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25./26.10.2004 - Letzte Aktualisierung: 26.10.2004 Bundesliga

THW empfängt am Dienstag ungeschlagenen Spitzenreiter HSV Hamburg

Update #2 Aktualisierung vom 26.10. und vom 25.10...

Das Team des HSV Hamburg.
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Zwei Tage nach dem Champions League-Sieg über Creteil kommt es in der Ostseehalle zum Bundesligakracher. Am Dienstag Abend (Anwurf bereits um 19.15 Uhr! Ab 19 Uhr live im DSF) empfängt der drittplazierte THW Kiel (12:4 Punkte) den bisher ungeschlagenen Spitzenreiter HSV Hamburg (15:1).
Das Auftakt-Auswärtsprogramm des HSV (siehe Kurve) war sicherlich einfach (in Lübbecke, Schwerin, Düsseldorf und Minden). Daher überraschen die 8:0-Auswärtspunkte nicht sonderlich. Das Heimprogramm hatte es mit Wallau, Essen, Lemgo und Flensburg da schon mehr in sich. Und nur beim 21:21 gegen Wallau verlor der HSV einen Punkt, ansonsten gewann man souverän - so auch das letzte Bundesligaspiel, als die Hamburger den deutschen Meister aus Flensburg am Ende klar mit 28:22 (9:10) schlugen. Da zeigte sich auch dem letzten Handballinteressierten, dass mit dem HSV diese Saison zu rechnen ist. HSV-Rechtsaußen Matthias Rauh erklärte nach dem Sieg über die SG: "Wir fahren nach Kiel, um das zu gewinnen. Das Selbstvertrauen haben wir."

HSV-Rechtsaußen Matthias Rauh (bisher 36/16 Tore): "Wir fahren nach Kiel, um das zu gewinnen."
Klicken Sie zum Vergrößern! HSV-Rechtsaußen Matthias Rauh (bisher 36/16 Tore): "Wir fahren nach Kiel, um das zu gewinnen."
Angesichts der Finanzkrise mussten sich die Hamburger vor der Saison auf dem Transfermarkt in Zurückhaltung üben. Den Abgängen von Morten Bjerre, Jonas Ernelind, Kjell Landsberg und Jörn Kammler stehen nur die Verpflichtungen von vier Talenten gegenüber. Neuzugang Matthias Flohr hat gegen den gesetzten französischen Nationalspieler Bertrand Gille (bisher 41 Tore) bisher nur wenig Spielanteile bekommen. Matthias Rauh dagegen, von der HSG Konstanz genommen, nutzte bisher seine Chance als alleiniger Rechtsaußen und gehört mit 36/16 Toren zu den torgefährlichsten Spielern. Der Youngster Sebastian Opderbeck (RM, vom TSV Ellerbeck) zeigte ausgerechnet gegen Flensburg ein starkes Spiel. Im Tor setzt man weiter auf das altgediente Duo Goran Stojanovic und Tomas Svensson, doch der Schwede ist derzeit verletzt und fällt gegen den THW aus. Im linken Rückraum ist Guillaume Gille (35 Treffer) derzeit Nummer eins, Nationalspieler Pascal Hens ist noch verletzt. Im rechten Rückraum dominiert der Spanier Jon Belaustegui (38 Tore), die Linksaußen-Position ist mit Nationalspieler Torsten Jansen (38/9 Treffer) stark besetzt (siehe Kader Hamburg).

Zweimal trat der HSV bisher in der Ostseehalle an. Einmal siegte der THW (in der vergangenen Saison mit 31:28, siehe Bericht), einmal gab es ein Unentschieden (siehe Bericht und Daten Hamburg).

HSV-Trainer Bob Hanning versucht in der Hamburger Morgenpost, dem THW die Favoritenbürde aufzudrücken: "Ich bin ganz ruhig. Wir haben keinen Druck, bleiben so oder so Tabellenführer. Wenn wir die Achse Lövgren - Ahlm ausschalten und an Henning Fritz vorbeikommen, dann haben wir eine Chance. Aber der THW ist klarer Favorit." Das sieht auch Youngster Matthias Flohr so: "Kiel auswärts, das ist das schwerste Pflaster weltweit. Da sind wir eindeutig Außenseiter." Sein Rezept: "Wir müssen hinten alles dicht machen." Flohr glaubt: "Alles ist möglich. Wir sind noch ungeschlagen, der THW spielt noch nicht so souverän." Bob Hanning setzt auf seine Youngster: "Schwere Spiele wie das in Kiel sind das, was sie brauchen, um zu wachsen." Der HSV reist bereits am Dienstag Vormittag nach Kiel und bezieht dort ein Tageshotel.

