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12.01.2004 Interview

Adrian Wagner im Interview: "Handball ist mein Leben!"

THW-Linksaußen Adrian Wagner im Gespräch mit der Provinzial-Hauszeitschrift "Nesselblatt"

Aus der Provinzial-Hauszeitschrift "Nesselblatt":

Der Handball-Bundesligist THW Kiel hat sich zu Saisonbeginn mit fünf neuen Spielern verstärkt. Einer von ihnen ist Adrian Wagner, der zuletzt für den HSV Hamburg spielte. Anfang September bezogen der 25-Jährige und seine Freundin Nicola Kollwitz eine Doppelhaushälfte in Mönkeberg. Der Linksaußen hat bereits 24 Länderspiele absolviert und wurde vor zwei Jahren mit dem VfL Bad Schwartau Deutscher Pokalsieger. Das Nesselblatt besuchte Adrian Wagner zu Hause und wollte unter anderem wissen, was er über die Provinzial, über seine Fans und über Liebesbriefe denkt:
Nesselblatt:
Was hältst du von der Provinzial als Sponsor?
Adrian Wagner:
Mit Provinzial verbindet man den THW. Die beiden gehören zusammen. Wenn es ein Sponsor geschafft hat, so fest zu einer Mannschaft zu gehören, dann ist das ein toller Erfolg. Die Provinzial ist ein guter Partner, die Verbindung ist seit Jahren konstant, so was wünscht sich jeder Verein.
Nesselblatt:
Wie kommst du damit klar, das Provinziallogo auf der Brust zu haben?
Adrian Wagner:
Das stört mich nicht. Provinzial gehört zum THW. Wenn sich ein Sponsor so stark für einen Verein einsetzt, dann ist das selbstverständlich, dass man die Kleidung trägt.
Nesselblatt:
Was sagst du dazu, dass die Provinzial auch euren Gegner SG Flensburg-Handewitt sponsert?
Adrian Wagner:
Das ist nachvollziehbar. Die Provinzial Nord ist in Norddeutschland vertreten, so macht es Sinn, auch Flensburg zu sponsern. Das zeigt doch noch mehr, dass Provinzial zum Handball gehört.
Nesselblatt:
Wann hast du deine Karriere begonnen?
Adrian Wagner:
Mit zwölf Jahren. Allerdings damals nur als Hobby. Mit 17 bekam ich ein Angebot des Bundesligisten VfL Bad Schwartau und wurde Profi.
Nesselblatt:
Wieviel Zeit widmest du dem Handball?
Adrian Wagner:
Beim THW Kiel trainieren wir manchmal zweimal am Tag. Mittags Krafttraining, abends Taktik und Technik. Meistens haben wir wegen Bundesliga, DHB- und EHF-Pokal auch zwei Spiele in der Woche. Aber das ist eben mein Beruf. Nervig ist nur, dass wir auch zwischen Weihnachten und Silvester spielen, während andere mit ihren Familien feiern.
Nesselblatt:
Hast du durch deine unregelmäßigen Arbeitszeiten noch genug Zeit für Freundin/Freunde?
Adrian Wagner:
Ja, als Sportler habe ich auch genügend Freiräume. In der Woche mehr als an den Wochenenden, da bin ich meistens mit dem THW unterwegs.
Nesselblatt:
Wie war es für dich, als Hamburger nach Kiel zu kommen? Hast du dich am Anfang fremd gefühlt?
Adrian Wagner:
Nein, das Team hat die neuen Spieler total nett aufgenommen. Außerdem gefällt es mir in Mönkeberg. Die Entfernung zu Hamburg ist auch nicht so groß, so dass wir weiterhin unsere Freunde treffen können. Ab und zu unternehmen wir auch als Mannschaft etwas. Dann haben wir auch einmal Zeit, über private Dinge zu reden.
Nesselblatt:
Nerven euch eigentlich die zahlreichen Fototermine?
Adrian Wagner:
Wenn das nett gemacht ist, haben wir auch bei Fototerminen oder Autogrammstunden Spaß. Nicht so schön ist es, wenn wir lange warten müssen, bevor sich jemand um uns kümmert.
Nesselblatt:
Wie war es für dich, das erste Mal in die Ostseehalle einzulaufen?
Adrian Wagner:
Man hat mir vor dem ersten Spiel einen Tipp gegeben: Einfach nur wirken lassen. Das Einlaufen ist echt klasse. Von mir aus könnte das Licht noch etwas länger aus bleiben und die Taschenlampen länger blinken.
Nesselblatt:
Gibt es Rituale vor dem Spiel, mit denen ihr euch Mut macht?
Adrian Wagner:
Wir kommen alle vor dem Spiel im Kreis zusammen und einer sagt "Und", die anderen rufen "Los!" Das schwört die Gemeinschaft noch weiter zusammen.
Nesselblatt:
Was machen die Spieler eigentlich in der Pause?
Adrian Wagner:
Ausruhen und mit dem Trainer noch einmal die Taktik besprechen. Natürlich gibt es auch mal Ärger, wenn wir schlecht gespielt haben. Aber grundsätzlich ist alles sehr sachlich.
Nesselblatt:
Ihr seid eine der besten Mannschaften in der Bundesliga. Gibt es Gegner für euch, gegen die ihr eigentlich schon vor dem Anpfiff gewonnen habt?
