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30.03.2007 Interview / CL

Zebra-Interview mit Demetrio Lozano: "Für mich ist das ein Finale!"

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

In Kiel nicht vergessen: Demetrio Lozano mit einem THW-Fan.
Klicken Sie zum Vergrößern! In Kiel nicht vergessen: Demetrio Lozano mit einem THW-Fan.

Demetrio Lozano (31) weiß, wie es geht. Bereits zweimal hielt der Spanier die Champions-League-Trophäe in seinen Händen. In den Jahren 1999 und 2000 zählte Lozano zur Stammformation der damals besten Vereinsmannschaft der Welt, des FC Barcelona. Und dennoch wechselte er anschließend zum THW Kiel. Ein Deutscher Meistertitel und zwei EHF-Pokalsiege besserten seine eindrucksvolle Erfolgsbilanz hier zwar auf, ein weiterer ganz großer Coup in der Champions League blieb Lozano mit den Zebras aber verwehrt - und dennoch gewann "Deme" die Herzen der Fans und schloss Kiel und die Ostseehalle fest in sein Herz. Heute läuft der 31-Jährige für Portland San Antonio auf (siehe Vorbericht), ehe es im Sommer zurück zum FC Barcelona geht. Im ZEBRA-Interview spricht Demetrio Lozano über seine Rückkehr an alte Wirkungsstätten.
Zebra:
Deme, herzlich willkommen zurück in die Ostseehalle in Kiel!
Demetrio Lozano:
Vielen Dank, ich freue mich sehr auf dieses Spiel. Ich war zwar schon einmal anlässlich des Abschiedsspiels von Klaus-Dieter "Pitti" Petersen - das war eine riesige Party - wieder hier, aber heute treffe ich zum ersten Mal in einem Pflichtspiel auf meine alten Freunde und Weggefährten. Dass es dann gleich ein Halbfinale in der Champions League sein muss, macht es natürlich ganz besonders spannend!
Zebra:
Was hast Du beim Ergebnis dieser Auslosung gedacht?
Demetrio Lozano:
Schon vorher habe ich immer gesagt: Wenn wir gewinnen wollen, dann müssen wir auch jeden schlagen - egal wen! Ciudad Real haben wir schließlich auch besiegt. Kiel ist allerdings eine sehr starke Mannschaft, stärker als Flensburg und als Valladolid. Wir haben dieses Mal also nicht so viel Glück bei der Auslosung gehabt.
Zebra:
Kommt diese Begegnung eine Runde zu früh?
Demetrio Lozano:
Ja, vielleicht. Wir sind die besten zwei Mannschaften in Europa. Schließlich führt der THW Kiel die deutsche Bundesliga an, Portland San Antonio liegt in der spanischen Liga Asobal an der Spitze. Für mich ist das ein Finale!
Zebra:
Wer ist in diesem Halbfinale am stärksten?
Demetrio Lozano:
Das weiß ich nicht, wir spielen einen anderen Handball als Kiel. Kiel spielt sehr schnell, macht viele Tore, kassiert aber auch mehr als wir. Wir spielen eine starke Abwehr, lange, ruhige Angriffe und wechseln ständig zwischen Angriff und Abwehr. Wir sind vielleicht individuell stärker, aber langsamer. Es wird spannend!
Zebra:
Was macht Portland San Antonio so stark?
Demetrio Lozano:
Ich weiß es nicht (lacht). Wir spielen einfach guten Handball, immer konzentriert und sehr konstant. In der spanischen Liga haben wir bislang nur zweimal unentschieden gespielt und noch nicht verloren. Aber wir haben noch ein schweres Restprogramm und müssen u.a. noch nach Barcelona, nach Leon und zu Ciudad Real. Momentan läuft es jedoch einfach rund und wir treten immer als echte Mannschaft auf.
Zebra:
Für Dich und die meisten Deiner Mannschaftskameraden lief es dafür bei der jüngsten Weltmeisterschaft nicht gut.
Demetrio Lozano:
Das stimmt! Ganz besonders nicht für Spanien und für mich - das war wirklich traurig. Denn eigentlich war die Weltmeisterschaft ein super Turnier, das haben die Deutschen wirklich super hinbekommen. Eine unglaubliche Stimmung und phantastische Hallen - eine tolle WM für den gesamten Handball. Nur wir haben nicht als Mannschaft zusammen gefunden.
Zebra:
Sind die Erfolge in der Champions League nun so etwas wie eine Entschädigung für Dich?
Demetrio Lozano:
Ja, genau. Ich sage meinen jungen Kollegen in unserer Mannschaft immer: Nur für solch ein Spiel in der Ostseehalle lohnt es sich, all die ganzen Jahre hart zu trainieren. Alle wissen, wie wichtig die letzten fünf bis zehn Minuten sein werden, in denen sich alles entscheiden wird. Doch noch lachen sie, denn sie kennen die Ostseehalle nicht.
Zebra:
Vermisst Du die Ostseehalle manches Mal?
Demetrio Lozano:
Natürlich! Für einen Handballer ist der THW Kiel der beste Verein der Welt und die Ostseehalle ist der beste Platz zum Spielen. Stets ausverkauft mit über 10.000 Zuschauern, das gibt es nur dort. In Spanien ist das total anders. Hier in Pamplona spielen wir zwar auch hin und wieder vor einem ausverkauften Haus, aber die Zuschauerzahlen sind längst nicht so hoch wie in Deutschland. Außerdem hat der THW Kiel über 100 Jahre Vereinsgeschichte, wir gerade einmal die Hälfte.
Zebra:
Worauf freust Du Dich in Kiel am meisten?
Demetrio Lozano:
Ich freue mich darauf, viele Freunde, Nachbarn und Kollegen wieder zu treffen. Aus der alten Mannschaft sind ja nach wie vor noch eine ganze Menge alter Weggefährten in Kiel.
Zebra:
Apropos alte Weggefährten - Nach dieser Saison geht es zurück nach Barcelona. Schließt sich für Dich dann der Kreis?
Demetrio Lozano:
Ja. Auch dort habe ich viele Freunde und der Verein funktioniert gut. Barcelona ist schlicht meine Traumstadt. Das Wetter ist immer gut, wir haben den Mittelmeerstrand direkt vor der Haustür und meine Kinder werden dort in einer guten Schule lernen können. Barca hat mir noch einmal einen Fünf-Jahres-Vertrag angeboten, den ich gern angenommen habe. Zudem kommt ein neuer Trainer, der bereits in Leon mein erster Trainer war und ein guter Freund geworden ist. Seine Philosophie von Handball deckt sich ganz einfach mit meiner. Außerdem kommen mit mir noch eine ganze Menge anderer klasse Spieler nach Barcelona. Mit ihnen müssten wir in den kommenden Jahren eigentlich alles gewinnen. Das ist noch einmal eine tolle neue Motivation. Und danach ist das Schluss.
(Das Gespräch führte Sascha Klahn, aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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