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10.05.2007 Mannschaft

Kieler Nachrichten: Zebras wollen sich nicht abzocken lassen

Plötzliche Personalnot bringt den THW auf dem Spielermarkt in Zugzwang

Aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2007:

Kiel - Der THW Kiel hat im April zum vierten Mal den DHB-Pokal gewonnen und vor elf Tagen mit dem Sieg in der Champions League den größten Erfolg in der Vereinsgeschichte gefeiert. Triumphe, die auch rund 800 000 Euro in die Klubkasse spülten. Rosige Zeiten also bei den Zebras? Keineswegs. Der Blick in die nahe Zukunft fällt auf viele Baustellen.
"Wir sind von den Ereignissen überrollt worden", meint THW-Manager Uwe Schwenker, der seinen Klub in einer "schwierigen und komplizierten Situation" sieht. Der Rekordmeister hatte bei seiner Planung für die Saison 2007/2008 darauf gesetzt, dass Viktor Szilagyi (Kreuzbandriss) und Lars Krogh Jeppesen (Bandscheibe) wieder zur Verfügung stehen würden. Doch die Genesung der Rückraumspieler verläuft nicht wunschgemäß. Derzeit ist völlig unklar, wann sie ihr Comeback feiern werden. Zudem wird Kreisläufer Marcus Ahlm (Sehnenabriss im Oberarm) voraussichtlich erst im September wieder fit sein. "Wir wissen erst seit März, dass wir zwei neue Rückraumspieler brauchen", sagt Schwenker, der in den letzten Wochen ein "Katz-und-Maus-Spiel" auf dem Transfermarkt erlebt hat. Die plötzliche Personalnot des Meisters und die satten Gewinne aus den beiden Cup-Wettbewerben haben Begehrlichkeiten geweckt. Schwenker: "Wir müssen sehr viel Geld in die Hand nehmen, um unseren Kader zu ergänzen." Er rechnet damit, dass der Rekordetat dieser Saison (sechs Millionen Euro) um weitere 600 000 Euro erhöht werden muss, um auch in der nächsten Spielzeit eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine stellen zu können.

In diesem Zusammenhang kündigte der 48-Jährige eine Preissteigerung bei den Dauerkarten an. Sonst, so Schwenker, könne der THW Klubs wie dem HSV Hamburg oder der SG Kronau, die mit potenten Mäzenen wie dem Software-Riesen SAP (Kronau) von wirtschaftlichen Zwängen weitgehend befreit sind, nicht länger die Stirn bieten. "In finanzieller Hinsicht haben diese Vereine uns rechts überholt", behauptet Schwenker, der den Boom seiner Sportart inzwischen auch an den Gehältern seiner Angestellten ablesen kann. "Was Magnus Wislander im Jahr 2002 als unser Top- Verdiener bekommen hat, verdienen heute alle THW-Spieler - mindestens."

Als Nachfolger für Kreisläufer Pelle Linders (wechselt zum FC Kopenhagen) hatten die Kieler Igor Vori (26) auserkoren. Der kroatische Olympiasieger hatte bereits zugesagt, doch sein Arbeitgeber, der FC Barcelona, wollte nur bei einer Ablöse von 300 000 Euro zustimmen. Zu viel. Ähnlich verlief ein Gespräch mit Michael "Mimi" Kraus, Weltmeister und Mittelmann in Diensten von FA Göppingen.

"Gerade die Preise für deutsche Spieler haben sich inflationär entwickelt", sagt Schwenker, der auch Kreisläufer Sebastian Preiß (TBV Lemgo) an die Förde zurückholen wollte. Der Preis für Preiß, der sich in Kiel einst gegen Ahlm nicht durchsetzen konnte und im WM-Finale lediglich auf der Tribüne saß: Das doppelte Linders-Gehalt.

Um sich auf die größeren Baustellen zu konzentrieren, haben die THW-Verantwortlichen nun eine kleinere mit dem Rotstift geschlossen. Da sich Jung-Nationalspieler Jürgen Müller (20/Balingen), Wunschkandidat als Nachfolger von Henning Fritz (wechselt zur SG Kronau) für den HSV Hamburg entschied, starten die Zebras ohne einen dritten Torhüter in die neue Saison.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 10.05.2007)


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