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22./24.09.2007 - Letzte Aktualisierung: 24.09.2007 Bundesliga

THW verliert Derby in Flensburg

Bundesliga, 6. Spieltag: 22.09.2007, Sa., 15.00: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 37:32 (20:13)
Update #2 KN-Berichte, Spielbericht und Stimmen ergänzt...

Hängende Köpfe trotz gutem Start: Die Auswechselbank des THW Kiel
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Der THW Kiel musste zum ersten Mal in dieser Saison Federn lassen: Bei der SG Flensburg-Handewitt verloren die Zebras mit 32:37 (13:20). Nach einer 8:6-Führung brachen die Kieler Mitte der ersten Halbzeit ein und konnten in der zweiten Halbzeit den hohen Pausenrückstand nicht mehr egalisieren, obwohl insgesamt zehn Tore von Nikola Karabatic dazu führten, dass der THW elf Minuten vor Schluss beim 27:29 wieder in Reichweite war.
Am Ende aber jubelte die SG Flensburg-Handewitt, während sich die Kieler nach dem Schlusspfiff sofort nach dem Gesundheitszustand von Filip Jicha erkundigten. Der Tscheche war in der 28. Minute nach seinem Tor zum zwischenzeitlichen 12:19 unglücklich auf dem Hallenboden gelandet und musste die Halle nach einer Behandlungspause verlassen. Die Schwere der Knieverletzung wird erst nach einer genaueren Untersuchung feststehen.

Filip Jicha liegt verletzt am Boden.
Klicken Sie zum Vergrößern! Filip Jicha liegt verletzt am Boden.
Ein schwarzer Tag also für die Zebras, der doch so vielversprechend begann: Nikola Karabatic erzielte gleich im ersten Angriff das 1:0, mach einer Parade Omeyers gegen Kasper Nielsen erhöhte Ahlm auf 2:0, und als der französische Nationalkeeper auch gegen Knudsen am Kreis hielt und Ahlm einen Siebenmeter für Schwarz-Weiß erkämpfte, waren die rund 300 mitgereisten Kieler Fans deutlich lauter als die 6000 Flensburger. Jedoch scheiterte Kavticnik an Dan Beutler, der starke Michael Knudsen und Alexander Petersson aus dem Rückraum glichen zum 2:2 aus.

Zu Beginn konnten die Kieler noch jubeln.
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Dennoch: Die Anfangsphase gehörte ganz klar dem THW: Die Abwehr stand zunächst sicher, Thierry Omeyer hielt wuchtige Würfe von Lijewski und Vranjes, und vorne zogen die Zebras durch ein variables Angriffsspiel bis zur 9. Spielminute auf 7:4 davon. Bei Flensburg machte sich nun etwas Hektik breit, von der sich der THW anstecken ließ: Fehlwürfe und Ballverluste gab es nun auf beiden Seiten, unterstützt vom typischen Derby-Flair, dass um jeden Ball gefightet wurde. Dies führte zu einem regelrechten Siebenmeter-Festival: Zweimal Christiansen, einmal Jicha, aber auch ein Fehlwurf vom "Punkt" von Nikola Karabatic, der Beutler mit einem Heber überwinden wollte, bedeuteten einen Zwischenstand von 8:6 für die Kieler (15.) - noch war alles im grünen Bereich.

Mittlerweile spielte SG-Neuzugang Thomas Thordal Mogensen für den völlig indispunierten Kasper Nielsen im linken Rückraum, und der Däne bereitete der Kieler Deckung große Probleme: Immer wieder schaffte er den "Breakthrough" und erzielte so einen seiner insgesamt acht Treffer oder holte einen Siebenmeter für sein Team.
Überragend: Thomas Mogensen bejubelt mit Lars Christiansen einen seiner acht Treffer.
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So auch in Minute 15, erneut Christiansen sorgte per Heber zum 7:8. Die Zebras wollten offenbar mit Tempo die langsam lauter werdende Campushalle wieder beruhigen, dabei unterliefen ihnen aber schwerwiegende Abspielfehler: Kim Andersson und wenige Sekunden später Filip Jicha luden die SG zu Kontern ein, welche Mogensen per Doppelpack zur 9:8-Führung verwandelte. Die Halle brodelte nun, und die Zebras verloren in dieser Phase völlig den Kopf. Technische Fehler, geblockte Würfe und ein starker Dan Beutler ließen die SG nun in Windeseile einen Vorsprung aufbauen - zumal Thierry Omeyer nun keine Hand mehr an den Ball bekam. Insbesondere Michael Knudsen trug sich nun häufiger in die Torschützenliste ein, ein Doppelpack des Kreisläufers und der erste Treffer von Marcin Lijewski schraubten das Ergebnis schnell auf 12:8 (20.). Innerhalb von nur fünf Minuten hatte die SG das Spiel komplett gedreht.

