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16.11.2007 Mannschaft

ZiSch: "Ich habe noch viel zu lernen"

THW-Spieler Igor Anic erklärte ZiSch-Reporterinnen im Interview, warum er sich nicht als Idol sieht

Aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2007:

Das Interview mit Igor Anic führten Merle Schaack, Luisa Genz und Kristin Didjurgies.
Klicken Sie für weitere Infos! Das Interview mit Igor Anic führten Merle Schaack, Luisa Genz und Kristin Didjurgies.

Igor Anic (20) ist jetzt seit vier Monaten in Kiel. Geboren in Mostar führte sein Weg hier her über viele Stationen in Frankreich, zuletzt Montpellier, wo er bei Montpellier HB den Sprung in den Profihandball schaffte.
Jetzt ist Igor Anic beim vielleicht besten Verein der Welt gelandet und wenn man sich mit ihm darüber unterhält, hat man das Gefühl, er ist auch schon richtig angekommen. "Es war immer ein Traum, zum Handballmeister THW Kiel zu gehen!", erzählt er in erstaunlich gutem Deutsch. Aber auch außerhalb des Spielfeldes habe seine Entscheidung Vorteile. "Ich habe hier eine größere Wohnung als in Montpellier und mein Auto, ich bin frei hier."

Einmal pro Woche bekomme er Deutschunterricht. "Ich habe schon in der Schule drei Jahre lang Deutsch gelernt, aber das ist nicht dasselbe, wie in diesem Land zu wohnen. Es geht schon ganz gut. In der Mannschaft muss ich Deutsch sprechen, eine andere Sprache will Trainer Noka Serdarusic nicht."

Während der Spiele könne er sich trotzdem immer mit dem Trainer, Nikola Karabatic und Vid Kavticnik auf Serbokroatisch verständigen. Auch bei der Frage, ob er sich mit bestimmten Mannschaftskameraden besonders gut verstehe, fallen ihm zuerst diese beiden ein. "Niko kenne ich seit 15 Jahren, aber auch Vid ist einfach ein klasse Typ. Mit ihnen muss man ständig lachen." Doch auch von dem Rest der Mannschaft sei Anic sehr gut aufgenommen worden. Sofort habe er sich als Teil des Teams gefühlt, berichtet er. "Ich sage immer, dass wir wie eine Familie sind. Wir sind wie Brüder. Niemand denkt schlecht über einen anderen, und keiner ist sauer, wenn einer mal einen Fehler macht." Anic erzählt von seinem ersten Spiel mit dem Champions League-Sieger. "Da habe ich einen schlechten Wurf gemacht und war sauer auf mich selber. Aber Niko und Vid haben gesagt: 'Das macht nichts, weiter!' Und das ist das Coole."

Wo andere vielleicht anfangen würden, von einer rosigen Zukunft zu träumen, bleibt Anic realistisch und bescheiden. Die Frage, ob er sich in Kiel als ein Idol fühlt, scheint ihn zu überraschen. "Ich fühle mich nicht als Idol! Ich bin erst seit vier Monaten hier und habe noch viel zu lernen. Ich bin der Jüngste und sie sind ein bisschen wie große Brüder für mich."

Angst davor, später einmal bekannt zu sein und eine Vorbildfunktion zu haben, habe er aber nicht. "Angst nicht", sagt er bestimmt, "aber vielleicht würde ich jetzt etwas anderes sagen, wenn ich ein Idol wäre."

Er selbst habe mehrere Vorbilder. Als erstes nennt er Stefan Lövgren. "Er ist schon ein Idol für mich, seit ich ein kleines Kind war, und das hat sich bis heute nicht geändert. Aber es gibt auch viele andere gute Sportler: Magnus Wislander, Michael Jordan, im Fußball Zinedine Zidane oder Ronaldinho."

Schmunzelnd berichtet er, dass sein Vater, der selber Handballer war, der Meinung sei, sein Sohn habe sich einen schlechten Sport ausgesucht. "Er hat immer gesagt, spiel Fußball oder Tennis, das gibt viel mehr Geld." Trotzdem habe sich Anic für Handball entschieden. "Handball ist eine Passion. Mein Vater hat gespielt, mein Bruder spielt jetzt auch Handball. Für mich ist es wie essen. Ich muss es einfach tun."

Dabei hat der junge Franzose auch noch ein anderes großes Talent. Er zeichnet leidenschaftlich gern und gut. "Manchmal habe ich plötzlich eine Idee, und dann sitze ich schon einmal um die drei Stunden an einer Zeichnung." So lange braucht er dann jedoch nicht, als er spontan seine Zeichenkünste beweist und binnen weniger Sekunden ein perfektes Abbild von Maskottchen Hein Daddel aufs Papier bannt. "Das habe ich schnell gemacht, das ist nicht so gut geworden", meint er und zückt sein Handy, um damit fotografierte Werke zu zeigen. Nebenbei erzählt er, dass er dieses Talent von seiner Mutter geerbt habe. "Sie ist Künstlerin und hat eine Galerie. Sie macht Skulpturen und malt. Das habe ich von ihr." Früher habe er sich vorstellen können, sein Hobby ebenfalls zum Beruf zu machen. "Aber das ging nicht mit dem Handball. Zeichnen kann ich immer noch nach meiner Karriere."

(von Merle Schaack, aus den Kieler Nachrichten vom 16.11.2007)


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