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03.01.2006 Mannschaft

"Möchte nicht mit Ballack tauschen"

Von Sascha Klahn, living sports:

Wechselt Michael Ballack zu Real Madrid, geht er doch zum FC Barcelona oder macht am Ende gar Manchester United das Rennen? Nichts beschäftigte die deutschen Sportmedien in den vergangenen Wochen mehr als die Zukunft des derzeit vermeintlich besten deutschen Fußballers. Eine schlüssige Antwort konnte der Kapitän des FC Bayern nicht geben. Stattdessen sorgte Ballack für weiteres Aufsehen, als er ein neuerliches Vertragsangebot seines derzeitigen Arbeitgebers ablehnte, welches ihm für die kommenden vier Spielzeiten die Summe von 36 Millionen Euro garantiert hätte.
Stefan Lövgren fühlt sich in Kiel pudelwohl.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren fühlt sich in Kiel pudelwohl.
Nahezu zeitgleich entschied sich Stefan Lövgren dazu, seinen Kontrakt beim deutschen Handballmeister THW Kiel um zwei Jahre bis 2008 zu verlängern - beinahe unbemerkt. Während die BILD-Zeitung Michael Ballack einmal mehr eine komplette Doppelseite widmete, beschränkte sich die Meldung des Lövgren-Verbleibs auf einen kurzen Einspalter. Und das, obwohl Lövgren unbestritten zu den Weltstars seiner Zunft gehört.

"Ich möchte nicht mit Michael Ballack tauschen", sagt Lövgren. "Als Fußballer mit diesem Status kannst Du kein unbeschwertes Leben mehr führen und Dich frei bewegen." Lövgren fühlt sich wohl in seiner Haut - auch trotz seiner jüngsten Verletzung. "Meiner Familie und mir geht es prima in Kiel", lacht der Schwede. "Deswegen haben wir beschlossen, zwei weitere Jahre zu bleiben."

Danach werde wohl Schluss sein, mutmaßt der noch 34-Jährige, der am 21. Dezember seinen nächsten Geburtstag feiert. Eine andere Option als Kiel hätte es in seinen Überlegungen nicht gegeben, erzählt er. Und Geld habe bei seiner Entscheidung, noch einmal zu verlängern, keine Rolle gespielt. "Natürlich verdiene ich hier gutes Geld, aber wenn es mir darum gehen würde, dann hätte ich schon viel früher nach Spanien wechseln müssen", bemerkt Lövgren.

Über finanzielle Dimensionen wie im Fall Ballack kann der weltweit begehrte Handball-Star nur den Kopf schütteln. "Schon vor einem Jahr gab es in Schweden große Diskussionen um unseren Eishockey-Star Peter Forsberg, der bei den Colorado Avalanche spielt. Die NHL-Profis, die um die 10 Millionen Dollar pro Jahr verdienen, streikten für mehr Gehalt... Welcher Fan kann das verstehen?", rätselt Lövgren. "Da verlierst du als Sportler doch jeglichen Kontakt zum Publikum."

Stefan Lövgren trainiert in seiner Freizeit im heimischen Melsdorf die 6-bis 8-Jährigen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Stefan Lövgren trainiert in seiner Freizeit im heimischen Melsdorf die 6-bis 8-Jährigen.
Lövgren ist auf dem Boden geblieben und wahrscheinlich genau deswegen zu einem der größten Sympathieträger beim Publikum avanciert. Ob Lövgren nach dem Ende seiner sportlichen Laufbahn weiter aktiv im Handball-Geschäft tätig sein wird, lässt er sich offen. Im heimischen Melsdorf hat er das Kindertraining der 6-bis 8-Jährigen übernommen - weil es ihm einfach Spaß macht. Sein Sohn Linus ist auch dabei. Daheim kümmert sich seine Jugendliebe und heutige Frau Ann-Sophie zumeist um die Kinder.

Zurück in Schweden wollen beide wieder arbeiten gehen, er als Bürokaufmann, sie am liebsten im alten Job als Sekretärin in einem Immobilienunternehmen. "Darauf freue ich mich sehr", gesteht Ann-Sophie. Solange aber weder Linus (6) noch Töchterchen Thea (4) zur Schule gehen, werde sie daheim bei den Kindern bleiben. Die gemeinsame Entscheidung, für weitere zwei Jahre in Kiel zu bleiben, macht alle glücklich.

"Es könnte uns derzeit kaum besser gehen. Wir leben hier in einem wunderbaren Umfeld und der THW Kiel bietet perfekte Bedingungen für Spitzenhandball", sagt Lövgren zufrieden. "Als Fußballer würde ich jetzt wahrscheinlich eh nur irgendwo in der schwedischen Kreisklasse spielen...", lacht er.

(Von Sascha Klahn, © living sports)


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