Adrian Wagner:
Nein. Wir nehmen jeden Gegner ernst. Aber natürlich gehen wir in jedes Spiel mit der Einstellung rein, am Ende auch zu gewinnen. Aber wenn man 10:8 führt, darf man nicht aufhören, Handball zu spielen. Gegen Minden beispielsweise war es alles andere als leicht. Besonders die erste Halbzeit. (Anm. d. Red.: THW - Minden: 32:24).
Nesselblatt:
Wie fühlt sich das an, wenn du einen Ball versenkt hast?
Adrian Wagner:
Super. Man hört beim Zurücklaufen dieses "Toor, Toor, Toor". Das "Hey, Addi, Hey", das die Zuschauer nach jedem Tor rufen, hört man schon fast nicht mehr. Da konzentrieren sich die Spieler schon wieder viel zu sehr auf den Angriff des Gegners.
Nesselblatt:
Ist es für dich sehr schlimm, eine gelbe Karte zu bekommen?
Adrian Wagner:
Anders als beim Fußball ist es bei uns nicht schlimm, eine gelbe Karte zu bekommen. Die gehören dazu. Das einzige, was mich richtig ärgern würde, ist wenn ich wegen Meckerei auf die Bank müsste. Manche Spieler sind so emotional dabei, dass sie eine Karte kriegen.
Nesselblatt:
Hast du dich schon mal beim Handball ernsthaft verletzt?
Adrian Wagner:
Ich hatte mal einen Bänderriss und eine OP an der Schulter. Aber Ernsthaftes zum Glück noch nie. Der Anfang ist schwer. Man nimmt die Verletzung zunächst nicht so ernst. Erst später merkt man, dass die Pause doch länger dauern wird.
Nesselblatt:
Hast du einen Handballer als Vorbild?
Adrian Wagner:
Nein. Vorbild würde bedeuten, dass ich genauso sein will, wie ein anderer Spieler. Das will ich nicht. Ich kann nur sagen, dass Stefan Lövgren einer der weltbesten Handballer ist.
Nesselblatt:
Hast du nicht wie jeder andere Mensch auch mal eine Null-Bock-Phase?
Adrian Wagner:
Sicherlich gibt es Phasen, in denen man weniger Lust hat. Aber spätestens wenn ich vor vielen Zuschauern spielen darf, kommt der Spaß zurück.
Nesselblatt:
Bist du vor jedem Spiel aufgeregt?
Adrian Wagner:
Es gehört dazu, sich auf das Spiel vorzubereiten. Aufregung ist immer da. Für manche Spieler ist das förderlich, für manche weniger. Aber mir hilft das sehr.
Nesselblatt:
Was ist für dich beim Handball das schönste Glücksgefühl?
Adrian Wagner:
Wenn wir ein Spiel noch gewinnen, das wir schon fast verloren haben.
Nesselblatt:
Die Saison geht bis in den Frühling hinein. Geht einem da nicht irgendwann die Luft aus?
Adrian Wagner:
Ab Mai merke ich schon, was ich geleistet hab. Das ist alles Kopfsache, man wird im Kopf müde.
Nesselblatt:
Und dann habt ihr Urlaub?
Adrian Wagner:
Sechs Wochen. Da fahren meine Freundin und ich samt Hund immer nach Spanien. Meistens in die gleiche Region. Dort mieten wir uns ein schönes Haus mit Pool und entspannen.
Nesselblatt:
Wirst du oft nach Autogrammen gefragt? Bekommst du auch Liebesbriefe?
Adrian Wagner:
Nach dem Spiel kommen schon einige Spezis, die immer wieder ein Autogramm wollen. Die haben bestimmt schon 100 Stück. Manche Teenies schicken auch Liebesbriefe. Die meisten Briefe sind allerdings gar nicht zu beantworten. Das sind irgendwelche Offenbarungen. Wenn es spezielle Autogrammwünsche sind, die ich erfüllen kann, dann ist das kein Problem.
Nesselblatt:
Merkst du deine Bekanntheit in der Öffentlichkeit?
Adrian Wagner:
In Hamburg haben mich nur wenige erkannt. In Kiel ist das anders. Hier haben Handballer einen ganz anderen Bekanntheitsgrad. Das ist sehr beeindruckend. Heimlich bei Ikea einkaufen, ist hier nicht möglich.
Nesselblatt:
Hast du mal an die Zeit nach dem Handball gedacht?
Adrian Wagner:
Klar. Schließlich kann es jeden Tag vorbei sein. Deshalb möchte ich gerne Sportmanagement an der Fernuni in Göttingen studieren. Aber jetzt noch nicht. Ich mag keine halben Sachen, deshalb konzentriere ich mich im Moment ganz auf den Handball.
Nesselblatt:
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Adrian Wagner:
Ich wünsche allen Leuten, die ich mag, Gesundheit. Über meine Zukunft mache ich mir eigentlich keine Gedanken.
Nesselblatt:
Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg für die nächsten Spiele.
Adrian Wagner:
Danke schön.
(Aus der Provinzial-Hauszeitschrift "Nesselblatt", das Interview führte Tina Zimmer)


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