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08./10.04.2006 - Letzte Aktualisierung: 10.04.2006 DHB-Pokal

DHB-Pokal-Halbfinale: THW nach Niederlage gegen Kronau/Östringen ausgeschieden

Zebras verspielten Fünf-Tore-Vorsprung

DHB-Pokal, Halbfinale: 08.04.2006, Sa., 15.15: SG Kronau/Östringen - THW Kiel: 33:31 (15:14)
Update #4 KN-Bericht, Stimmen, Fotos und Spielbericht ergänzt...

Nikola Karabatic traf fünfmal gegen die "Löwen".
Klicken Sie zum Vergrößern! Nikola Karabatic traf fünfmal gegen die "Löwen".
Der THW Kiel ist im Halbfinale des DHB-Pokals ausgeschieden. Gegen den starken Aufsteiger SG Kronau/Östringen unterlagen die Zebras nach enttäuschender Leistung mit 31:33 (14:15) und konnten dabei einen zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Vorsprung in der zweiten Halbzeit nicht über die Zeit retten. Während bei dem THW Stefan Lövgren (6/3 Tore) und Henning Fritz (12 Paraden) gefielen, überragte Marius Jurasik bei den "Rhein-Neckar-Löwen" mit 11 Treffern.
Es war zunächst eine sehr temporeiche Partie: Die "Kröstis" gingen durch Gensheimer von außen und einen Rückraumwurf von Caillat mit 2:0 in Führung, doch Karabatic und Lövgren glichen postwendend aus. Der THW spielte die Angriffe konzentriert und mit gewohnt hohem Tempo, doch der starke Maros Kolpak parierte mehrfach glänzend, wohingegen Mattias Andersson, der bereits nach 11 Minuten entnervt und ohne Parade das Tor räumen musste. So hielt Kronau in einer engen Partie glänzend mit, die Führung wechselte ständig. Aktivposten auf Kieler Seite waren in der Anfangsphase vor allem ein gut Regie führender Stefan Lövgren und ein mehrfach glänzend in Szene gesetzter Marcus Ahlm, der beim 6:6, 7:7 und 8:8 dreimal die Führung der Löwen egalisierte. Zeitz per Tempogegenstoß und ein Rückraumhammer des zunächst nur im Angriff eingesetzten Kim Andersson bedeuteten nach 17 Minuten die 10:9-Führung für den THW, doch nach einer Zeitstrafe für Szilagyi konterten die konzentriert und couragiert auftretenden Badener erneut.

Ende der ersten Halbzeit häuften sich auf beiden Seiten die Fehler, insbesondere bei den Kielern, die durch Treffer vom in der ersten Halbzeit starken, aber auch oftmals sträflichst ungedeckten Andrej Klimovets, Marius Jurasik und Uwe Gensheimer per Strafwurf mit 11:14 in Rückstand gerieten. Nach Treffern von Zeitz und erneut Jurasik führten Kronau auch kurz vor dem Pausenpfiff mit drei Treffern. Kiel aber konterte noch einmal, Kavticnik aus dem Rückraum und der zweite Treffer von Szilagyi ließen die Zebras zumindest noch bis auf 14:15 herankommen.

Vid Kavticnik erzielte drei Treffer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Vid Kavticnik erzielte drei Treffer.
Nach dem Wechsel bot sich zunächst ein unverändertes Bild, Kronau/Östringen behauptete die knappe Führung bis zum 17:16 (33.). Die Zebras suchten nun aber die Entscheidung, wirkten in der Abwehr nun endlich konzentriert, und auch Henning Fritz steigerte sich in dieser Phase zur Höchstform. Konsequenterweise kam der THW so nach dem 17:17-Ausgleich durch Kim Andersson in der Verteidigung zu Ballgewinnen, die er mit drei schnellen Tempogegenstößen innerhalb von 60 Sekunden zur 20:17-Führung nutzte. Als Henrik Lundström wenig später von außen seinen dritten Treffer in Folge erzielte und Szilagyi in Überzahl auf 22:17 (39.) erhöhte, schien endlich alles seinen gewohnten Gang zu nehmen.

