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05.09.2007 Mannschaft

Zebra: Börge Lund - Besinnliche Töne

Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports:

Bodö, rund 100 Kilometer nördlich des Polarkreises, 4,6 Grad Celsius Jahresdurchschnittstemperatur. Knapp 45.000 Einwohner und jährlich rund 400.000 Passagiere per Schiff, 220.000 per Zug und gar 1.300.000 per Flugzeug. Ein pulsierendes Handelszentrum an der rauen Küste Norwegens, mitten in unwegsamer Natur. Dort, wo im Sommer die Sonne niemals untergeht und dafür im Winter die lange Dunkelheit einbricht, dort ist Börge Lund zuhause. In einem Land voller wunderbarer Gegensätze.
Als es ihn vor fünf Jahren weg zog, um die Welt als Handballer zu erobern, da hatte er allerdings noch keinen Blick für die Schönheit des Nordens. "Als Mensch gewöhnt man sich zu schnell an alles", sagt Börge Lund nachdenklich. "Zuhause habe ich nie über mich und meine Beziehung zur Natur nachgedacht. Erst als ich von weit weg nach Norwegen zurückkehrte, bemerkte ich ihre Schönheit." Irgendwann einmal stand ich unten am Wasser und schaute zum Fjell herauf - da merkte ich erst, wie klein ich bin und wie gewaltig die Natur."

Hinter einem exzentrischen Äußeren verbirgt Börge Lund eine tiefe Seele. "Oft weiß man nicht, was wirklich wichtig ist, bevor man es verloren hat", gibt er zu bedenken. Und es klingt, als ob er es in diesem Leben schon zu oft am eigenen Leib erfahren musste. Doch Börge Lund hat seinen Platz gefunden. Seit etwas mehr als zwei Jahren ist Freundin Tone Bjergard fest an seiner Seite, vor elf Monaten kam Sohn Lukas zur Welt. "Er war nicht geplant, es ist einfach passiert", sagt Lund lachend. "Aber dadurch ist mein Leben viel besser geworden als früher."

Die junge Familie gibt ihm zusätzliche Kraft. "Sie verleiht mir weitere Sicherheit. Als ich allein war, habe ich mir nie viele Gedanken gemacht und einfach in den Tag hinein gelebt", erinnert sich der 28-Jährige. Statt wie früher nachts zu lauter Rockmusik zu feiern, tanzt Lund heute tagsüber mit seinem Sohn zu Kinderliedern. "Menschen haben nicht nur eine Seite", sagt er. "Es gibt laute und leise Töne. Beides gehört zu Dir." Im Übrigen höre er hin und wieder auch mal ein romantisches Stück - vorausgesetzt, es ist gut. Nur mit dem selbst Gitarrespielen klappt es nicht, verrät er. "Ich habe es mal zwei Wochen lang probiert, doch ohne Erfolg. Da wurde ich schnell zu ungeduldig und habe es dann aufgegeben."

Aufgeben? Nicht auf dem Handballparkett. Denn Börge Lund fühlt sich sichtlich wohl in seiner neuen Umgebung. Doch auch wenn er inzwischen beim THW im besten Handballverein der Welt angekommen ist, so ist Kiel nur eine wunderbare Station auf seiner langen Reise. "Ich vermisse das Gefühl, zuhause zu sein. Und Bodö ist mein Zuhause, definitiv", sagt er bestimmt und ohne Zweifel. "Dorthin werde ich nach meiner Karriere zurückkehren. Doch ich hoffe, das dauert noch ein paar Jahre." Ob ihn der dunkle Winter denn gar nicht störe? "Ich werde meine Seele nicht an den Teufel verkaufen", antwortet Börge Lund lächelnd.

(Aus dem offiziellen THW-Bundesliga-Magazin "zebra", von living sports)


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