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12.09.2005 Mannschaft

Zebra-Journal: Nikola Karabatic will in Kiel die Champions League gewinnen

"Ich liebe es, wenn die Spiele intensiv sind"

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005:

Nikola Karabatic:  "Ich liebe es, wenn die Spiele richtig intensiv sind".
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Er hat etwas geschafft, was beim THW noch keinem gelang: Nikola Karabatic gewann mit Montpellier HB im Jahre 2003 die Champions League. In den Finalspielen gegen Pamplona warf er 17 Tore - da war "Kara" 19 Jahre alt. Die Vita des Franzosen liest sich wie ein Lebenswerk, dabei handelt es sich nur um die ersten Kapitel einer unglaublichen Karriere, die nun in Kiel mindestens bis in das Jahr 2009 fortgesetzt werden soll.
"Ich habe die Champions League schon einmal gewonnen und will dieses Gefühl wieder holen", sagt Karabatic. "Mit Montpellier hätte das nicht mehr geklappt, deshalb bin ich nach Kiel gegangen."

In Nis, 30 Kilometer von Bel grad entfernt, geboren, verließ Karabatic als Vierjähriger das ehemalige Jugoslawien, weil sein Vater Branco als Profi handballer in Frankreich an heuerte. Als 17-Jähriger spielte er seine erste Saison bei Montpellier, ein Jahr später gab er sein Debüt in der Nationalmannschaft. Vater Kroate, Mutter Serbin, der Bruder in Straßburg geboren - für welches Land schlägt sein Herz? "Ich liebe Frankreich, fühle mich aber als Europäer."

Sein Sportstudium musste Karabatic mittlerweile auf Eis legen. Nicht wegen dem THW Kiel, sondern wegen seinem Handball-Lehrer an der Uni. Der verweigerte ihm einen Schein, weil er zu selten zum Training erschien. "Ich habe damals zweimal am Tag mit Montpellier trainiert und zu sätzlich noch mit der Nationalmannschaft", fehlte Karabatic schlicht die Zeit für Uni-Sport. "Der Typ ist verrückt."

Spätestens bei der EM in Slowenien rauschte das 102 Kilogramm schwere Kraftpaket ins Rampenlicht der Handballszene und die Notizblöcke der Top-Manager. "Den hätte ich auch gerne gehabt", seufzt beispielsweise Thorsten Storm, Manager der SG Flensburg, heute noch. Kein Wunder, hatte der Rechtshänder doch großen Anteil daran, dass Montpellier im Champions-League-Viertelfinale der letzten Saison die Endstation für Flensburg war. Die SG kassierte in Südfrankreich eine vernichtende 22:36-Niederlage und führte im Rückspiel Sekunden vor dem Abpfiff mit 32:18 - genug, um das Halbfinale zu erreichen. Fünf Tore von Karabatic schienen nicht zu reichen, als Gregory Anquetil einen direkten Freiwurf an einer vierköpfigen Mauer vorbei, durch die Beine von Torhüter Jan Holpert und mitten ins Flensburger Herz warf (siehe Bericht). "Ein unglaubliches Spiel", erinnert sich Karabatic, den auch der spanische Spitzenklub Ciudad Real mit ganz dicken Geldbündeln locken wollte.

Obwohl der Rückraumspieler auch spanisch spricht und sein Freund Didier Dinart bei Ciudad unter Vertrag steht, lehnte er ab. "Ich hätte da zwar mehr Geld verdienen können als in Kiel. Dort wird mir aber zu wenig trainiert." Schließlich sei er ein junger Spieler und wolle sich noch entwickeln. Da sah er in Kiel mit Noka Serdarusic ("mein Wunschtrainer") und Stefan Lövgren ("der beste Handballer der Welt") optimale Bedingungen. "Er ist ein Powermann, der auch den Kopf einschaltet und einer, der sich nicht versteckt", gibt Serdarusic das Lob zurück.

Zu Hause ist Karabatic auf der Position im linken Rückraum, doch wie vielseitig der 61-fache Nationalspieler ist, bewies er zuletzt bei der Handball-WM in Tunesien. Karabatic wurde auf allen Positionen im Rückraum eingesetzt und führte Frankreich in Vertretung des verletzten Superstars Jackson Richardson als Mittelmann zur Bronzemedaille. Der 1,97m-Meter-Mann hat seine Stärken in der Abwehr und im Angriff. "Ich liebe es, wenn die Spiele richtig intensiv sind", meint Karabatic, der mit Montpellier zuletzt alle drei nationalen Titel gewann und als bester Halblinker geehrt wurde.

Für Karabatic, dessen Bruder Luka (17) einer der besten Tennis-Junioren Frankreichs ist, begann das Abenteuer Kiel schmerzhaft. Er verstauchte sich beim Testspiel gegen Lemgo das rechte Handgelenk und fiel mehrere Wochen aus. Der Fan von schicken Klamotten trug es mit Fassung. "Der Schmerz war so groß, dass ich dachte, die Hand ist gebrochen."

Ein Trost zur rechten Zeit: Ausgerechnet an diesem Wochenende besuchte ihn Maud Broulhet (24), die in Montpellier Biologie studiert und seit sechs Monaten seine Herzdame ist. Eine Liebe in der Heimat - genau das wollte Karabatic vor seinem Umzug verhindern. "Aber so ist es eben. Wann man keine Frau kennen lernen will, trifft man die Richtige."

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 02.09.2005)


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