Kronau jedoch steckte noch nicht auf: Unterstützt von zahlreichen leichtfertig vergebenen Gegenstößen der Zebras kamen die "Kröstis" mit dem Mut der Verzweiflung wieder Tor um Tor heran, ein Doppelpack von Szlezak zum 20:23 und zwei Rückraumhammer von Caillat und Jurasik, die die THW-Abwehr nun nicht mehr im Griff hatte, zum 22:24 (45.) ließen die rund 800 weitgereisten Fans nochmal aufhorchen. Statt Ruhe ins Spiel zu bringen, um mit durchdachten Angriffen zu Toren zu kommen, versuchten die Zebras nun, mit der "Brechstange" die endgültige Entscheidung zu erzielen, doch Szilagyi und Zeitz gingen weiterhin leichtfertig mit ihren Chancen um, Henning Fritz bekam nun keine Hand mehr an den Ball. Einzig Stefan Lövgren behielt in dieser Phase kühlen Kopf, tankte sich zweimal gegen die kompakte Löwen-Abwehr durch und behielt auch bei seinen Strafwürfen die Nerven. Dennoch war der Vorsprung ausgerechnet in Überzahl aufgebraucht, ein Doppelschlag des überragenden Jurasik (54.) brachte den kaum noch für möglich gehaltenen Ausgleich zum 28:28.

Als der Pole zum zweiten Mal auf die Strafbank musste, sprang der einzige "Titelverteidiger" Andrej Klimovets, der in der zweiten Halbzeit kaum zu sehen war, in die Bresche und erzielte die erste Kronauer Führung seit 23 Minuten (30:29, 56.). Erneut Lövgren per Siebenmeter glich aus, doch Caillat brachte sein Team postwendend wieder in Front. Als Szilagyi dann überhastet abschloss und an Kolpak scheiterte, während es Andrej Siniak in der Schlussminute mit seinem einzigen Treffer besser machte, war die Sensation perfekt. Zwar gelang Karabatic noch der Anschlusstreffer zum 31:32, doch die Zebras kamen nicht noch einmal an den Ball. Kronau spielte die Zeit souverän herunter und kam durch den elften Treffer von Jurasik in der letzten Sekunde sogar noch einmal zum Torerfolg. Während die Zebras konsterniert von dannen zogen, feierten die "Rhein-Neckar-Löwen" ausgelassen den größten Erfolg der noch jungen Vereinsgeschichte.

(Sascha Krokowski)

Hier geht's zu Fotos vom Halbfinale im Final Four...

Lesen Sie auch den Spielbericht der Kieler Nachrichten...

Lesen Sie auch den KN-Bericht "Kaum ein Wort gesprochen".

Lesen Sie auch Schwenker im Handball-World-Interview: "Die Spieler wollen immer weiter rennen".

Aus kiel4kiel.de:

Überraschendes Pokal-Aus des THW Kiel

Damit hatten wohl die wenigsten gerechnet: Der THW Kiel ist im DHB-Pokal-Halbfinale gegen die SG Kronau/Östringen ausgeschieden. Vor 13000 Zuschauern in der ausverkauften Colorline-Arena in Hamburg verloren die Zebras nach einer für ein Pokalspiel nicht ausreichenden Leistung verdient mit 31:33 (14:15), obwohl nach der zwischenzeitlichen Fünf-Tore-Führung des THW alles für einem Finaleinzug angerichtet war. In diesem steht nun erstmals die SG und trifft dort auf den HSV Hamburg, der den SC Magdeburg mit 31:30 (16:13) schlug.

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Stimmen zum Spiel:

SG-Trainer Juri Schewzow:
Uns war vorher bewusst, dass der THW besser besetzt als wir an den Start gehen würde. Unser Ziel war es deshalb, von der ersten bis zur 60. Minute zu kämpfen. Dies haben wir bis auf unsere schwache Phase umgesetzt. Dennoch kamen wir zurück in die Partie - und das Aufholen von Rückständen liegt meinen Spielern im Blut.

[gegenüber den KN:]
Man gewinnt nicht jeden Tag gegen Kiel, ein toller Erfolg. Wir hatten uns vorgenommen, vom Anfang bis zum Ende zu kämpfen und dann abzuwarten, was passiert. Aus unseren Niederlagen haben wir große Lehren gezogen.

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Wir haben in der ersten Hälfte nicht zu unserem Spiel gefunden, alles, was wir versuchten, wollte einfach nicht funktionieren. Darunter litt auch die Motivation. In der Pause haben wir darüber geredet und ich hatte das Gefühl, der Funke sei nun endlich übergesprungen - wir haben uns mehr bewegt und aggressiver gespielt. Im Handball ist es aber einfach so: Fünf Tore Vorsprung sind ein Nichts. Wir haben nach unserer Führung insgesamt fünf Bälle in Überzahl verloren, als Kronau dann auf zwei Treffer heran gekommen war, wurden wir nervös. Das heute war kein normales Spiel von meiner Mannschaft. Wenn man die geforderte Leistung nicht bringt, der Gegner dies aber tut, verliert man solch ein Spiel. Ich gratuliere Kronau zum Finaleinzug.

