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22./23.01.2008 - Letzte Aktualisierung: 23.01.2008 EM 2008 / Nationalmannschaft

DHB-Team startet mit Sieg über Island in die Hauptrunde

Update #2 KN-Artikel, Stimmen und Fotos ergänzt...

Holger Glandorf überragte mit 9 Treffern.
Klicken Sie zum Vergrößern! Holger Glandorf überragte mit 9 Treffern.
Die deutsche Handball-Nationalmannschaft hat bei der EM in Norwegen die Chance auf den Halbfinaleinzug gewahrt. Im ersten Spiel in der Hauptrunde besiegte der Weltmeister Island mit 35:27 (17:12) und geht mit 4:2 Punkten in die schwierigen Partien gegen Frankreich (Mittwoch) und Schweden (Donnerstag). Bester Torschütze war am Montagnachmittag Holger Glandorf mit neun Treffern.
Heiner Brand ließ wieder Johannes Bitter im Tor beginnen, und dieser musste erst nach 10 Minuten erstmals hinter sich greifen. Basierend auf einer konzentrierten Abwehrarbeit zog Deutschland so schnell davon: Kehrmann und Preiß machten den Anfang, und nachdem mit Holger Glandorf und Pascal Hens auch der im Spiel gegen Spanien schmerzlich vermisste Rückraum traf, stand es bereits 6:0, ehe Gummersbachs Sigurdsson den ersten isländischen Treffer markierte.

Pascal Hens zeigte aufsteigende Tendenz.
Klicken Sie zum Vergrößern! Pascal Hens zeigte aufsteigende Tendenz.
Und das DHB-Team legte nach, nach einem Doppelpack von Kehrmann stand es Mitte des ersten Durchgangs bereits 10:3. Hoffnung keimte auf bei Alfred Gislason, als Sigurdsson zweimal aus dem Rückraum traf und auf 5:10 verkürzte, doch der überragende Glandorf, Jansen, Klimovets und Hens ließen Deutschland gar auf 14:5 davonziehen - ein 9-Tore-Vorsprung, der auch nach 27 Minuten (17:9) noch Bestand hatte. Die letzten drei Minuten im ersten Durchgang waren dann aber zum Abgewöhnen: Kehrmann und Glandorf warfen den isländischen Torhüter warm, und auch die von Heiner Brand genommene Auszeit ließ die Deutschen im Angriff nicht wieder ruhiger spielen. Pascal Hens verwarf zweimal binnen 30 Sekunden zweimal und lud Island noch zur Aufholjagd ein - zum Seitenwechsel war der Vorsprung bereits auf fünf Treffer dahingeschmolzen.

Florian Kehrmann erzielte die wichtigen Tore zum 25:21 und 26:21.
Klicken Sie zum Vergrößern! Florian Kehrmann erzielte die wichtigen Tore zum 25:21 und 26:21.
Das Team von Alfred Gislason witterte nun Morgenluft: Linkshänder Olafur Stefansson drehte nun auf und brachte seine Mannschaft auf 16:19 heran. Kopfschmerzen bereiteten Heiner Brand auch die jeweils zweiten Zeitstrafen für Klimovets und Glandorf. In dieser Phase sorgte Christian Zeitz für zwei wichtige Tore, nachdem sein dritter Wurf aber über das Tor ging, verkürzte Island - erneut durch Stefansson - gar auf 20:22 und wenig später noch einmal auf 21:23.

Nun aber riss sich der Weltmeister noch einmal zusammen: Henning Fritz stand mittlerweile zwischen den Pfosten für den gut begonnenen Johannes Bitter, der aber nach dem Seitenwechsel keinen Ball mehr an die Hand bekam. Auch Glandorf war aufs Spielfeld zurückgekehrt und sorgte mit seinem Treffer zum 24:21 für die Initialzündung. Die Abwehr stand nun wieder sicherer, Stefansson wurde früh angegriffen, die Isländer zu Fehlern gezwungen. Fehler, die Florian Kehrmann mit zwei Gegenstößen zum 26:21 bestrafte. Der Flensburger Petersson ließ Island noch einmal hoffen, doch erneut Kehrmann sowie Glandorf und Hens sorgten für das 29:22 (50.) und damit für die Entscheidung.

