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21.01.2008 Medien / Handball international

Xepkin schnürt für Barcelona noch einmal die Schuhe

Von Dr. Oliver Schulz:

Andrei Xepkin wagt ein Comeback beim FC Barcelona.
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Auch mit bald 43 Jahren weigert sich Andrei Xepkin, die Handballschuhe endgültig an den Nagel zu hängen. Zehn Monate nachdem "El Gigante" beim THW Kiel für den verletzten Marcus Ahlm erfolgreich in die Bresche sprang und mit den Zebras das Triple gewann, will nun auch der FC Barcelona in ähnlicher Sache auf den Abwehrrecken zurückgreifen. Der frühere Ukrainer soll bei den Katalanen bis zum Saisonende aushelfen, um bei möglichen Engpässen gewappnet zu sein.
Xepkin hatte in Diensten der Katalanen sechs Mal die Königsklasse gewonnen, darunter von 1996 bis 2000 fünf Mal in Folge. Nach dem sechsten Triumph im Konzert der Großen (2005) beendete der in der Ukraine geborene Kreisläufer seine großartige Karriere. Ende März 2007 gelang es dem verletzungsgeplagten THW Kiel, das Kraftpaket bis zum Saisonende zu verpflichten. Seinerzeit spielte er sich im Trikot mit der Nummer 4 in unnachahmlicher Manier in die Herzen der Fans und errang im Rahmen des historischen Triples seinen siebten Champions League Sieg.
Xepkin nach wie vor heiß begehrt
Das Portal "sport.es" will erfahren haben, dass sich im Dezember mindestens zwei spanische Erstligisten nach den Diensten Xepkins als Spieler erkundigt haben. Nach wie vor soll sich der 120-Kilo Hüne dreimal pro Wocher im Fitnesscenter in Form halten und hin und wieder bei Volksläufen mitmischen. Zum Jahresausklang 2007 weilte er als Spieler einer Europaauswahl zur Verabschiedung besonders verdienter serbischer Handballer (u.a. Nenad Perunicic) in Belgrad und trug fünf Tore bei. Magnus Wislander war bei der 39:40-Niederlage ebenfalls fünf Mal erfolgreich, während Frode Hagen zwei Treffer gelangen. Auf Seiten des serbischen Teams steuerte Perunicic sieben Tore bei.
Bereits Training mit der Mannschaft
Xepkin arbeitete seit längerer Zeit als Co-Trainer der zweiten Mannschaft Barcelonas und nahm bereits seit Ende November wieder am Training der ersten Mannschaft teil, wo er mit Demetrio Lozano auf ein anderes ehemaliges Zebra trifft.

Alles habe damit angefangen, dass er Xepkin telefonisch gebeten habe, der Truppe als "Sparringspartner" zu helfen. Da die beiden etatmäßigen Kreisläufer Ruben Garabaya und Jesper Nöddesbo praktisch ständig gleichzeitig in der Verteidigung stünden, habe im Training in solchen Situationen kein Angreifer von Rang zur Verfügung gestanden. Und dann habe er gesehen, dass Xepkin sehr gut in Form sei, schilderte Trainer Manolo Cadenas "El Mundo Deportivo".

Da also zum einen die Vereinsführung und der Übungsleiter einen Abwehrspezialisten gut gebrauchen konnten, und andererseits Xepkin durch gute Leistungen überzeugte, sei der Plan gereift, den Kreisläufer vorübergehend zu reaktivieren. Wie "sport.es" mitteilte, sollen die Erfahrungen in Deutschland sowohl Xepkin als auch Cadenas bei seiner Umsetzung nachhaltig beeinflusst haben.

Xepkin werde der Mannschaft vieles beisteuern. Trotz seines Abschieds habe der Vorzeigesportler nie aufgehört, sich als Spieler zu fühlen. Auf dem Spielfeld könne er durch seine Kraft sehr in der Abwehr helfen, war Cadenas gegenüber "noticias.info" überzeugt.

Reaktivierung als Spieler der zweiten Mannschaft
Barcelona möchte offenbar in den verbleibenden Ligaspielen, der Königsklasse und im Pokal für alle Eventualitäten gerüstet sein. Da die Verpflichtung des talentierten serbischen Mittelmannes Petar Nenadic (21) von Algeciras wohl unmittelbar bevorsteht, und dieser freilich einen Platz im Ausländerkontingent belegen würde, sei geplant, Xepkin als Spieler der zweiten Mannschaft Barcelonas anzumelden. Diese Regelung ermögliche ihm, maximal zehn Ligaspiele für die erste Mannschaft zu bestreiten, wohingegen er in der Champions League uneingeschränkt zum Einsatz kommen könne.
Joker bei Engpässen im Termindschungel
Seit seinem Abschied als Spieler vefolgte "El Gigante" den Weg der "azulgrana" auf Schritt und Tritt. Wie der Verein mitteilte, würde Xepkin in Zukunft einmal sehr gern als Trainer arbeiten. Vor allem aber wolle er sich sein Leben lang Aufgaben widmen, die mit Handball zu tun hätten. Barcelonas technischer Direktor Enric Masip sieht seinen früheren Weggefährten im "Dream Team" Valero Riveras gegenüber "sport.es" als eine Trumpfkarte für den Notfall. Trainer Cadenas hatte gegenüber "El Mundo Deportivo" vorsorglich bereits den im Februar übervollen Terminkalender vor Augen: ein Einsatz Xepkins könne da jeden Moment nötig werden, und es sei besser, wenn dieser dann in die Mannschaft integriert sei. Er werde immer ein paar Minuten Spielzeit bekommen.
Weitere Titel für "El Gigante"?
Für Xepkin scheint das blaurote Trikot in der Tat in all den Jahren nicht die Spur an Zauber verloren zu haben. Gerührt von der Möglichkeit, die Farben seines langjährigen Vereins erneut zu tragen, äußerte er gegenüber "terra.es", zum heutigen Zeitpunkt und in seinem Alter wisse keiner so recht, wie der Körper reagiere. Beim FC Barcelona habe er seine glücklichsten und sportlich wichtigsten Jahre erlebt. Der am 1. Mai 43-jährige Kreisläufer fügte gegenüber "El Mundo Deportivo" hinzu, er habe sich zwar körperlich fit gehalten, es fehle ihm allerdings an spezifischem Training.

Gegenüber "sport.es" legte Xepkin dar, es mache ihn zufrieden, wenn er seinen Teil dazu beitragen könne, dass die Mannschaft einen Titel gewinne. Barca sei der Klub seines Lebens, und es drängten sich jetzt viele Erinnerungen in sein Gedächtnis. Er bedauere nur, dass er die Herausforderung, den Barcelona-Marathon zu laufen, nun aufschieben müsse.

(von Dr. Oliver Schulz)


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