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21.01.2008 Europapokal

Kieler Nachrichten: Top-Vereine drohen mit Europa-Liga in Eigenregie

Es geht um mehr Mitsprache, mehr Geld und weniger Turniere

Aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2008:

Oslo - Am 26. Januar wird sich entscheiden, ob die Champions League am Saisonende in der Mottenkiste verschwindet. Bleibt der Europäische Handball-Verband EHF bei seinem Außerordentlichen Kongress in Lillehammer stur, drohen die Spitzenklubs damit, die Königsklasse künftig in Eigenregie auszurichten.
Treibende Kraft ist die "Group Club Handball", der Zusammenschluss der 15 erfolgreichsten Vereine, deren Vizepräsident Kiels Manager Uwe Schwenker ist. Am Sonnabend traf sich die "GCH" mit Vertretern von zehn weiteren Klubs (u.a. HSV und RN Löwen) am Osloer Flughafen, um die Forderungen noch einmal in eine Form zu gießen. "Die Beschlüsse waren einstimmig", sagte Schwenker.

Konkret geht es den Klubs darum, dass sie in die Entscheidungsprozesse nicht eingebunden werden und lediglich indirekt durch ihre nationalen Verbände vertreten werden. "Die Klubs sind die Keimzelle des Handballs", sagt Schwenker. "Wir wollen auch bestimmen, wer für uns spricht. Darauf haben wir aber keinen Einfluss." Gäbe es ein Forum, hätte es folgende Forderungen: Abstellprämien für die Nationalspieler, ab 2010 nur noch drei und nicht fünf große Turniere im Vier-Jahres-Rhythmus, mindestens sechs Monate Gehaltsfortzahlung für Spieler, die sich bei Länderspielen verletzen (bislang sechs Wochen) sowie die Ausrichtung von EM und WM am Saisonende.

Außerdem, so Schwenker weiter, wollen die Vereine künftig an den Gewinnen einer EM beteiligt werden. Geben die Funktionäre nach, wäre die "GCH" bereit, ihre Vereinigung aufzulösen und in eine weniger auf Konfrontation ausgerichtete Interessensvertretung umzuwandeln. Mit dem Vorschlag, den Turnierplan bereits 2010 umzustellen und damit auf eine EM 2012 zu verzichten, geht die "GCH" auch auf Konfrontationskurs mit dem Deutschen Handball-Bund, der diese Meisterschaft ausrichten möchte.

Zuletzt hatte die EHF, die 51 Verbände vertritt, auf ihrem Dezember-Kongress in Rom eine Mitbestimmung der Klubs abgelehnt (Schwenker: "Wir wurden abgewatscht"). Sollte sich das am Sonnabend wiederholen, könnte eine Europaliga so aussehen: 24 Vereine spielen in vier Gruppen gegeneinander. Anschließend, beginnend mit einem Viertelfinale, eine K.o.-Runde. Maximal sollen jeweils sechs Klubs aus Deutschland und Spanien zugelassen werden. Der Spielplan steht, Sponsoren aus Spanien und Deutschland garantieren angeblich einen Fünf-Millionen-Euro-Etat. Geldgeber ist offensichtlich Domingo de Meras, Milliardär und Präsident des spanischen Spitzenklubs Ciudad Real.

Unter dem Strich erhofft sich die "GCH" von einer Europaliga auch höhere Gewinne. Bislang schüttet die EHF pro Saison 2,6 Millionen Euro an die 32 Champions-League-Teilnehmer aus. Zu wenig, meint Schwenker, der auf andere Sportarten verweist. So werden in der neuen Eishockey-Champions-League zehn Millionen Euro auf zwölf Vereine verteilt. Die Basketballer setzen mit dem ULEB-Cup pro Saison 17 bis 18 Millionen Euro um. "Wir sind gesprächsbereit und wollen uns nicht mit aller Macht von der EHF trennen", sagt Schwenker. "Aber so geht es auf keinen Fall weiter. Das ist kein Spaß."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 21.01.2008)


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