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13.06.2007 Bundesliga

Zebra-Journal: Waren das Zeiten

Die Bundesliga-Saison: Alle Spiele des THW Kiel - Ein Minikader auf Erfolgskurs

THW leitete nach DM-Titel 1994 Feiermarathon ein

Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007:

Die Meistermannschaft 1994.
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Sie hatten so lange darauf gewartet, dass es die Fans am Ende gar nicht fassen konnten. Immerhin lag die dritte und letzte deutsche Meisterschaft des THW Kiel in der Halle schon 31 Jahre zurück. Als den Zebras im April 1994 endlich der vierte Titelgewinn nach 1957, 1962 und 1963 gelang, gab es in der gesamten Stadt kein Halten mehr.
Das wird es so vermutlich nie wieder geben. Eine Woche lang feierten Thomas Knorr, Klaus-Dieter Petersen, Magnus Wislander & Co. den Gewinn der Schale - mindestens. Ihren denkwürdigsten Auftritt hatte die Mannschaft um Meistermacher Noka Serdarusic beim NDR, als die gesamte Brigade samt Freundeskreis leicht angeschäkert in eine Live-Sendung stolperte. Derweil verliehen Fans dem Asphalt vor dem THW-Vereinsheim im Krummbogen einen schicken schwarz-weißen Anstrich, andere wiederum tauften die Wiker Knorr-Straße in "Thomas Knorr-Straße" um und pinselten die Schriftzüge der Schilder über.

Fröhlich gestimmte Polizisten fuhren die Zebras am Meisterabend von Kneipe zu Kneipe, und nachdem Party-Minister "Pitti" Petersen in der Meisternacht ein Fahrrad aus dem Kleinen Kiel gefischt hatte, tauchte er am nächsten Morgen im Studio von R.SH-Moderator Volker Mittmann auf. Der Radio-Mann musste eine Suchmeldung durchgeben, da Petersen irgendwann seine geliebte THW-Fahne aus den Augen verloren hatte und nun einen schlimmen Trennungsschmerz verspürte. Aber er holte sich zusammen mit Magnus Wislander auch einen kräftigen Rüffel bei Noka Serdarusic ab. Die Sektdusche in den Hemdkragen des Trainers kam überhaupt nicht gut an. Serdarusic verließ den Empfang im Rathaus, sah von einer Teilnahme an der Meistersause auf Mallorca ab und ließ sich auch nicht besänftigen, als Petersen und Wislander mit Polizeimützen drapiert vor seiner Haustür um Verzeihung baten. Denkwürdige Momente.

"Was mich damals am meisten beeindruckte, war diese riesige Menschenmasse in Kiel, die mit uns feierte", erinnert sich heute Kay Germann. "Die Party stieg direkt vor der Ostseehalle, und wir mussten dort mit einem Polizei-Bulli vorfahren. Anders wären wir da niemals durchgekommen." Vier Jahre lang trug der 1,92 Meter große Rückraumspieler das Kieler Trikot, holte zwei DM-Titel und erzielte in 128 Einsätzen 270 Tore. "Die Meisterschaft 1994 war deshalb etwas ganz Besonderes, weil sie für die meisten in der Mannschaft die erste überhaupt war."

Da Germann die Weichen für seine berufliche Zukunft als Informatiker bereits gestellt hatte, bekam er nicht die komplette Meisternacht mit. "Ich musste am nächsten Tag arbeiten und deshalb irgendwann mal schlafen."

Sportlich hatten die Kieler ihren ersten Coup seit 1963 schon am vorletzten Spieltag mit einem 24:17-Heimsieg gegen OSC Rheinhausen in trockene Tücher gelegt. Mit fünf Punkten Vorsprung vor der SG Hameln liefen sie in den Meister-Hafen ein.

Als beste Torschützen trugen sich damals Thomas Knorr (219), Magnus Wislander (117) und Christian Scheffler (110) in die Statistiken ein. Ihre erste Niederlage bezogen die Zebras erst am elften Spieltag, als sie ausgerechnet beim Landesrivalen VfL Bad Schwartau mit 23:24 unterlagen. Es war die erste von insgesamt nur vier Niederlagen (bei neun Remis).

(Aus dem Zebra-Journal der Kieler Nachrichten vom 09.06.2007)


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