30.05.2007 | Mannschaft |
Sie umarmen sich und erinnern sich schnell an die alten Zeiten. An Discos, an Geburtstage - und an das harte Training. Die Sportelite-Schule in Kiew, die Andrei Xepkin und Tatjana Gorb zwischen 1979 und 1984 besuchten, formte beide zu Nationalspielern. Sie gewann bei den Olympischen Spielen 1988 und 1992 Bronze mit der UdSSR und der GUS, er begann 1990 mit der Vize-WM unaufhörlich sportliche Lorbeeren zu sammeln. Zunächst noch im Sowjet-Trikot.
Zu diesem Zeitpunkt hatten sich die beiden Schulfreunde bereits aus den Augen verloren. Tatjana Gorb spielte ab 1984 für Spartak Kiew, Andrei Xepkin im 500 Kilometer entfernten Saporischschja. Die telefonischen Kontakte waren selten, brachen bald ganz ab. Unabhängig voneinander begann für beide 1991, mit dem Untergang der Sowjetunion, eine neue Lebensphase. Während Andrei Xepkin ins spanische Malaga wechselte, heuerte Tatjana Gorb beim Frauen-Bundesligisten Buxtehude an. Die Zweitligisten Braunschweig, Garßen-Celle und Elmshorn folgten.
Jetzt lebt Tatjana Rühl im Handewitter Ortsteil Ellund, hat drei Kinder und arbeitet als Handball-Trainerin. Ein letztes Comeback beim Oberliga-Absteiger SG Flensburg-Handewitt beendete sie wegen Knie-Problemen. Hochklassige Bundesliga-Spiele in der "Hölle Nord" schaut sie sich nicht an. "Da würde ich zu sehr mitfiebern", sagt sie, "mich in die Situationen hineinversetzen und schmerzlich daran denken, dass ich selbst nicht mehr auf hohem Niveau spielen kann."
Deshalb bekommt Tatjana Rühl zunächst gar nicht mit, dass Andrei Xepkin ganz in ihrer Nähe, beim THW Kiel, aushilft. Er gewinnt den DHB-Pokal, sie ahnt nichts. Dann erringt er zum siebten Mal die Champions League. Ihr Ehemann legt einen Zeitungsbericht mit Foto auf den Küchentisch. "Schau 'mal", sagt er. "Das ist ein Landsmann von Dir." Tatjana Rühl traut ihren Augen nicht. Sie sieht ihren alten Schulkameraden Andrei Xepkin. Sie braucht eine Woche, um diese Überraschung zu verdauen. Dann telefoniert sie mit dem THW Kiel, bekommt die Telefonnummer des alten Bekannten und vereinbart mit ihm ein Treffen. Und die Meisterschafts-Entscheidung möchte sie jetzt auf jeden Fall im Fernsehen verfolgen. Tatjana Rühl: "Der THW Kiel schafft es. Andrei Xepkin ist einfach nicht zu schlagen."
(Von Nils Richter, aus den Kieler Nachrichten vom 30.05.2007)
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