Physiotherapeut Dennis Missling behandelt Filip Jicha.
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Es kam aber noch schlimmer für das Team von Noka Serdarusic, der selbst mit einer frühzeitig genommenen Auszeit keine Ruhe reinbringen konnte: Mit drei weiteren Treffern sorgte Thomas Morgensen fast im Alleingang für die Erhöhung bis auf 17:10 (26.), ehe ihn eine Zeitstrafe bremste. Für ihn sprang in den letzten Minuten Rechtsaußen Torge Johannsen in die Bresche, der die letzten drei SG-Treffer vor der Pause erzielte. Zu dieser Zeit hatten sich die Zebras immerhin im Angriff wieder gefangen - bitter nur, dass Filip Jicha sich nach seinem sehenswerten Dreher zum 12:19 (28.) verletzte. Immerhin einen Funken Hoffnung auf eine Trotzreaktion im zweiten Durchgang hatten die Kieler Fans in der Halle noch - allein schon durch die Wut, die in Kim Anderssons Treffer zum 13:20 in der Schlusssekunde der ersten Halbzeit steckte.

War kaum zu stoppen: Michael Knudsen beim Torwurf.
Klicken Sie zum Vergrößern! War kaum zu stoppen: Michael Knudsen beim Torwurf.
Und tatsächlich: Nach dem Seitenwechsel verschärften die Kieler das Tempo, um nach dem letzten Strohhalm zu greifen. Für die schnellen Tore zeichneten sich in erster Linie Nikola Karabatic und Kim Andersson verantwortlich, nach dem Treffer des Schweden zum 18:23 (34.) keimte langsam Hoffnung auf. Jedoch blieb die SG zunächst abgeklärt, wieder war es Mogensen, der die richtige Antwort auf die Kieler Bemühungen hatte. Der Siegeswille war den Zebras zwar endlich anzusehen, jedoch kamen auch die Gastgeber immer wieder zu leichten Toren. Hatten die Zebras nach einem schönen Heber des ansonsten unauffälligen Kavticnik beim 22:26 (42.) Morgenluft gewittert, so wurde diese durch zwei Aktionen Knudsens gleich wieder vertrieben: Zunächst holte der Kreisläufer einen Strafwurf heraus, dann traf er - wenn auch regelwidrig im Kreis liegend - selbst zum 28:22.

Thierry Omeyer brachte den THW wieder zurück ins Spiel.
Klicken Sie zum Vergrößern! Thierry Omeyer brachte den THW wieder zurück ins Spiel.
Dann aber steigerte sich endlich Thierry Omeyer zu der Form, die ihn in den letzten Wochen ausmachte: Paraden am laufenden Band gegen Christiansen, Mogensen, Petersson und Knudsen, dazu Treffer von Karabatic, Ahlm, dem ansonsten blassen Lund und vom immer mehr aufblühenden Kim Andersson bedeuteten urplötzlich und innerhalb von nicht einmal drei Minuten das 26:28. Entsetzen machte sich im weiten Oval breit, die einzigen Sprechchöre kamen nun aus der Kieler Kolonie.

Dichter ließen sie die Flensburger aber nicht mehr herankommen, die SG legte nun noch einmal eine Schippe drauf. Wenn gar nichts mehr ging, versuchte Ljubomir Vranjes, sich durch die Kieler Abwehr zu "wurschteln". So auch beim wichtigen Treffer zum 30:27, als der Ball schon fast in THW-Hand war.
Kein Durchkommen: So gut wie hier gegen Vranjes stand die Deckung leider nicht immer.
Klicken Sie zum Vergrößern! Kein Durchkommen: So gut wie hier gegen Vranjes stand die Deckung leider nicht immer.
Als der im zweiten Durchgang überragende Nikola Karabatic im nächsten Angriff den Ball über das Tor warf und Torge Johannsen im Gegenzug auf 31:27 erhöhte, machte sich Erleichterung in der Halle breit, der THW resignierte langsam. Zwar versuchte man noch mit aller Macht, mit schnellen Treffern heranzukommen, doch die Flensburger Abwehr stand nun wieder sicherer und blockte mehrere Würfe, auch Dan Beutler bewies noch einmal seine Klasse mit Paraden gegen Lund und Lövgren. Die Führung der Flensburger geriet nicht mehr in Gefahr, aber die zweite Halbzeit sollte den Kielern dennoch Hoffnung geben, die nächsten schweren Aufgaben siegreich gestalten zu können.

