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29./30.05.2005 - Letzte Aktualisierung: 30.05.2005 Bundesliga

Die Zebras holen in Düsseldorf ihren elften Deutschen Meistertitel

17000 Fans fieberten auf dem Rathausplatz mit

Bundesliga, 34. Spieltag: 29.05.2005, So., 15.00: HSG Düsseldorf - THW Kiel: 30:36 (12:17)
Update #4 Fotos ergänzt; Spielbericht, Stimmen und KN-Spielbericht ergänzt...

Die Schale ist zurück!
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Der THW Kiel hat den Sack zu gemacht und am Sonntag Nachmittag seinen elften Deutschen Meistertitel errungen. Bei der HSG Düsseldorf zeigten sich die Zebras hoch motiviert und ließen zu keinem Zeitpunkt Zweifel an ihren Titelambitionen aufkommen. Auf dem Kieler Rathausplatz hatten sich mehr als 17000 Fans versammelt, um dem Spiel, in dem der THW letztlich klar mit 36:30 (17:12) siegte, beizuwohnen. Am Abend steigt die große Meistersause rund um den Rathausplatz, die Mannschaft wird in einem Autokorso vom Kieler Flughafen in die Innenstadt fahren und gegen 19.45 Uhr mit der Meisterschale auf dem Balkon des Kieler Rathauses erwartet.
Begeistert gefeiert wurden die Kieler natürlich auch von den über 1000 mitgereisten Fans, von denen 50 eine große Schrecksekunde zu überstehen hatten: ihr Bus hatte auf der Hinfahrt einen Schaden, aber mit dem Ersatz ging es gerade noch rechtzeitig zur Düsseldorfer Philipshalle. In dieser zeigten die Zebras von Beginn an Leidenschaft, ackerten in der Abwehr und schlossen im Angriff konsequent ab. Vor allem Henrik Lundström und Christian Zeitz drückten der Anfangsphae ihren Stempel auf. Nach der schnellen 4:1-Führung konnte die HSG, deren Spieler ebenfalls engagiert zur Sache gingen, noch einmal zum 4:4 ausgleichen. Die Düsseldorfer blieben auch zunächst in Reichweite, doch nachdem Berblinger zum 8:9 (15.) verkürzt hatte, rollte der Zebra-Express unaufhörlich in Richtung Titel. Lundströms 14:10, Zeitz mit einem Tempogegenstoßtor nach eigenem Steal und Frode Hagen erhöhten auf 16:10, mit 17:12 ging es in die Pause.

Jubel auf dem Kieler Rathausplatz nach dem elften Titel.
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Hatte man auf Flensburger Seite vielleicht auf ein Einbrechen des THW auf Grund der sicheren Halbzeit-Führung gehofft, sah man sich schnell getäuscht. Der THW machte dort weiter, wo er aufgehört hatte. Bissig in der Abwehr, mit einem gut aufgelegten Henning Fritz in der Hinterhand, boten sich immer wieder Gelegenheiten zum schnellen Gegenstoß. Spätestens nach Boquists Treffer zum 27:21 (48.) schien die Sache klar, in Düsseldorf und auf dem Kieler Rathausplatz machten sich die Fans bereit für die Meisterfeiern. Dass dies nicht verfrüht war, zeigte sich zwölf Spielminuten später. Zwischendurch hatte der THW sogar noch für die Galerie gespielt, Wagners Heber zum 35:27 ließ nicht nur eingefleischte Handball-fans mit der Zunge schnalzen. Um 16.39 Uhr war es dann amtlich: Zwanzigtausend Fans auf dem Rathausplatz konnten über eine NDR-Großbildleinwand verfolgen, wie sich die THW-Spieler in den Armen lagen und in einer Traube von Fans nahezu untergingen. Mit 62:6 Punkten hatte der THW Kiel zu diesem Zeitpunkt den elften Deutschen Meistertitel unter dach und Fach gebracht. Die SG Flensburg-Handewitt wurde mit nur acht Minuspunkten zweiter - ein Novum in der Geschichte der Handball-Bundesliga, wurde doch noch nie ein Team mit so wenig Minuspunkten nur Vize-Meister. "Eine grandiose Saison findet ihren tollen Abschluss", freute sich Uwe Schwenker über den elften Meistertitel. Und Sebastian Preiß kündigte lange Feierlichkeiten an: "Das haben wir uns verdient, jetzt wird richtig gefeiert."

Freude herrschte nicht nur bei Spielern und Fans: Björn Goos, seit diesem Jahr zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit beim THW Kiel, feierte ausgelassen die Titelverteidigung. Im letzten Jahr war er noch für die SG tätig...

(Christian Robohm)

Lesen Sie auch den ausführlichen Spielbericht der Kieler Nachrichten.

Hier geht's zu den Fotos von der Meisterfeier!

