Strafwurf des Dänen, der den 14:16-Anschluss bedeutete. Und nach einem Ballverlust des SCM verwandelte Niko den Gegenstoß wenige Sekunden vor dem Pausenpfiff sicher zum 15:16. Der THW war wieder im Spiel.

Jacobsen war es auch, der den ersten Treffer der zweiten Halbzeit erzielte: 16:16 (31.). Nach dem 17:17 durch Stefan Lövgren (33.) kassierte der THW seine fünfte Zeitstrafe: Roman Pungartnik musste wegen Reklamierens das Feld verlassen. Magdeburg nutzte die Chance und ging mit 19:17 (35.) in Führung. Doch der THW kämpfte und zeigte sich bissig. Jacobsen und Lövgren glichen zum 19:19 (36.) aus und in Unterzahl - Zeitstrafe gegen Zeitz - gelang Pettersson per Gegenstoß die erste Führung der Kieler: 20:19 (38.). Der blonde Schwede brachte nach Ausgleich durch Kretzschmar den THW auch erneut per Gegenstoß wieder in Front: 21:20 (39.).

Doch die Partie blieb hart umkämpft, nach 44. Minuten lag Magdeburg wieder vorn: 23:22 und Jacobsen scheiterte per Siebenmeter an Bitter. Dann Gerangel am Kieler Kreis: SCM-Kreisläufer Stephan Just, schon in Eisenach kein Kind von Traurigkeit, fällt mit Lövgren zusammen in den Kreis. Weil der Schwede dann zum Entsetzen der Kieler eine Zeitstrafe erhielt, explodierte THW-Keeper Henning Fritz und stürmte Richtung Just. Fritz erhielt zunächst eine Zeitstrafe und wenige Sekunden später die rote Karte. Der deutsche Nationalspieler soll Just, der ebenfalls eine Zwei-Minuten-Strafe erhielt, beleidigt haben.

Kampf zwischen Lövgren und Just am Kreis. Stefan Lövgren erhält zum Entsetzen der Kieler eine Zeitstrafe. Henning Fritz protestiert und erhält erst eine Zeitstrafe und dann die rote Karte.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kampf zwischen Lövgren und Just am Kreis. Stefan Lövgren erhält zum Entsetzen der Kieler eine Zeitstrafe. Henning Fritz protestiert und erhält erst eine Zeitstrafe und dann die rote Karte.

Nikolaj Jacobsen macht per tollem Gegenstoß das 27:25.
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikolaj Jacobsen macht per tollem Gegenstoß das 27:25.
Nun musste Mattias Andersson ins Kieler Tor. Doch zunächst blieb Magdeburg am Drücker und ging mit 25:23 (46.) in Führung. Lozano und Pettersson glichen für den THW durch verwandelte Siebenmeter wieder aus: 25:25 (48.). Symptomatisch für die Partie und die Schiedsrichterleistung am heutigen Nachmittag, dass Johan Pettersson mit 5/1 Toren bester THW-Schütze der zweiten Halbzeit, dann eine umstrittene Zeitstrafe erhielt. Und da der schwedische Nationalspieler schon in Durchgang eins eine doppelte Zeitstrafe kassiert hatte, konnte er sich zu Henning Fritz auf die Tribüne gesellen.

Mattias Andersson hielt in der ihm verbleibenden Viertelstunde sensationell.
Klicken Sie zum Vergrößern! Mattias Andersson hielt in der ihm verbleibenden Viertelstunde sensationell.
Doch all dieser Unbill ließ die Zebras nicht aufstecken. "Deme" Lozano brachte sie mit 26:25 (50.) wieder in Führung und Mattias Andersson nagelte nun das THW-Tor zu: Er hatte am Ende elf Paraden in 15 Minuten auf seinem Konto stehen. Mit diesem tollen Rückhalt bauten die Zebras ihre Führung durch Jacobsen (Gegenstoß) und Ahlm (Kreis) auf 28:25 (53.) aus und konnten den Drei-Tore-Vorsprung trotz einer weiteren Zeitstrafe gegen Zeitz, der zuvor zweimal toll getroffen hatte, halten: 31:28 stand es 90 Sekunden vor dem Ende nach einem Tor von Kapitän Lövgren.