(Sascha Krokowski)

Im zweiten Spiel in der deutschen Gruppe 2 schlug Frankreich Spanien mit 28:27 (15:15) (siehe Spielbericht). Im dritten Spiel trennten sich Schweden und Ungarn 27:27 (14:16) (siehe Spielbericht).

Lesen Sie bitte auch den Spielbericht der KN.

Stimmen zum Spiel:

Bundestrainer Heiner Brand gegenüber den KN:
Nach den ersten 25 Minuten haben wir den Faden verloren, ihn aber zum Glück wieder rechtzeitig gefunden. Jetzt treffen wir auf die beste Mannschaft der Welt - neben uns.
Dominik Klein gegenüber den KN:
Wir haben zwar mit neun Toren geführt, aber keiner kann erwarten, dass wir so einen Vorsprung in der zweiten Halbzeit verdoppeln. Wir haben seit zwei Jahren kein Spiel mehr in einer Hauptrunde verloren - und das soll auch so bleiben.
Oliver Roggisch gegenüber den KN:
Das Spanien-Spiel war das schlechteste, das ich als Nationalspieler miterlebt habe. Heute war die Körpersprache eine ganz andere. Gegen Frankreich müssen wir noch zehn Prozent zulegen und richtig Vollgas geben, dann ist auch was drin.
Florian Kehrmann gegenüber den KN:
Frankreich hat die besseren Einzelspieler, wir die bessere Mannschaft. Das kloppen wir uns jetzt so lange in den Schädel, bis wir auch daran glauben. Und dann gewinnen wir.

22.01.08, Di., 16.20: Deutschland - Island: 35:27 (17:12)

Deutschland:
Fritz (39.-60., 5 Paraden), Bitter (1.-39., 8 Paraden); Hens (5), Roggisch, Klein (2), Preiß (4), Glandorf (9), Baur (3/2), Zeitz (2), Jansen (2), Klimovets (2), Kraus, Kehrmann (6), Kaufmann; Trainer: Brand
Island:
B. Gudmundsson (28 Minuten, 5 Paraden), H. Gudmundsson (32 Minuten, 5 Paraden); Svavarsson (4), Geirsson (1), Fritzson, S. Sigurdsson, Hallgrimsson, G. V. Sigurdsson (6), Gudjonsson (2), Stefansson (8/4), Holmgeirsson (1), Petersson (4), Gunnarsson, Jonsson (1); Trainer: Gislason
Schiedsrichter:
Abrahamsen / Kristiansen (NOR)
Zeitstrafen:
Deutschland: 4 (2x Glandorf (15.,34.), 2x Klimovets (22.,38.));
Island: 4 (Petersson (6.), S. Sigurdsson (13.), Fritzson (16.), Svavarsson (33.))
Siebenmeter:
Deutschland: 4/4;
Island: 2/2;
Spielfilm:
1. Hz.: 6:0 (9.), 6:1, 7:1, 7:2, 8:2, 8:3, 10:3 (16.), 10:5 (19.), 14:5 (23.), 14:6, 15:6, 15:8, 17:8 (26.), 17:12;
2. Hz.: 17:13, 18:13, 18:14, 19:14, 19:16 (36.), 20:16, 20:17, 21:17, 21:18, 22:18, 22:20 (41.), 23:20, 23:21, 26:21 (46.), 26:22, 29:22 (50.), 29:23, 31:23 (54.), 31:24, 32:24, 32:25, 33:25, 33:26, 35:26, 35:27.
Zuschauer:
1380 (Trondheim Spektrum, Trondheim (NOR))

 

Aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2008:

Island nur in der Auszeit gleichwertig

Deutsche Handballer zeigten beim 35:27-Sieg EM-Trotzreaktion
Trondheim - Zwei Punkte gewonnen und sich dabei für das heutige Hammer-Spiel gegen Frankreich geschont - für die deutsche Handball-Nationalmannschaft hätte die Hauptrunde in Trondheim nicht besser beginnen können.

