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19.02.2006 EM 2006

Zebra: Nach Tritt in den Hintern zu Gold

Frankreich wird Europameister, Deutschland feiert Platz fünf

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Claude Onesta, der am Spielfeldrand mit seiner Gestik beinahe stets so wirkt, als laufe seine Mannschaft permanent einem unaufholbaren Rückstand hinterher, versprühte in den letzten zwei Minuten des EM-Finales tatsächlich doch noch Glückseligkeit. Seiner "Equipe Tricolore" war die erste Goldmedaille bei den kontinentalen Titelkämpfen da nicht mehr zu nehmen. Frankreich hatte den amtierenden Weltmeister Spanien mit 31:23 demontiert. "Das war nur noch Wille", bekannte THW-Ass Nikola Karabatic später erschöpft.
"Es ist ein Moment der Freude, solche Augenblicke gibt es in einer Trainerkarriere nicht sehr viele, deshalb genieße ich ihn so sehr", bekannte Onesta später voller Genugtuung. Das Vorrundenspiel in Basel hatten die Franzosen gegen den gleichen Gegner noch mit 26:29 verloren. "Eine wirkungsvolle Lektion", befand der Coach. "Vor allem die erste Halbzeit war wie ein Tritt in den Hintern für uns." Da hatten die Spanier sein Team phasenweise mit zehn Toren Differenz vorgeführt.

Noch einmal ließen sich die Franzosen jedoch nicht mehr aus dem Rhythmus bringen. "Das Handballspiel hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, es werden viel mehr Tore erzielt. Ich selbst bin kein Anhänger dieser Art Handball, ich bevorzuge das alte System mit einer starken Verteidigung. Ich bin glücklich, dass wir mit dieser alten Strategie gewonnen haben", zog Onesta ein verständlicherweise zufriedenes Resümee.

Zufrieden durften im Übrigen auch die Deutschen sein. Einzig in der Vorrunde vom späteren Champion geschlagen und dem amtierenden Weltmeister zum Auftakt ein Unentschieden abgetrotzt, überraschten die "Brand-Buben" am Ende mit Platz fünf und der direkten Qualifikation für die nächste Euro 2008 in Norwegen. Mit Euphorie, Leidenschaft, Willen und sportlicher Klasse machte das DHB-Team ein Jahr vor der Weltmeisterschaft im eigenen Land Lust auf mehr.

"Auf diesen Spielern und dieser Mannschaft können wir aufbauen", sagte Bundestrainer Heiner Brand zum Abschluss. "Wir sind noch nicht so stabil, um auf einer Ebene mit Spanien oder Frankreich zu stehen. Aber wir sind ganz dicht dran. Wir stehen dort, wo wir hingehören", urteilte Horst Bredemeier und machte nur geringe Unterschiede zur absoluten Spitze aus. Der Vizepräsident des Deutschen Handballbundes (DHB) war entsprechend begeistert: "Es macht einfach Spaß, diese Mannschaft spielen zu sehen und zu erleben. Wir haben einen großen Schritt nach vorn gemacht."

Fester Bestandteil dieser neu formierten deutschen Nationalmannschaft sind mit Henning Fritz und Christian Zeitz auch zwei Säulen vom THW Kiel. Letzterem gebührte ein Sonderlob des Bundestrainers: "Christian hat sich seiner Verantwortung gestellt und sie in beeindruckender Weise angenommen und umgesetzt. Seine Leistung ist auch deswegen so hoch zu bewerten, weil er wegen seiner Ellenbogen-Geschichte beim ersten Lehrgang im Januar noch gar nicht richtig aufs Tor werfen konnte."

"Wir wollen die nächste goldene Generation werden", blickt Spielmacher Michael Kraus mit neuem Selbstbewusstsein in die Zukunft. "Der Grundstein dafür ist gelegt." Das nächste große Ziel haben die deutschen Handballer bereits fest ins Visier genommen: die WM 2007. Brand verspricht: "Wir werden viel und hart arbeiten." Seit dieser EM ist der WM-Titel nicht mehr utopisch.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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