THW-Logo
02.02.2007 WM 2007

Kieler Nachrichten: "Herzblut" statt Halbfinal-Tickets

Schwarzmarktpreise in Hamburg stiegen gestern auf 350 Euro pro Karte

Aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2007:

Hamburg - Um drei Uhr trafen sich gestern Morgen die ersten dänischen Schlachtenbummler vor der Color-Line-Arena. Dunkel und kalt war es, als fünf Jugendliche aus Sonderborg vor dem Ticketcenter auf Nummer sicher gehen wollten. "Wir haben die Schule geschwänzt", meinte Mira Kjeldsen (17). "Aber wir tun es für Dänemark. Deshalb ist es wohl in Ordnung."
Das lange Warten sollte sich lohnen: Sie ergatterten fünf von 100 Karten, die an der Tageskasse für den eigentlich ausverkauften Halbfinal-Spieltag in Hamburg noch erhältlich waren. Friedlich ging es zu in der Schlange, die schnell aus rund 200 Fans bestand. Friedlich einigten sich die Wartenden darauf, nur Karten für den Eigenbedarf zu kaufen, um möglichst vielen eine Chance zu geben, in die Halle zu kommen. Tina Jensen und Julie Sörensen kamen zu spät. Die Däninnen ließen sich die Laune aber nicht verderben und schauten sich das Spiel in einer Hamburger Kneipe an. Am Ticketcenter wurde "Public viewing" im "Herzblut" auf der Reeperbahn und im "Knust" (Neuer Kamp) empfohlen. Kurzer Weg auf die Vergnügungsmeile inklusive.

Glück hatte Christian Boyschau aus Tondar. Der 35-Jährige hatte für sich und seine Kumpels zehn Tickets bei Ebay ersteigert. Stückpreis 170 Euro. "Das ist billig", meinte Boyschau, der den "größten WM-Erfolg seit 25 Jahren" auf jeden Fall live erleben wollte. Auf dem Weg nach Hamburg sammelte er die Karten in Heide, Husum und Norderstedt ein. Auf dem Schwarzmarkt kletterte der Preis am Abend auf 350 Euro. Dänische Kronen wurden von den Händlern nicht akzeptiert. Nur Bares mit dem Euro-Zeichen.

Die Fans der deutschen Mannschaft erlebten gestern in Hamburg "Public viewing" der besonderen Art. Während des Platzierungsspiels zwischen Russland und Island blieben die Bildschirme in den Umläufen zwar dunkel. Nach dem 28:25-Sieg der Russen wurde der deutsche Krimi aber auf dem großen Videowürfel an der Hallendecke übertragen. Ohne Ton, weil sich auf dem Parkett bereits die Dänen und Polen aufwärmten. Aber der war auch nicht nötig - die 13 000 Zuschauer feierten mit ohrenbetäubendem Lärm und stehenden Ovationen jedes deutsche Tor und waren erst Minuten nach dem Siegtor wieder in der Lage, sich auf den Grund ihres Kommens zu konzentrieren - das packende Halbfinale zwischen Polen und Dänemark.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 02.02.2007)


(02.02.2007) Ihre Meinung im Fan-Forum? Zur Newsübersicht Zur Hauptseite