Mit 35:27 (17:12) besiegte das Team von Heiner Brand gestern Nachmittag erschreckend schwache Isländer und ließ der Spanien-Pleite wieder ein versöhnliches EM-Kapitel folgen. Die Geschichte eines Spiels ohne Spannungsbogen ist in neun Minuten erzählt. Markus Baur leitete an seinem 37. Geburtstag mit einem schönen Pass auf Florian Kehrmann das 1:0 ein.

Sekunden später traf der Rechtsaußen die Latte, den Abpraller verwandelte Sebastian Preiß. Auf der Gegenseite knallte Kapitän Olafur Stefansson, der sich trotz Oberschenkelzerrung in den Dienst der Mannschaft gestellt hatte, einen Aufsetzer weit über das Tor. Dann zitterte Snorri Gudjonsson die Hand und Johannes Bitter, der beginnen durfte, konnte sich gegen seine erste Parade gar nicht wehren.

Deutschland: Holger Glandorf rauschte durch eine brüchige 5:1-Deckung zum 3:0, Baur verwandelte auch seinen elften Strafwurf bei dieser EM, der Hamburger Pascal Hens machte ungehindert das 5:0 perfekt.

Island: Logi Geirsson warf aus sechs Metern am Tor vorbei, Jon Jonssen verließ im Angesicht von Bitter der Mut. Sekunden später ließ der Linksaußen einen butterweichen Pass durch die Finger gleiten.

Als Glandorf in der 9. Minute zum 6:0 traf, bat ein völlig frustrierter Alfred Gislason seine kopflose Schar zur Auszeit. Hätte der Trainer einen Wunsch frei gehabt, er hätte diese einzige Minute, in der sein Team bis dahin ein gleichwertiger Gegner gewesen war, auf eine Woche verlängert. Tags zuvor hatte sich Gislason im Mannschaftsquartier noch in Galgenhumor geflüchtet. "Unser Rückraum ist übermächtig", sagte er zur Begrüßung der deutschen Mannschaft, die am Nachmittag aus Bergen eingetroffen war. "Gegen diesen starken Angriff habt ihr überhaupt keine Chance." Der 48-Jährige wusste aber schon in der Nacht vor der dritten Turnierniederlage, dass sein Team weit davon entfernt sein würde, dem Weltmeister ein Bein zu stellen. Dass seine Schützlinge sich aber derart widerstandslos mit der Verliererrolle begnügen würden, hatte auch er nicht geglaubt.

Mit 17:8 führten die Deutschen, als auch sie sanft entschlummerten. Der Wecker klingelte erst, als das Polster nur noch zwei Tore (23:21/40.) betrug und der Gegner sich offenbar für Handballsport mit Körperkontakt entschieden hatte. Vor einer in Anzahl und Dezibel enttäuschenden Kulisse von lediglich 1318 Zuschauern im Trondheim Spektrum war eine Wende aber nicht zu befürchten, auch weil der eingewechselte Henning Fritz schnell einige Bälle hielt und im Angriff wieder die Ernsthaftigkeit Einzug hielt.

Im Vorfeld dieser EM wurde viel darüber diskutiert, ob die Deutschen durch den Umzug nach Trondheim nicht zusätzlich belastet werden würden. Im Gegensatz zu den Franzosen, Schweden und Isländern, die sich am Montag entspannen durften. Zumindest für den Weltmeister trifft diese Befürchtung nicht zu, Baur & Co. hatten gestern ihren freien Tag. Und die Isländer wären nur zu gerne verreist - zurück in die Heimat.

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 23.01.2008)


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