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20.11.2006 Presse / Verein

"Handball-World": Kooperation zwischen THW Kiel und Hammarby IF geplant

Von Olaf Nolden und Dr. Oliver Schulz, © 2006 www.handball-world.com:

Wenn heute Abend Staffan Olsson in Kiel eintrifft, wird er mit THW-Manager Uwe Schwenker nicht nur über glorreiche alte Zeiten plaudern. Der lange Schwede, der von 1996 bis 2003 im Kieler Trikot erfolgreich spielte, ist mittlerweile Trainer des schwedischen Meisters Hammarby IF und hatte in dieser Funktion maßgeblichen Anteil am Blitztransfer von Tobias Karlsson zum THW. Dies ist allerdings nur der Anfang für eine umfangreiche Kooperation und Zusammenarbeit zwischen den beiden Klubs, wie Uwe Schwenker gegenüber handball-world.com sagte.
"Wir hatten mit Staffan schon lange darüber gesprochen, dass eine Zusammenarbeit interessant ist", sagt Kiels Manager. Bereits vor zwei Jahren nahmen Spieler von Hammarby beim Saison-Vorbereitungstrainingslager in Varel teil, darunter damals auch Tobias Karlsson. "Noch", so Schwenker, "haben wir aber keine festen Absprachen oder gar eine schriftliche Fixierung." Man habe Vorstellungen und Ideen und müsse diese nun langsam mit Leben füllen. Zu diesem Zweck ist Olsson heute in Kiel.

Einer der Kernpunkte könnte sein, dass der THW nach erfolgreicher Loseisung und Verpflichtung aufgespürter Talente diese zunächst für ein bis zwei Jahre bei Hammarby sich entwickeln lasse. Dass man Hammarby zu einem "Farmteam" des THW aufbaue, verneint Uwe Schwenker. "Hammarby ist einer der führenden schwedischen Vereine. Und wir haben mit schwedischen Spielern in Kiel ausschließlich gute Erfahrungen gemacht." Da läge eine Zusammenarbeit in dieser Richtung einfach nahe.

Zudem könne man sich vorstellen, dass beim berüchtigten Kieler Vorbereitungs-Trainingslager in Varel-Obenstrohe Spieler des schwedischen Kultklubs teilnehmen. Fest vereinbart ist bereits die Teilnahme von Hammarby IF beim "Unser Norden Cup", dem Kieler Vorbereitungsturnier im August.

Dass es nun zu einer so intensiven Zusammenarbeit kommen könnte, liegt nicht nur an den guten Beziehungen zwischen Olsson und Schwenker. Konkreter Anlass war die akute Personalmisere beim Deutschen Meister, der am Sonntag vor einer Woche ohne linken Rückraum dastand. Neben dem Norweger Frode Hagen hatten Kiels Macher auch Tobias Karlsson im Auge.

Pech in der CL ermöglichte Blitztransfer
Hammarby hatte sich am vorvergangenen Wochenende noch berechtigte Chancen auf den zweiten Tabellenplatz der Champions League Gruppe G gemacht. Die unerwartete 34:30-Niederlage in Athen sollte am sechsten und letzten Spieltag durch einen Auswärtssieg in Koper gegen den Gold Club aus Kozina wettgemacht werden. Doch Korazija & Co. erwiesen sich vor 3000 Zuschauern wie schon im Hinspiel als zu stark, zumal ein Magen-Darm Virus beiden Mittelmännern, Mikael Apelgren und Lukas Karlsson, schwer zu schaffen machte. Der letztjährige slowenische Vizemeister setzte sich trotz eines 13:15 Rückstands zur Pause am Ende noch mit 30:28 durch. Während die Mannen von Trainer Vojko Lazar nun im Achtelfinale auf Portland San Antonio mit dem zuletzt überragenden Ex-Zebra Demetrio Lozano treffen, wurde Hammarby auf den vierten Tabellenplatz zurückgeworfen und verabschiedete sich damit für dieses Jahr komplett von der europäischen Bühne.