Die letzte Minute hatte es dann in sich: Tkaczyk brachte Magdeburg auf 29:31 heran, Pungartnik scheiterte an dem inzwischen im Tor stehenden Torsten Friedrich, Martin Boquist verlor den Ball und Tkaczyk traf erneut: Gegenstoßtor zum 30:31. Noch war 45 Sekunden zu absolvieren. Sieben Sekunden vor dem regulären Ende verlor der THW erneut das Leder und Tkaczyk tankte sich am Kieler Kreis durch. Klar, dass die Unparteiischen Dang / Zacharias unter dem Druck der 8400 aufgebrachten Zuschauer in der Bördelandhalle eine Sekunde vor Schluss auf Strafwurf entschieden. Doch wider Erwarten gab es kein Happy End für die Magdeburger, denn Mattias Andersson parierte den Siebenmeter gegen Stefan Kretzschmar und ging Sekunden später in einer weißen Jubeltraube unter.

Gregorz Tkaczyk tankt sich in der Schlusssekunde an den Kieler Kreis durch, die Schiedsrichter Dang / Zacharias entscheiden auf Strafwurf. Letzte Besprechung von Serdarusic mit Andersson. Kretzschmar tritt an...
Klicken Sie zum Vergrößern! Gregorz Tkaczyk tankt sich in der Schlusssekunde an den Kieler Kreis durch, die Schiedsrichter Dang / Zacharias entscheiden auf Strafwurf. Letzte Besprechung von Serdarusic mit Andersson. Kretzschmar tritt an...

und Andersson pariert! Der Schwede geht Sekunden später in einer Jubeltraube unter.
Klicken Sie zum Vergrößern! und Andersson pariert! Der Schwede geht Sekunden später in einer Jubeltraube unter.

Beste Schützen beim THW waren Nikolaj Jacobsen (8/4) und Johan Pettersson (6/1). Für Magdeburg trafen Abati (8/5), Tkaczyk (6) und Sigurdsson (6) am besten.

Lesen Sie auch einen Artikel über den Nachklang in der schwedischen Presse.

Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir wussten, dass es von vornherein ein entscheidendes und geladenes Spiel werden würde, aber das ist nichts neues in Magdeburg. Wir hatten zweimal verloren, aber uns selbst gesagt, dass wir hinter den drei Spitzenmannschaften lauern und uns selbst in die Champions League spielen wollen. Wir wussten, dass wir die zwei verlorenen Punkte suchen mussten und wir haben sie hier gefunden.

In der ersten Halbzeit haben wir versucht, unsere Vorgaben umzusetzen, was uns nicht ganz gelungen ist. Das hat in der zweiten Halbzeit besser geklappt. Als wir zum Schluss mit drei Toren geführt haben, hätte Magdeburg ausgleichen können - und das wäre vielleicht auch nicht unverdient gewesen.

SCM-Trainer Alfred Gislason:
Es war heute nicht unser Tag, wir haben viel langsamer gespielt als sonst. Wir haben nicht gut gespielt, und es tut zwar weh, aber Kiel hat nicht unverdient gewonnen. Unser Mittelblock war angeschlagen und Kiel hat das geschickt ausgenutzt. Wir hatten in den letzten Wochen diverse englische Wochen gespielt mit sechs bis neun Leuten. Es war abzusehen, dass wir Probleme bekommen würden. Kiel war heute besser - Glückwunsch Noka. Wir haben einfach nicht unseren Rhythmus gefunden.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Es war kein hochklassiges, aber ein sehr emotionales Spiel. Es war eine sehr schwere Partie in diesem Hexenkessel, da kochen die Emotionen hoch, aber wir haben uns gewehrt. Ein ganz großes Kompliment an die Mannschaft, sie hat couragiert gespielt und gefightet.

Es war ganz wichtig, dass wir gewonnen haben, wir sind nun wieder dabei. Wir waren vorher die einzige Mannschaft, die nicht bei einem anderen Spitzenteam gewonnen hat.

THW-Torhüter Henning Fritz gegenüber dpa:
Als Lövgren nach einem Foul am Boden lag und dann auch noch zwei Minuten bekommen hat, konnte ich mich nicht beherrschen und habe Stephan Just ein paar schlimme Worte gesagt. Das gehört sich nicht, und ich entschuldige mich dafür.
Lesen Sie auch den Sonderbericht der KN zum Thema.
SCM-Spieler Stefan Kretzschmar:
Wir können uns nun in der Meisterschaft nicht mehr viel erlauben, wenn wir oben mitspielen wollen. Den Siebenmeter am Ende wollte keiner werfen, Pech.

