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11.12.2006 WM 2007

Zebra: Die Teams der Ostseehalle - Teil 2

Aus dem offiziellen THW-Magazin "zebra", von living sports:

Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.
Die Handball-WM findet vom 19. Januar bis zum 4. Februar 2007 statt.

In etwas mehr als zwei Monaten startet endlich die lang ersehnte 20. Handball-Weltmeisterschaft. Vom 19. Januar bis zum 4. Februar kämpfen 23 Teams darum, Titelverteidiger Spanien zu beerben. Auch in dem Handballtempel schlechthin, der Kieler Ostseehalle, werden in der Vorrunde alle sechs Partien der Gruppe E ausgetragen. Nachdem wir Ihnen in der letzten "zebra"-Ausgabe den Gruppenfavoriten Dänemark vorgestellt haben, wird diesmal der nördliche Nachbar Norwegen etwas genauer unter die Lupe genommen.
Norwegen - erste WM nach der Ära Solberg/Hagen
Beim westlichsten der skandinavischen Länder nimmt traditionell der Wintersport die dominierende Rolle ein: Mehrmalige Olympiasieger wie Ole Einar Björndalen (Biathlon), Kjetil-Andre Aamodt (Ski alpin) oder der legendäre Björn Dählie (Langlauf) genießen höchstes Ansehen unter den rund 4,5 Millionen Einwohnern. Dennoch hat sich der Handball neben dem Fußball längst etablieren können. Selbst wenn die großen internationalen Erfolge bislang immer nur den Frauen gelangen (Weltmeister 1999 und amtierender Europameister), sind mittlerweile auch die Herren aus der erweiterten Weltspitze nicht mehr wegzudenken. Nach den beiden Teilnahmen 1958 in der DDR (6. Platz) und 1961 in der Bundesrepublik (7. Platz) dauerte es allerdings über 30 Jahre, ehe sich die norwegische Mannschaft 1993 in Schweden wieder für die Titelkämpfe qualifizieren konnte. Seitdem verpassten die Norweger lediglich zwei Weltmeisterschaften (Island 1995 und Portugal 2003), belegten aber stets hintere Plätze. Dies änderte sich erst bei der letzten WM in Tunesien, als das Team von Trainer Gunnar Pettersen groß auftrumpfte: So gelangen Siege gegen Schweden und Titelverteidiger Kroatien, und erst durch eine Niederlage im letzten Zwischenrundenspiel gegen Spanien platzte letztlich der Traum vom großen Coup. Nach einem 30:27-Sieg gegen Russland im Spiel um Platz 7 stand dennoch das überzeugendste WM-Ergebnis Norwegens fest.

Garanten für den Aufstieg der Nationalmannschaft waren dabei zwei wohlbekannte Herren, die einen Großteil ihrer Karriere zusammen spielten: Die Wege von Frode Hagen und Glenn Solberg trennten sich erst 2004, als Hagen vom FC Barcelona zum THW Kiel und sein Freund Solberg ausgerechnet zum Erzrivalen SG Flensburg-Handewitt wechselte - der guten Freundschaft tat dies natürlich keinen Abbruch. Nachdem das kongeniale Rückraumduo 2005 seine Nationalmannschaftskarriere beendete, reichte es in diesem Jahr bei der Europameisterschaft in der Schweiz wieder nur zum 12. Platz. Dass in der Mannschaft trotzdem viel Potenzial steckt, zeigte sie am letzten Spieltag der Zwischenrunde, als die Norweger den zuvor stark aufspielenden Isländern durch einen 36:33-Sieg den erhofften Halbfinaleinzug zunichte machten. Überragender Akteur war dabei Rückraumshooter Kjetil Strand, dem sensationelle 19/8 Treffer gelangen.

Harter Gang durch die Qualifikation
Auch ohne Frode Hagen und Glenn Solberg qualifizierte sich Norwegen letztlich in den entscheidenden Playoff-Spielen im Juni für die WM in Deutschland. In zwei engen und vollkommen ausgeglichenen Partien gegen Rekord-Weltmeister Rumänien gab letztlich ein einziges Tor den Ausschlag zugunsten der Skandinavier. Die Mannschaft hat sich schnell gefunden, die einstigen Hoffnungsträger übernehmen mittlerweile Verantwortung für die Auswahl des Landes. Schillernste Figur ist dabei sicherlich Kristian Kjelling, der halblinke Rückraumshooter vom spanischen Spitzenclub Portland San Antonio, an dem der THW Kiel einst Interesse zeigte. Ein weiterer Schlüsselspieler ist Kreisläufer Frank Löke, der seit diesem Sommer bei der SG Flensburg-Handewitt unter Vertrag steht, aber wegen des dortigen Überangebots auf dieser Position für ein Jahr an den Schweizer Vizemeister Grashoppers Zürich ausgeliehen wurde. Aber auch "alte Recken" wie der 34-Jährige Jonny Jensen, der 32-Jährige Jan Thomas Lauritzen (beide Flensburg) und das mittlerweile für den FC Kopenhagen spielende ehemalige Zebra Steinar Ege sind aus dem Mannschaftsgefüge von Gunnar Pettersen nicht wegzudenken. Aus der Handball-Bundesliga kann sich zudem noch Nordhorns neuer Spielmacher Börge Lund Hoffnung auf eine WM-Nominierung machen, während sein Clubkamerad Bjarte Myrhol nach einem jüngst erlittenen Bandscheibenvorfall wohl die Segel streichen muss.

Die erste wichtige Standortbestimmung für Norwegen ergibt sich am kommenden Wochenende: Am 18. und 19. November empfängt die Auswahl den baldigen Gruppengegner Dänemark zu zwei Testspielen. Spätestens dann dürfte für die Mannschaft klar sein, ob die WM in Deutschland mehr sein kann als eine Zwischenstation zur Europameisterschaft 2008 im eigenen Land.

"zebra"-Tipp: Norwegens Nationalmannschaft kann an guten Tagen auch ohne Frode Hagen und Glenn Solberg mit der Weltspitze mithalten. Der Gruppensieg wird gegen starke Dänen dennoch eine schwierige Angelegenheit. So dürfte für die Norweger insgeheim das Ziel heißen, den zweiten Gruppenplatz vor Ungarn und Angola zu sichern, um vor der Europameisterschaft 2008 im eigenen Land eine gute Visitenkarte abzuliefern.

Die Spiele Norwegens in der Ostseehalle:

  • Samstag, 20. Januar 2007; 18.15 Uhr: Norwegen - Angola
  • Sonntag, 21. Januar 2007; 20.15 Uhr: Ungarn - Norwegen
  • Montag, 22. Januar 2007; 20.15 Uhr: Dänemark - Norwegen
(aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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