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16.01.2007 WM 2007/Nationalmannschaft

Kieler Nachrichten: Wunderlich kritisiert Heiner Brand

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2007:

Sie wurden gemeinsam 1978 in Kopenhagen Handball-Weltmeister, gewannen fünf Jahre später mit dem VfL Gummersbach den Europapokal der Landesmeister: Erhard Wunderlich und Heiner Brand. Drei Tage vor dem Beginn der Handball-WM in Deutschland (19. Januar bis 4. Februar) warf Wunderlich nun dem Bundestrainer "Jammern auf hohem Niveau" vor. Der gebürtige Augsburger, der 1999 zum Jahrhundert-Handballer in Deutschland gewählt wurde, erwartet von dem einstigen Weggefährten eine klare Aussage, dass die Deutschen um den Titel mitspielen. "Der Glaube versetzt Berge."
Jahrhundert-Handballer Erhard Wunderlich hat kurz vor Beginn der WM in Deutschland die Zurückhaltung von Bundestrainer Heiner Brand in Bezug auf die Zielsetzung der Gastgeber harsch kritisiert. Es verlange niemand in Deutschland von Brand, dass man Weltmeister werden müsse, "aber der Glaube versetzt Berge. Zumindest müsste längst die Parole lauten, dass wir um den Titel mitspielen wollen", forderte Wunderlich in der Netzeitung.

Der 50-Jährige hat für den vermeintlichen Pessimismus seines früheren Mitspielers Brand kein Verständnis und macht ihn indirekt auch für die fehlende WM-Euphorie im Land verantwortlich. "Wieso jammern wir auf einem so hohen Niveau? Das ist doch furchtbar. Wenn sie Heiner früher im Spiel, man muss es ja so sagen, die Fresse poliert haben, hat er auch nicht gejammert", merkte Wunderlich kritisch an.

Zudem stellte der ehemalige Spanien-Legionär, der mit Brand zusammen 1978 in Kopenhagen den WM-Titel gewonnen hatte, dem Organisationskomitee und dem Weltverband IHF ein schlechtes Zeugnis aus. "Die Verantwortlichen haben definitiv zu wenig getan. Ich glaube nicht, dass alle Ressourcen ausgeschöpft worden sind. Jetzt ist es zu spät", sagte Wunderlich über die erste WM der Handballer in Deutschland seit 25 Jahren.

Trotz aller negativen Aspekte im Umfeld traut der gebürtige Augsburger der DHB-Auswahl durchaus eine Medaille zu. Wunderlich: "Ich zähle unsere Mannschaft zu diesem Kreis. Allerdings muss der Rückraum funktionieren. Wenn du dort nicht die richtigen Granaten hast, einfache, schnelle Tore wirfst, dann wird es schwer."

(Aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2007:

Kommentar: Keine Hilfe

Erhard Wunderlich hat gesprochen. Mal wieder. Diesmal nahm der Jahrhundert-Handballer, der bei der WM 2005 in Tunesien dem Kieler Christian Zeitz ein "hirnloses Spiel" attestierte, Heiner Brand ins Visier. Sein Vorwurf: Der Bundestrainer "jammere auf hohem Niveau" und hätte längst die Devise ausgeben müssen, dass die Deutschen um den WM-Titel mitspielen. Wunderlich dieser Wunderlich.

Seine unbestrittenen Erfolge als Sportler und seine höchst umstrittenen Kommentare haben ihn zu einem beliebten Medien-Star werden lassen. Seiner Sportart hilft er mit der Brand-Kritik nicht weiter. Auch Wunderlich weiß, dass diese deutsche Mannschaft keine Chance hat, Weltmeister zu werden. Die Verletzungsprobleme sind zu groß, die personellen Alternativen zu gering. Ein Trainer, der vor diesem Hintergrund seine Mannschaft zusätzlich unter Druck setzen würde, wäre schlecht beraten. Euphorie entsteht nicht durch Ankündigungen, sondern durch Taten. Erinnern wir uns an die Fußballer: Damals bangte die Nation, ob die "Klinsmänner" das Eröffnungsspiel gegen Costa Rica überstehen würden. Am Anfang war das Zittern. Das ist bei den Handballern nicht anders, schließt eine spätere Euphoriewelle aber nicht aus.

Wunderlich sollte das wissen. Aber vielleicht geht es ihm auch um etwas anderes: Schließlich will er kurz nach dem Finale ein eigenes WM-Buch herausgeben. Und da kann Werbung in eigener Sache nicht schaden.

(Von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 16.01.2007)


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