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06.02.2006 EM 2006

Sport1: Ein Kieler im siebten Handball-Himmel

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Aus Sport1:

München/Zürich - Dem Frust nach zehn Toren folgte die Genugtuung mit elf Toren: Als der Kieler Nikola Karabatic die Franzosen in Zürich zum ersten EM-Titel geworfen hatte, registrierte er vor allen Dingen eine Geste seines überglücklichen Coaches Claude Onesta ganz genau. "Er kam zu mir und hat Danke gesagt", erzählte der 21-jährige Karabatic nach dem 31:23 (17:13) im Finale gegen Weltmeister Spanien und hatte noch Onestas Standpauke der Vorwoche im Ohr.

Pleite in der Vorrunde

Nach der Vorrunden-Pleite gegen die Iberer (26:29) hatte der eigenwillige Trainer besonders Torjäger Karabatic trotz dessen "Zehnerpacks" harsch kritisiert. Der vor der Saison aus Montpellier nach Kiel gewechselte 1, 95-m-Rückraumhüne fühlte sich ungerecht behandelt und gab die Antwort in Form von elf Endspiel-Toren und einer Trefferquote von 79 Prozent.

Eine Lehrstunde

"Karabatic hat uns vernichtet, wir haben kein Rezept gegen ihn gefunden", musste Spaniens Coach Juan Carlos Pastor nach der Lehrstunde anerkennen. Die französische Sporttageszeitung "L'Equipe" feierte den Erfolg denn auch als einen Sieg eines "unnachgiebigen Kollektivs mit dem Genie von Nikola Karabatic".

Fünf Bundesliga-Legionäre

Der hochgelobte Wahl-Norddeutsche, der zusammen mit seinen vier Bundesliga-Kollegen allein 24 der 31 französischen Finaltreffer erzielte, dachte in der Stunde des Triumphes aber schon an die Zukunft. "Ich bin Champions-League-Sieger, ich bin Europameister, jetzt will ich noch Weltmeister und Olympiasieger werden", erklärte der im serbischen Nisch geborene Karabatic - und umklammerte in den Katakomben der Stadionhalle die um den Hals baumelnde Goldmedaille noch eine Spur fester. Möglichst schon bei der WM 2007 in Deutschland soll der erste der noch fehlenden beiden Titel folgen.

Onestas erster großer Titel

Zwei Stockwerke höher feierte Onesta seinen ersten großen Titel als Coach der "Equipe Tricolore" auch dank Matchwinner Karabatic in vollen Zügen. "In einer Karriere gibt es nur wenige Momente wie solche. Deswegen muss man sie bewusst genießen, denn man arbeitet jahrelang dafür", sagte der 48-jährige Onesta, der nach zwei WM-Bronzemedaillen und dem EM-Coup wieder ein Stück mehr aus dem Schatten von Trainerlegende Daniel Costantini herausgetreten ist.

Zweimal Weltmeister unter Costantini

Mit Costantini auf der Bank hatte "Les Bleus" unter anderem zwei WM-Titel (1995 und 2001) gewonnen. Nach dem Erfolg von Zürich fühlten sich die französischen Medien aber wieder "im siebten Himmel Europas" (Courrier de l'Ouest) und jubelten: "Im Handball sind die Franzosen jetzt die Großen Europas." Doch der personelle Umbruch nach dem Abgang des früheren Welthandballers Jackson Richardson ist vollzogen. Die Zukunft gehört den für ihr Alter schon enorm reifen Karabatic - mit 40 Treffern die Nummer sechs der EM-Torwerferliste - und Luc Abalo (beide 21) oder auch Michael Guigou (24). Ungeachtet ihrer Angriffsfähigkeiten werden sich die Nachwuchsstars aber der französischen Philosophie sprich der Konzentration auf die Abwehr fügen müssen.

Fundament gelegt

"Wir haben gezeigt, dass man mit diesem System Erfolg haben kann. Darüber bin ich in Zeiten, in denen Ergebnisse von 40:35 keine Seltenheit sind, sehr erleichtert", gestand Onesta, während der zum besten EM-Keeper gekürte Thierry Omeyer mit Blick auf die WM ankündigte: "Das Fundament für eine goldene Zukunft ist gelegt. Jetzt wollen wir noch mehr."

(Von Michael Schwartz, © 2005 Sport1)


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