[gegenüber den KN:]
Das war eine verdiente Niederlage. Ich habe immer schon gesagt, dass wir in der Bundesliga keine Übermannschaft sind. Erst Minden, dann Flensburg, jetzt Kronau. Wenn wir so spielen, haben wir nichts anderes verdient.

THW-Manager Uwe Schwenker:
Ich bin sehr enttäuscht, wir sind heute nie unseren Ansprüchen gerecht geworden. Zwar führten wir durch unser Tempospiel in der zweiten Hälfte mit fünf Toren, haben diesen Vorsprung aber ebenso schnell wieder verspielt. Warum? Da müssen Sie die Spieler fragen.

[gegenüber den KN:]
Wir sind der Favoritenrolle nie gerecht geworden. Handball spielt man mit heißem Herzen und kühlem Kopf. Uns fehlte der kühle Kopf. Dabei war ich vorher fest überzeugt, dass wir den Finaleinzug schaffen.

Kim Andersson gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit haben wir ohne Spaß gespielt, der Ball war nicht unser Freund. In der zweiten Hälfte kam dann besseres Tempo herein, aber als wir mit fünf Toren führten, waren die Probleme wieder da. Enttäuschend war unser Überzahlspiel. Jetzt starten wir in der Bundesliga durch.
Stefan Lövgren gegenüber den KN:
In der ersten Halbzeit ging bei uns zu viel über Einzelaktionen, das wurde später besser. Trotzdem hat es nicht zum Sieg gereicht. Jetzt bleibt die Hoffnung auf eine Trotzreaktion. Wir sollten nicht über mannschaftliche Geschlossenheit reden oder fehlenden Rhythmus. Vielmehr fängt alles bei der Einstellung an.
Adrian Wagner gegenüber den KN:
An fehlender Einstellung hat es nicht gelegen. Wir haben die Mannschaft der Zukunft. Dieses Team wird wiederkommen und irgendwann den Pott holen.
Marcus Ahlm gegenüber den KN:
Eine Erklärung? Ganz einfach: Kronau war besser. Ich bin tief enttäuscht.

DHB-Pokal, Halbfinale: 08.04.06, Sa., 15.00: SG Kronau/Östringen - THW Kiel: 33:31 (15:14)

Logo SG Kronau/Östringen:
Kolpak (1.-60. Minute, 17 Paraden), Klier (n.e.); Gensheimer (4/1), Bechtold, Torgowanow, Jurasik (11), Klimovets (6), Mocsai, Siniak (1), Szlezak (5), Caillat (6); Trainer: Schewzow
Logo THW Kiel:
Fritz (12.-60. Minute, 12 Paraden), M.Andersson (1.-11. Minute, 1 Parade); Linders (n.e.), K. Andersson (4), Lundström (3), Kavticnik (4), Hagen, Lövgren (6/3), Wagner, Ahlm (3), Szilagyi (4), Zeitz (2), Karabatic (5/1); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Prang / Reichl (Bergheim/Köln)
Zeitstrafen:
Kronau/Östringen: 6 (2x Siniak (15., 53.), 2x Caillat (20., 39.), 2x Jurasik (45., 55.));
THW: 3 (Szilagyi (18.), Kavticnik (26.), Karabatic (41.))
Siebenmeter:
Kronau/Östringen: 1/1;
THW: 7/4 (Kolpak hält 2x Karabatic (8. (Nachwurf verwandelt), 39.) und Hagen (20.))
Spielfilm:
1. HZ.: 2:0, 2:2, 3:2, 3:4 (6.), 4:4, 4:5, 6:5, 6:6, 7:6, 7:7, 8:7, 8:8 (15.), 9:8, 9:10 (17.), 11:10, 11:11, 14:11 (26.), 14:12, 15:12, 15:14;
2. Hz.: 15:15, 16:15, 16:16, 17:16 (33.), 17:22 (39.), 18:22, 18:23, 20:23, 20:24, 22:24 (45.), 22:25, 23:25, 23:26, 24:26, 24:27, 26:27, 26:28, 28:28 (54.), 28:29, 30:29, 30:30 (58.), 32:30, 32:31, 33:31.
Zuschauer:
13000 (ausverkauft) (Colorline-Arena, Hamburg)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.04.2006:

"So darf man nicht spielen!"