THW-Manager Uwe Schwenker setzt gegen den HSV auf die Fans: "Mit Hilfe des Publikums können wir am Dienstag gewinnen und die Spitze der Bundesliga kann dann enger zusammenrücken." Schwenker weiß aber auch, dass das Spiel gegen den HSV "ungleich schwerer" wird als die CL-Partie gegen Creteil. "Da müssen wir uns deutlich steigern."

Schiedsrichter der Partie am Dienstag sind Andler (Remseck)/ Andler (Stuttgart).

Lesen Sie auch den Vorbericht von living sports, den Hintergrundbericht von living sports, und das das living sports-Interview mit Dierk Schmäschke.

Aktualisierung vom 25.10.

Ob Stefan Lövgren rechtzeitig zum Nordderby richtig fit ist, ist nicht sicher: "Ich probiere heute im Training noch einiges aus - und dann wird man sehen", erklärte der Schwede am Montag gegenüber Sport1. "Ein gesunder Lövgren hilft jeder Mannschaft", ist THW-Geschäftsführer Uwe Schwenkerfroh über die Rückkehr seines Kapitäns. Schwenker ist wenig überrascht, dass der THW an der Spitze steht: "Die Hamburger gehören da hin - und wenn man sich den bisherigen Spielplan ansieht, wundert es mich nicht, dass sie an der Spitze stehen. Was verwundert, ist die Deutlichkeit der Siege gegen Lemgo und Flensburg." Stefan Lövgren verwundert, dass die HSV-Spieler die finanziellen Probleme so weggesteckt haben: "Das ist schon beeindruckend."

Aktualisierung vom 26.10.

Lesen Sie auch den Vorbericht der Kieler Nachrichten.

Lesen Sie auch das Interview mit HSV Kapitän Thomas Knorr aus der KN.

Dieser Vorbericht wird wie gewohnt ständig aktualisiert...

 

 

Nordschlager - Kiel selbstbewusst vor HSV-Spiel

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Am Dienstag steht nach den "Hammerspielen" in der Champions League gegen Sävehof und US Creteil und dem Länderspiel ein weiterer "Kracher" ins Haus, das mit Spannung erwartete Nord-Derby gegen die HSV Hamburg. "Wir müssen in dieses Spiel mit der gleichen Einstellung wie gegen die HSG Nordhorn gehen und wir wollen natürlich zu Hause gewinnen", erinnert sich Johan Pettersson an den zurückliegenden Bundesliga-Auftritt und gibt gleichzeitig die heutige Marschroute aus.

Die beiden Aufeinandertreffen der vergangenen Saison gewannen die Zebras gegen den HSV zwar jeweils knapp mit 30:33 (A) und 31:28 (H), doch die Art und Weise, wie der aktuelle Tabellenführer unlängst in der heimischen Color Line Arena den TBV Lemgo an die Wand spielte (34:23), war mehr als beeindruckend. Offensiv wie defensiv waren die Hamburger den Ostwestfalen über die gesamte Spieldauer hoch überlegen ,und deshalb war das Ergebnis mit satten elf Toren Vorsprung am Ende klar gerechtfertigt. Zudem ist die HSV die einzige noch ungeschlagene Mannschaft in dieser Saison - doch ist die HSV nun ein Angstgegner?

Nein, dass sicher nicht, doch Respekt hat man beim THW schon! "Die Hamburger haben zwar einen kleinen Kader, aber viel Potential", sagte Henning Fritz. Nicht umsonst zählen die Hanseaten momentan zu den vier besten Mannschaften in der Bundesliga neben dem SC Magdeburg, der SG Flensburg Handewitt und dem THW Kiel. Deshalb glaubt auch der Nationaltorwart, dass die HSV ein "unbequemer Gegner" wird, auch wenn er die bisherigen Gegner der HSV nicht zu den stärksten der Liga zählt. "Essen, Wallau, Düsseldorf und Lübbecke" fast alle befinden sich in der unteren Hälfte der Tabelle, "deshalb sollte man die Platzierung nicht überbewerten, auch wenn sie Lemgo gut geschlagen haben."

