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22.03.2004 Mannschaft

Sicher gelandet

Für den unter Flugangst leidenden Adrian Wagner war die Reise nach Astrachan eine besondere Herausforderung

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Adrian Wagner.
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3500 Kilometer Anreise, viereinhalb Stunden Flugzeit, gefangen in einer russischen Tupolew 154. Für Adrian Wagner hätte das Halbfinalspiel im fernen Astrachan unweit der Grenze zu Kasachstan zum Höllentrip werden können. "Das ist der Negativpunkt meiner Karriere, meinte der unter Flugangst leidende Neu-Kieler vor dem Abheben. Überraschung nach der Rückkehr. "Das waren die besten Flüge, die ich je erlebt habe", sagt Adrian Wagner heute.
Seit der Auslosung hatte sich Wagner endlos Gedanken über die Reise in den Südwesten Russlands gemacht, sich über die Flugsicherheit informiert, Internetrecherche betrieben. "Über den russischen Flugverkehr hat man schon so viele schlechte Dinge gehört", berichtet der 25-jährige von seinen "Vorbereitungen". "Doch die Tatsachenberichte zur Tupolew 154 hörten sich allesamt gar nicht so schlecht an." Trotzdem hatte Wagner genug Zeit, "um sich negativ reinzusteigern." Seit er beim THW Kiel spielt, ist es Gang und Gebe, mit dem Flugzeug zu reisen. "Es ging auch von Mal zu Mal besser", sagt der Nationalspieler, der bereits Seminare gegen Flugangst besuchte. "Allerdings ist der Flug nach Astrachan nach langer Zeit wieder der Erste gewesen und daher ein Besonderer."

Geschafft. Adrian Wagner (Mitte) steigt nach viereinhalb Stunden erleichtert aus dem Flieger, der sicher in Astrachan gelandet ist.
Klicken Sie zum Vergrößern! Geschafft. Adrian Wagner (Mitte) steigt nach viereinhalb Stunden erleichtert aus dem Flieger, der sicher in Astrachan gelandet ist.
Kurz vor dem Abflug erreichte die Angst ihr Maximum. "Beim Einstieg roch es stark nach Benzin, da ging gar nichts mehr", erinnert sich Wagner. Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker und Physiotherapeut Björn Rother leisteten ganze Beruhigungsarbeit. "Vier Stunden - ich dachte, das schaff ich nicht! Doch die beiden hatten mich sehr gut im Griff." Nachdem mit dem Start das Schlimmste überstanden war, ging es von Minute zu Minute besser. Das Flugzeug blieb oben. "Ich schaute die ganze Zeit aus dem Fenster und passte auf, dass nicht passiert", muss Wagner selbst fast lachen. "Ich konnte mich sogar ein bisschen entspannen." Angeschnallt blieb er trotzdem.

Den Gurt löste er erst auf dem Rückflug. "Da war es so, wie es wohl eigentlich sein sollte", erzählt Wagner erleichtert. "Ich bin aufgestanden, habe mich unterhalten, DVD geschaut, Musik gehört und gespielt." Die Ablenkung nahm ihm wenigstens vorübergehend die Angst. "Das war ein großer Schritt nach vorn. Die Reise hat mir in allen Belange sehr viel gebracht", so ein erleichterter Wagner. Seine wichtigste Erkenntnis: "Wenn die Tupolew nicht abstürzt, sind wir schon mal ein ganzes Stück weiter."

Das Abenteuer Russland ist überstanden. Jetzt kann der Flug zum Finale gebucht werden.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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