THW blamierte sich beim Halbfinal-Aus gegen Kronau-Östringen - Fünf Tore-Vorsprung leichtfertig vergeben
Hamburg - 13 000 Zuschauer feierten gestern Nachmittag den HSV Hamburg. Das Team von Trainer Martin Schwalb hatte sich durchs Halbfinale gekämpft und auch beim 26:25-Endspiel-Krimi über die SG Kronau-Östringen Emotionen gezeigt und das Letzte aus den Körpern rausgeholt. Eigenschaften, die der THW vermissen ließ. Für die Zebras war so schon im Halbfinale Endstation. Das blamable 31:33 gegen Kronau-Östringen bedeutete das Aus, die Fans waren maßlos enttäuscht.

Wer den Weg in die Color Line Arena geschafft und den Pokal zum Greifen nahe hat, der muss brennen. Oft gibt es diese Chance nicht im Leben eines Handballers, man sollte sie nutzen. Die Zebras aber wirkten lethargisch. Schon beim Aufwärmen ging es lax zu, ganz nach dem Motto: Kronau ist eine gute Mannschaft, aber doch kaum mehr als eine lästige Pflichtübung auf dem Weg ins Finale. Am 22. März erst hatte der THW den Aufsteiger auswärts souverän mit 34:31 besiegt.

So trauten 4000 mitgereiste Kieler ihren Augen nicht: Kronau bestimmte das Spiel, der große Favorit schien gar nicht präsent. Keine Körpersprache, kein großes Engagement. Dabei sei er nicht müde geworden, seine Mannschaft vor der SG zu warnen, sagte Trainer Noka Serdarusic später. "Ich habe versucht meinen Jungs klar zu machen, dass es heute dreimal schwerer wird als beim Sieg in Mannheim." Nach 27 Minuten lag der Außenseiter mit 14:11 Toren vorn. Die SG-Halben, Christian Caillat und Mariusz Jurasik, machten der THW-Abwehr zu schaffen, zudem traf Kreisläufer Andrej Klimowets vor der Pause viermal. Da auch Maros Kolpak das Torhüterduell gegen seine Kieler Kontrahenten für sich entschied, war die knappe 15:14-Pausenführung für die SG hoch verdient.

Dennoch schien sich für den THW alles zum Guten zu wenden. Plötzlich gab es eine Abwehr, die zupackte, Henning Fritz war zur Stelle und das Kieler Tempospiel kam ins Rollen. Das 17:17 (34.) drehten die Zebras in Windeseile auf 22:17. Henrik Lundström steuerte drei blitzsaubere Kontertore bei, Vid Kavticnik traf, außerdem Viktor Szilagyi.

Kronau wankte, fiel aber nicht, weil der THW in der Folge leichtfertig eine höhere Führung und die Vorentscheidung verspielte. Kiel machte die Tür wieder auf, Kronau schlüpfte zurück in die Partie. Der Fünf-Tore-Vorsprung war genau so schnell wieder dahin wie er gekommen war. In der dramatischen Schlussphase geschah dann, was die Fans befürchtet hatten: Die drohende Niederlage vor Augen, verkrampfte der THW. Schwach war erneut die rechte Angriffsseite. Kim Andersson fehlten Timing und Selbstvertrauen, Christian Zeitz versteckte sich und Vid Kavticnik konnte ebenfalls nicht helfen. Weil auch Viktor Szilagyi mit dem Kopf durch die Wand wollte und mehrfach überhastet abschloss, wechselte die Führung in der 56. Minute wieder an die SG, Andrej Klimowets traf zum 30:29. Dieses Mal hielt die Führung. Der Rest waren Kronauer Jubel und Kieler Tristesse.

Schweren Schrittes schlurften die Zebras zu ihrem enttäuschten Anhang und winkten. Es gab vereinzelte Pfiffe, viele Fans hatten die Arena sogar gleich nach dem Abpfiff verärgert verlassen. Nach Entschuldigungen suchte Stefan Lövgren erst gar nicht. In der Abwehr habe der THW schlecht gestanden und vorne sei man nicht clever gewesen. "So darf man nicht spielen!", schimpfte der Kapitän. Es gab keinen Widerspruch.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 10.04.2006)

Lesen Sie auch den KN-Bericht "Kaum ein Wort gesprochen".


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