Erst nach den Champions League Spielen gegen den schwedischen Meister IK Sävehof und US Creteil hatten die Zebras den Kopf frei, um sich auf das heiß erwartete Nord-Derby vorzubereiten. "An die HSV dachten wir vorher noch gar nicht", meinte Torwart Andersson, der zurzeit eine Bank im Spiel des THW ist. Der gleichen Ansicht war auch Martin Boquist. "Eigentlich haben wir uns vor den Spielen in der Champions League und dem Länderspiel gar nicht viele Gedanken um dieses Spitzenspiel gemacht, doch beim Spiel gegen den HSV geht es jetzt wieder richtig los. Die Mannschaft ist momentan sehr gut drauf. " Trotz der vielen wichtigen Spiele in der letzten Zeit ist Johann Petersson der Meinung, dass "das Spiel gegen die HSV zu Hause ein echtes Spitzenspiel wird!"

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

 

Sportlich aus der Krise?

HSV lässt sich auf dem Platz finanzielle Sorgen nicht anmerken
Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

"HSV wie ein Meister", "Was für ein Triumph!", "HSV-Gala", "Jahrhundert-Spiel", einfach "Unfassbar, unglaublich. Super, sensationell. Jaaaaa!" - In dieser Form überschlug sich geradezu die Hamburger Presse nach dem deutlichen Sieg der HSV Handball über den TBV Lemgo (34:23). Doch wer die Hamburger Medienlandschaft kennt, der weiß natürlich auch um die leser- und öffentlichkeitsträchtige Schlagzeilenpolitik aus der Hansestadt und wundert sich daher nicht über die hohe Emotionalität der Berichterstattung. Trotzdem erscheint die momentane Bi-Polarität der Presse gegenüber den Hamburger Handballern momentan außergewöhnlich. So findet sich das Lob über den sportlichen Erfolg ebenso häufig in der Zeitung wieder wie das Schimpfen, Bangen oder Hoffen um die finanzielle Misere; der Begriff der "Krise" ist allgegenwärtig.

Ein kurzer Rückblick: In der Saison 2002/03 übernahm die HSV Handball mit der Übernahme der Bundesliga-Lizenz des VfL Bad Schwartau auch die Nutzungsrechte an der HSV-Raute und vollzog den Umzug nach Hamburg mit dem Auftrag, die Weltstadt mit einer neuen Sportart, dem Handball, zu beglücken. Nach einem erfolglosen Bundesligastart löste am 17.12.02 Bob Hanning seinen Vorgänger Anders Fältnäs als Cheftrainer ab und der sportliche Aufschwung begann. Mehr und mehr löste man sich von dem Schwartauer Gerüst und baute mit einem Schlag eine Spitzen-Mannschaft auf, die sich mit den Großen der Liga messen konnte. Dekoriert mit Nationalspielern und Top-Handballern um die Gebrüder Gille schlug man sich zunächst auf Platz acht der Schlusstabelle, 2004 hatte man sich mit dem fünften Platz schon für den Europapokal qualifiziert. Bob "Napoleon" Hannings "Drei-Jahres-Plan" war schon zu einem Drittel aufgegangen. "Wir wollen uns in diesem Jahr zunächst für den Europacup qualifizieren. Anschließend stehen die Champions League-Plätze auf der Liste und im dritten Jahr wollen wir um die Meisterschaft mitspielen", erläuterte der 36-jährige Erfolgstrainer in einem Zebra-Interview der vorigen Saison.

Mit nur einem Minuspunkt auf dem Konto und als Spitzenreiter gastiert der HSV nun in der Ostseehalle. "Napoleons" Schlachtplan könnte aufgehen, ja sich sogar schon früher bewahrheiten als geplant. Ist der HSV schon jetzt dazu bereit, einen Angriff auf die Meisterschale zu starten? Möglich wäre es.