[Gegenüber der Magdeburger Volksstimme:]
Ich hab's versaut, die Mannschaft schwer enttäuscht. Von mir hing es ab, ob wir noch einen Punkt holen. Es wäre bitter, wenn die Meisterschaft wegen eines Zählers entschieden wird, also dann wegen dieses einen Wurfs. Der Gedanke geht mir schon durch den Kopf. Aber Klasse, wie sich Fans und Mitspieler verhalten haben. Eigentlich wollte ich hoch werfen, aber der Ball klebte von dem vielen Harz geradezu in der Hand. Da Andersson zudem bei meinem ersten Siebenmeter, den er pariert hatte, hochgesprungen war, schien mir aus diesen beiden Gründen ein flacher Wurf die beste Option zu sein.

THW-Kreisläufer Klaus-Dieter Petersen gegenüber der Magdeburger Volksstimme:
Diesmal war "Kretzsche" die tragische Figur, aber Magdeburg ist jetzt Dritter, weil er in dieser Saison zigmal der Held war, der Spiele fast allein entschieden hat.
SCM-Spieler Stefan Kretzschmar gegenüber der Magdeburger Volksstimme:
Wir haben in der Deckung nie zu unserer Aggressivität gefunden. Jeder hat allein geackert. Der Substanzverlust der letzten Zeit machte sich bemerkbar. Uns fehlen Alternativen gegen so ein Topteam.

15. Spieltag: 06.02.03, Sa., 15.00: SC Magdeburg - THW Kiel: 30:31 (16:15)

Logo SC Magdeburg:
Bitter (1.-55., 17 Paraden), Friedrich (55.-60. und zwei 7m, 4 Paraden); Wiegert, Tkaczyk (6), Schöne (2), Sprenger (1), Stiebler, Just, Kloppe (n.e.), Abati (8/5), Kuleschow (3), Sigurdsson (6), Kretzschmar (4), Licu; Trainer: Gislason
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-45., 14 Paraden), Andersson (45.-60. und ein 7m, 11 Paraden); Preiß (n.e.), Pettersson (6/1), Jacobsen (8/4), Przybecki, Pungartnik, Lozano (4/1), Petersen (n.e.), Lövgren (3), Wagner (1), Ahlm (5), Wisotzki, Boquist (2), Zeitz (2); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Dang (Kriftel) / Zacharias (Mainz)
Zeitstrafen:
Magdeburg: 5 (zweimal Abati (12., 26.), Sigurdsson (20.), Kuleschow (22.), Just (45.));
THW: 10 (Boquist (7.), dreimal Pettersson (2x2 14., 49.), Ahlm (27.), Pungartnik (35.), zweimal Zeitz (37., 57.), Lövgren (45.), Fritz (45.))
Rote Karten:
THW: Fritz 45., Pettersson
Siebenmeter:
Magdeburg: 8/5 (Abati wirft gegen Andersson an den Pfosten (45.), Kretzschmar scheitert zweimal an Andersson (58., 60.));
THW: 10/6 (Jacobsen scheitert an Friedrich (22.), Pettersson wirft gegen Friedrich überweg (22.), Jacobsen scheitert an Bitter (45.), Lozano scheitert an Friedrich (55.))
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1 (4.), 4:1 (7.), 4:2, 5:2, 5:3, 6:3 (10.), 7:3, 7:4, 8:4 (14.), 8:5, 9:5, 9:6, 10:6 (16.), 10:7, 11:7, 11:8, 12:8 (20.), 12:9 (20.) 14:9 (23.), 14:10, 15:10 (24.), 15:13 (28.), 16:13 (29.), 16:15;
2. Hz.: 16:16, 17:16, 17:17 (33.), 19:17 (35.), 19:20 (38.), 20:20, 20:21 (39.), 22:21 (42.), 22:22 (43.), 24:22 (45.), 24:23, 25:23 (46.), 25:28 (53.), 26:28, 26:29 (54.), 27:29, 27:30 (55.), 28:30, 28:31 (59.), 30:31
Zuschauer:
8400 (ausverkauft) (Bördelandhalle, Magdeburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003:

