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28.12.2004 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Toller Teamgeist in Großwallstadt - Was wird aus Wagner?

Aus den Kieler Nachrichten vom 28.12.2004

Großwallstadt/Kiel - Wenn der THW Kiel am 29. Mai die Meisterschaft feiern sollte, dann hat er einen Grundstein dafür in Großwallstadt gelegt. Die Art und Weise, wie die Zebras einen 19:21-Rückstand in einen 30:26-Sieg umbogen, bewies, dass dieses Team meisterliches Format hat.

"Die Einstellung hat von der ersten Sekunde an gestimmt", lobte auch THW-Coach Noka Serdarusic, der am Ende mit Roman Pungartnik ein Pik-Ass aus dem Ärmel zog. Nachdem der überragende TVG-Keeper Carsten Lichtlein zuvor Stefan Lövgren und Johan Petersson entnervt hatte, sollte der Slowene die letzten drei Siebenmeter verwandeln. In einer Phase, als die Partie auf der Kippe stand. Von einem Spieler, der bis dato nur Zuschauer war. "Er hat die nötige Erfahrung", wusste Serdarusic. "Außerdem sollte er auch seinen Teil zum Sieg beitragen." Auftrag erfüllt: Pungartnik verwandelte dreimal souverän mit ruhiger Hand.

Mit viel Herz hatten die Kieler zuvor die harte Gangart der Hausherren angenommen. Angestachelt von einem hochemotionalen Publikum und geduldet von großzügigen Schiedsrichtern, teilten die Großwallstädter mächtig aus. Besonders hart erwischte es Henrik Lundström, den der bullige Jörg Kunze mit der Faust zu Boden streckte. Der Schwede räumte benommen das Feld, Kunze durfte bleiben. Vielleicht hatte das Gespann Becker/Hack ein schlechtes Gewissen, als sie den Kielern am Ende gestatteten, ihre Angriffe routiniert minutenlang auszudehnen."Früher hatten wir diesen Bonus, heute hat ihn der THW Kiel", stellte TVG-Idol Kurt Klühspieß fest.

"Wir haben den Kampf angenommen", meinte Adrian Wagner, der allerdings auch in Großwallstadt keinen Weg aus seiner tiefen Formkrise fand. Der 26-Jährige kam in der zweiten Halbzeit, verwarf freistehend den ersten Ball und ließ fortan wieder die Flügel hängen. "Ich werfe genau auf die Beine von Lichtlein", haderte er. "Dabei sind die doch schon so dünn."

Der Vertrag des Linksaußen läuft zum Saisonende aus. Bis zum 31. Dezember haben Wagner und der Verein eine Option, den Vertrag vorzeitig um ein Jahr zu verlängern. Eine Entscheidung, die THW-Manager Uwe Schwenker derzeit schwer fällt. "Er ist als Mensch ein positiver Faktor. Seine Leistung genügt unseren Ansprüchen aber in keinster Weise." Auch die Geduld von Noka Serdarusic geht langsam zur Neige. "Ich darf nur an das Wohl der Mannschaft denken, und da muss ich auch unpopuläre Entscheidungen für den Einzelnen treffen." Von dem Potenzial des 26-Jährigen ist der THW-Trainer zwar fest überzeugt. "Der kann alles." Doch auf dem Parkett konnte Wagner es in dieser Saison noch nicht zeigen. "In bin in einen Strudel hineingeraten und weiß nicht, wie ich da im Moment wieder rauskommen soll", sucht Wagner verzweifelt einen Schalter, um die ständig kreisenden Gedanken abzustellen. Obwohl es bereits eine mündliche Zusage von Schwenker für eine Vertragsverlängerung gab, will Wagner nicht auf eine Umsetzung pochen. "Das ist bei meiner derzeitigen Form auch nicht in meinem Sinne." Er könne verstehen, dass die Kieler noch darauf hoffen, in der nächsten Saison National-Linksaußen Torsten Jansen (HSV Hamburg) an Bord zu holen. "Ich habe es in der Hand, das mit guten Leistungen zu verhindern." Dabei würde ihm im Moment auch die Mannschaft unter die Arme greifen. "Da steckt mir jeder mal ein Lob zu." Spätestens nach der Winterpause werde er neu durchstarten. Gut möglich, dass es dann schon zu spät ist.

Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 28.12.2004)


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