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14.02.2004 Interview

KN-Interview mit Nikolaj Jacobsen: "Dänemark ist Deutschland 100 Jahre voraus"

Aalborg mit guten Talenten heute beim THW

Aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2004:

Kiel - Für Nikolaj Jacobsen fällt das Wiedersehen mit seinen Landsleuten wohl aus. Wenn der THW Kiel heute um 15 Uhr im Viertelfinale um den EHF-Cup Handbold Aalborg in der Ostseehalle erwartet (siehe Vorbericht), wird der "THW-Däne" noch das Bett hüten. Laut Dr. Frank Pries, der Jacobsen am Dienstag operierte, wird der 32-Jährige bei günstigem Heilungsverlauf wohl erst in sechs Wochen ins Mannschaftstraining einsteigen. Die KN sprachen mit dem Linksaußen, der am Saisonende nach Dänemark zurückkehren wird.
Kieler Nachrichten:
Muss sich der THW vor Aalborg fürchten?
Nikolaj Jacobsen:
Nein, nur Respekt sollten wir haben. Wenn wir normale Form finden, sollten wir eine Runde weiterkommen. Aalborg ist vergleichbar mit Großwallstadt oder Wetzlar.
Kieler Nachrichten:
Welchen Stellenwert hat Aalborg in Dänemark?
Nikolaj Jacobsen:
Als ich 1997 ins Ausland ging, gab es den Verein noch gar nicht. Das ist ein neuer Klub ohne Geschichte. Allerdings sind sie inzwischen hinter Gudme und Kolding zur dritten Kraft aufgestiegen.
Kieler Nachrichten:
Auf welche Spieler muss der THW besonders aufpassen?
Nikolaj Jacobsen:
Mit dem Mittelmann Börge Lund und dem Linksaußen Havard Tvedten haben sie zwei sehr gute norwegische Nationalspieler. Stark ist auch der junge Rechtsaußen Christian Back und Rückraumspieler Rune Ohm. Das ist der kommende Mann im dänischen Handball.
Kieler Nachrichten:
Flensburg hat in der Champions League beim dänischen Tabellenführer Kolding mit 33:20 gewonnen. Ist das ein Maßstab?
Nikolaj Jacobsen:
Nein, Kolding hat da einen ganz schlechten Tag erwischt. Von der dänischen Spitze bis zu den vier, fünf deutschen Top-Klubs ist schon ein großer Sprung.
Kieler Nachrichten:
Was fehlt den Dänen zur Bundesliga?
Nikolaj Jacobsen:
Geld und gute Ausländer. Die besten Ausländer spielen in Deutschland, weil sie hier am meisten Geld verdienen können.
Kieler Nachrichten:
Ist die Nachwuchsarbeit in Ihrer Heimat so viel besser als hierzulande?
Nikolaj Jacobsen:
Da sind die Dänen den Deutschen 100 Jahre voraus. Das ist leider so. Es gibt zahlreiche Sportinternate, die für alle Jugendlichen frei zugänglich sind. Und an der Uni kann man Handball als Sportfach zu belegen.
Kieler Nachrichten:
Was bedeutet das für die Ausbildung?
Nikolaj Jacobsen:
Ein A-Jugendlicher beim THW trainiert zwei- bis dreimal in der Woche, der Nachwuchs von Gudme sechs bis achtmal. Zudem sind die Jugendtrainer sehr gut ausgebildet.
Kieler Nachrichten:
Wird die dänische Liga also irgendwann einmal zur Nr.1 in Europa?
Nikolaj Jacobsen:
Nein. So viele Zuschauer wie in der Bundesliga werden wir nie haben, und damit fehlt das Geld, um ausländische Stars zu holen. Allerdings wird Handball durch den Erfolg der Frauen-Nationalmannschaft (Dänemark ist aktueller Olympiasieger, d. Red.) im Fernsehen immer häufiger übertragen. Das bringt den Klubs mehr Geld, und sie können einige Ausländer aus Schweden, Island oder Norwegen bezahlen.
Kieler Nachrichten:
Zum Abschluss noch ein Tipp: Wie geht das Spiel heute aus?
Nikolaj Jacobsen:
Wir gewinnen mit sieben oder acht Toren Vorspung. Das muss für das Rückspiel reichen.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 14.02.2004)


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