(Sascha Krokowski)

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Stimmen zum Spiel:

THW-Trainer Noka Serdarusic:
Das, was ich sagen kann, haben heute alle in der Halle gesehen: Wir haben in den ersten 15 Minuten gut gespielt, sind sogar in Führung gegangen. Dann haben wir innerhalb von einer Minute dreimal direkt Flensburger angespielt, so etwas wird bestraft. Dadurch haben wir den Faden bis zur Halbzeit total verloren und trotz Auszeit uns von diesen Fehlern nie wieder erholt. Flensburg war gut drauf und kaum zu bremsen, obwohl der Druck in der ersten Halbzeit klar auf Flensburger Seite lag. Beim 26:28 waren wir aber nicht so stark, um das Spiel zu wenden. Noch einmal: Wer so kopflos spielt, wird bestraft.
SG-Trainer Kent-Harry Andersson:
Wir haben in der ersten Halbzeit vom 4:7 bis zum 20:12 eine unglaubliche Leistung vollbracht, mit einem guten Torwart und einem tollen Gegenstoßverhalten optimal gespielt. In der zweiten Hälfte haben wir das wiederholt, Beutler und Mogensen haben überragend gespielt. Ich glaube, Kiel hat uns unterschätzt, da wir vorher nicht gut gespielt haben. Aber ich fühle mich in der Außenseiterrolle sehr wohl.
THW-Geschäftsführer Uwe Schwenker:
Wir haben durch einige Fehler Flensburg erst ins Spiel gebracht. Die Favoritenbürde wurde an uns heran getragen, das haben wir uns wohl hart erarbeitet.
Anders Dahl-Nielsen, sportlicher Leiter der SG:
Man hat bislang total unterschiedliche Spiele von uns gesehen, heute waren wir aber zu einhundert Prozent motiviert. Man konnte sehen, dass beim THW Kiel auch nur Menschen spielen. Ich hoffe, wir können auf dieser Leistung aufbauen und Ciudad Real genauso hier begrüßen.
THW-Spieler Vid Kavticnik:
Wir haben phasenweise schlecht im Angriff gespielt und gleichzeitig zu viele Gegentore bekommen. Es waren einfach zu viele einfache Tore, die wir kassiert haben.

Bis zum Ende haben wir gekämpft, um nicht als Verlierer vom Platz gehen zu müssen, doch wir waren heute einfach nicht gut genug! Wir stehen aber noch am Anfang der Saison, wir haben nun Sonntag frei und müssen das Spiel aus unseren Köpfen bekommen.

THW-Spieler Henrik Lundström:
Zehn bis fünfzehn Minuten in der ersten Halbzeit waren richtig schlecht von uns. Nach der 10. Minute brach ein wenig das Chaos aus, so dass die Flensburger zu einfachen Toren kamen und unsere schlechte Phase ausgenutzt haben.

In der zweiten Halbzeit haben wir uns mehr Mühe gegeben und gekämpft. Doch es geht weiter - auch mit zwei Minuspunkten können wir noch Meister werden. (grinst)

THW-Spieler Stefan Lövgren:
Wir waren erst gut davor, dann sind uns einige technische Fehler passiert und wir hätten in dem Moment - so um die 10. Minute rum - das Tempo rausnehmen müssen, doch stattdessen haben wir das Tempo erhöht und sind ein wenig in Stress geraten.

In der zweiten Halbzeit habe ich uns fast 50:50 gesehen, wir haben gekämpft und Flensburg ebenfalls.

Heute haben wir uns einfach selber in den Fuß geschossen - die schlechten Minuten in der ersten Halbzeit haben uns den Sieg gekostet.

Die Punkte gegen Flensburg zu verlieren tut nicht so weh, und eigentlich tun auch die zwei Minuspunkte nicht so weh. Dss, was weh tut, ist die Art und Weise, wie wir diese Punkte heute hergegeben haben.

gegenüber den KN:
In Flensburg zu verlieren, ist keine Schande. Ärgerlicher ist die Art und Weise. Jede Mannschaft hat mindestens eine Schwächephase pro Spiel. Doch uns fehlt die Reife, um in dieser Zeit weniger Fehler zu machen. Im Angriff haben wir zu hektisch versucht, das Spiel wieder in den Griff zu bekommen. An den Schiedsrichtern lag es nicht - die waren gut.

