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08./09.03.2005 - Letzte Aktualisierung: 09.03.2005 Bundesliga

Mühsamer THW-Erfolg gegen Großwallstadt

Nationalkeeper Lichtlein mit Augenverletzung ins Krankenhaus

Bundesliga, 25. Spieltag: 08.03.2005, Di., 20.00: THW Kiel - TV Grosswallstadt: 28:25 (15:11)
Update #4 KN-Bericht, Stimmen, Spielbericht und Statistik ergänzt...

Marcus Ahlm erzielte 6 Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Marcus Ahlm erzielte 6 Treffer.
Hauptsache gewonnen: Am Dienstagabend genügte dem THW Kiel eine durchschnittliche Leistung, um den Tabellenvierzehnten, den TV Großwallstadt, mit 28:25 (15:11) zu schlagen und im Meisterschaftsrennen weiter ganz vorn dabei zu bleiben. Bester Spieler in Reihen der Zebras in einer zerfahrenen Partie war Marcus Ahlm mit 6 Toren.
Der THW wollte nach dem verschenkten Punkt letzten Mittwoch gegen Göppingen (siehe Spielbericht) nicht noch einmal straucheln: Besonders Frode Hagen, der erkältungsbedingt beim letzten Bundesligaheimspiel fehlte, tat sich anfangs hervor und brachte den THW zweimal in Front, die Nordbayern konnten aber postwendend ausgleichen. Adrian Wagner, der wie schon gegen Barcelona auf Linksaußen beginnen durfte, markierte vom Kreis seinen einzigen Treffer zum 4:3, dann zog der THW durch einen Doppelschlag Johan Petterssons erstmals davon - nach 11 Minuten führten die Gastgeber mit 6:3. Ein Hammer von Zeitz und ein vom starken Marcus Ahlm abgeschlossener Tempo-Gegenstoß bedeuteten dann sogar die erste 4-Tore-Führung für den THW (8:4, 14.), die der isländische Rückraumspieler Einar Holmgeirsson mit 3 Treffern in 3 Minuten erst einmal wieder zunichte machte.

Johan Pettersson schließt einen Gegenstoß ab,  Daniel Brack kann nur noch zuschauen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Johan Pettersson schließt einen Gegenstoß ab, Daniel Brack kann nur noch zuschauen.
Zwei Treffer von Christian Zeitz, ein raffinierter Dreher sowie ein Geschoss mit 109 km/h, stellten aber schnell das beruhigende Polster wieder her (11:7, 19.). Trainer Noka Serdarusic hatte mittlerweile Sebastian Preiß für Adrian Wagner gebracht und ließ folgerichtig im Angriff mit 2 Kreisläufern spielen. Auch im Rückraum wurde variiert, Frode Hagen übernahm zeitweilig die Position in der Rückraummitte. Dieser war es auch, der mit 2 weiteren Treffern den Vorsprung der Kieler hielt, ehe Pettersson in der 26. Minute per Siebenmeter das 14:9 erzielte, wenige Sekunden später aber, erneut per Strafwurf, an Nationalkeeper Carsten Lichtlein scheiterte. Das Spiel hätte zu diesem Zeitpunkt schon entschieden sein können, hätten die Zebras ihre hundertprozentigen Chancen aus Tempo-Gegenstößen besser genutzt. So ging es "nur" mit einem 4-Tore-Vorsprung in die Kabinen.

Als nach wenigen Sekunden der zweiten dreißig Minuten auch Kapitän Stefan Lövgren einen Siebenmeter gegen Lichtlein nicht verwandeln konnte, witterten die Gäste langsam Lunte. Einmal Daniel Brack und zweimal der stets brandgefährliche Holmgeirsson brachten den TVG bis auf 15:14 heran, ehe der Isländer eine Zeitstrafe kassierte. Der THW spielte in Überzahl den heute eher unauffälligen Christian Zeitz geschickt frei - doch dieser traf statt des Tores das Gesicht von Carsten Lichtlein, welcher nach kurzer Behandlungspause wegen Einblutungen in der Iris sofort ins Krankenhaus gebracht und durch Routinier Andreas Bulei ersetzt wurde.

