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01.04.2006 Mannschaft

Zebra: Pelle Linders - Typisch schwedisch

Pelle Linders über seine neue Heimat in Kiel, seine Familie und nicht zuletzt über Schweden

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Ruhig und zurückhaltend seien sie, die Schweden. So jedenfalls charakterisiert Per Thomas, besser bekannt als Pelle Linders sich und seine typischen Landsleute. Selbst sitzt er da mit blonden Strubbelhaaren und sieht mit seinem Spitzbubengesicht aus, wie gerade aus einem Astrid Lindgren Buch entsprungen.
Viel weiß man nicht über den doch eher stillen Kreisläufer, obwohl er seit sieben Monaten das Trikot der Zebras trägt. Kein Wunder, neben Marcus Ahlm spielt Linders auf dieser Position nur die zweite Geige. "Ich akzeptiere die momentane Situation. Marcus hat eine starke Form und dann ist es verständlich, dass Noka ihm den Vortritt gibt. Ich wusste von Anfang an, auf was ich mich hier einlasse. Allerdings werde ich weiter um meinen Platz kämpfen und hart an mir arbeiten", so der 30-Jährige.

Seit inzwischen sechs Jahren "arbeitet" Pelle Linders im Ausland. Im Jahre 2000 ließ der Kreisläufer seine Heimat Schweden zurück und suchte die Herausforderung in Dänemark beim Spitzenclub KIF Kolding. "Nach vier schönen Jahren dort wollte ich mich woanders probieren. In der stärksten Liga der Welt und bei diesem Top-Verein zu spielen ist wirklich klasse", meint Pelle, "Man möchte sich selbst durch so einen Wechsel zeigen, dass man es hier schaffen kann". Aber sicherlich hat das Arbeiten und Leben fern ab von der Heimat nicht nur seine Vorteile. "Hier in Deutschland spricht jeder über Handball. Nahezu alles dreht sich in Kiel um den THW; fast zu viel, so dass man wenig Zeit für sich und seine Familie findet".

Doch das Spielen in immer ausverkauften Hallen und die Begeisterung für den Sport stehen auch für Pelle im Vordergrund.

In Schweden sieht das ganz anders aus. "Da sind die Hallen selten komplett gefüllt. In den Medien sind Fußball und Eishockey die Nummer eins und man berichtet schwerpunktmäßig nur über die Nationalmannschaft". Für den 39-maligen Nationalspieler ist dies aber nicht schlimm. Ganz im Gegenteil: Linders genießt es, auch mal einfach unerkannt durch die Straße zu gehen. "Hier in Kiel hält sich das noch in Grenzen. In meiner Heimat werde ich noch seltener auf Handball angesprochen". Das "berühmt sein" steht für den ruhigen Familienvater jedoch auch nicht an erster Stelle. "Ich will guten Handball spielen und sonst ganz normal leben". Den Trubel braucht der Melsdorfer nicht.

Am liebsten verbringt er die Zeit mit seiner Familie. Seine drei Jahre alte Tochter Isabella geht hier in den Kindergarten und abends gibt's von Papa, typisch schwedisch, als Gutenachtgeschichte "Michel aus Lönneberga" von Astrid Lindren vorgelesen. "Isabella liebt die Geschichten, meine kleine Tochter Tilde (7 Monate) ist dafür leider noch zu jung".

Die vierköpfige Truppe hat sich seit dem vergangenen Juli gut eingelebt in Kiel. "Hier ist vieles genauso wie in Schweden," so Pelle, "in meiner Heimat habe ich auch immer an der See gewohnt, das Klima ist fast identisch und die Mentalität der Menschen hier in und um Kiel kommt dem der Schweden sehr nahe." Das hat es bis jetzt allen Nordeuropäern, die beim THW Kiel gespielt haben, leicht gemacht, sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. "Die Nähe zu unserem richtigen zu Hause ist auch ein großer Vorteil. Wir bekommen häufig Besuch von unseren Eltern und Freunden; ebenso fahren wir mal schnell zu denen rüber". Momentan stehen sechs Schweden im Kader des Deutschen Meisters und auch das "war für mich und meine Familie von Anfang an ein großer Vorteil. Durch die Unterstützung der Spieler habe ich mich leichter in das Team eingefunden und auch für meine Frau und die Kinder war vieles einfacher, als sie noch nicht so gut Deutsch konnten", erklärt der Kreisläufer.

Und wie sieht die Zukunft von Pelle Linders aus? "Ich möchte meinen Vertrag hier an der Kieler Förde erfüllen und weiter hart an mir arbeiten". Sein Kontrakt läuft bis Juni 2007 und enthält eine Option für noch ein weiteres Jahr. "Meine Frau Therese und ich haben gesagt, dass Isabella (3) von Anfang an in Schweden zur Schule gehen soll. Doch bis dahin ist noch etwas Zeit und dann werde ich mir zusammen mit Therese Gedanken über unsere Zukunft machen". Melsdorf ist eben doch nicht Schweden - und irgendwann zieht es wohl jeden zurück nach Hause in die Heimat.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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