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30./31.01.2007 - Letzte Aktualisierung: 31.01.2007 WM 2007 / Nationalmannschaft

Das Wintermärchen geht weiter: Deutschland im Halbfinale!

Titelverteidiger Spanien niedergekämpft

Update #1 KN-Spielbericht, Stimmen und Fotos ergänzt...

Sebastian Preiß steuerte zwei Treffer zum Sieg gegen Spanien bei.
Klicken Sie zum Vergrößern! Sebastian Preiß steuerte zwei Treffer zum Sieg gegen Spanien bei.
Die deutsche Nationalmannschaft steht im Halbfinale der Handball-Weltmeisterschaft! Am Dienstag besiegte das DHB-Team Titelverteidiger Spanien durch eine erneut sensationelle Leistung verdient mit 27:25 (15:12). Eine geschlossene Mannschaftsleistung ermöglichte den Sieg über die Iberer, die während des gesamten Spiels mit dem norwegischen Schiedsrichtergespann haderten. Im Halbfinale kommt es erneut zum Aufeinandertreffen mit Europameister Frankreich - das Team um Nikola Karabatic und Thierry Omeyer besiegte Olympiasieger Kroatien mit 21:18.
Aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2007:

Schwarz-Rot-Gold im Rausch

Titelverteidiger Spanien mit 27:25 entthront - Die deutsche Handball-Party geht weiter
Köln - Die Kölnarena bebte gestern Abend in ihren Grundfesten, 19 000 Fans waren einfach happy, und Schwarz-Rot-Gold tanzte: Die deutsche Handball-Party geht nach dem 27:25 (15:12)-Sieg der DHB-Auswahl über Spanien weiter, der Weltmeister ist entthront.

"Macht uns das Wintermärchen", forderte ein von Lemgoer Fans angefertigtes Plakat, als beide Teams entschlossen zum ersten Viertelfinale von Köln in die gigantische Sportarena einliefen. 60 Minuten unendlich fesselnde Minuten später hatten Deutschlands Handballer einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu diesem großen Ziel gesetzt und das Halbfinale bei der Handball-Weltmeisterschaft erreicht. Dort treffen sie morgen auf Frankreich, das am späten Abend das zweite Viertelfinale mit einem überragenden Thierry Omeyer (THW Kiel) zwischen den Pfosten 21:18 gegen Kroatien gewann.

Es war ein Kampf auf Biegen und Brechen, der auch Millionen Menschen in Deutschland vor den Fernsehschirmen in einen Rausch versetzte und Heiner Brand das Bekenntnis entlockte: "Ehrlich gesagt, den Einzug ins Halbfinale hatte ich vor dem Turnier nicht unbedingt erwartet." Während der Bundestrainer den Triumph still genoss, zeigte sich Juan Carlos Pastor als ganz schlechter Verlierer. In der Schlussphase sei er mit den Entscheidungen der Schiedsrichter unzufrieden gewesen, zeterte der spanische Coach. "So hatten wir keine Chance, die Unparteiischen haben das Spiel entschieden."

Grenzenloser Jubel nach dem entscheidenden Treffer zum 27:25 durch Torsten Jansen.
Klicken Sie zum Vergrößern! Grenzenloser Jubel nach dem entscheidenden Treffer zum 27:25 durch Torsten Jansen.
Kurz vor der Partie stand fest, dass Heiner Brand wegen einer Wadenzerrung auf Spielmacher Markus Baur verzichten musste. In diese Lücke sprang der 23-jährige Göppinger Michael Kraus, übernahm die zentrale Position und sorgte mit Christian Zeitz und Holger Glandorf für Druck und schnelles Spiel aus dem Rückraum. 3:3 hieß es nach neun Minuten, dann setzten sich die Deutschen ab. Mal legten sie drei, mal vier Tore vor, zu mehr reichte es aber nicht, weil Rolando Urios, dieses 110 Kilogramm schwere, dennoch explosive Kraftbündel, einfach nicht zu packen war. Abwehr-Chef Oliver Roggisch war überfordert, selbst zwei Abwehrspieler zogen gegen den gebürtigen Kubaner von Ciudad Real meistens den Kürzeren. Urios traf insgesamt acht Mal und holte fünf der sechs spanischen Siebenmeter heraus.

Mehr als diesen überragenden Mann am Kreis hatten die Spanier im Angriff allerdings nicht zu bieten. Entrerrios, Romero oder Belaustegui kurvten hilflos um die deutsche Deckung herum, liefen sich fest oder scheiterten an dem guten Henning Fritz im Tor. Ihren Vorsprung retteten die Deutschen bis weit in die zweite Hälfte, dann hatten sich die Iberer mit besserer Abwehrleistung herangekämpft. Als Raul Entrerrios in der 52. Minute zum 23:23 einwarf, erreichte die Spannung ihren Höhepunkt. Jetzt benötigte die DHB-Auswahl Hilfe - und bekam sie. Zum einen von 19 000 hemmungslos einseitigen Fans, die die Arena in einen Hexenkessel verwandelten. Zweitens aus den eigenen Reihen: nämlich von Torsten Jansen. Als Kehrmann, Hens und Co. die Hände zitterten, packte der Hamburger seine Nerven auf Eis.

