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02.08.2007 Mannschaft

Dänische Wochen für den THW - Teil II: Kolding auch ohne Boesen und Nöddesbo wieder top?

Von Dr. Oliver Schulz:

KIF Kolding, der zweite von vier dänischen Gegnern in der Saison-Vorbereitung des THW Kiel.
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Nur wenige Tage nach dem Aufeinandertreffen mit dem neuen Meister GOG Svendborg/TGI beim Hummel Charity Cup misst sich der THW Kiel mit KIF Kolding, der dänischen Erfolgsmannschaft der letzten 20 Jahre schlechthin. Im Rahmen des Brümmerhoff-Cups in Schneverdingen komplettieren die Mitteljütländer das hochkarätige Viererfeld um den HSV Hamburg und den ungarischen Vizemeister MKB Veszprem. Zur kommenden Spielzeit muss Kolding allerdings ohne vier wichtige Akteure auskommen, darunter die Topspieler Jesper Nöddesbo und Lasse Boesen.
Seit dem Aufstieg in die höchste dänische Spielklasse 1984 stand KIF Kolding 14 Mal in einem Meisterschaftsfinale und zehn Mal in einem Pokalendspiel. Auch auf internationalem Parkett stellen die Mitteljütländer seit langem eine feste Größe dar und können dort seit 1987 auf mehr als 110 Partien zurückblicken. In der Spielzeit 1996/97 scheiterten sie erst im Finale des City-Cups am TuS Nettelstedt.
Nach sechs Jahren erstmals nicht in der Champions League
Die Rot-Weißen wurden zwischen 1987 und 2003 ganze neun Mal Meister. Darüber hinaus sicherten sie sich diese Trophäe zuletzt 2005 und 2006. Dieses Jahr jedoch mussten sie sich mit dem (insgesamt sechsten) Titel des Pokalsiegers und der Auszeichnung als fairste Mannschaft der Tele2 Liga zufrieden geben. Nach dem zweiten Platz in der Grundserie war in der Meisterschaftsendrunde nach einem verworfenem Siebenmeter Hjerminds im dramatischen, entscheidenden dritten Halbfinalspiel gegen den späteren Champion GOG nämlich Endstation.

Daher greift der Vorzeigeklub nach den gut 50 Partien seiner sechsjährigen, ununterbrochenen Zugehörigkeit zur Königsklasse im Herbst ungewohnt in Runde 2 des Pokalsieger-Wettbewerbs ein. In der vergangenen Spielzeit begrub eine deftige 22:32-Niederlage in Veszprem alle Hoffnungen der Dänen auf mehr. Zum vierten Mal hintereinander markierte also das Achtelfinale das Aus im Konzert der Großen. Damals hatte sich Jesper Nöddesbo mit acht Treffern vergeblich gegen die Übermacht der Magyaren gestemmt.

Abgang I: Jesper Nöddesbo - mit Barcelona ganz nach oben?
Nöddesbo wird den Koldingern im Herbst indes nicht mehr helfen können. Schon Anfang Januar deutete er dem Verein seinen Abschied zum Saisonende an, ohne allerdings zunächst seinen neuen Arbeitgeber bekanntzugeben. Mittlerweile hat der FC Barcelona den Transfer offiziell bestätigt. Der beste Kreisläufer der dänischen Liga der vergangenen Saison spielt nach der Vergabe einer Wildcard durch die EHF an die traditionsreichen "azulgrana" erneut in der Champions League.

Neben Gudmes Torsten Laen, dessen Dienste sich Ligarivale Ciudad Real sicherte, setzt mit Nöddesbo ein weiterer Kreisläufer von Rang seine Karriere in Spanien fort. Letzterer ist dabei nur einer von mehreren absoluten Spitzenspielern, die der katalanische Gigant an sich binden konnte. Er soll mit einem weiteren namhaften Neuzugang, Valladolids Nationalspieler Ruben Garabaya, am Kreis ein neues Gespann vom Feinsten bilden und Dragan Skrbic (Karriereende) bzw. Igor Vori (zu RK CO Zagreb) ersetzen.