Stimmen zum Spiel:

THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker in den KN:
Diese Meisterschaft bedeutet uns sehr viel. Es ist die erste deutsche Meisterschaft nach dem totalen Umbruch. Das ist eine sehr große Bestätigung unserer Arbeit. Ein wunderschönes Gefühl, vor allem weil die Meisterschaft die Leistung einer ganzen langen Saison dokumentiert. Pokalsieger kann man in wenigen Spielen immer mal werden.
Co-Trainer Klaus-Dieter Petersen in den KN:
Diese Meisterschaft feiern wir nach dem Motto: Der Titel ist wieder in Deutschland. Nach der Pokalniederlage haben wir versprochen: wir verlieren nicht mehr. Und natürlich darf man Flensburg jetzt zur sechsten Vize-Meisterschaft gratulieren.
Martin Boquist in den KN:
Das ist super, dass ich mit der Schale gehe. Wir haben wirklich alles, alles gegeben. Jetzt bin ich schwedischer und deutscher Meister. Vielleicht klappts ja auch im nächsten Jahr mit der dänischen.
Marcus Ahlm in den KN:
Diese Meisterschaft ist für mich etwas ganz Besonderes. Hinter uns liegen 34 Spieltage, in dieser Liga kannst Du bei jeder Mannschaft verlieren, dagegen haben wir uns immer erfolgreich gewehrt. Ich habe zuletzt immer an den Titel geglaubt.
Mattias Andersson in den KN:
Natürlich freue ich mich riesig mit der Mannschaft über den Titel. Aber verletzt nur daneben zu sitzen, ist richtig schlecht. Wenn du die letzten Spiele nicht spielst, fühlst du dich auch nicht wirklich als Meister.
Frode Hagen in den KN:
Noka Serdarusic hat riesigen Anteil am Titel. Er ist ein Trainer, der genau vorhersagt, was passiert. Wenn man macht, was er sagt, merkt man sofort, dass es klappt.
Christoph Schindler in den KN:
Das ist das Schönste, was ich erreichen kann. Mit dem THW Meister werden und dann noch mit Platz sechs für Altenholz die beste Platzierung in der zweiten Liga heraus holen: Mehr geht nicht. Die Zuschauer waren klasse, ich dachte, wir spielen in der Ostseehalle.
Stefan Lövgren in den KN:
Das war meine dritte deutsche Meisterschaft, jede für sich war schön. Auf Flensburg habe ich nie geguckt. Mehr denn je war dieser Titel ein Erfolg der ganzen Mannschaft. Jetzt werde ich mit unseren Frauen und dem Umfeld kräftig feiern.

34. Spieltag: 29.05.05, So., 15.00: HSG Düsseldorf - THW Kiel: 30:36 (12:17)

LogoHSG Düsseldorf:
Savonis (8 Paraden), Sdunek (5); Hegemann (7), Michaelsson (1), Petersson (5), Berblinger (5/3), Runge (3), Schröder (1), Wagner (1), Heinrichs (5), Schürmann, Pöter (1), Schneider (3); Trainer: Lehmann
Logo THW Kiel:
Fritz (1.-54., 14 Paraden), Klockmann (54.-60., 1 Parade); Preiß (1), Pettersson (5/5), Lundström (9/3), Pungartnik (3), Hagen (4), Lövgren (1), Wagner (2), Ahlm (4), Schindler, Boquist (4), Zeitz (4); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Heinz / Hock (beide Waiblingen-Neustadt)
Zeitstrafen:
Düsseldorf: 4 (2x Wagner (31., 39.), Petersson (51.), Lehmann (56.));
THW: 4 (Hagen (34.), Zeitz (44.), Wagner (52.), Pungartnik (53.))
Siebenmeter:
Düsseldorf: 5/3 (Fritz hält Hegemann (26.), Berblinger gegen Klockmann vorbei);
THW: 10/8 (Savonis hält Pettersson (11.), Sdunek hält Lundström (31.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:1 (2.), 1:4 (6.), 4:4 (7.), 4:6 (11.), 7:8 (16.), 8:12 (19.), 10:16 (25.), 12:17 ;
2. Hz.: 16:21 (36.), 17:24 (43.), 27:34 (57.)
Zuschauer:
3950 (Philipshalle, Düsseldorf)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2005:

Es ist vollbracht: THW badete in der Sektfontäne

Freude kannte nach dem 36:30-Sieg in Düsseldorf keine Grenzen mehr - Tausende feierten mit den Zebras die ganze Nacht
Kapitän Stefan Lövgren mit der Schale!
Klicken Sie zum Vergrößern! Kapitän Stefan Lövgren mit der Schale!
Düsseldorf - Sebastian Preiß drehte genüsslich am Korken der Drei-Liter-Magnum-Flasche, dann überreichte DHB-Präsident Ulrich Strombach die Schale. Als Kapitän Stefan Lövgren zupackte, ließ Preiß los, die Zebras standen jubelnd in der Sektfontäne. Nach dem finalen 36:30 (17:12)- Sieg über die HSG Düsseldorf verwandelte sich die Anspannung einer entbehrungsreichen Saison bei den "Handball-Helden" in überschäumende Freude: Der THW Kiel ist deutscher Handballmeister 2005.