Alles könnte so schön sein, wäre da nicht noch die andere Seite der HSV-Medaille, die weit weniger rühmlich ist, als es der Tabellenspiegel verlauten mag. Schnell musste seitens der Vereinsführung eingesehen werden, dass sportlicher Erfolg in solch kurzer Zeit auch sehr teuer ist, gar von groben Fehlkalkulationen war die Rede. So häufte sich ein Schuldenberg von ca. zwei Millionen Euro an. Alte Spieler- und Trainergehalte konnten teilweise nicht beglichen werden, der Zuschauerschnitt in der 13800 Zuschauer fassenden Colorline-Arena lag hinter den Erwartungen zurück, so dass man auch in der Zahlung des Mietzinses für den neuen Handball-Tempel zurücklag. Nur mit Mühe und Not konnte der HSV sich nach einem umstrittenen Verfahren und einer 400000 Euro-Finanzspritze des neuen Investors Jürgen Hunke die Bundesligalizenz ohne Punkteverlust sichern - dies allerdings mit der Auflage, die Schulden bis zum Ende der Saison größtenteils abzubauen. Die kommenden beiden Jahre sollen deshalb im Zeichen der wirtschaftlichen Konsolidierung stehen.

Der HSV-Vorstand unterlag nun einer Radikalkur. Hier ein kleiner Einblick: Neuer Vereinspräsident wurde der ehemalige Ligachef Heinz Jacobsen, der bisherige Geschäftsführer Winfried Klimek, der für die finanzielle Misere hauptsächlich verantwortlich gemacht wird, wurde entmachtet, der Anwalt Arndt-Joachim Westphalen agiert nun als Treuhänder von dessen Gesellschafteranteilen, nachdem auch der vorübergehende Geschäftsführer Ulrich Kresse noch im September das Handtuch warf. Der damalige Flensburger Dierk Schmäschke soll die Aufgaben des Managers erfüllen. Alles klar?

- Wohl eher nicht. So verworren die letzten Entwicklungen in der Vereinsstruktur, so ungewiss ist immer noch der weitere Ausgang des Abenteuers Krisenbewältigung. Für den 20. Oktober wurde die Gesellschafterversammlung terminiert, in der man die für die Berufung eines Aufsichtsrates notwendige Satzungsänderung beschließen will. Zudem sollte an diesem Tag der endgültige Rückzug des Unternehmers Klimek vollzogen sowie gleichzeitig ein neuer Geschäftsführer bestimmt werden. Auch eine Liquiditätsprüfung, die bei den Mitteln und Möglichkeiten des Vereins ansetzt, den Spielbetrieb aufrecht halten zu können, steht in Kürze an.

An den eingeschränkten finanziellen Möglichkeiten angepasst hat sich bereits die Einkaufspolitik der Hansestädter. Der Kader ist auf 15 Mann geschrumpft, nur zwei Zweitligaspieler (Matthias Rauh, Matthias Flohr) und zwei Hamburger Talente (Jan Schult, Sebastian Opderbeck) sind als Neuzugänge zu verzeichnen. Neben der schmerzlichen Freigabe von Rechtsaußen Jonas Ernelind hat man sich überwunden, sich noch von weiteren hoch bezahlten Profis zu trennen. Das Durchschnittsalter des Kaders wurde auf 24,5 Jahre (ohne Torhüter) erheblich verjüngt. "Als deutscher Spitzenverein muss man sich auch um einheimische Spieler verdient machen, aus dem Ausland darf nur die Weltklasse kommen", gibt Hanning die - freilich aus der Finanznot geborene - Einkaufspolitik vor.

Dass die neuen Spieler sich gut integriert haben und dass bei einer wirtschaftlichen Schieflage nicht zwangsläufig sportliche Magerkost auf den Tisch kommen muss, dies beweist der HSV bislang eindrucksvoll. Auch der zuvor nur in der Abwehr eingesetzte und wieder erstarkte Spielmacher und Ex-Zebra Thomas Knorr, sowie der in Kiel immer noch sehr beliebte Torhüter Goran Stojanovic zeigen großen Anteil an diesem Erfolg. "Das ist zwar nur eine Momentaufnahme", schränkt Hanning ein, "aber das Ergebnis von zwei Jahren harter Arbeit."

