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24.08.2004 Olympia 2004

Kieler Nachrichten: Angst vor dem totalen Tiefpunkt

Handball: Riesendruck vor Spanien-Spiel

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.08.2004:

Für Stefan Kretzschmar ist es das Spiel seines Lebens, für Deutschlands Handballer die Stunde der Wahrheit: 205 Tage nach dem EM-Triumph von Ljubljana steht dem zuletzt schwächelnden Goldfavoriten im Viertelfinale der Olympischen Spiele heute gegen Angstgegner Spanien (18.30 MESZ) eine Nervenschlacht bevor, die zur Revanche der besonderen Art werden soll
"Jetzt geht es um alles. Dieses Spiel haben sich alle gewünscht, besser kann es kaum kommen", sagt Kretzschmar, der seit Sonntagabend fast minütlich an den Albtraum von Sydney 2000 zurückdenkt. Damals fühlte sich der Magdeburger als "Arsch der Nation", nachdem er im olympischen Viertelfinale gegen die Iberer (26:27) wenige Sekunden vor Schluss den entscheidenden Wurf an die Latte gesetzt hatte. "Das ist für mich nach wie vor brutal. Davon träume ich noch heute", verrät Kretzschmar, der seine Teamkollegen gestern wachrüttelte: "Man muss ergriffen sein, einen Schuss Fanatismus in sich tragen und unbedingt in dieses Finale wollen." Ein Deja-vu-Erlebnis wäre für den Linksaußen der "abolute Tiefpunkt".

Die Nerven beim Vize-Weltmeister scheinen nach den jüngsten Niederlagen gegen Frankreich (22:27) und Ungarn (29:30) zum Abschluss der Vorrunde blank zu liegen. Erst recht, seitdem feststeht, dass Rückraumspieler Pascal Hens (Hamburg) wegen einer Bandscheibenentzündung erneut ausfallen wird. "Das trifft uns hart. Pascal ist ein Spieler, der Akzente setzen kann", erklärte Bundestrainer Heiner Brand, geschockt von der fast schon obligatorischen Verletzungsmisere bei Großereignissen: "Uns bleibt wohl auch diesmal nichts erspart." Frank von Behren (Gummersbach) wurde gestern bereits nachnominiert.

Brand wollte allerdings die beiden Niederlagen gegen Ungarn und Frankreich zwischen den zahlreichen Videositzungen am Montag nicht als Warnschuss werten. "Wir gehen mit Selbstvertrauen ins Viertelfinale. Die letzten Ergebnisse haben nicht an unserem Selbstwertgefühl gekratzt", behauptete der 52-Jährige. Deutlichere Worte fand Abwehrchef Klaus-Dieter Petersen vom THW Kiel: "Wenn wir uns jetzt keine Gedanken über die letzten Leistungen machen würden, wären wir doof." Man müsse mehr auf die eigene Qualitäten achten, weniger reagieren: "Wenn alle 100 Prozent Leistung bringen, dann können wir's packen." Der Druck jedenfalls steigt stündlich, zumal die zweite Reihe um Christian Zeitz (Kiel) und Jan-Olaf Immel (Wallau-Massenheim) bislang nicht überzeugen konnte - was Torhüter Henning Fritz (Kiel) Sorgen macht: "Am Ende wird wohl die die Mannschaft Olympiasieger werden, die beste Bank hat."

(Aus den Kieler Nachrichten vom 24.08.2004)


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