Rund 1200 Fans, die den weiten Weg aus Schleswig-Holstein über die Autobahn angetreten hatten, stürmten das Parkett und herzten ihre Lieblinge. Die Düsseldorfer Philipshalle erlebte auch außerhalb der "fünften Jahreszeit" närrische Momente, gestern bei hochsommerlichen Temperaturen. Spieler fielen sich in die Arme, wollten nicht mehr loslassen. Trainer Noka Serdarusic griff sich seinen Kapitän und gratulierte jedem seiner Jungs. "Das war über die gesamte Spielzeit die beste THW-Leistung, seit ich hier Trainer bin", sagte der 54-Jährige, der seine achte Meisterschaft in zwölf Amtsjahren nach dem Achillessehnenriss mit Gehgips feierte. "Auf diese Mannschaft bin ich stolz", sagte er. Es klang sehr überzeugend.

Der Coup 2005 war der insgesamt elfte Hallentitel für Kiel. Damit haben sich die Zebras ganz eng an die Fersen von Rekordmeister VfL Gummersbach geheftet, der zwölfmal auf dem Thron saß. Die Erfolgsstory schrieb Serdarusic gemeinsam mit Manager Uwe Schwenker. "Noka und ich sind wie ein Ehepaar", stammelte Schwenker bewegt." Wir wissen, was wir an uns haben, und dass wir nichts Besseres kriegen." 235 Tage in Folge blieben die Kieler ohne Niederlage, am Ende standen 62:6 Punkte auf dem Tabellenkonto. Damit stellten die Zebras den Rekord des TBV Lemgo aus dem 2003 ein und ließen mit Flensburg einen Vizemeister zurück, der in nahezu allen Jahren zuvor mit ebenfalls nur acht Minuspunkten souverän Meister geworden wäre. SG-Manager Thorsten Storm gratulierte Schwenker gleich nach Spielschluss per SMS aus Lemgo: "Gratulation zur verdienten Meisterschaft. Aber nächste Saison greifen wir wieder an."

Die HSG Düsseldorf wollte dem THW die Feier verderben, traf jedoch auf ein Kieler Team, das von der ersten Minute an entschlossen, konzentriert und selbstbewusst auftrat. Linksaußen Henrik Lundström hatte den Bann mit dem 1:0 gebrochen und war am Ende mit neun Toren auch erfolgreichster THW-Torschütze. Die erste La Ola in Schwarz-Weiß rollte nach 41 Minuten durchs Rund, spätestens zehn Minuten vor dem Ende entspannten sich auch die Mienen auf der Bank. Serdarusic ließ alle laufen, die auf der Bank Platz genommen hatten, die vermeintliche Hürde Düsseldorf war längst keine mehr.

Die Zebras: Erschöpft aber glücklich in der Kabine.
Klicken Sie zum Vergrößern! Die Zebras: Erschöpft aber glücklich in der Kabine.
In der Kabine flossen auch Tränen. Johan Petersson, der seine wohl beste Bundesligasaison überhaupt abgeliefert hat und in wenigen Tagen in seine schwedische Heimat zurückkehrt, lehnte sich bei Mannschaftsarzt Dr. Detlev Brandecker an und wischte sich ein paar Tropfen aus dem Gesicht. Ein kleines Stück weiter hatte Frode Hagen die Beine hochgelegt, seine Hand umklammerte eine Flasche Bier. "Ich bin so unglaublich glücklich", sagte der Norweger tief bewegt. "Das was wir geleistet haben, ist nur möglich, wenn im Team gute Stimmung herrscht und alle in die gleiche Richtung marschieren." Eine Tür weiter flogen Haare. Über dem Klo gebückt saß Johan Petersson,
"Löwe" bestaunt "Henkes" neuen Haarschnitt.
Klicken Sie zum Vergrößern! "Löwe" bestaunt "Henkes" neuen Haarschnitt.
über ihm Henrik Lundström, der den elektrischen Haarschneider bediente und einen kahlen Petersson-Schädel hinterließ, Lundström selbst wurde vom langen Dennis Klockmann rasiert.

Heute Morgen werden jene THW-Fans, die in der Nacht aus Düsseldorf zurückgekehrt sind, mit Freibier in der "Forstbaumschule" belohnt: Der traditionelle Zebra-Treff nach gewonnenen Meisterschaften. Die Mannschaft wird geschlossen dabei sein. Und auch wieder den Klängen der Siegerhymne "We are the Champions" lauschen. "We are fighting till the end", heißt es da. "Wir kämpfen bis zum Schluss." Der Queen-Hit und Dauerbrenner bei Meisterschaften ist dem THW 2005 auf den Leib geschrieben.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2005)


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