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05.10.2006 Champions League

Zebra: Die Champions League-Revolution abgewehrt

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Es war ein handstreichartiger Vorschlag, der wenige Tage vor der Sitzung der EHF-Exekutive für Unruhe in der Handballwelt sorgte: Die Champions League solle, so das Positionspapier, eine zweite Gruppenphase erhalten. Die jeweils beiden Gruppensieger sollten in einem Finalturnier gleich dem DHB-Pokal-Final Four den Champions League-Gewinner ausspielen. Als erster Austragungsort dieses Turniers, welches in Zukunft in wechselnden Hallen und Ländern stattfinden sollte, wurde sofort die Kölnarena ins Gespräch gebracht. "Ich bin sehr zuversichtlich, dass die Exekutive diese Vorlage absegnet", sagte der EHF-Generalsekretär Michael Wiederer noch kurz vor Beginn der entscheidenden Sitzung. Schließlich beklagten sich die Teilnehmer aus den kleineren Handballnationen stets über zu wenige Spiele in der Champions League - und damit verbunden über zu wenig Präsenz auf der europäischen Bühne.
Die Rechnung hatte der EHF-Generalsekretär allerdings ohne die "großen" Vereine gemacht. So mokierte sich Thorsten Storm, Manger der SG Flensburg-Handewitt, über die Kurzfristigkeit dieser Pläne. "Ich höre davon zum ersten Mal", ärgerte sich Storm zehn Tage vor der Sitzung der EHF-Exekutive, "außerdem wüsste ich gern mehr über die Vorteile für die teilnehmenden Clubs". In der Tat wurden deutsche und spanische Vereine von dieser Inititive weitestgehend überrascht. Dennoch dauerte es nur kurz, bis sich der Widerstand gegen die Pläne formiert hatte. An der Spitze der Opposition: THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker. Dieser telefonierte nach Bekanntwerden der EHF-Initiative sofort mit seinen Kollegen in namhaften Clubs aus Deutschland und Spanien. Der Tenor. "Ich ärgere mich darüber, dass keine breite Diskussion über Vor- und Nachteile so weitreichender Pläne geführt wurde. Ich kann verstehen, dass die EHF nicht nur auf Deutschland oder Spanien schauen kann und ich weiß natürlich um die Bestrebungen kleinerer Verbände, die Champions League auszudehnen, um nicht immer gleich nach der Gruppenphase rauszufliegen." Sechs weitere Spiele hätten den EHF-Plänen nach jeder Champions League-Teilnehmer durch die zweite Gruppenphase garantiert - was die Kleineren freut, wird aber zur Belastung der "großen" Vereine, deren Terminkalender eh schon eng gestrickt ist und deren Spieler durch die Dauerbelastung in Club und Nationalmannschaften förmlich nach Pausen schreien.

Was Schwenker indes noch mehr ärgerte, war der Plan eines Final Fours in der Champions League. "Ein Final-Four ist für mich indiskutabel", stellte der THW-Geschäftsführer klar. "Man kann doch den Fans nicht sagen: Tragt uns schön das Geld zur Gruppenphase in die Kasse, aber bei einem Halbfinale und Finale seid ihr nicht dabei." Das könne zu recht als Abzocke gelten, so der Zebra-Manager. Die Idee, eine Halle in einem fremden Land womöglich ohne gastgebenden Verein zu füllen, sei utopisch. "Wir sind nicht im Fußball, der Handball ist in Europa noch nicht soweit."

Schwenker forderte eine Diskussion, und bekam sie bei einem zweitägigen Workshop vor der Sitzung der EHF-Exekutive. Das Ergebnis: Die Champions League-Revolution ist zumindest in Teilen abgewehrt. Zwar kommt die zweite Gruppenphase in der Saison 2007/2008, doch ab dem Halbfinale geht es wie bisher im K.O.-System mit Hin- und Rückspielen weiter. "Damit wird dem seit Jahren bestehenden Wunsch etlicher Nationen nach einer verlässlichen Präsenz auf internationaler Ebene Rechnung getragen. Dagegen konnte man nicht votieren", zeigte sich Schwenker zufrieden mit dem gefundenen Kompromiss. Schließlich werde Handball ja nicht nur in Deutschland und Spanien gespielt. Der Super-Gau aus Sicht der Fans, zu einem Final-Turnier nach Zagreb, Moskau oder Stockholm reisen zu müssen, um den THW in Halbfinal- oder Finalspielen zu sehen, war abgewendet.

(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra")


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