Frode Hagen wird von Einar Holmgeirsson attackiert.
Klicken Sie zum Vergrößern! Frode Hagen wird von Einar Holmgeirsson attackiert.
Eine Parade von Henning Fritz gegen Andreas Kunz, der per Tempogegenstoß den Ausgleich hätte erzielen können, rüttelte die Zebras dann endlich wach: Ahlm und Preiß per Konter, der wie gewohnt unermüdlich rackernde Frode Hagen sowie ein Siebenmetertreffer von Johan Pettersson brachten den THW wieder mit 5 Toren nach vorne (19:14, 40.), doch Unachtsamkeiten in Angriff und Verteidigung ließen die Gäste immer mal wieder verkürzen. Als Snorri Gudjonsson für Großwallstadt auf 23:21 verkürzte (49.), übernahm Stefan Lövgren aber das Kommando, erzielte zwei seiner vier Tore und brachte seinem Klub das 26:22 (52.). Doch auch nachdem Pettersson nach schönem Anspiel von Pungartnik von Außen das 27:22 erzielte, konnte in der Ostseehalle noch nicht aufgeatmet werden: Holmgeirsson, Bezdikowski und der in der zweiten Halbzeit äußerst auffällige Kreisläufer Ulrich Wolf verkürzten wieder gefährlich auf 27:25 (58.). Das teilweise unglücklich agierende Schiedsrichtergespann Jens und Volker Kaiser, das etliche Vorteilsituationen abpfiff, entschied bei einem neuerlichen Gäste-Angriff allerdings auf Stürmerfoul, und als ein Rückraumhammer von Holmgeirsson nur an den Pfosten prallte und Sebastian Preiß von Linksaußen Sekunden vor Schluss das 28:25 erzielte, konnten die Gedanken nun endlich auf das Viertelfinal-Rückspiel in der Champions League gerichtet werden. Die zwei Pflichtpunkte im Kampf um die Deutsche Meisterschaft waren glanzlos aber letztlich verdientermaßen eingefahren.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu den Fotos vom Spiel gegen Großwallstadt.

Stimmen zum Spiel:

TVG-Trainer Peter Meisinger:
Ich versuche, jedes Spiel zu gewinnen. Mit der richtigen Einstellung kann man jeden Gegner an seine Grenzen bringen. Wir haben 60 Minuten lang gefightet, hätten mit etwas Glück das Spiel auch gewinnen können. Am Schluss haben uns die Schiedsrichter die Chance genommen, auf ein Tor zu verkürzen. Neutral betrachtet hätten man in dieser Situation kein Stürmerfoul geben dürfen, dann hätte ich mich auf die letzte Minute gefreut. Dies war heute mein letztes Spiel in der Ostseehalle, weshalb mich einen Punktgewinn gefreut hätte.
[Zu Carsten Lichtlein]: Ich mag gar nicht daran denken, was ist, wenn er auch noch ausfällt. Die Situation, in der Carsten von Zeitz' Schuss außer Gefecht gesetzt wurde, war für mich der Knackpunkt des Spiels. Andi Bulei war an vielen Bällen dran, dennoch kam der THW zu glücklichen Toren.
THW-Trainer Noka Serdarusic:
Bis zur 12. Minute hat die Abwehr gut gestanden, schon deshalb kann man dieses Spiel nicht mit dem gegen Göppingen vergleichen. Dann ist aber Holmgeirsson ins Spiel gekommen, den die Abwehr nicht in den Griff bekam. Trotzdem hatten wir mit dem 15:11 zur Halbzeit einen komfortablen Vorsprung.
In der zweiten Hälfte zeigte sich, dass im Angriff unser taktisches Spiel nicht vorhanden war. Die Brechstange und Einzelaktionen gegen diese aggressive Abwehr waren nicht das richtige Mittel, bei 27:22 war das Spiel aber entschieden. Dies veranlasste unseren Angriff aber zu noch früherem Abschließen.
[Zu Sebastian Preiß:] Gegen die 3-2-1-Abwehr Großwallstadts wollte ich mit zwei Kreisläufern mehr Druck ausüben. Da Henrik Lundström nach dem Barca-Spiel über muskuläre Probleme klagte, wollte ich auf dieser Position nichts riskieren. Vielleicht brauche ich Henrik in Barcelona dringender.
THW-Manager Uwe Schwenker:
Gegen Ende der Saison ist es bei den vielen schweren Spielen klar, dass Kraft und Konzentration nachlassen. Ob dies heute der Fall war, weiß ich aber nicht. Es war ein unerwartet schweres Spiel, an dessen Ende wir jedoch die Punkte gewonnen haben und sich bei uns keiner verletzt hat. Erfreut hat mich, dass das Publikum die schwere Situation des Teams erkannt und der Mannschaft den Rücken gestärkt hat.
Die vollen Konzentration gilt nun unserem nächsten Gegner. Vielleicht ist es von Vorteil, dass wir wegen der Fernseh-Übertragung nun einen Tag mehr Zeit zur Vorbereitung haben. Barcelona musste in der spanischen Liga kein Spiel mehr bestreiten, weshalb sie in dieser Beziehung sicherlich einen kleinen Vorteil haben. Trotzdem muss man uns erst einmal mit mehr als fünf Toren Unterschied schlagen...
THW-Kapitän Stefan Lövgren:
Das war heute nicht unser bestes Spiel - Barcelona war nicht nur im Kopf sondern auch in den Beinen. Ich bin sehr glücklich, dass wir die Punkte geholt haben. Zu Beginn der zweiten Halbzeit standen wir schlecht in der Abwehr, dadurch kam der TVG zurück ins Spiel, aber wir haben dann weiter gekämpft und dadurch gewonnen.
[Zu den Titelchancen:] Wenn wir so weiterspielen wie heute, dann ist nichts mehr drin. Aber wir können uns noch steigern.
[Zum Rückspiel gegen Barcelona:] Ich hoffe, wir packen es. Ob fünf Tore reichen oder nicht, weiss ich nicht, aber es wird sicher ein spannendes Spiel.
Aus kiel4kiel.de:

Lahme Zebras stolpern zum Sieg über Großwallstadt

Der THW Kiel bleibt in der Bundesliga weiterhin ungeschlagen. Auf dieses einzig nennenswerte Fazit konnte man die Partie gegen den TV Großwallstadt am Dienstag abend beschränken. Lahme Zebras zeigten zwischen den Duellen mit dem FC Barcelona in der Champions League weniger als schmale Hausmannskost. Bis kurz vor Ende war sogar noch ein weiterer Punktverlust in der heimischen Halle möglich, ehe "Aushilfs-Linksaußen" Sebastian Preiß mit dem Treffer zum 28:25 (15:11) doch noch den wichtigen Sieg klarmachen konnte.

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25. Spieltag: 08.03.05, Di., 20.00: THW Kiel - TV Großwallstadt: 28:25 (15:11)

Logo THW Kiel:
Fritz (1.-60. Minute, 10 Paraden), Klockmann (n.e.); Preiß (3), Pettersson (6/2), Lundström (n.e.), Pungartnik, Hagen (5), Petersen (n.e.), Lövgren (4), Wagner (1), Ahlm (6), Schindler (n.e.), Boquist, Zeitz (3); Trainer: Serdarusic
Logo TV Großwallstadt:
Lichtlein (1.-34. Minute, 9 Paraden), Bulei (35.-60. Minute, 4 Paraden); Lützelberger, Schmeißler, Hetkamp, Meisinger, Gudjonsson (2), Fetser, Holmgeirsson (6), Kunze, Bezdikowski (1), Wolf (5), Kunz (3), Brack (5/3), Lochman (3); Trainer: Meisinger
Schiedsrichter:
Jens Kaiser (Varel) / Volker Kaiser (Bad Zwischenahn)
Zeitstrafen:
THW: 2 (2x Zeitz (22., 52.));
Großwallstadt: 5 (Hetkamp (22.), Kunz (26.), Holmgeirsson (34.), Wolf (40.), Bezdikowski (43.))
Siebenmeter:
THW: 5/2 (Lichtlein hält Pettersson (27.) und Lövgren (31.), Bulei hält Pettersson(43.));
Großwallstadt: 3/3
Spielfilm:
1. Hz.: 2:2, 3:3, 6:3 (11.), 8:4, 8:6, 9:7, 11:7 (19.), 12:9, 14:9, 15:11;
2. Hz.: 15:14 (34.), 19:14 (40.), 20:17, 22:19, 24:22 (50.), 27:22 (54.), 27:25 (58.), 28:25
Zuschauer:
10250 (ausverkauft) (Ostseehalle, Kiel)
 

Aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2005:

THW Kiel quälte sich zum Sieg

Mühsames 28:25 gegen Großwallstadt
Für den 28:15 (15:11)-Sieg gegen den TV Großwallstadt erhielt der THW Kiel zwei Punkte und befindet sich in der Handball-Bundesliga wieder auf Augenhöhe mit Tabellenführer SG Flensburg-Handewitt. Damit haben sich die guten Nachrichten auch schon erschöpft. Das schwere Hinspiel gegen Barcelona in den Beinen, das Rückspiel am Sonnabend (16.30 Uhr) in den Köpfen, passte bei den Zebras gestern Abend gar nichts zusammen.

Auch wenn der Gegner Großwallstadt hieß, er fühlte sich an wie Frisch Auf Göppingen. Vor knapp einer Woche blamierten sich die Kieler beim 33:33 gegen die Schwaben, verwarfen sechs Siebenmeter. Das gestrige Drehbuch war ähnlich. Johan Pettersson und Stefan Lövgren scheiterten mit ihren Strafwürfen an Carsten Lichtlein. Zudem verspielten die Kieler nach passabler erster Halbzeit leichtfertig einen Fünf-Tore-Vorsprung und hatten beim Stande von 15:14 (33.) ihr Nervenkostüm in viele kleine Teile zerschnitten. Fahrig in der Abwehr, ohne Konzept im Angriff. Es lief nichts zusammen. Ihren Anteil daran hatten auch die jungen Schiedsrichter Jens und Volker Kaiser, die im Regelwerk vergeblich danach blätterten, wie sie den griechischrömischen Handballstil der Franken bestrafen sollten.

Das Spiel stand auf der Kippe, als Christian Zeitz energisch in den Kreis sprang und seinem Nationalmannschaftskollegen Lichtlein den Ball mit 102 Stundenkilometern ins Gesicht schmetterte. "Das war auf gar keinen Fall Absicht", nahm Noka Serdarusic seinen Schützling vor laufenden Kameras in Schutz. Lichtlein war das egal. Der 24-Jährige wurde mit Einblutungen im Auge ins Krankenhaus eingeliefert - für ihn war das Spiel vorbei. "Das ist unglücklich gelaufen", meinte ein zerknirschter Zeitz. "Es war eine Reflexsituation." Er versprach, Lichtlein noch am Abend anzurufen und sich bei ihm zu entschuldigen.

Da mit Kevin Klier auch der zweite TVG-Keeper seit einigen Wochen verletzt fehlte, stand auf einmal Andreas Bulei im Rampenlicht. Der 38-Jährige, einst für Flensburg und Göppingen aktiv, tummelte sich zuletzt sechs Jahre lang in der Zweiten Liga. Im Mai 2004 beendete er seine Karriere und setzte sich nach dem Ausfall von Klier nur auf die TVG-Bank, um Lichtlein das Handtuch und eine Flasche Wasser zu reichen. Bis zu 35. Minute. Ohne Spielpraxis, mit wenigen Trainingseinheiten, gegen den THW Kiel und 10 200 Zuschauer - das war eine Nummer zu groß für den Oldie, der minutenlang nach Koordinaten suchte und später in einigen Szenen auch kein Glück hatte. Die Kieler zogen flott auf 20:15 davon und verwalteten den Vorsprung bis zum Ende. "Wenn wir weiter so spielen wie heute, gewinnen wir gar keinen Titel", meinte ein frustrierter THW-Kapitän Stefan Lövgren, der wie seine Nebenleute nur noch mit der Brechstange gegen das fränkische Abwehrbollwerk anrannte.

Völlig den Faden verlor Christian Zeitz, der das Hinspiel mit sieben Treffern noch fast im Alleingang entschieden hatte. "Ich schäme mich so, dass ich zum Auslaufen gar nicht zurück in die Halle will." Sollte der FC Barcelona das große Stolpern der Zebras am Bildschirm verfolgt haben, dann wird in Spanien ab sofort nun nur noch über das "Wie" der Feierlichkeiten und nicht mehr über das "Ob" diskutiert.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 09.03.2005)


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