Spielstand 25:24, die Uhr zeigte auf 58:52 Minuten, Foul an Florian Kehrmann, Siebenmeter für Deutschland. Gesucht wurde ein Schütze. Mit dem letzten war Torsten Jansen, bis dahin fehlerlos, an Jose Hombrados gescheitert. Aber der Hamburger traute sich erneut - und traf links unten. Dann erneutes kollektives Zittern, Romero erzielte das 25:26. Noch 16 Sekunden, Heiner Brand nahm eine Auszeit - und Torsten Jansen gleich danach wieder die Verantwortung: Tor von außen zum 27:25. Die Entscheidung, Halbfinale, "nur" noch zwei Siege zum WM-Titel. Es folgte der Startschuss für eine rauschende WM-Party in der Kölnarena.

(Von Reimer Plöhn, aus den Kieler Nachrichten vom 31.01.2007)

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Heiner Brand gegenüber den KN:
Aufgrund des Spielverlaufes ist der Sieg verdient. Wir haben in der Abwehr mit einem guten Henning Fritz sehr gut gestanden. In der zweiten Halbzeit hatten wir mit Urios Probleme, er war überragend. Die enorme Begeisterung lässt die Müdigkeit vergessen.
Spaniens Trainer Juan Carlos Pastor gegenüber den KN:
Das war ein Spiel mit vielen Gesichtern. Wir hatten zu Beginn Angriffsprobleme, der deutsche Torhüter Fritz war super gut drauf. Ab der 51. Minute fingen dann die Probleme mit den Schiedsrichtern an.
Johannes Bitter gegenüber den KN:
Ohne diese phantastischen Zuschauer hätten wir heute wohl nicht gewonnen.
Dominik Klein gegenüber den KN:
Ich bin immer noch fix und fertig. Das war nichts für schwache Nerven, aber Henning war wieder gut. Wir können nicht jeden Tag wie gegen Frankreich spielen, aber mit Kampf kann man auch viel erreichen.
Spaniens Torhüter David Barrufet gegenüber den KN:
Das war ein gestohlenes Match, absolut, absolut. Der größte Diebstahl, den ich erlebt habe, seit ich auf der internationalen Bühne spiele.
Henning Fritz gegenüber den KN:
Ich hatte vor dem Spiel nicht das beste Gefühl. Die wichtigste Phase war, als die Spanier zum Unentschieden kamen. Da haben wir uns mit aller Macht gegen das Kippen der Partie gewehrt. Das "Deutschland, Deutschland" dröhnt immer noch in den Ohren. Der Bundestrainer hatte die Parole ausgegeben, dass wir gegen Urios gewinnen sollten. Hat nicht geklappt, aber wir haben gegen Spanien gewonnen.

30.01.07, Di., 17.30: Spanien - Deutschland: 25:27 (12:15)

Spanien:
Hombrados (13 Minuten, 5/1 Paraden), Baruffet (46 Minuten, 7 Paraden); A. Entrerrios (3), Urios (8), R. Entrerrios (3), Garabaya, Belaustegui (1), Lozano (n.e.), R. Garcia (2), Perez, Davis, Romero (7/4), Vaquero, Tomas (1)
Deutschland:
Fritz (60 Minuten, 11 Paraden), Bitter (bei einem Siebenmeter, keine Parade); Hens (3), Roggisch, Klein (n.e.), Haaß (n.e.), Preiß (2), Glandorf (5), Zeitz (3), Jansen (6/4), Kraus (2), Kehrmann (4), Kaufmann (n.e.), Schwarzer (2)
Zeitstrafen:
Spanien: 4 (Romero (8.), Davis (48.), Belaustegui (52.), Perez (58.));
Deutschland: 4 (Roggisch (15.), Schwarzer (26.), Preiß (44.), Glandorf (48.))
Siebenmeter:
Spanien: 6/4 (Romero an den Pfosten (6.), Fritz hält Tomas (19.));
Deutschland: 6/4 (Kehrmann vorbei (27.), Hombrados hält Jansen (47.))
Schiedsrichter:
Abrahamsen / Kristiansen (NOR)
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 1:2, 1:3, 3:3 (9.), 3:6 (12.), 4:6, 4:7, 6:7 (16.), 6:8, 7:8, 7:10 (20.), 9:10, 9:13 (24.), 11:13, 11:14, 12:14, 12:15;
2. Hz.: 12:16, 14:16, 14:17, 15:17 (35.), 15:18, 16:18, 16:19, 17:19, 17:20, 18:20, 18:21, 20:21 (47.), 20:22, 21:22, 21:23, 23:23 (51.), 23:25 (54.), 24:25, 24:26, 25:26, 25:27.
Zuschauer:
19000 (ausverkauft) (Köln-Arena, Köln)


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