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24.07.2007 Mannschaft / Medien

"Handball-Magazin": Das Sieger-Gen

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Von Wolf Paarmann, aus dem "Handball-Magazin" 07/2007:

Michael Schumacher, der ewige Formel-1-Weltmeister, hatte es. Die Fußballer des FC Bayern München haben es verloren. Und die des FC Schalke 04 suchen es nun seit einem halben Jahrhundert vergeblich - das Sieger-Gen. Wie sieht es aus? Wo kommt es her? Fragen, auf die es keine Antworten gibt. Ein Rätsel hat der THW Kiel, Rekordmeister der Handballer, aber nun gelöst: Es ist erblich. Seit der Ausgliederung in eine eigene GmbH im Jahr 1993 gewannen die Zebras 18 Titel. Zu viele Erfolge für eine Generation. Was mit Magnus "Max" Wislander & Co seinen Anfang nahm, setzen nun Erben wie Nikola Karabatic (23), Kim Andersson (24) oder Dominik Klein (23) fort.
Das Sieger-Gen zeichnet sich dadurch aus, dass sein Besitzer eines auf jeden Fall vermeiden will: Niederlagen. Besonders gut gedeiht es offensichtlich im norddeutschen Raum, hatte es irgendwann doch auch Kiels Erzrivale, die SG Flensburg-Handewitt, gefunden. Während es an der dänischen Grenze aber nur ein kurzes Gastspiel gab, hat es sich in der Ostseehalle häuslich eingerichtet und im Laufe der Jahre - wie ein guter Wein - seine Wirkung noch verstärkt.

Jüngster Beleg ist das Triple des THW Kiel, der als erste deutsche Mannschaft Meisterschaft, DHB-Pokal und Champions League gewann. Und - schlechte Nachrichten für die Konkurrenz - es deutet nichts darauf hin, dass sich an dieser Dominanz etwas ändern wird. Denn eine weitere Eigenschaft dieses Gens ist, dass es keine Sättigung kennt.

Stimmt das Umfeld nicht, dann geht es. Stimmt alles, dann will es nur eines - bleiben. Und in Kiel passt alles. Handball-verrückte Zuschauer, die in diesen Tagen ohne Murren eine bis zu zwanzigprozentige Preiserhöhung schluckten und wie immer artig ihre 10000 Dauerkarten lösten. Mit Uwe Schwenker (Manager) und Zvonimir "Noka" Serdarusic (Trainer) ein Duo, das in seiner Zielstrebigkeit seit nunmehr 14 Jahren an die Batterie-Werbung mit den nimmermüden Duracell-Hasen erinnert. Und mit Siegertypen wie dem famosen Karabatic, der nach der Niederlage bei der SG Kronau/Östringen im Mai völlig frustriert von der Platte schlich, obwohl er drei Tage zuvor mit dem Triumph in der Champions League den größten Erfolg der Vereinsgeschichte perfekt gemacht hatte. Wer dieses eine Gen besitzt, der hasst eben Niederlagen. Auch wenn die Beine müde, der Kopf leer und das Saisonziel längst übertroffen ist.

Und noch eine Antwort hat das Sieger-Gen in der abgelaufenen Saison gegeben: Käuflich ist es nicht. Wer es anlocken will, sollte zwar Geld besitzen. Aber seine Wirkung entfaltet es nur dort, wo das Klima optimal ist - so wie in Kiel.

(Von Wolf Paarmann, aus dem "Handball-Magazin" 07/2007)

Wolf Paarmann (41) ist Sportredakteur der Kieler Nachrichten und begleitete den Turnverein Hassee-Winterbek - besser bekannt als THW Kiel - auf dem Weg zum Triple.


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