THW fischte zwei Punkte aus dem Hexenkessel

31:30-Sieg in Magdeburg - Auch zehn Zeitstrafen konnten Kiel nicht stoppen
Magdeburg - Rot für Fritz und Pettersson, ein weinender Stefan Kretzschmar, Emotionen pur: Der 31:30 (15:16)-Sieg des THW Kiel beim SC Magdeburg bot alle Zutaten für einen Krimi der Extraklasse. Als Mattias Andersson in der Schluss-Sekunde den Siebenmeter von Kretzschmar hielt, fand sich Kiel im siebten Himmel und Andersson unter seinen Mitspielern wieder.

Christian Zeitz stellte mit zwei knallharten Würfen die Weichen für den ersten Kieler Sieg gegen Magdeburg seit zwei Jahren. "Der ist nicht ganz dicht", lobte "Kretsche" auf die ihm eigene Art.
Klicken Sie für weitere Infos! Christian Zeitz stellte mit zwei knallharten Würfen die Weichen für den ersten Kieler Sieg gegen Magdeburg seit zwei Jahren. "Der ist nicht ganz dicht", lobte "Kretsche" auf die ihm eigene Art.
Nur wenige Meter entfernt kullerten derweil bei "Kretsche" die Tränen. "Wenn uns am Ende ein Punkt zur Meisterschaft fehlt, bin ich schuld." Kurz zuvor war der 32-Jährige schon einmal mit einem Siebenmeter an Andersson gescheitert. "Da war er ziemlich hoch gesprungen. Ich dachte, er würde es wieder machen." Den Gefallen tat ihm der THW-Keeper nicht. "Ich wollte so lange warten, bis Kretsche was macht." Schließlich wollte ihm der Blonde mit den sechszehn Tatoos und einem Ziegenbart den Ball durch die Beine schnippeln. Doch diese Tür machte Andersson blitzschnell zu.

Eine Viertelstunde zuvor hatte die mit 8400 Zuschauern restlos ausverkaufte Bördelandhalle ihre Siedetemperatur erreicht. Hätte sich zu diesem Zeitpunkt ein Huhn in diesen Hexenkessel gewagt, es wäre als Grillhähnchen wieder raus gekommen. Rot für Fritz, 25:23 für Magdeburg - der Kuchen schien verteilt. Seit Mai 2002 hatte das Team von Alfred Gislason 24 Bundesligaspiele in Folge gewonnen, was sollte also passieren? Doch der SCM hatten die Rechnung ohne Andersson gemacht. Der Schwede ließ das fassungslose Publikum acht Minuten auf einen Torjubel warten und hielt drei Siebenmeter. "Er hat die Kiste praktisch vernagelt", biss auch Kretzschmar auf Granit.

In der zweiten Halbzeit stand auch endlich die Kieler Abwehr besser. Engagiert und aggressiv ließen die Schützlinge von Noka Serdarusic kaum noch einen Wurf aus dem Rückraum zu. "Wir wollten uns hier nicht verstecken und das hat nach der Pause auch gut geklappt", meinte der THW-Coach. Lediglich den bulligen Sigfus Sigurdsson (6 Tore) bekamen die Zebras nie in den Griff. Vor der Halbzeit lag der THW zeitweise mit 10:15 zurück, blieb im Rückraum harmlos und fand nur über Kreisspieler Marcus Ahlm Zugang zum SCM-Tor.

Gesucht und gefunden: Lozano kam nach der Pause für den blassen  Boquist und setzte Ahlm am Kreis immer wieder gut in Szene.
Klicken Sie für weitere Infos! Gesucht und gefunden: Lozano kam nach der Pause für den blassen Boquist und setzte Ahlm am Kreis immer wieder gut in Szene.
"Meine rote Karte hat uns wachgerüttelt", ließ Fritz einen hochmotivierten THW Kiel zurück, der mit fünf Toren in Folge plötzlich 28:25 (53.) führte. Auch das Aus von Pettersson, der nach einer doppelten Zeitstrafe wegen Meckerns und einem Schubser gegen Kuleschow Fritz Gesellschaft leisten durfte, hielt Kiel nicht auf.

