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11.03.2008 Europapokal

Kieler Nachrichten: Top-Vereine bieten EHF die Stirn

"GCH" plant Champions-League-Alternative

Aus den Kieler Nachrichten vom 11.03.2008:

Kiel/Wien - Erreicht der THW Kiel das Halbfinale der Champions League? Eine Antwort gibt es am Donnerstag im abschließenden Spiel der Hauptrunde gegen Ademar Leon. Möglicherweise ist das Heimspiel der "Zebras" eines der letzten in diesem Wettbewerb. Am 20. April soll sich entscheiden, ob die Champions League ein Auslaufmodell ist. Die "Group Club Handball" scheint entschlossen, gegen den Willen der Europäischen Handball-Föderation (EHF) kurzfristig eine privat finanzierte Liga auf die Beine zu stellen.
"Es hat sich an unseren Plänen nichts geändert", meinte GCH-Geschäftsführer Gerd Butzeck. Die Vereinigung, deren Vizepräsident Uwe Schwenker (Manager des THW Kiel) ist, ist keineswegs mit dem Ergebnis des Außerordentlichen Kongresses der EHF im Januar in Lillehammer zufrieden. Anders, als Ulrich Strombach, Präsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB) im Anschluss verkündet hatte, ist eine privat finanzierte Europaliga nicht vom Tisch. Mittlerweile, so Butzeck, hätten sie auch Zusagen von Sponsoren, die bereit wären, den Fünf-Millionen-Etat aufzubringen. "Der Spielplan steht, finanzielle Probleme haben wir nicht. Es kann im September losgehen."

Die "GCH", zu der die Bundesligisten THW Kiel, SG Flensburg-Handewitt, TBV Lemgo und SC Magdeburg gehören, ist unzufrieden mit der EHF, der Dachorganisation 49 europäischer Verbände. Im Einzelnen wünschen sich die Vereine unter anderem Abstellgebühren für ihre Nationalspieler, eine stärkere Gewinnbeteiligung an der Champions League und einen entzerrten Kalender, der Meisterschaften im Zwei-Jahres-Rhythmus und jeweils im Sommer vorsieht. Butzeck beklagt, dass die Champions-League-Teilnehmer, die ihre Fernsehrechte und die Bandenwerbung an die EHF abtreten, keine entsprechende Entschädigung erhalten. "An 32 Klubs werden 2,5 Millionen Euro ausgeschüttet. Im Schnitt bleiben den Vereinen, die die Vermarktung der wichtigsten Saisonspiele aus der Hand geben, 65 000 Euro. Das ist zu wenig."

Butzeck, der einen Doktortitel in Mathematik besitzt, orientierte sich an dem Vorbild der Basketballer, die mit dem ULEB-Cup eine Europaliga installiert haben, pro Saison rund 17 Millionen Euro umsetzen und den Verbänden diktieren, dass Europameisterschaften nur noch zwischen Juli und September ausgetragen werden dürfen. Noch setzt die Klubvertretung, der EHF-Präsident Tor Lian jüngst die Rolle als Vermittler europäischer Klubinteressen ("das ist eine Vereinigung elitärer Vereine") absprach, auf eine Einigung. Butzeck: "Wir ziehen es vor, die Champions League zu belassen. Aber nicht zu diesen Bedingungen."

Er hofft darauf, dass es eine Lösung nach dem Vorbild der Fußballer geben könnte, die mit der UEFA und der "G14" der Klubs einen ähnlichen Konflikt ausgetragen haben. Mittlerweile haben sich Verbände und Klubs darauf verständigt, künftig gemeinsame Sache zu machen.

Ein entsprechendes Gremium, in dem jeweils vier Vertreter der Klubs, Spieler, Ligen und des Dachverbandes (UEFA) sitzen, soll nun die Ausrichtung der internationale Klub-Wettbewerbe und Europameisterschaften diskutieren. "Das funktionierte unbürokratisch", meinte Butzeck. "Wir könnten das in einem Zwei-Stunden-Gespräch auf den Handball übertragen." Derzeit sieht es nicht so aus, als ob die EHF an einer derartigen Kooperation interessiert sei. Aus Funktionärskreisen war zu hören, dass die Entscheidungsträger der EHF davon überzeugt sind, dass die Liga nur eine leere Drohung sei und die angebliche Geschlossenheit der Klubs Augenwischerei ist. "Pokern macht nur Sinn, wenn man auch etwas Realistisches in der Hand hat. So wie wir", widerspricht Butzeck, der noch die "Competition Conference" der EHF am 18. und 19. April in Wien abwarten will. "Am Tag danach entscheiden wir."

(von Wolf Paarmann, aus den Kieler Nachrichten vom 11.03.2008)


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