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01./02.02.2006 - Letzte Aktualisierung: 02.02.2006 EM 2006 / Nationalmannschaft

Deutschland träumt nach Sieg über Slowenien weiter vom Halbfinale

Starke Leistung bei der Neuauflage des EM-Finals

Update #2 KN-Bericht ergänzt...

Christian Zeitz erzielte 7 Treffer,
Klicken Sie zum Vergrößern! Christian Zeitz erzielte 7 Treffer,
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat auch das zweite Hauptrundenspiel für sich entschieden und steht mit 5:3 Punkten nun schon auf Platz 3 der Gruppe 1. Gegen Slowenien, nach der Vorrunde noch verlustpuktfrei, setzte sich das Team von Heiner Brand nach einer starken Leistung mit 36:33 (20:16) durch. Christian Zeitz erzielte 7 Treffer.
Die deutsche Abwehr stand von Anfang an aggressiv gegen den EM-Gastgeber 2004, dennoch konnte Slowenien das Spiel ausgeglichen gestalten. In der 8. Minute erzielte Superstar Siarhei Rutenka bereits seinen 5. Treffer zum 5:5 - allerdings vier davon durch Siebenmeter. Dem DHB-Team gelangen aber wieder viele Ballgewinne in der Abwehr, wovon bei Tempogegenstößen vor allen Dingen die beiden Außen Kehrmann und Jansen profitierten. Christian Zeitz überzeugte von Beginn an mit klugen Anspielen, nur Henning Fritz wirkte im Tor noch etwas unglücklich. Mit vier Treffern in Folge zwischen der 20. und 24. Minute setzte sich Deutschland erstmals entscheidend ab auf 16:12, mit einem Vier-Tore-Vorsprung ging es auch in die Kabinen.

Henning Fritz parierte zwei Strafwürfe von  Siarhei Rutenka.
Klicken Sie zum Vergrößern! Henning Fritz parierte zwei Strafwürfe von Siarhei Rutenka.
Kurz nach dem Seitenwechsel wurden die deutschen Handballer dann auf eine harte Probe gestellt: Binnen einer Minute bekamen Kehrmann, Jansen und Hens eine Strafzeit aufgebrummt, doch in dieser Unterzahlsituation wuchs die Mannschaft über sich hinaus: Henning Fritz zog Rutenka vom Siebenmeterpunkt endlich den Zahn, und auch in der Offensive fanden die dezimierten Deutschen die Lücke, so dass der Drei-Tore-Vorsprung bestehen blieb. Und auch als Slowenien Mitte des zweiten Durchgangs mit den stärker werdenden Kavticnik und Vugrinec überraschend kurzzeitig der 27:27-Ausgleich gelang, ließ sich der Titelverteidiger nicht aus dem Konzept bringen: Christian Zeitz beantwortete den Ausgleichstreffer postwendend mit einem Rückraumhammer, und flugs war der Vorsprung wieder auf 33:28 angewachsen - das Spiel war entschieden.

Mit 5:3 Punkten hat Deutschland somit Slowenien (4:4 Punkte) hinter sich gelassen, benötigt aber zur Halbfinalteilnahme neben einem Sieg gegen Polen weiterhin einen Ausrutscher der Medaillenfavoriten Spanien und Frankreich.

(Sascha Krokowski)

Gruppe 1, 2. Spieltag: 01.02.06, Mi., 15.15: Slowenien - Deutschland: 33:36 (16:20)

Slowenien:
Skof (6 Paraden), Lapajne (7 Paraden); Kozlina, Vugrinec (7), Jovicic (2), Kavticnik (4), Ostir, Natek, Gajic (n.e.), Rutenka (10/5), Pajovic (1), Zorman (4), Lubej (1), Zvizej (4)
Deutschland:
Fritz (12 Paraden), Bitter (bei 2 Siebenmetern, keine Parade); Hens, von Behren (3), Roggisch (2), Klein (n.e.), Preiß (3), Hegemann (n.e.), Kraus (1), Zeitz (7), Jansen (7/1), Klimovets (5), Kehrmann (8), Michel (n.e.); Trainer: Brand
Schiedsrichter:
Hansson / Olsson (Schweden)
Siebenmeter:
Slowenien: 8/5 (Fritz hält 2x Rutenka (39., 53.) und Vugrinec (44.));
Deutschland: 1/1
Zeitstrafen:
Slowenien: 3 (Kozlina (14.), Ostir (35.), Zvizej (46.));
Deutschland: 7 (2x Klimovets (8., 28.), 2x Kehrmann (16., 38.), Jansen (38.), Hens (39.), Preiß (44.))
Rote Karte:
Slowenien: Kozlina (28.) nach rüdem Foulspiel
Spielfilm:
1. Hz.: 1:0, 1:1, 2:1, 2:3, 3:3, 3:5, 5:5, 5:7, 7:7, 7:9, 8:9, 8:10, 9:10, 9:12, 12:12, 12:16, 13:16, 13:17, 14:17, 14:19, 16:19, 16:20;
2. Hz.: 18:20, 18:21, 19:21, 19:23, 20:23, 20:24, 21:24, 21:25, 22:25, 22:26, 23:26, 23:27, 27:27, 27:30, 28:30, 28:33, 29:33, 29:34, 30:34, 30:35, 31:35, 31:36, 33:36.
Zuschauer:
3100 (St. Jakobshalle, Basel (Schweiz))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2006:

Zeichen von großer Moral

Deutsche Handballer träumen nach 36:33 über Slowenien vom Halbfinale
Basel - Deutschlands Handballer lassen bei der Europameisterschaft nicht locker. Auch gestern trotzte die Sieben von Heiner Brand dem schleichenden Kräfteverschleiß und zwang beim 36:33 (20:16)-Sieg mit Slowenien eine weitere vermeintlich favorisierte Mannschaft in die Knie.

Die EM-Jury in der mit 3100 Zuschauern nur mäßig gefüllten St. Jakobshalle in Basel hatte Florian Kehrmann als besten deutschen Spieler ausgeguckt. Die so Geehrten erhalten einen kleinen Ball, den sie ins Publikum befördern sollen. Wem er die kleine Kugel denn zuwerfen wolle, wurde der Rechtsaußen vom Hallensprecher gefragt. Der Lemgoer nannte die 25 Meter entfernt sitzende Tochter Frank von Behrens und erwischte "sein Ziel" genau.

Ähnlich treffsicher hatten er und die meisten deutschen Angreifer sich zuvor erwiesen. Kehrmann steuerte wie Torsten Jansen (HSV) sieben Tore, Andrej Klimowets (SG Kronau) fünf und Christian Zeitz vom THW gar acht zum Sieg bei. Stiche, die die Slowenen mitten hinein ins Herz trafen. "Drei Dinge braucht man zum Sieg", rechnete der erneut stark auftrumpfende Henning Fritz rundum zufrieden vor: "Eine gute Abwehr, einen guten Torwart und eine gute Chancenverwertung. Heute war alles da." Sogar noch etwas mehr: Acht Mal trafen die Deutschen in Unterzahl - Zeichen von ganz großer Moral.

Dabei hätte Slowenien sich mit einem Triumph exakt zwei Jahre nach dem EM-Finale von Ljubljana beim noch amtierenden Titelträger für die Niederlage revanchieren und zugleich eine glänzende Ausgangsposition für die Endspieltage in Zürich schaffen können. Doch der Vize-Europameister scheiterte an eigenen Unzulänglichkeiten. "Wir waren kein Team", brachte der Magdeburger Renato Vugrinec die Missstände auf den Punkt.

Negativer Höhepunkt war das Geschehen zwischen der 39. und 41. Minute, als die schwachen Unparteiischen Hansson/Olsson (Schweden) nacheinander Kehrmann, Jansen und Hens auf die "Strafbank" schickten. Drei Deutsche gegen sechs Slowenen, Spielstand: 22:19, Vugrinec und Co hätten die Partie kippen können, ja müssen. Stattdessen schockte Henning Fritz Siarhei Rutenka beim Siebenmeter, Michael Kraus traf im Gegenzug gar zum 23:19, Frank von Behren wenig später ebenfalls, dann nochmals Kraus. Als beide Teams wieder vollständig waren, hieß es 24:21. Der Drei-Tore-Vorsprung hatte gehalten, die deutsche Bank führte Veitstänze auf, auf der anderen Seite herrschte Trauer und die Ahnung, dass dieses Spiel nicht mehr zu gewinnen war. "Da sind wir richtig heißgelaufen", schnaufte Frank von Behren im Kabinengang, "das war die Schlüsselszene. Wir wussten: Jetzt können wir nicht mehr verlieren."

Eng wurde es trotzdem noch einmal in der 47. Minute, als nacheinander Vugrinec (2), Zvizej und der Kieler Kavticnik zum 27:27 einwarfen. Postwendend aber brachte Christian Zeitz die deutschen Farben wieder nach vorn. Das letzte und entscheidende Signal auf dem Weg zum Sieg. Henning Fritz machte danach zwei weitere Siebenmeter gegen Vugrinec und Rutenka unschädlich, und als Klimowets zum 34:29 einwarf, war Slowenien wieder nur "Vize".

Heiner Brand hatte einen anderen Spieler als die Jury als seinen wertvollsten ausgemacht. "Heute war es der Zeitzi", brummte der Bundestrainer, "für einen Trainer ist es mit ihm zwar manchmal schwierig, aber dann hilft er einem wieder einmal aus einer ausweglosen Situation."

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2006)

 


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