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08.06.2006 Mannschaft

Zebra-Journal: Wagner: "Kein Abschied im Sitzen"

Linksaußen beginnt Ausbildung als Bankkaufmann

Adrian Wagner zieht es nach Dormagen.
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Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006:

Ausgerechnet im Spiel gegen seinen Ex-Klub riss Adrian Wagner eine Muskelfaser im rechten Oberschenkel. Beim 36:33-Sieg gegen den HSV Hamburg am 20. Mai wollte der Linksaußen mit Schwung in den Rücken der offensiven Abwehr einlaufen, als er einen stechenden Schmerz verspürte. "Ich war der einzige Kieler, der sich bei diesem harten Spiel ohne Gegner verletzt hat", trug der gebürtige Hamburger die Verletzung mit Humor.
Obwohl seine Karriere beim THW Kiel nach drei Jahren endet, legte er auf der Zielgeraden noch einmal Sonderschichten ein. Gegen Gummersbach wollte Wagner, den die Fans nur "Addi" nennen, noch einmal dabei sein. "Ich wollte mich nicht im Sitzen verabschieden." Bei einem Belastungstest am Vorabend des Spiels kehrte zwar der Schmerz zurück. Doch Wagner lief mit der Mannschaft auf und durfte als Siebenmeterschütze noch einmal auf die Platte, um ein letztes Tor zu werfen und im Trikot Abschied von den Fans zu nehmen.

Während sich seine Mannschaftskameraden direkt nach der Party auf dem Rathausplatz in alle Himmelsrichtungen zerstreuten, wird der 28-Jährige noch bis Ende Juni bleiben. "Ich will einmal die Kieler Woche erleben", meint der Rechtshänder, für den anschließend ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Gemeinsam mit seiner Freundin zieht es ihn ins Rheinland. Nicola Kollwitz, die Medienwissenschaften studierte, begibt sich in Köln auf Jobsuche. Adrian Wagner wird in den nächsten drei Jahren das Trikot von Bayer Dormagen tragen. Gut möglich, dass die THW- Fans bereits in der nächsten Saison ein Wiedersehen mit ihm feiern, kann sich Dormagen in zwei Relegationsspielen gegen den Erstligisten Wilhelmshavener HV doch noch durch die Hintertür für das Oberhaus qualifizieren.

Neben den guten sportlichen Perspektiven bei dem ehemaligen Erstligisten reizte den Linksaußen vor allem die berufliche Perspektive. Der Klub ermöglicht ihm, sich zum Bankkaufmann ausbilden zu lassen. Die Zeit beim THW, die er zuletzt immer öfter auf der Bank verbrachte, hat ihn gelehrt, sich nicht zu sehr auf den Sport zu verlassen. "Ich habe keine guten Erfahrungen damit gemacht, wenn sich das Selbstbewusstsein nur über die Leistungen als Handballer definiert." Eine gesunde Mischung aus Sport und Beruf soll ihm helfen, auch auf dem Feld sein enormes Potenzial auszuschöpfen. In der jungen Dormagen-Mannschaft, in der mit Florian Wisotzki ein zweiter Ex-Kieler spielt, ist der 23-fache Nationalspieler auch als Führungsfigur gefordert. Zudem soll er, der in seiner Jugend beim AMTV Hamburg als Mittelmann gefiel, mehr Verantwortung auf dem Spielfeld übernehmen. "Diese Rolle traue ich mir zu", meint Wagner, der in Kiel zweimal Meister wurde und den EHF-Pokal gewann.

In seiner ersten Saison im Zebra-Trikot profitierte er davon, dass die dänische "Zaubermaus" Nikolaj Jacobsen mit Knieproblemen nicht mehr richtig Tritt fasste. Wagner spielte eine starke Saison und galt als feste Größe auf Linksaußen, als Kiel für die Jacobsen-Nachfolge den relativ unbekannten Schweden Henrik Lundström aus Göteborg verpflichtete. Überraschend kam der Modellathlet aus dem Tritt, setzte sich mit der Konkurrenz im Nacken zu stark unter Druck und verkrampfte zunehmend. Lundström lief ihm den Rang ab und mauserte sich zum Nationalspieler. Was einmal war, oder warum es nicht lief - Wagner will sich keine Gedanken mehr machen. "Ich hatte in Kiel eine wunderschöne Zeit." Und jetzt beginnt ein neues Kapitel für den Hamburger, der sich als Spieler beim VfL Bad Schwartau, HSV und dem THW Kiel stets im Dunstkreis seiner Heimatstadt bewegte. Der Umzug nach Köln ist für ihn auch ein Schritt vor die Tür.

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 08.06.2006)


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