Nachfolger Nöddesbos wird Rene Toft Hansen. Duplizität der Ereignisse also, gilt doch der Viborger als ähnlich vielversprechende Nachwuchshoffnung wie Nöddesbo, als dieser 2004 aus Holstebro zu den Koldingern stieß.

Abgang II: Lasse Boesen - neue Herausforderung Lemgo
Erst vor der Saison war Lasse Motzkus Boesen (28) nach drei Spielzeiten bei Portland San Antonio ins heimische Kolding zurückgekehrt. Soeben hinter dem früheren Magdeburger Arnor Atlason zum zweitbesten Halblinken der Saison gewählt, zieht es den Blondschopf erneut ins Ausland.

Auf der Suche nach einem möglichst hochwertigen Ersatz für den vorzeitig an den THW abgegebenen Shooter Filip Jicha wurde der TBV Lemgo schließlich in Kolding fündig. Bei den Lipperländern unterzeichnete der 83-malige Nationalspieler aus persönlichen Gründen zunächst nur für ein Jahr und möchte sich durch gute Leistungen seinen Stammplatz im Nationalteam zurückerobern. Nach Anders Oechsler, der letztes Jahr dem Werben des TV Großwallstadt erlag, verlieren die Mitteljütländer also erneut einen starken Halblinken an einen Bundesligaverein.

Hjermind als Interimsspieler zurück in Ciudad Real
Kurz nach Neujahr bestätigte Kolding, daß Christian Hjermind erneut für Ciudad Real spielen werde. Vor vier Jahren war der Rechtsaußen aus der Mancha zurückgekehrt und hatte seinen Kontrakt bei KIF letztes Jahr um eine Saison verlängert. Nach dem Transfer Mirza Dzombas zu RK CO Zagreb soll der Däne die Zeit bis zum Sommer 2008 überbrücken. Dann endlich wird sich Ivrys Luc Abalo das Trikot der Königlichen überstreifen.

Die große Lücke, die Routinier Hjermind vorübergehend hinterlässt, soll der junge Rechtsaußen Simon E. Jensen schließen. Die Verpflichtung des 23-jährigen vom Meister GOG gelang den Koldingern erst Anfang Juli. Der physisch starke Spieler wird sich die Position mit dem an Rückenproblemen leidenden Mads Forslund teilen.

Sivertsson hört auf - Spellerberg und Seifert bleiben
Der verdiente schwedische Kreisläufer Thomas Sivertsson (42), seit 2001 in Diensten der Dänen, wird zukünftig nicht mehr aktiv um Ligapunkte kämpfen. Stattdessen wird sich der 202-malige Nationalspieler an der Seite des Trainers, seines drei Jahre älteren Bruders Ulf, umfassender den Aufgaben eines sportlichen Leiters widmen.

Vereinsdirektor Jens Boesen, Vater des Neu-Lemgoers Lasse, konnte sich Anfang des Jahres über den Entschluß von Aushängeschild Bo Spellerberg freuen, seine Karriere in den kommenden beiden Spielzeiten im rot-weißen Trikot mit der Nummer 8 fortzusetzen. Zwei Monate später tat es ihm Spielmacher Sebastian Seifert gleich. Der Schwede, der bereits von 2000 bis 2002 für Kolding auflief und nach einem einjährigen Intermezzo dorthin zurückgekehrt war, bleibt ebenfalls bis 2009.

Trotz der markanten Abgänge strahlt Boesen sr. angesichts der neuen Spielzeit Optimismus aus. Vor allem in Jensen und Toft Hansen setze man große Hoffnungen. Außerdem verfüge der Verein auf allen Positionen über Nationalspieler. Daher sei man der Ansicht, eine richtig gute Truppe mit großem Potential beisammen zu haben, bemerkte er gegenüber "TV2.dk".

Auch wirtschaftlich scheint der Ausnahmeklub gut für die kommenden drei Spielzeiten gerüstet. Die Tinte unter dem angeblich umfänglichsten Vertrag der Vereinsgeschichte mit dem neuen Hauptsponsor "Aktiv Gruppen" sei eben erst getrocknet, wie das Portal jüngst erfuhr. Zu guter Letzt wird ein möglicher Börsengang der hinter dem Verein stehenden Gesellschaft seit einigen Monaten in den Medien diskutiert.

(von Dr. Oliver Schulz)


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