So wird es wohl auch am Dienstag für den THW Kiel ein hartes Stück Arbeit werden, die selbstbewusst auftretenden Hanseaten in ihrer Siegesserie zu bremsen, um sich weiterhin in der Spitzengruppe fest zu setzen.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)

 

 

"Selbstbewusst nach Kiel" - Dierk Schmäschke im Gespräch

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Der ehemalige Flensburger Manager Dierk Schmäschke steht seit gut einem dreiviertel Jahr in den Diensten des finanziell krisengebeutelten, sportlich aber top-erfolgreichen HSV Handball. Thomas Fischer (living sports) sprach mit dem 46-jährigen über dessen neue Position bei den Hanseaten und deren erfolgreichen Saisonstart. Aber auch auf brisante Fragen über die derzeitige Krise beim HSV gab Schmäschke Antwort.

Zebra:
Sie waren vorher Manager in Flensburg, nun arbeiten Sie für den HSV. Was verbindet Sie mit Hamburg?
Dierk Schmäschke:
Dass ich jetzt in Hamburg bin, verdanke ich eigentlich Bob Hanning, der mich damals gefragt hatte, ob ich mir eine Tätigkeit beim HSV als Manager vorstellen könnte. Ich konnte mir das sehr gut vorstellen, da ich denke, dass es ein tolles Projekt ist, den Handball auch in Hamburg nach vorne zu bringen. Seit ungefähr einem dreiviertel Jahr bin ich dort nun mehr als nur beratend tätig.
Zebra:
Die Bezeichnungen um Ihre Funktion gehen immer wieder auseinander. Zunächst war die Rede vom Berater, dann sprach man von einer vorübergehenden Managerfunktion - was ist nun richtig?
Dierk Schmäschke:
Ich bin nach wie vor einheitlich beratend tätig für den Verein. Die verschiedenen Bezeichnungen für meine Position wurden von der Presse in der Tat immer wieder bunt durcheinander geworfen. Letztlich kann man aber schon sagen, dass ich in dieser Zeit im Stile eines Managers tätig gewesen bin.
Zebra:
Aber fest installiert als Manager sind Sie noch nicht?
Dierk Schmäschke:
Die Sache läuft so zunächst bis zur Wahl eines neuen Geschäftsführers, was schon bald der Fall sein sollte. Der Rücktritt des Noch-Geschäftsführers, Herrn Klimek, wird eine neue Struktur in der Vereinsführung, sowie eine Neubesetzung des Geschäftsführers mit sich führen, erst dann kann man genaueres sagen. Im Moment ist es so, dass ich dabei helfe, das operative Geschäft am Laufen zu halten, Sponsoren anzusprechen und natürlich auch versuche, mein Know-How in den Verein mit einzubringen.
Zebra:
Ist Ihre Position als Manager also auch in einer Form verbunden mit dem Rücktritt von Winfried Klimek?
Dierk Schmäschke:
Nein, nicht unbedingt. Aus dem Gesamt-Zusammenhang ergibt sich für mich aber nun ganz einfach die Situation, dass ich abwarten muss, wie sich die Vereinsstruktur entwickelt. Bis dahin und darüber hinaus versuche ich, dem Verein weiterhin zur Seite zu stehen.
Zebra:
Streben Sie es denn an, vollzeitig für den HSV tätig zu werden?
Dierk Schmäschke:
Nun, ich bin bis mindestens Juni nächsten Jahres als Lehrer in der Nähe von Flensburg beschäftigt und wäre momentan gar nicht dazu in der Lage, vollberuflich als Manager einzusteigen. Es wird sich zeigen, wie sich die Dinge in der nächsten Zeit entwickeln. Es ist aber ein interessantes Projekt, an dem ich auch aufgrund des guten Verhältnisses zu Bob Hanning und der Mannschaft weiter mitwirken möchte. Wir haben bereits viel neue Basisarbeit betrieben.
