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11.04.2007 Mannschaft

Zebra: "El Gigante" ist da

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Als sich Marcus Ahlm im Champions-League-Halbfinale bei Portland San Antonio schwer verletzte, da war der THW Kiel nach diesem neuerlichen Schicksalsschlag zum Handeln gezwungen - und er tat es äußerst schnell. Mit dem Ausfall des Schweden war der Kader von Trainer Noka Serdarusic auf lediglich acht einsatzbereite Feldspieler geschrumpft, deutlich zu wenig, um für die kommenden anspruchsvollen Aufgaben gerüstet zu sein. Die endgültige Diagnose (Sehnenabriss im Bereich zwischen der Schulter und des Brustmuskels) war noch gar nicht gestellt, da hatte Uwe Schwenker bereits sein Mobiltelefon am Ohr. Schon auf dem Weg vom "Pabellon universitario de Navarra" zum Flughafen von Pamplona suchte Kiels Geschäftsführer nach einem Ersatz. Einzige Bedingung: In Frage kam aufgrund der Wechselregularien nur ein vertragsloser Spieler.
Sein Erfolg bringender Anruf war eine Inlandsverbindung. Schwenker erinnerte sich nämlich an einen höchst unbequemen Kontrahenten aus vergangenen Champions-League-Spielzeiten: Andrei Xepkin. Die guten Verbindungen zum FC Barcelona leiteten schließlich einen echten Transfercoup ein. Noch im Bus musste der spanisch sprechende Mattias Andersson die ersten Gespräche dolmetschen. "Ich wusste ja noch, wie sich damals bei mir selbst die Ereignisse überschlagen hatten, als ich nach nur drei Monaten in Barcelona zum THW Kiel wechselte", erinnert sich der schwedische Torhüter an seinen ähnlich vonstatten gegangenen Blitztransfer. Xepkin erbat sich einen Tag Bedenkzeit, sagte dann zu und war am Tag darauf bereits samt Ehefrau Viktoria und Sohn Iwan zum Nachmittagstraining in Kiel. "Xepkin wird allein durch seine Statur eine große Präsenz ausstrahlen", ist sich Schwenker sicher. Damit sollen Spieler wie Lövgren oder Karabatic insbesondere in der Abwehr Ruhepausen bekommen.

Der 2,05 Meter große und 124 Kilogramm schwere Handballer - von den Fans liebevoll "El Gigante" ("Der Gigant") getauft - ist nicht nur aufgrund seiner Körpermaße ein mehr als unangenehmer Gegner am Kreis und in der Abwehr. Mit seiner kompromisslosen Härte machte der THW erstmals in der Champions-League-Saison 1999/2000 Bekanntschaft, als die Zebras im Finale auf den FC Barcelona trafen. Auch 2001 (CL-Halbfinale), 2002 (EHF-Pokal-Finale) und 2005 (CL-Viertelfinale) machte der Kreisläufer dem THW als "Turm in der Schlacht" das Leben schwer. Seit seinem Karrierende 2005 hielt sich Xepkin mit Marathonläufen fit.

Xepkin wurde am 1. Mai 1965 in Saporoschje in der heutigen Ukraine geboren, begann im Alter von elf Jahren seine Handballkarriere in der "Schule Nr. 7" in Saporoschje und wurde in einer Elite-Sportschule zum Nationalspieler geformt. Nach der Öffnung des eisernen Vorhangs wechselte er 1991 nach Spanien zu Maristas de Malaga. Bereits ein Jahr später heuerte der Profi-Handballer bei Avidesa Alzira an, um dann 1993 den Vertrag seines Lebens beim FC Barcelona zu unterschreiben, der ihm eine beeindrucken Titelsammlung bescherte. Mit dem FC Barcelona gewann Xepkin in Spanien sechs Mal die Meisterschaft, fünf Mal den Königspokal ("Copa del Rey") und fünf Mal den Liga-Pokal ("Copa Asobal"). International konnte er sechs Champions-League-Erfolge einfahren und gewann zudem zweimal den Europapokal der Pokalsieger, einmal den EHF-Pokal und fünf Mal die Vereins-EM. Nach 12 Jahren im Dress der "Blaugrana" beendete der Familienvater 2005 seine Karriere.

Noch unter dem Banner der sich langsam auflösenden UdSSR gewann Xepkin bei der WM 1990 in der Tschecheslowakei die Silbermedaille und bestritt für die UdSSR und die Ukraine insgesamt 161 Nationalmannschaftseinsätze. 1998 wurde Xepkin von Spanien eingebürgert und holte noch im gleichen Jahr in Italien zusammen mit seinem neuen spanischen Team den Vizeeuropameistertitel. Im Jahr 2000 konnte der gebürtige Ukrainer mit Spanien sogar zwei Bronzemedaillen einfahren: Im Frühjahr bei der EM in Kroatien und im Sommer bei den Olympischen Spielen in Sydney belegten die Iberer jeweils den dritten Platz. 2004 beendete er nach 78 Spielen und 228 Toren seine Nationalmannschaftskarriere.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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