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29.07.2005 Regeln

Kieler Nachrichten: Mitspieler müssen beim direkten Freiwurf Abstand halten

Aus den Kieler Nachrichten vom 29.07.2005:

Pöhsig - Die Internationale Handball-Föderation (IHF) hat die Regeln in insgesamt 18 Punkten geändert. Diese Neufassungen treten am 1. August in Kraft. Die hier in Auszügen wiedergegebenen Regeländerungen sind von Hans Thomas, Schiedsrichterlehrwart des Deutschen Handballbundes (DHB), wie folgt wiedergegeben und erläutert:
  1. Direkt auszuführender Freiwurf nach Spielende (1. + 2. Halbzeit inkl. Verlängerungen bei Pokalspielen): Nur die angreifende Mannschaft darf einen Spieler einwechseln. Die abwehrende Mannschaft darf nicht mehr auswechseln. Die Mitspieler des Werfers müssen wie die Abwehrspieler drei Meter Abstand zum Werfer einhalten.
  2. Bei Siebenmeter-Entscheidungen muss die Spielzeit nicht angehalten werden, also kein automatisches Timeout. Nur bei Werfer- oder Torwartwechsel sollte Timeout gegeben werden.
  3. Bei "Kreiseintritt" durch einen Ballbesitzer gibt es nun Abwurf durch den Torwart. Früher musste manchmal nervig korrigiert werden, jetzt kann das Spiel schneller direkt aus dem Torraum weitergeführt werden, ohne die korrekte Fehlerstelle zu suchen.
  4. Wenn ein Spieler, der sich im Sprung in der Luft völlig schutzlos befindet, durch eine Abwehraktion gefährdet wird, kann dieses "kleine, harmlos aussehende" Foul weit reichende Verletzungsauswirkungen haben. Die Schiedsrichter sollen den foulenden Spieler nach gemeinsamer Beratung disqualifizieren.
  5. Die Person "Spielführer/Kapitän" wurde abgeschafft, da er nur eine Aufgabe hatte: die Wahl/das Losen vor Spielbeginn. Jetzt kann diese Formalia vor dem Spiel von einem Offiziellen oder einem anderen teilnahmeberechtigten Spieler wahrgenommen werden.
  6. Pfiff aus den Zuschauerreihen: Sollte durch einen solchen Pfiff ein Spieler, der sich völlig frei vor dem Torwart befindet, den Wurf abbrechen, werden die Schiedsrichter auf Siebenmeter entscheiden müssen.

Heiner Brand kritisiert neue "Eishockey-Regeln" im Handball

Pöhsig - Die deutschen Handballer behalten ihren Kapitän, die deutschen Schiedsrichter wollen kulant bleiben: Nach Kritik und Unverständnis stoßen die ab Montag geltenden neuen Regeln auch auf passiven Widerstand. "Die Ursachen für die Regeländerungen liegen nicht im sportlichen Bereich und sind deswegen vielleicht nicht gut überlegt", erklärte Bundestrainer Heiner Brand.

Der Gummersbacher will der vom Handball-Weltverband IHF verordneten Abschaffung des Mannschaftskapitäns nicht folgen und kündigte an, dass es weiter einen Spielführer in der Männer-Nationalmannschaft geben wird. "Mit Binde", betonte Brand, "gerade bei uns ist jeder stolz, wenn er sie tragen darf. Ich kann keinen Sinn darin sehen, warum das gemacht wurde."

Der Lemgoer Florian Kehrmann, zuletzt Auswahlkapitän, nannte diesen Beschluss gar "eine Schwachsinnigkeit" und erläuterte: "Der Kapitän ist Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer oder Schiedsrichter. Diesen Einfluss nimmt man komplett."

Während die Kapitänsfrage vornehmlich in den Mannschaften und in der Öffentlichkeit für Aufregung sorgte, sind die Schiedsrichter vor große Herausforderungen an Fitness und Konzentration gestellt. "Die für mich wichtigste Änderung ist, dass das Spiel schneller wird. Und wir sind schon fast so schnell wie Eishockey", sagte Peter Rauchfuß, Schiedsrichterwart im Deutschen Handballbund (DHB). Dabei bezieht sich Rauchfuß auf die neue Regel, dass der Torhüter sofort den Ball ins Spiel zurückbringen darf, ohne dafür eine vorgeschriebene Position einnehmen zu müssen.

Doch nicht nur das Tempo im Spiel wird höher, auch die Ermessensspielraum bei Schiedsrichterentscheidungen wird größer. Bei Siebenmeterwürfen kann die Zeit nun angehalten werden, muss es aber nicht mehr. "Wir handhaben das sehr kulant und empfehlen unseren Schiedsrichtern: Macht es wie bisher", erklärte Rauchfuß.

(aus den Kieler Nachrichten vom 29.07.2005)


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