SG-Torhüter Dan Beutler gegenüber den KN:
Für mich war es wichtig, dass ich die ersten Siebenmeter halten konnte. Solche Paraden braucht man als Torhüter, um in ein Spitzenspiel zu finden. Wir wollten die Achse Ahlm/Lövgren unterbrechen, das haben wir geschafft. Andersson und Karabatic sind sowieso nicht zu stoppen. Die sind so groß und wir so klein, gegen die beiden hilft auch kein Block.
SG-Kreisläufer Michael Knudsen gegenüber den KN:
Ich bin jetzt im dritten Jahr hier und eine so intakte Mannschaft hatten wir noch nie. Die Stimmung ist super, alle ziehen im Training voll mit. Das war zuletzt nicht so. Deshalb waren wir in der Lage, Kiel zu schlagen. Der THW ist trotzdem die beste Mannschaft der Welt und eine Klasse stärker als wir.
SG-Spieler Marcin Lijewski gegenüber den KN:
Wir waren richtig heiß. In einem solchen Spiel kommt die Motivation von selbst. Anders als im Pokal gegen Stralsund. Da fährt man sechs Stunden hin, spielt gegen einen Zweitligisten und das unter der Woche, wenn man eigentlich andere Dinge zu erledigen hat.

6. Spieltag: 22.09.07, Sa., 15.00: SG Flensburg-Handewitt - THW Kiel: 37:32 (20:13)

Logo SG Flensburg-Handewitt:
Beutler (1.-60., 17/2 Paraden), Sijan (n.e.); Nielsen, Eggert (n.e.), Mogensen (8), Holmgeirsson (n.e.), Jensen, Christiansen (6/4), Vranjes (3), Johannsen (5), Heinl (n.e.), Lijewski (6), Petersson (3), Knudsen (6); Trainer: Andersson
Logo THW Kiel:
Omeyer (1.-24., 31.-60., 13 Paraden), M. Andersson (24.-30., 0 Paraden); Lund (1), K. Andersson (7), Lundström (3), Kavticnik (2), Anic (n.e.), Lövgren (2), Ahlm (2), Szilagyi (n.e.), Zeitz (n.e.), Karabatic (10), Klein (2), Jicha (3/1); Trainer: Serdarusic
Schiedsrichter:
Dang / Zacharias (Mainz)
Zeitstrafen:
SG: 5 (2x Mogensen (27.,57.), 2x Knudsen (5.,34.), Lijewski (50.));
THW: 1 (Lövgren (39.))
Siebenmeter:
SG: 4/4;
THW: 4/1 (Beutler hält Kavticnik (3.) und Karabatic (12.), K. Andersson an den Pfosten (60.))
Spielfilm:
1. Hz.: 0:2, 2:2, 2:3, 3:3, 3:5, 4:5, 4:7, 6:7, 6:8 (15.), 12:8 (20.), 12:9, 15:9 (24.), 15:10, 18:10 (27.), 18:11, 19:11, 19:12, 20:12, 20:13;
2. Hz.: 21:13, 21:15, 22:15, 22:17 (34.), 23:17, 23:18, 24:18, 24:19, 25:19, 25:20, 26:20 (41.), 26:22, 28:22 (45.), 28:26 (47.), 29:26, 29:27, 31:27 (51.), 31:28, 32:28, 32:29, 33:29, 33:30, 35:30 (57.), 35:31, 36:31, 36:32, 37:32.
Zuschauer:
6300 (ausverkauft) (Campushalle, Flensburg)
Spielgraphik:
Spielgraphik

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2007:

"Überflieger" landen in der Campushalle

THW Kiel unterliegt im Nord-Derby 32:37
Flensburg - Am Ende kannte der Jubel keine Grenzen mehr. Nach dem 37:32 (20:13)-Erfolg im 58. Derby gegen den THW Kiel feierten die Fans ihre Helden der SG Flensburg-Handewitt überschwänglich. Vergessen war, dass die "Zebras" mit einem Gala-Start die "Hölle Nord" zuvor auf Museumstemperatur abgekühlt hatten.

Nach zehn Minuten stand die Campushalle unter Schock. Die sonst so frenetischen Zuschauer klebten auf ihren Sitzen und die Geräuschkulisse benötigte elektronische Hilfe. 7:4 führte der souveräne Tabellenführer der Handball-Bundesliga und bei den Flensburgern flatterten die Nerven. Sie hatten sich wenige Tage zuvor beim knappen Pokalsieg gegen den Zweitligisten Stralsunder HV (35:32) gründlich blamiert und in der Liga zuletzt beim Aufsteiger Essen (29:29) ein blaues Auge kassiert. Nun also 4:7 gegen die Kieler, die von der Konkurrenz als "Überflieger" gehuldigt werden.