Zebra:
Vereinfacht könnte man den HSV derzeit so beschreiben: Sportlich top, wirtschaftlich flop. Was halten Sie von Vorwürfen, es ginge eigentlich nicht an, dass ein solch hoch verschuldeter Verein die Tabelle der ersten Liga anführt?
Dierk Schmäschke:
Solche Vorwürfe sind aus meiner Sicht unverständlich, da wir tatsächlich enorme Sparmaßnahmen durchgeführt haben, um diese finanzielle Krise so schnell wie möglich hinter uns lassen zu können. Auch andere Bundesligavereine müssen und mussten finanzielle Krisen überwinden. Der Kader wurde radikal auf nunmehr 15 Spieler verkleinert, es wurden im Laufe des Jahres bestimmt mehr als zehn Verträge beendet. Auf der anderen Seite wurde nur sehr "sparsam" eingekauft. Unsere Neuzugänge sind durchweg junge, gute deutsche Spieler, die uns bisher mit ihrer Leistung durchaus überzeugen konnten, uns aber finanziell nicht hoch belasten. Alles in allen haben wir eine gute Mischung aus Jung und Alt finden können, obwohl die Mannschaft sehr dünn besetzt ist. Zudem haben wir im Bereich der Sponsoren und der Zuschauerzahlen erhebliche positive Verbesserungen in kurzer Zeit erreicht.
Zebra:
Wie beurteilen Sie die neue Zusammensetzung der Mannschaft im Vergleich zum Vorjahr? Ist sie ohne neue Stars dennoch gleichwertig oder sogar besser?
Dierk Schmäschke:
Das ist zu diesem Zeitpunkt der Saison schwer zu sagen. Die jungen Spieler müssen zum Teil noch viel lernen. Dafür sind sie natürlich auch gekommen, sie haben aber auch genügend Möglichkeiten, sich zu entfalten. Besonders die beiden Spieler Flohr als starker Deckungsspieler und Rauh auf Rechtsaußen haben sich als echte Verstärkung erwiesen. Die beiden jüngeren Talente Schult und Opderbeck sind sicherlich noch nicht soweit, sie sind aber trotzdem dazu in der Lage, den älteren Spielern hin und wieder Arbeit abzunehmen und etwas Luft zu geben.
Zebra:
Wie erklären Sie es sich, dass die Mannschaft die Turbulenzen um den Verein so gut wegsteckt. Sie zeigt sich ja scheinbar völlig unbeeindruckt von dem, was um sie herum passiert.
Dierk Schmäschke:
Zum einem ist sie im letzten Jahr gut zusammen gewachsen und kann so geschlossen und als Einheit auftreten. Zum anderen hat sie natürlich auch einen exzellenten Trainer mit Bob Hanning und einen sehr guten Co-Trainer, Christian Fitzek, die es verstehen, die Mannschaft auf den Gegner einzustellen und ihr Potential auszuschöpfen. Auch unsere medizinische Abteilung hat sich durch die Kooperation mit dem Olympiastützpunkt Hamburg/Schleswig-Holstein stark verbessert. All diese Punkte haben letztlich zum bisherigen Erfolg beigetragen. Die Spieler haben zudem von den finanziellen Problemen nicht allzu viel mitbekommen, da sie in dieser Saison pünktlich ihre Gehälter bekommen haben.
Zebra:
Wie zuversichtlich sind Sie, dass der HSV bald auch finanziell so erfolgreich wird wie er es sportlich zurzeit ist? Demnächst steht dem Verein ja erstmal eine Liquiditätsprüfung bevor.
Dierk Schmäschke:
Ich bin davon überzeugt, dass die Mannschaft und Hamburg als Stadt genügend Potential bieten, hier Spitzenhandball auf lange Sicht zu verankern. Dazu sind sicherlich noch einige Schritte nötig. Aber wir haben ja nie gesagt, dass eine solche Umsetzung von heute auf morgen stattfindet - das braucht schon seine Zeit. Ich bin diesbezüglich aber zuversichtlich, dazu glauben alle Mitwirkenden einschließlich Sponsoren sehr stark an das Projekt HSV-Handball.