Obwohl sich "Tobbe" Karlsson, der wie auch Staffan Olsson 2003 bei Hammarby seine Karriere fortsetzte, längst zum Schlüsselspieler entwickelt hat, ließ der Trainer seinen wichtigen Mann an die Förde ziehen. Hätte Bajen die Eintrittskarte für das CL-Achtelfinale am letzten Spieltag gelöst, hätte Olsson wohl kaum zugestimmt. Die Ausleihe des Halblinken und Neu-Nationalspielers bis zum Saisonende hat sich für den früheren Kieler bislang nicht negativ ausgewirkt. Im Gegenteil: beim 53:40 Heimsieg gegen LIF Lindesberg stellte der Klub aus dem Stockholmer Süden gar einen neuen schwedischen Torrekord auf.

Karlsson auf dem Weg nach oben
Man könnte 2006 für Tobias Karlsson durchaus als erfolgreiches Jahr bezeichnen: Anfang Mai hatte Bajen vor 13000 Zuschauern im Göteborger Scandinavium dem Favoriten Sävehof mit purer Leidenschaft den Titel entrissen (siehe Bericht). Kurz danach fiel auf, dass der frischgebackene Meister noch keinen einzigen seiner Jungspunde für das aktuelle Nationalteam stellte. Dies hat sich mittlerweile geändert.

Beim Statoil World-Cup hinterließen mit Tobias und Lukas Karlsson jene zwei Debütanten einen überzeugenden Eindruck im blaugelben Dress, die vor zwei Jahren bereits am kräftezehrenden Kieler Trainingslager in Varel-Obenstrohe teilgenommen hatten. "Tobbe" laborierte vor jener Zeit an einer Schulterverletzung, die ihn fast zur Aufgabe seiner damals noch jungen Karriere bewogen haben soll. Als vorläufig letzter Höhepunkt des Jahres erreichte den gerade aus Slowenien zurück gekehrten Halblinken der Ruf des THW Kiel.

Wie auf einer Bananenschale
Eigentlich habe er nicht gezögert, wohl aber mit seinem Arbeitgeber, einem Stockholmer Maklerbüro für Versicherungen, Rücksprache halten müssen. Bis auf Weiteres sei er freigestellt worden, teilte Karlsson "BLT", Zeitung seiner Heimatregion Blekinge, mit. Freilich hofft der Halblinke, der bei Hästo IF in Karlskrona das Handballspielen lernte und später als vielversprechendes Talent mit Stavanger norwegischer Vizemeister wurde, ohne zuvor auch nur ein einziges schwedisches Erstligaspiel bestritten zu haben, auf eine Verlängerung seines zum Saisonende auslaufenden Vertrages. Er wisse aber, unter welchen Voraussetzungen er in Kiel sei. Wenn die verletzten Spieler wieder mit von der Partie seien, sei die Wahrscheinlichkeit eines Platzes auf der Bank groß.

Alles sei derart schnell gegangen, dass er nicht einmal zu Gehaltsverhandlungen gekommen sei. Auch dabei habe ihm Staffan Olsson geholfen. Wie auf einer Bananenschale sei er in dies alles hinein geschlittert. Er habe das genommen, was er bekommen habe, weil er diese Chance wirklich nutzen wolle. Mit seinem Vertrag sei er absolut zufrieden. Reich werde er damit zwar nicht, aber der Kontrakt sei besser als der in Hammarby. Reich werde er aber sicher an Erfahrungen, und dies wisse er dabei am meisten zu schätzen, fuhr der bisher im Stockholmer Stadtteil Hägerstensasen wohnhafte Karlsson dem Blatt gegenüber fort.

Kaum in Kiel gelandet, legte der Neuzugang der SG Kronau/Östringen fünf Bälle ins Netz (siehe Spielbericht). Genau dieselbe Zahl wie kürzlich in seinem ersten Länderspiel beim 30:24 gegen Griechenland. Ein gelungenes Debüt für den THW, das BLT mit dem deutschen Titel "Sehr gut, Tobias" kommentierte. Schon bei der Vorstellung der Spieler habe er eine Gänsehaut bekommen. Einmal drin in der Partie denke man dann nicht mehr soviel über das Publikum nach. Aber die Ostseehalle sei richtig heftig. Wenn man die Wahl habe sei der THW Kiel das Beste, das einem in Deutschland passieren könne, schilderte Karlsson der Zeitung.

(Von Olaf Nolden und Dr. Oliver Schulz, © 2006 www.handball-world.com)


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