Doch mit einem verpatzten Gegenstoß von Dominik Klein nahm das Unheil für die Gäste seinen Lauf. Mit einem Aufsetzer wollte der Weltmeister den bis dato blassen Dan Beutler überwinden. Doch der Ball rauschte über die Latte. Kein 8:4. Dann traf Nikola Karabatic zum Siebenmeter an, nachdem Vid Kavticnik den ersten Strafwurf vergeben hatte und scheiterte mit einem Kunstwurf. Kein 8:4.

Anschließend nahm sich Kim Andersson eine Auszeit und spielte Thomas Mogensen gleich zweimal den Ball zu. Pech für Kiel, dass der Däne ein Flensburger ist und innerhalb von 13 Sekunden die ersten beiden seiner acht Tore erzielte. 13 Sekunden, die der Campushalle neues Leben einhauchten und die Hausherren zum ersten Mal (9:8/17.) in Führung gehen ließen. Jetzt war es wie immer in diesem Nord-Gipfel. Die Kulisse peitschte eine SG nach vorne, der nun alles gelang. Marcin Lijewski, den THW-Trainer Noka Serdarusic vergeblich mit einer 5:1-Deckung stoppen wollte, tauchte aus der Versenkung auf, Kreisläufer Michael Knudsen entwickelte sich zum Alptraum für die "Zebras". Und sogar der junge Torge Johannsen, Rechtsaußen-Ersatz für den verletzten Kapitän Sören Stryger, traf mit Wucht aus dem Rückraum. Die THW-Deckung hatte längst ihre Souveränität verloren und gewann sie auch nicht zurück, als Mattias Andersson für wenige Minuten den glücklosen Thierry Omeyer im Tor ersetzte.

Auch ohne den verletzten Filip Jicha bewies der Rekordmeister nach der Pause Moral. Tor um Tor robbte sich der THW, der im Angriff von Karabatic und Andersson lebte, heran. 28:26 stand es, als Kent-Harry Andersson eine Auszeit nahm. Doch noch Hoffnung für die Kieler, die in der Bundesliga seit Mai 2002 hier nicht mehr gewinnen konnten? Sie wussten schließlich, dass die Campushalle zu stürmen ist, hatten sie doch im ersten Finalspiel der Champions League im vergangenen April hier mit lediglich sieben Feldspielern ein 28:28 erkämpft und in der Königsklasse im Jahr zuvor sogar mit 34:32 gewonnen.

Doch einmal aufgeweckt, ließen die Flensburger nicht mehr locker. Nun wuchs der schnelle Mogensen über sich hinaus und der unermüdlich rackernde Ljubomir Vranjes warf seine ersten Tore. Die Flensburger waren auf der Zielgeraden, in der beide Teams mit dem letzten Tropfen Benzin einbogen, einfach bissiger. Als Lövgren beim Stand von 31:36 die Latte traf, begann die Party. Siege gegen Kiel haben hier eben noch immer einen besonderen Stellenwert.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2007)

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2007:

Erfunden: "Flensburg ist kein Gegner"

Manager Fynn Holpert motivierte die SG mit falschem Serdarusic-Zitat
Flensburg - Dan Beutler ist einer, der von seinen Emotionen lebt. Ist der Torhüter nicht "heiß", hält er keinen Ball. Für das nötige Adrenalin hatte der neue SG-Manager Fynn Holpert gesorgt, der in der Mannschaftsitzung den Nerv traf. "Ich habe erzählt, dass Noka Serdarusic im Radio gesagt hat, Flensburg sei kein Gegner für Kiel", meinte der 40-Jährige, der zugab, dieses Zitat des THW-Trainers nie gehört zu haben.

Schwindeln für den Erfolg? "Das ist ein durchaus zulässiges Stilmittel", erklärte Holpert, der einst drei Jahre (86 bis 89) lang das Tor der "Zebras" gehütet hat. Das sieht Uwe Schwenker ganz anders. "Das ist billig und niveaulos", ärgerte sich der THW-Manager. "Noka hat stets die Arbeit anderer Klubs respektiert und würde so etwas nie sagen." Damit, so Schwenker, habe sich Holpert als Kollege disqualifiziert.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 24.09.2007)


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