Zebra:
Wollte der HSV aber vielleicht doch zu viel auf einmal, indem er sich finanziell übernommen hat?
Dierk Schmäschke:
Das kann ich schlecht beurteilen, da ich ja noch nicht so lange dabei bin. Dass aber Fehler gemacht wurden, ist glaube ich unstreitig. Wir sind schließlich alle gemeinsam gerade damit beschäftigt, die Fehler wieder gut zu machen, um den Verein in ruhigeres Fahrwasser zu bekommen.
Zebra:
Es wird teilweise als ungerecht empfunden, dass der HSV trotz hoher Verschuldung seine Bundesligalizenz ohne jeden Punkteabzug erhalten hat.
Dierk Schmäschke:
Aber um diese Frage zu erörtern hat es ja schließlich ein Lizensierungsverfahren gegeben. Ein unabhängiger Gutachterausschuss hat nach ausführlicher Prüfung der Sachlage dazu sein OK gegeben - von daher ist die Sache für mich in Ordnung.
Zebra:
Empfinden Sie die Rolle des neuen Vereinspräsidenten, Heinz Jacobsen, der noch kurz davor das Amt des Ligachefs bekleidet hatte, als unglücklich?
Dierk Schmäschke:
Nein. Ich kann die Lage natürlich nur aus meiner Beobachterperspektive schildern, aber das, was an mich herangekommen ist, empfinde ich nicht als verwerflich. Heinz Jacobsen war zu dieser Zeit noch nicht beim HSV und hat sich meines Wissens absolut korrekt verhalten. Er hat definitiv nichts getan, was seinem Aufgabenbereich im Ligaausschuss widersprochen hätte. Meiner Meinung nach hat Jacobsen hundertprozentig korrekt seine Arbeit gemacht, dafür würde ich meine Hand ins Feuer legen. Wir sind auf jeden Fall froh, einen so kompetenten Mitstreiter wie Heinz Jacobsen in unseren Reihen zu haben.
Zebra:
Bob Hanning hat in der letzten Saison seinen "Drei-Jahres-Plan" ausgegeben, welcher vorsah, sich zunächst für den Europacup und anschließend für die Champions League zu qualifizieren, ehe man im dritten Jahr Anlauf auf den Meistertitel nimmt. Kann der HSV sich eventuell schon in diesem Jahr zum Meister krönen?
Dierk Schmäschke:
Nein, wohl eher nicht, wäre aber schön. Sportliche Ziele muss man sich immer setzen und dass jede Mannschaft im Prinzip Meister werden will, ist klar. Aber die Saison hat ja grad erst angefangen und es warten noch sehr viele harte Spiele auf uns. Man muss abwarten, wie die Mannschaft durch die Saison kommt, gerade mit diesem kleinen Kader. Wir wollen auf jeden Fall wieder in den Europapokal. Vom Meistertitel zu reden, halte ich jedoch für viel zu früh. Wir versuchen, den HSV nicht nur kurz- sondern auch langfristig gut aufzustellen.
Zebra:
Was nehmen Sie sich konkret für das Spiel gegen den THW in der Ostseehalle vor?
Dierk Schmäschke:
Der THW ist in eigener Halle ganz klarer Favorit. Die Kieler haben sich meiner Meinung nach wieder sehr stark aufgestellt, von daher sehe ich uns in der Außenseiterrolle.
Zebra:
Das kann man in Anbetracht der Tabelle auch anders sehen.
Dierk Schmäschke:
Ja, natürlich. Aber in Kiel zu gewinnen, ist nicht leicht. Wir fahren schon mit genügend Selbstbewusstsein nach Kiel und brauchen uns nicht zu verstecken. Wir werden sehen, was am Ende dabei herauskommt - wir haben da jedenfalls keinen Druck. Warten wir mal ab...
(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", das Interview führte Thomas Fischer für living sports.)