"Wir hatten den stärkeren Willen und am Ende auch die größeren Kraftreserven", begann Nikolaj Jacobsen seine Abschiedstournee mit acht Toren. Dabei störte den Dänen auch der bullige SCM-Kapitän Steffen Stiebler nicht, der ihm bei jedem Siebenmeter einen Spruch mit auf den Weg gab. "Der hat mir Glück und ähnlichen Quatsch gewünscht", blieb der THW-Linksaußen ungerührt. "Ich will das letzte halbe Jahr genießen und Spaß haben."

Den hätten ihm die Magdeburger in einer dramatischen Schlussphase fast noch vermiest. 31:28 führten die Kieler kurz vor Schluss, auch weil der bis dato enttäuschende Christian Zeitz endlich sein Herz in beide Hände nahm und den überragenden Johannes Bitter im SCM-Tor mit zwei Treffern der Marke "Zeitz- Spezial" überwand.

Alles schien gelaufen, zumal bei den Magdeburgern zunehmend die Kräfte schwanden. Dann flog Zeitz für zwei Minuten runter und Grezgor Tkaczyk, der schon im letzten Jahr das Siegtor (30:29) erzielte, traf doppelt und wurde nach Auffassung des Unparteiischen Matthias Dang schließlich von Pungartnik siebenmeterreif gestoppt. "Der Kieler stand bei der Abwehr zwei Meter im Kreis", befand der Mainzer auch nach der Videoanalyse. "Ein billiger Siebenmeter", beendete Andersson weitere Diskussion über die Schiedsrichterleistungen, in dem er den Ball einfach hielt.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003:

"Bei mir sind einige Sicherungen durchgebrannt"

Rote Karte könnte für Nationaltorwart Fritz ein Nachspiel haben
Henning Fritz: "Bei mir sind einige Sicherungen durchgebrannt".
Klicken Sie für weitere Infos! Henning Fritz: "Bei mir sind einige Sicherungen durchgebrannt".
Bitter für Henning Fritz. Ausgerechnet in seiner alten Heimat sah der Nationalkeeper seine erste rote Karte im THW-Dress. "Ich rechne nicht mit Konsequenzen. Das war doch nur eine Lapalie." Das Schiedsgericht des DHB, das heute über eine mögliche Sperre entscheidet, wird das vermutlich anders bewerten.

"Ich dachte Stefan Lövgren ist schwer verletzt", meinte Fritz. "Da sind bei mir einige Sicherungen durchgebrannt." Der Magdeburger Stephan Just hatte dem THW-Kapitän den Ellbogen in die Rippen geknallt. Daraufhin beschimpfte Fritz den Übeltäter als geistig unterbelichtetes Borstentier. Sinngemäß. Fritz wählte ein rustikaleres Deutsch. "Die Schiedsrichter standen direkt daneben, das war nicht besonders clever", erkannte Fritz, der sich nach dem Spiel bei Just entschuldigte. THW-Coach Noka Serdarusic, für den Zeitstrafen wegen Meckerns ein rotes Tuch sind, nahm seinen Torhüter in Schutz. "Ich kann diese Reaktion verstehen. Er hat wohl als einziger dieses brutale Foul von Just richtig gesehen."

Zeigten Henning Fritz die rote Karte: Matthias Dang und Thorsten Zacharias.
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Zumindest das Schiedsrichtergespann Matthias Dang und Thorsten Zacharias hatte nur ein Gerangel erkannt. "Deshalb haben wir Lövgren und Just jeweils eine Zwei-Minuten-Zeitstrafe gegeben." Für die beiden Mainzer steht Fritz nicht erst seit dieser roten Karte auf der "Mecker-Rangliste" der Torhüter ganz oben. "Das geht bei ihm schon nach zwei Minuten los", weiß Dang. Für Fritz, der sich wie kaum ein Zweiter aufputschen kann, ist die Meckerei ein Ventil, um seinen Adrenalinspiegel immer wieder einzupendeln. "Ich muss das eindämmen und versuchen, ruhig zu bleiben. Aber gerade die Torhüter stecken in einer besonderen Situation." Schließlich hätten die Feldspieler gar keine Zeit, sich mit Fehlentscheidungen zu beschäftigen. Kritik an Fritz, Lob für Christian Zeitz. Der, so Dang/Zacharias, wäre im THW-Trikot ein ganz anderer Mensch geworden. "Als er noch für Kronau spielte, stand der Mund nie still."

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.12.2003)


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