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08.01.2008 EM 2008

Kieler Nachrichten: Weltmeister feilt in Damp an der Norwegen-Strategie

Torhüter Henning Fritz kann die EM spielen - Glandorf kehrt zurück

Aus den Kieler Nachrichten vom 08.01.2008:

Damp - Auch Schneeregen und ein grauer Wolkenteppich konnte die gute Laune bei den Handball-Weltmeistern nicht trüben, die sich seit gestern im Ostseebad Damp auf die Europameisterschaft in Norwegen (17. bis 27. Januar) vorbereiten. Gestern öffnete der Deutsche Handball-Bund (DHB) ein Türchen und mehr als 80 Journalisten erlebten eine Mannschaft, die mit Spaß an die Arbeit ging. Neun Trainingseinheiten bleiben Bundestrainer Heiner Brand noch, um ihr den nötigen Feinschliff für die beiden letzten Testspiele gegen Dänemark am 12. und 13. Januar zu verpassen.
"Unsere Abwehr genügt noch nicht internationalen Ansprüchen", meinte Brand, der die Siege gegen Montenegro nicht überbewerten wollte. Vor allem der 47:27-Erfolg am Sonntag, mit dem die Deutschen den Uralt-Rekord vom 27. Februar 1958 (46:4 gegen Luxemburg) löschten, kommentierte Brand mit einem Schmunzeln. "Meine Spieler haben nicht gemacht, was ich gesagt habe. Wir wollten uns darauf konzentrieren, eine vernünftige Abwehr zu stellen. Über den Angriff haben wir gar nicht gesprochen."

Obwohl der Nationalmannschaft durch das Olympische Turnier im Sommer eine Vorbereitungswoche auf die EM fehlt, strahlte der 55-Jährige Zuversicht aus. An eine ähnliche gute Personalsituation vor einem großen Turnier könne er sich nicht erinnern. So fehlten zuletzt vor der WM im eigenen Land unter anderem Oleg Velyky, Markus Baur und Florian Kehrmann wegen schwerwiegenden Verletzungen. Kurz vor dem Eröffnungsspiel fiel auch noch Torsten Jansen mit einem Muskelfaserriss aus.

Die Siege gegen die Montenegriner, die DHB-Vizepräsident Horst Bredemeier als "B-Gegner" einstufte, wollte auch Jansen nicht als Blaupause für den Turnierverlauf in Norwegen verstanden wissen. "Es soll keiner glauben, dass das jetzt einfach so weitergeht." Wo die Nationalmannschaft tatsächlich stehe, so Dominik Klein (THW Kiel), wäre erst nach den Spielen in Aarhus (12. Januar) und Kiel (13. Januar) gegen Dänemark klar. "Das werden echte Gradmesser für uns." Gegen den WM-Dritten ist auch Holger Glandorf wieder dabei. Der Vater des Nationalspielers, Klaus Glandorf, war am Silvestertag überraschend verstorben und wurde am Sonnabend in Osnabrück beerdigt. In einem Telefonat mit Brand kündigte der Linkshänder an, spätestens morgen zur Mannschaft stoßen zu wollen. "Ich denke, es wäre im Sinne meines Vaters gewesen, dass ich mit nach Norwegen fahre."

Auch Henning Fritz wird das Turnier bestreiten. Der am kleinen Finger der rechten Hand verletzte Torwart der Rhein-Neckar Löwen gab nach einer Untersuchung bei einem Handspezialisten in Bad Neustadt an der Saale gestern Abend "grünes Licht" für seinen EM-Start und reiste zur Mannschaft. "Es ist alles nicht so schlimm - ich kann spielen", sagte der ehemalige Kieler. Obwohl eine Sehne gerissen ist, kann Brand schon bei den Dänemark-Spielen auf den 33 Jahre alten Routinier setzen.

Brand machte auch noch einmal deutlich, dass er mit Kapitän Markus Baur auch für die Olympischen Spiele plant, obwohl der 36-Jährige seit dem 1. Januar 2008 als Trainer des Bundesligisten TBV Lemgo arbeitet und nach der EM nicht mehr als Spieler aktiv sein wird. "Ich muss ihm diese Chance geben", meinte Brand, der seine Entscheidung selbst als Gratwanderung bezeichnete. "Wir arbeiten schließlich seit elf Jahren zusammen. Das bin ich Schorsch schuldig." Der Nationaltrainer räumte aber auch ein, dass sein Wunsch nicht in Beton gemeißelt sei. "Wenn er nach dieser langen Pause nicht wieder in die Rolle des Spielers hineinfindet, sind wir beide auch Profis genug, um zu wissen, was das bedeutet."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 08.01.2008)


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