 

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2004:

THW Kiel will den HSV-Siegeszug bremsen

Ostseehalle beim Nordderby komplett ausverkauft - Anpfiff schon um 19.10 Uhr
Kiel - Vor eigenem Publikum hat der HSV die Reifeprüfung mit Siegen gegen Lemgo (34:23) und Flensburg (28:22) abgelegt, heute will sich der Bundesliga-Spitzenreiter sein Auswärts-Gütesiegel beim THW aus der Ostseehalle abholen. Er trifft allerdings auf einen entschlossenen Gastgeber. "Mit großer Leidenschaft und einem tollen Publikum im Rücken bleiben die Punkte in Kiel", prophezeit Manager Uwe Schwenker. Anpfiff ist um 19.10 Uhr, das DSF überträgt live.

Auswärts hatte es der ungeschlagene Tabellenführer der Handball-Bundesliga bisher ausschließlich mit Leichtgewichten zu tun - und tat sich mit hauchdünnen Erfolgen bei den drei Aufsteigern Düsseldorf, Schwerin und Lübbecke sowie bei GWD Minden schwer. Die Siegesserie hat dem Klub allerdings das Rückgrat gestärkt. Natürlich sei Kiel für ihn Favorit, betont Torhüter Goran Stojanovic, "aber wir haben nichts zu verlieren und wissen, was wir können." Dem ehemaligen Kieler steht heute nur Nachwuchsmann Steffen Reider zur Seite, sein sonstiger schwedischer Weltklasse-Mitstreiter, Tomas Svensson, fällt noch länger mit einem Muskelfaserriss aus. "Kein Problem, das bekomme ich auch allein hin", sagt er und erinnert an viele Galaauftritte in der Ostseehalle. Es könnte aber sein letzter werden. Der Vertrag des 38-Jährigen läuft am Saisonende aus. "Ob ich noch mal verlängere, weiß ich nicht." Adrian Wagner machte es umgekehrt und tauschte das HSV-Trikot vor eineinhalb Jahren gegen das der Kieler. Der THW-Linksaußen verspricht einen heißen Tanz, "denn mein Herz ist längst schwarz-weiß eingefärbt. Zum HSV habe ich fast keinen Bezug mehr." Gemeinsam mit den Zebras probte Wagner gestern Abend in der Ostseehalle für das Nordderby. Mitten drin auch Stefan Lövgren, der eine Woche lang kaum einen Ball in der Hand gehalten hatte und seine Adduktoren-Beschwerden im Kraftraum, auf dem Fahrrad oder im Schwimmbecken bekämpfte. "Mit ihm besitzen wir bessere Möglichkeiten, speziell gegen die offensive Hamburger Deckungsreihe", weiß Trainer Noka Serdarusic. "Aber wir werden auch ohne Lövgren alles anstellen, um den HSV-Siegeszug zu stoppen."

Lövgren erkennt immerhin einen Lichtblick. Er habe das Abschlusstraining zwar reduziert, aber ohne Beschwerden absolviert, sagte er. Daher rechnet auch Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker mit dem Einsatz von Kiels Kapitän: "Stefan wird auf der Bank Platz nehmen und kann der Mannschaft in enger Absprache zwischen Spieler, Arzt und Trainer sporadisch helfen."

Eine triumphale Rückkehr in die Wettkampf-Praxis feierte Stefan übrigens nach fast zweimonatiger Verletzungspause am 25. Oktober 2003. Gegner in der Ostseehalle beim damaligen 31:28-Sieg - der HSV Hamburg. Wenn das kein gutes Omen ist.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2004)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2004:

So gut wie Kiel oder Flensburg

Mit HSV-Kapitän Thomas Knorr sprach Reimer Plöhn
Kieler Nachrichten:
Als ehemaliger THW-Spieler (1992 - 1998, Anm. d. Red.) waren Sie öfter Ostseehallen-Gast. Jetzt kommen sie als Tabellenführer. Eine besondere Herausforderung?
HSV-Kapitän Thomas Knorr:
Nein. Auch mit Flensburg stand ich schon vor den Kielern in der Tabelle. Aber ein besonderes Spiel ist es immer gegen ein ehemaliges Team.
Kieler Nachrichten:
Der HSV ist Tabellenführer. Überrascht Sie das?
HSV-Kapitän Thomas Knorr:
Warum? Viele übersehen, dass wir personell sehr gut besetzt sind. Ich behaupte, genau so gut wie Kiel oder Flensburg. Außerdem herrscht eine tolle Kameradschaft.
Kieler Nachrichten:
Wie bekommen Sie als Spieler die dauernden Finanz- Querelen aus dem Kopf?
HSV-Kapitän Thomas Knorr:
Im letzten Jahr hat es genervt. Jetzt aber sind wir uns sicher, dass alles in die Reihe kommt. Hamburg ist eine große Stadt und wird das Projekt HSV stemmen können.
Kieler Nachrichten:
Was macht den HSV 2004 so stark?
HSV-Kapitän Thomas Knorr:
Wir haben einen kleinen, aber feinen Kader. Keiner kann die Verantwortung auf andere schieben. Unser Prunkstück aber ist die Deckung, die bisher jede Mannschaft vor große Probleme gestellt hat. Wie geht das Spiel heute Abend aus? Ich traue beiden Mannschaften alles zu. Kiel verfügt ebenfalls über eine klasse Mannschaft. Aber wenn wir hinten gut stehen, wird es verdammt schwer, uns zu schlagen. Ich hatte vor einem Spiel beim THW noch nie so ein gutes Gefühl wie jetzt. Allerdings: Gefühle können auch trügen.
(Das Gespräch führte Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 26.10.2004)

 


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