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03.06.2005 Interview

Petersen im Zebra-Journal-Interview: "Mit dem THW Kiel stand ich auf der Sonnenseite"

Der Spieler Klaus-Dieter Petersen sagt "Tschüs"

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.06.2005:

Ohne Klaus-Dieter Petersen hätte der THW in den vergangenen zwölf Jahren wahrscheinlich nicht acht deutsche Meisterschaften gewonnen. Ganz sicher hätten die Zebras und ihre Fans aber nicht diese denkwürdigen Feten erlebt. Im Verein und in der Nationalmannschaft war "Pitti" der Zeremonienmeister, wenn die Korken knallten. So wie er war, so will er bleiben - deshalb wird sein Abschiedsspiel auch eine große Party.
Zebra-Journal:
Als einziger THW-Spieler haben Sie die jüngsten acht Meisterschaften von 1994 bis zum vergangenen Sonntag miterlebt. Wie lautet das Erfolgsrezept?
Klaus-Dieter Petersen:
Damals wie heute gilt, dass solche Erfolge nur als Mannschaft möglich sind. Ein echtes Team bildet sich aber nicht im täglichen Training sondern in geneinsamen Erlebnissen abseits des Spielfeldes heraus. Das ist heute noch so wie damals, auch wenn es heute natürlich alles viel professioneller wirkt. Vergleichen lassen sich die Teams von heute und 1994 nicht - wir hatten damals viel bessere Sänger in der Mannschaft.
Zebra-Journal:
Harmonie allein ist als Erfolgsrezept aber zu wenig, oder?
Klaus-Dieter Petersen:
Ja. Titel lassen sich nicht mit graden Typen gewinnen. Dazu braucht ein Team auch ungrade. Ohne einen Christian Zeitz beispielsweise wären wir nicht deutscher Meister geworden.
Zebra-Journal:
Nach zwölf Jahren THW nehmen Sie am Freitag nun Abschied als Spieler. Wie fällt Ihr Fazit aus?
Klaus-Dieter Petersen:
Positiv. Mit dem THW Kiel habe ich als Sportler ja fast immer auf der Sonnenseite gestanden. Außerdem hatte die Rivalität zur SG Flensburg ihren besonderen Reiz. Nicht umsonst heißt es ja, dass sich der neckt, der sich liebt. In der Nationalmannschaft hatte ich dagegen jahrelang viele negative Erlebnisse. Hier habe ich aber spätestens nach dem Europameistertitel 2004 in Slowenien meinen Frieden geschlossen. Ich wollte unbedingt eine Goldmedaille, die habe ich nun. Titel machen ruhiger, das war bei der SG Flensburg auch so, als sie endlich einmal deutscher Meister wurden. Andererseits - so viel ruhiger sind die auch nicht geworden. Wegen dieser Goldmedaille denke ich inzwischen aber nicht mehr über das verlorene Finale bei den Olympischen Spielen im letzten Jahr nach. Ich blicke nur noch nach vorne.
Zebra-Journal:
Sie sind seit einigen Monaten als DHB-Trainer für den männlichen Nachwuchs verantwortlich und haben zudem kürzlich die A-Lizenz gemacht. Sehen Sie Ihre Zukunft als Trainer?
Klaus-Dieter Petersen:
Ja. Allerdings habe ich wohl als einziger in diesem Kurs die A-Lizenz gemacht, weil ich wirklich etwas lernen wollte. 99 Prozent der anderen Kollegen waren nur dabei, weil sie diesen Schein brauchten. Gut möglich, dass ich einmal Vereinstrainer werde. Wenn mir der Posten des Bundestrainers angeboten wird, lehne ich auch nicht ab. Mit meiner Gegenwart bin ich aber sehr zufrieden. Mit Noka Serdarusic und Heiner Brand habe ich gute Mentoren, die Arbeit mit den Jugendlichen macht großen Spaß.
Zebra-Journal:
In der Bundesliga sind die deutschen Spieler dünn gesät. Würden Sie sich von den Vereinen wünschen, dass sie mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen?
Klaus-Dieter Petersen:
Klar. Dafür müssten sie aber auch die entsprechende Qualität haben. Die ist eben wichtiger als die Nationalität. Ich versuche, den Jugendlichen zu vermitteln, dass der Weg in die Bundesliga harte Arbeit ist. Manch einer versteht es, manch einer nicht. Ausländer sind oft ehrgeiziger. Ein Isländer trainiert zehnmal die Woche, weil er sich hier mit seinem Gehalt als Handballer eine Existenz aufbauen kann. Ein Deutscher denkt, dass sieben Einheiten reichen und geht stattdessen ins Kino oder in die Disco.
Zebra-Journal:
Im nächsten Jahr werden Sie neben dem DHB-Nachwuchs weiter als Co-Trainer die Spieler des THW Kiel betreuen. Welche Ziele haben Sie sich für diese Saison gesteckt?
Klaus-Dieter Petersen:
Als ich 1993 nach Kiel kam, lebte der Verein und die ganze Stadt für die deutsche Meisterschaft. Heute wollen alle endlich einmal die Champions League gewinnen. Es ist gut, dass es dieses Ziel noch gibt. Um das zu erreichen, machen Verein und Stadt derzeit alles möglich. Als Spieler werde ich diesen Titel nicht mehr gewinnen, vielleicht klappt es ja als Co-Trainer.
Zebra-Journal:
Zwölf Jahre Kiel - welche Menschen haben Sie in dieser Zeit besonders geprägt?
Klaus-Dieter Petersen:
Das waren viele. Spontan fällt mir da aber der Ober-Fan Kurt Sorgenfrei ein.
Zebra-Journal:
Sie sind gebürtiger Hannoveraner und gelten als heimatverbundener Typ. Ist es denkbar, dass Sie eines Tages in Kiel ihre Koffer packen?
Klaus-Dieter Petersen:
Denkbar ist das schon, dass ich irgendwann in die Heimat zurückgehe. Möglich ist aber auch, dass ich ein Weltreisender in Sachen Handball werde und in Kiel ein Standbein behalte. Das Trainergeschäft ist sehr schnelllebig. Steht im nächsten Jahr wieder Flensburg oben, haben in Kiel wieder alle die letzte Meisterschaft vergessen. Ohne Erfolg darfst Du in keiner Stadt lange bleiben. Ich will mir aber noch keine Gedanken machen, was in einem Jahr sein wird.
Zebra-Journal:
Klar ist, was am Freitag passieren wird. Klaus-Dieter Petersen gibt seinen Abschied. Was dürfen die Zuschauer erwarten?
Klaus-Dieter Petersen:
Es wird kein Abschiedsspiel im klassischen Sinn. Ich habe viele meiner Ideen und Gedanken in das Konzept eingebracht. Dieser Abend soll zu mir passen, also wird es eine Party. Ich war als Spieler immer sehr volksnah und habe mich beispielsweise im "LA" immer wohler gefühlt als im VIP-Raum. Ich komme ganz sicher nicht als Letzter rein und lasse mich feiern. Ich mache selbst die Arbeit und führe durch das Programm. Unglaublich, wie viele Spieler zugesagt haben. Besonders freue ich mich aber, dass die Meistermannschaft 1993/1994 dabei sein wird. Mit ihr hat alles angefangen.
(Das Gespräch führte Wolf Paarmann, aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.06.2005)


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